Grönemeyer: "Ganz Deutschland freut sich über diese Mannschaft"

Herbert Grönemeyers Liebe zum Fußball ist kein Geheimnis. Er hat sich öffentlich dazu bekannt, indem er sie besungen hat. Speziell die zum VfL Bochum. Doch damit ist das Thema längst nicht erschöpft. Denn der Musiker ist passionierter Fußballer. Der Sport begleitet ihn durch sein Leben.

Natürlich hat Herbert Grönemeyer selbst gespielt. In der Jugend bei Viktoria Bochum. Später in der Bunten Liga. Oder bei Benefiz-Spielen. Als Zuschauer und Fan verfolgt er den Fußball international. Nicht zuletzt dank seines Wohnsitzes in London. Dort hatte er zum Beispiel eine Dauerkarte beim FC Chelsea. Aber auch die Nationalmannschaft hat es ihm angetan.

Im fanclub.dfb.de-Interview mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer spricht Herbert Grönemeyer über Glücksmomente, Faszination, Identifikation und Begeisterung für den Fußball.

fanclub.dfb.de: Herr Grönemeyer, waren Sie am Sonntag vor einer Woche ein glücklicher Fußball-Fan?

Herbert Grönemeyer: Auf jeden Fall: Weil Bochum gegen Köln gewonnen hat. Das war unfassbar (lacht). Ich habe die Zusammenfassung gesehen. Ich fiebere nach wie vor mit dem VfL mit.

fanclub.dfb.de: Wie sehr prägt das Abschneiden Ihrer Mannschaft Ihre Stimmung?

Herbert Grönemeyer: Dummerweise hat man sich ein wenig an das Gedümpel des VfL gewöhnt. Früher war das intensiver. Jetzt ist man über jeden Punkt froh. Man hofft ja inzwischen - und das ist traurig - , dass der Verein nicht auch aus der 2. Bundesliga absteigt. Und nach wie vor hoffe ich, dass er sich wieder konsolidiert und vielleicht in der nächsten Saison eine Mannschaft hat, die um den Aufstieg spielen kann.

fanclub.dfb.de: Wie stark ist die Identifikation mit Ihrem Verein?

Herbert Grönemeyer: Viele kennen das ja, wie der Bezug zu dem Verein aus dem Ort ist, in dem man groß geworden ist. Im Ruhrgebiet ist die Beziehung zum Fußball noch einmal inniger. Weil da lange Zeit nicht so viel los war. Wir haben früher hauptsächlich Fußball gespielt und sind ins Stadion gegangen. Ich habe mit vier Jahren das erste Mal den VfL live gesehen. Da spielte er noch in der Westfalen-Liga. Ich bin dann mit ihm aufgestiegen (lacht).

fanclub.dfb.de: Im übertragenen Sinne, aber wie sah es mit Ihrem Talent aus?

Herbert Grönemeyer: Ich habe selbst mit Viktoria Bochum in der Kreisleistungsklasse gespielt. In der A-Jugend waren wir in einer Liga mit dem VfL. Die wurden damals Deutscher Meister (Anm. d. Red.: 1969). Die erste von denen hat uns 22:0 geschlagen. Das prägt sehr stark (lacht). Die trugen immer den Ball zur Mittellinie und auf dem Weg fragten sie uns schon: Wo wollt ihr den nächsten hin haben? Wir sind dann auch direkt wieder abgestiegen.

fanclub.dfb.de: Auf welcher Position haben Sie gespielt?

Herbert Grönemeyer: Ich habe erst Stürmer gespielt. Dann bin ich langsam über Positionen im Mittelfeld zum Libero geworden.

fanclub.dfb.de: Also sind Sie so eine Art früher Philipp Lahm?

Herbert Grönemeyer: Ja, genau. Den hatte mit Hermann Gerland ja auch ein Bochumer trainiert (lacht).

fanclub.dfb.de: Sie leben mittlerweile in London und Berlin, hat die Distanz die Bindung zu Ihrem Klub verändert?

Herbert Grönemeyer: Ja, man wird sentimentaler. Das wird jeder bestätigen, der im Ausland lebt. Man wird einfach heimatverbundener. Man tendiert dazu, Dinge zu verklären. Umgekehrt lernt man aber auch, die Dinge Zuhause auf eine andere Weise zu betrachten. In England lernt man zum Beispiel, die Dinge etwas lockerer anzugehen. Die Briten gehen mit einer großen Leichtigkeit durchs Leben und das ist schon beeindruckend.

fanclub.dfb.de: In keiner Stadt wird so viel Spitzenfußball geboten wie in London. Eine Versuchung für Sie?

Herbert Grönemeyer: Als mein Sohn noch in London lebte, hatten wir über drei Spielzeiten Dauerkarten beim FC Chelsea. Mein Sohn ist ein eingefleischter Chelsea-Fan. Ich kriege jede Woche detaillierte Spielberichte von ihm. Zuletzt haben sie gegen West Bromwich in der 96. Minute den 2:2-Ausgleich erzielt. Ich bin eher Arsenal-Fan. Ich mag Arsene Wenger, ich finde den Fußball unheimlich schön, den er spielen lässt. In England ins Stadion zu gehen, ist auch ein Erlebnis, sie haben dort wunderbare Gesänge. Das macht tierisch Spaß. Fußball in England ist wirklich etwas Besonderes. Das merkt man auch an den englischen Frauen. Um sich überhaupt mit Männern unterhalten zu können, müssen die was von Fußball verstehen, sonst kriegen sie keinen ab (lacht). Man wundert sich als Deutscher, wenn man mit einer Frau ins Gespräch kommt und die einem ziemlich detailliert zur Premier League Auskunft gibt.

fanclub.dfb.de: Welche Faszination übt der Fußball auf Sie aus?

Herbert Grönemeyer: Ich habe selber auch noch Tennis und Basketball gespielt. Und Tennis auch sehr erfolgreich bei ETUF Essen. Ich habe als 14-Jähriger in der 2. Bundesliga gespielt. Aber Fußball ist ein Mannschaftssport. Das Prägende an ihm ist, man leidet, man gewinnt, man verliert miteinander. Man muss lernen, mit Leuten zu spielen, die man vielleicht nicht ganz so mag. Man muss sich einem Team-Geist unterordnen. Ich glaube, dass der Fußball das Leben in der schönsten Form wieder gibt. Dieses Erlebnis der Gemeinsamkeit, sich beim Training vielleicht auch mal zu kebbeln, aber dann dennoch im Spiel eine Einheit zu bilden, das, finde ich, ist eine große Lebenserziehung. Und der Spaß dabei. Der Geruch des Rasens, das ist im Grunde genommen noch schöner, als auf die Bühne zu gehen. Ich spiele noch ein-, zweimal im Jahr selber, dieses Kindliche, das Verspielte, zum Teil sogar Alberne daran, das ist schon sehr lebensprägend.

fanclub.dfb.de: Gibt es einen Moment, von dem Sie sagen, das war für mich das größte Fußball-Glück?

Herbert Grönemeyer: Mein größtes Fußball-Glück war ein verwandelter Freistoß in der A-Jugend, mit dem wir den Aufstieg in die Kreisleistungsklasse perfekt gemacht hatten. Es war das entscheidende Spiel. Es stand 2:2. Und wir mussten gewinnen. Ich hatte nie Freistöße schießen dürfen. Das war nicht meins. Ich habe sie eher herausgeholt. Ich fiel gerne mal hin. Und dann habe ich den Ball halbhoch um die Mauer herum im Tor versenkt. Und darauf stürzten alle über mich her (lacht). Das war einer meiner größten Glücksmomente in meinem ganzen Leben. Und dann erinnere ich mich noch gerne daran zurück, dass wir Schulmeister geworden sind. Da haben sie mir bei einem Kopfball-Torpedo vor den Kopf getreten. Ich hatte eine offene Platzwunde, aber habe bis zum Ende gespielt. Da war ich auch sehr stolz. Und wir haben auch den Titel geholt.

fanclub.dfb.de: Fiebern Sie mit der deutschen Nationalmannschaft mit?

Herbert Grönemeyer: Ja, absolut. Das Team ist unheimlich vielschichtig geworden. Es spielt fast den schönsten Fußball, den Deutschland überhaupt je gespielt hat.

fanclub.dfb.de: Welche Spieler schätzen Sie?

Herbert Grönemeyer: Oje, da wird es kompliziert. Ich bin ein Mittelfeld-Spezi. Sicherlich mag ich Mesut Özil und Sami Khedira. Ich mag aber auch Toni Kroos und Bastian Schweinsteiger. Ich mag dieses Bayrische, Verschmitzte an Thomas Müller. Ich mag auch Mario Gomez sehr gerne. Ich finde, er hat eine Eleganz, die es selten im deutschen Fußball gab. Also, ich könnte zu jedem etwas sagen. Ich mag alle gerne, sie repräsentieren diese Spielfreude und das Gemeinsame. Ganz Deutschland freut sich über diese Mannschaft.

fanclub.dfb.de: Am Dienstag haben Sie ein „Heimspiel“, das DFB-Team spielt gegen England.

Herbert Grönemeyer: Ich werde leider nicht in London sein. Ich bin derzeit in Berlin. Ich gehe gleich ins Studio und fange mit der neuen Platte an. Als Didi Hamann 2000 im alten Wembley-Stadion den Siegtreffer erzielte, war ich dabei. Damals bin ich mit Kalle Riedle zum Spiel gegangen.

fanclub.dfb.de: Was ist für die Nationalmannschaft bei der WM 2014 in Brasilien drin?

Herbert Grönemeyer: Ich bin der Meinung, die deutsche Mannschaft kann dort entspannt auflaufen. Die Spieler sind nach wie vor jung. Ich finde, dass man aufpassen soll, den Druck nicht so hoch zu ziehen. Mit ihrer Spielweise werden sie das Publikum auf ihre Seite holen. Sie spielen in Europa mit den schönsten Fußball. Fast brasilianisch. Wie es letztlich im Turnier läuft, hängt wiederum von so vielen Komponenten ab: Wetter, Platz, Verletzungen, Sperren, Hotel (lacht). Ich denke, so lange man es spielerisch nimmt mit dem Ehrgeiz, haben sie große Chancen. Allein ihnen zuzuschauen, ist gut für das Ansehen der Deutschen auf der ganzen Welt, es zeigt eine freudige Seite von uns.

fanclub.dfb.de: Wie werden Sie das Turnier verfolgen?

Herbert Grönemeyer: Das hängt davon ab, wie weit ich mit meiner Platte sein werde. Mein Sohn macht mich derzeit aber schon kirre, weil er meint, wir müssten da dringend hin (lacht). Bei den letzten großen Turnieren waren wir jeweils vor Ort. Diesmal hängt das aber davon ab, ob ich fertig werde mit der Platte - wovon ich nicht ausgehe. Wenn doch, würde ich rüberfliegen und mir ein, zwei Spiele angucken.

fanclub.dfb.de: Als Musiker: Sie sind Sie schon gespannt auf den WM-Song 2014?

Herbert Grönemeyer: Ja, klar! Mal sehen, was kommt. Ich muss auch sagen, dass das toll war, den WM-Song 2006 schreiben zu dürfen.

fanclub.dfb.de: Sie landeten mit „Zeit, dass sich was dreht“ einen großen Hit. Was macht Ihrer Meinung nach einen guten WM-Song aus?

Herbert Grönemeyer: Dass er emotionalisiert. Dass er nicht zu platt, aber singbar ist. Dass er die Freude auf den Fußball weckt. Dass er nicht zu komplex ist, aber auch nicht komplett banal.

fanclub.dfb.de: Ihr Song war eine Auftragsarbeit der FIFA. Wie schwer ist es, ein Lied quasi auf Knopfdruck zu komponieren?

Herbert Grönemeyer: Das war in diesem Fall nicht so schwer, weil ich selber ein großer Fußball-Fan bin. Die Euphorie darüber, dass ich diesen Auftrag erhalten habe, hat mich unheimlich angetrieben. Ich wollte mit dem Song schon die Brücke schlagen und auf Südafrika hinweisen. Da lagen die Zutaten schon da. Ich habe das Stück ja mit Amadou & Mariam eingespielt.

fanclub.dfb.de: Richten Sie Ihren Terminkalender nach der WM aus?

Herbert Grönemeyer: Zum Glück sind wir nicht auf Tour. Auf Tour war es immer schwierig. Da musste man sich einen Fernseher auf die Seitenbühne stellen. Gerade wenn man im Sommer draußen spielte, war das nicht einfach. Im kommenden Jahr werden wir im Studio gut bestückt sein. Wir werden über dem Screen, über den die Musik läuft, einen Bildschirm haben und die Spiele dort laufen lassen.

fanclub.dfb.de: Die Nationalmannschaft steht vor der WM. Welche Projekte stehen bei Ihnen an?

Herbert Grönemeyer: Ich habe die Film-Musik für „A Most Wanted Man“ geschrieben. Das ist eine amerikanisch-britische Co-Produktion mit Philip Seymour Hoffmann, Willem Dafoe und Nina Hoss. Der kommt im Februar raus. Und ich arbeite jetzt an meiner Platte. Das zieht sich. „Mensch“ hat eineinhalb Jahre gedauert, fast zwei Jahre. Zwischendurch brauchen wir auch mal eine oder zwei Wochen, in denen man durchhängen kann, neue Sachen sieht, sich einfach erholt. Es ist ja nicht so, dass man ins Studio geht und es sprudelt aus einem heraus. Das ist durchaus auch gepaart mit Selbstzweifeln und Generve. Man denkt, man kann selbstbewusst da rangehen, aber in Wirklichkeit hat man Angst, dass einem, wie Timo Hildebrandt gegen Chelsea geschehen, bei einem Rückpass der Ball verspringt.

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Herbert Grönemeyers Liebe zum Fußball ist kein Geheimnis. Er hat sich öffentlich dazu bekannt, indem er sie besungen hat. Speziell die zum VfL Bochum. Doch damit ist das Thema längst nicht erschöpft. Denn der Musiker ist passionierter Fußballer. Der Sport begleitet ihn durch sein Leben.

Natürlich hat Herbert Grönemeyer selbst gespielt. In der Jugend bei Viktoria Bochum. Später in der Bunten Liga. Oder bei Benefiz-Spielen. Als Zuschauer und Fan verfolgt er den Fußball international. Nicht zuletzt dank seines Wohnsitzes in London. Dort hatte er zum Beispiel eine Dauerkarte beim FC Chelsea. Aber auch die Nationalmannschaft hat es ihm angetan.

Im fanclub.dfb.de-Interview mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer spricht Herbert Grönemeyer über Glücksmomente, Faszination, Identifikation und Begeisterung für den Fußball.

fanclub.dfb.de: Herr Grönemeyer, waren Sie am Sonntag vor einer Woche ein glücklicher Fußball-Fan?

Herbert Grönemeyer: Auf jeden Fall: Weil Bochum gegen Köln gewonnen hat. Das war unfassbar (lacht). Ich habe die Zusammenfassung gesehen. Ich fiebere nach wie vor mit dem VfL mit.

fanclub.dfb.de: Wie sehr prägt das Abschneiden Ihrer Mannschaft Ihre Stimmung?

Herbert Grönemeyer: Dummerweise hat man sich ein wenig an das Gedümpel des VfL gewöhnt. Früher war das intensiver. Jetzt ist man über jeden Punkt froh. Man hofft ja inzwischen - und das ist traurig - , dass der Verein nicht auch aus der 2. Bundesliga absteigt. Und nach wie vor hoffe ich, dass er sich wieder konsolidiert und vielleicht in der nächsten Saison eine Mannschaft hat, die um den Aufstieg spielen kann.

fanclub.dfb.de: Wie stark ist die Identifikation mit Ihrem Verein?

Herbert Grönemeyer: Viele kennen das ja, wie der Bezug zu dem Verein aus dem Ort ist, in dem man groß geworden ist. Im Ruhrgebiet ist die Beziehung zum Fußball noch einmal inniger. Weil da lange Zeit nicht so viel los war. Wir haben früher hauptsächlich Fußball gespielt und sind ins Stadion gegangen. Ich habe mit vier Jahren das erste Mal den VfL live gesehen. Da spielte er noch in der Westfalen-Liga. Ich bin dann mit ihm aufgestiegen (lacht).

fanclub.dfb.de: Im übertragenen Sinne, aber wie sah es mit Ihrem Talent aus?

Herbert Grönemeyer: Ich habe selbst mit Viktoria Bochum in der Kreisleistungsklasse gespielt. In der A-Jugend waren wir in einer Liga mit dem VfL. Die wurden damals Deutscher Meister (Anm. d. Red.: 1969). Die erste von denen hat uns 22:0 geschlagen. Das prägt sehr stark (lacht). Die trugen immer den Ball zur Mittellinie und auf dem Weg fragten sie uns schon: Wo wollt ihr den nächsten hin haben? Wir sind dann auch direkt wieder abgestiegen.

fanclub.dfb.de: Auf welcher Position haben Sie gespielt?

Herbert Grönemeyer: Ich habe erst Stürmer gespielt. Dann bin ich langsam über Positionen im Mittelfeld zum Libero geworden.

fanclub.dfb.de: Also sind Sie so eine Art früher Philipp Lahm?

Herbert Grönemeyer: Ja, genau. Den hatte mit Hermann Gerland ja auch ein Bochumer trainiert (lacht).

fanclub.dfb.de: Sie leben mittlerweile in London und Berlin, hat die Distanz die Bindung zu Ihrem Klub verändert?

Herbert Grönemeyer: Ja, man wird sentimentaler. Das wird jeder bestätigen, der im Ausland lebt. Man wird einfach heimatverbundener. Man tendiert dazu, Dinge zu verklären. Umgekehrt lernt man aber auch, die Dinge Zuhause auf eine andere Weise zu betrachten. In England lernt man zum Beispiel, die Dinge etwas lockerer anzugehen. Die Briten gehen mit einer großen Leichtigkeit durchs Leben und das ist schon beeindruckend.

fanclub.dfb.de: In keiner Stadt wird so viel Spitzenfußball geboten wie in London. Eine Versuchung für Sie?

Herbert Grönemeyer: Als mein Sohn noch in London lebte, hatten wir über drei Spielzeiten Dauerkarten beim FC Chelsea. Mein Sohn ist ein eingefleischter Chelsea-Fan. Ich kriege jede Woche detaillierte Spielberichte von ihm. Zuletzt haben sie gegen West Bromwich in der 96. Minute den 2:2-Ausgleich erzielt. Ich bin eher Arsenal-Fan. Ich mag Arsene Wenger, ich finde den Fußball unheimlich schön, den er spielen lässt. In England ins Stadion zu gehen, ist auch ein Erlebnis, sie haben dort wunderbare Gesänge. Das macht tierisch Spaß. Fußball in England ist wirklich etwas Besonderes. Das merkt man auch an den englischen Frauen. Um sich überhaupt mit Männern unterhalten zu können, müssen die was von Fußball verstehen, sonst kriegen sie keinen ab (lacht). Man wundert sich als Deutscher, wenn man mit einer Frau ins Gespräch kommt und die einem ziemlich detailliert zur Premier League Auskunft gibt.

fanclub.dfb.de: Welche Faszination übt der Fußball auf Sie aus?

Herbert Grönemeyer: Ich habe selber auch noch Tennis und Basketball gespielt. Und Tennis auch sehr erfolgreich bei ETUF Essen. Ich habe als 14-Jähriger in der 2. Bundesliga gespielt. Aber Fußball ist ein Mannschaftssport. Das Prägende an ihm ist, man leidet, man gewinnt, man verliert miteinander. Man muss lernen, mit Leuten zu spielen, die man vielleicht nicht ganz so mag. Man muss sich einem Team-Geist unterordnen. Ich glaube, dass der Fußball das Leben in der schönsten Form wieder gibt. Dieses Erlebnis der Gemeinsamkeit, sich beim Training vielleicht auch mal zu kebbeln, aber dann dennoch im Spiel eine Einheit zu bilden, das, finde ich, ist eine große Lebenserziehung. Und der Spaß dabei. Der Geruch des Rasens, das ist im Grunde genommen noch schöner, als auf die Bühne zu gehen. Ich spiele noch ein-, zweimal im Jahr selber, dieses Kindliche, das Verspielte, zum Teil sogar Alberne daran, das ist schon sehr lebensprägend.

fanclub.dfb.de: Gibt es einen Moment, von dem Sie sagen, das war für mich das größte Fußball-Glück?

Herbert Grönemeyer: Mein größtes Fußball-Glück war ein verwandelter Freistoß in der A-Jugend, mit dem wir den Aufstieg in die Kreisleistungsklasse perfekt gemacht hatten. Es war das entscheidende Spiel. Es stand 2:2. Und wir mussten gewinnen. Ich hatte nie Freistöße schießen dürfen. Das war nicht meins. Ich habe sie eher herausgeholt. Ich fiel gerne mal hin. Und dann habe ich den Ball halbhoch um die Mauer herum im Tor versenkt. Und darauf stürzten alle über mich her (lacht). Das war einer meiner größten Glücksmomente in meinem ganzen Leben. Und dann erinnere ich mich noch gerne daran zurück, dass wir Schulmeister geworden sind. Da haben sie mir bei einem Kopfball-Torpedo vor den Kopf getreten. Ich hatte eine offene Platzwunde, aber habe bis zum Ende gespielt. Da war ich auch sehr stolz. Und wir haben auch den Titel geholt.

fanclub.dfb.de: Fiebern Sie mit der deutschen Nationalmannschaft mit?

Herbert Grönemeyer: Ja, absolut. Das Team ist unheimlich vielschichtig geworden. Es spielt fast den schönsten Fußball, den Deutschland überhaupt je gespielt hat.

fanclub.dfb.de: Welche Spieler schätzen Sie?

Herbert Grönemeyer: Oje, da wird es kompliziert. Ich bin ein Mittelfeld-Spezi. Sicherlich mag ich Mesut Özil und Sami Khedira. Ich mag aber auch Toni Kroos und Bastian Schweinsteiger. Ich mag dieses Bayrische, Verschmitzte an Thomas Müller. Ich mag auch Mario Gomez sehr gerne. Ich finde, er hat eine Eleganz, die es selten im deutschen Fußball gab. Also, ich könnte zu jedem etwas sagen. Ich mag alle gerne, sie repräsentieren diese Spielfreude und das Gemeinsame. Ganz Deutschland freut sich über diese Mannschaft.

fanclub.dfb.de: Am Dienstag haben Sie ein „Heimspiel“, das DFB-Team spielt gegen England.

Herbert Grönemeyer: Ich werde leider nicht in London sein. Ich bin derzeit in Berlin. Ich gehe gleich ins Studio und fange mit der neuen Platte an. Als Didi Hamann 2000 im alten Wembley-Stadion den Siegtreffer erzielte, war ich dabei. Damals bin ich mit Kalle Riedle zum Spiel gegangen.

fanclub.dfb.de: Was ist für die Nationalmannschaft bei der WM 2014 in Brasilien drin?

Herbert Grönemeyer: Ich bin der Meinung, die deutsche Mannschaft kann dort entspannt auflaufen. Die Spieler sind nach wie vor jung. Ich finde, dass man aufpassen soll, den Druck nicht so hoch zu ziehen. Mit ihrer Spielweise werden sie das Publikum auf ihre Seite holen. Sie spielen in Europa mit den schönsten Fußball. Fast brasilianisch. Wie es letztlich im Turnier läuft, hängt wiederum von so vielen Komponenten ab: Wetter, Platz, Verletzungen, Sperren, Hotel (lacht). Ich denke, so lange man es spielerisch nimmt mit dem Ehrgeiz, haben sie große Chancen. Allein ihnen zuzuschauen, ist gut für das Ansehen der Deutschen auf der ganzen Welt, es zeigt eine freudige Seite von uns.

fanclub.dfb.de: Wie werden Sie das Turnier verfolgen?

Herbert Grönemeyer: Das hängt davon ab, wie weit ich mit meiner Platte sein werde. Mein Sohn macht mich derzeit aber schon kirre, weil er meint, wir müssten da dringend hin (lacht). Bei den letzten großen Turnieren waren wir jeweils vor Ort. Diesmal hängt das aber davon ab, ob ich fertig werde mit der Platte - wovon ich nicht ausgehe. Wenn doch, würde ich rüberfliegen und mir ein, zwei Spiele angucken.

fanclub.dfb.de: Als Musiker: Sie sind Sie schon gespannt auf den WM-Song 2014?

Herbert Grönemeyer: Ja, klar! Mal sehen, was kommt. Ich muss auch sagen, dass das toll war, den WM-Song 2006 schreiben zu dürfen.

fanclub.dfb.de: Sie landeten mit „Zeit, dass sich was dreht“ einen großen Hit. Was macht Ihrer Meinung nach einen guten WM-Song aus?

Herbert Grönemeyer: Dass er emotionalisiert. Dass er nicht zu platt, aber singbar ist. Dass er die Freude auf den Fußball weckt. Dass er nicht zu komplex ist, aber auch nicht komplett banal.

fanclub.dfb.de: Ihr Song war eine Auftragsarbeit der FIFA. Wie schwer ist es, ein Lied quasi auf Knopfdruck zu komponieren?

Herbert Grönemeyer: Das war in diesem Fall nicht so schwer, weil ich selber ein großer Fußball-Fan bin. Die Euphorie darüber, dass ich diesen Auftrag erhalten habe, hat mich unheimlich angetrieben. Ich wollte mit dem Song schon die Brücke schlagen und auf Südafrika hinweisen. Da lagen die Zutaten schon da. Ich habe das Stück ja mit Amadou & Mariam eingespielt.

fanclub.dfb.de: Richten Sie Ihren Terminkalender nach der WM aus?

Herbert Grönemeyer: Zum Glück sind wir nicht auf Tour. Auf Tour war es immer schwierig. Da musste man sich einen Fernseher auf die Seitenbühne stellen. Gerade wenn man im Sommer draußen spielte, war das nicht einfach. Im kommenden Jahr werden wir im Studio gut bestückt sein. Wir werden über dem Screen, über den die Musik läuft, einen Bildschirm haben und die Spiele dort laufen lassen.

fanclub.dfb.de: Die Nationalmannschaft steht vor der WM. Welche Projekte stehen bei Ihnen an?

Herbert Grönemeyer: Ich habe die Film-Musik für „A Most Wanted Man“ geschrieben. Das ist eine amerikanisch-britische Co-Produktion mit Philip Seymour Hoffmann, Willem Dafoe und Nina Hoss. Der kommt im Februar raus. Und ich arbeite jetzt an meiner Platte. Das zieht sich. „Mensch“ hat eineinhalb Jahre gedauert, fast zwei Jahre. Zwischendurch brauchen wir auch mal eine oder zwei Wochen, in denen man durchhängen kann, neue Sachen sieht, sich einfach erholt. Es ist ja nicht so, dass man ins Studio geht und es sprudelt aus einem heraus. Das ist durchaus auch gepaart mit Selbstzweifeln und Generve. Man denkt, man kann selbstbewusst da rangehen, aber in Wirklichkeit hat man Angst, dass einem, wie Timo Hildebrandt gegen Chelsea geschehen, bei einem Rückpass der Ball verspringt.