Grindel zum Holocaust-Gedenktag: "Müssen uns vor jeden stellen"

Reinhard Grindel hat anlässlich des Holocaust-Gedenktages bei einer bewegenden Rede in Dortmund die kompromisslose Haltung des Fußballs gegen Antisemitismus und Ausgrenzung eingefordert. Im Deutschen Fußballmuseum sagte der DFB-Präsident: "Wir müssen uns vor jeden stellen, der wegen seiner Religion, seiner Herkunft, seiner Ethnie oder sexuellen Orientierung angegriffen wird. Wer gegen die Werte des Fußballs verstößt, dem müssen wir die rote Karte zeigen."

Zur Matinee-Veranstaltung am Sonntag waren auf Einladung des Deutschen Fußball-Bundes und des Museums viele Parlamentarier gekommen. Aber auch Dortmunder Bürger konnten sich online anmelden und viele nutzten die Gelegenheit. 250 Gäste füllten die dichtbestuhlten Reihen. Seit 1996 ist der 27. Januar in Deutschland ein offizieller Gedenktag, seit dem Beschluss der Vereinten Nationen im Jahr 2005 auch international.

Am 27. Januar 1945 hatten sich für die Überlebenden die Tore des Konzentrationslagers Auschwitz geöffnet, die Rote Armee hatte das Lager befreit. Historiker beziffern die Zahl der ermordeten europäischen Juden zwischen 1941 und 1945 auf 5,6 bis 6,3 Millionen Menschen. Zu den Opfern des nationalsozialistischen Unrechtsregimes zählte auch Julius Hirsch, ein deutscher Nationalspieler jüdischen Glaubens, der 1943 nach Auschwitz deportiert worden war.

"Bin stolz, dass der DFB heute ein Verband ist, der für Vielfalt steht"

"Der Ausschluss aus den Fußballvereinen war der erste Schritt auf dem langen Weg der Ausgrenzung und Entrechtung der Juden in Deutschland. Der Fußball hatte sein moralisches Rüstzeug in vorauseilendem Gehorsam aufgegeben. Es ist eine traurige Wahrheit: Auch der Fußball hat 1933 versagt, die Vereine, der DFB, sie waren keine Widerstandskämpfer", sagte Grindel in Dortmund. Mit dem sogenannten "Stuttgarter Beschluss" hatten 14 Vereine des Süddeutschen Fußballverbandes, darunter auch Hirschs Heimatverein, der Karlsruher FV, schon im März `33 den Ausschluss jüdischer Menschen aus dem Fußball proklamiert.

"85 Jahre nach dem kollektiven Versagen einer ganzen Generation leben wir in einem anderen Land. Und wir stehen für einen anderen Fußball", sagte Reinhard Grindel in Dortmund. Mit dem jährlich verliehenen Julius Hirsch Preis habe der DFB zusammen mit der Familie Hirsch "einen nachhaltigen Moment der Erinnerung geschaffen". "Ich bin stolz, dass der DFB heute ein Verband ist, der für Vielfalt steht." Neben dem DFB-Präsidenten gehörten zu den Rednern auch Claudia Roth, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Dortmunds Oberbürgermeister Ulrich Sierau und Jeremy Issacharoff, der Botschafter des Staates Israel. Die Festansprache hielt der Historiker Prof. Moshe Zimmermann.



Reinhard Grindel hat anlässlich des Holocaust-Gedenktages bei einer bewegenden Rede in Dortmund die kompromisslose Haltung des Fußballs gegen Antisemitismus und Ausgrenzung eingefordert. Im Deutschen Fußballmuseum sagte der DFB-Präsident: "Wir müssen uns vor jeden stellen, der wegen seiner Religion, seiner Herkunft, seiner Ethnie oder sexuellen Orientierung angegriffen wird. Wer gegen die Werte des Fußballs verstößt, dem müssen wir die rote Karte zeigen."

Zur Matinee-Veranstaltung am Sonntag waren auf Einladung des Deutschen Fußball-Bundes und des Museums viele Parlamentarier gekommen. Aber auch Dortmunder Bürger konnten sich online anmelden und viele nutzten die Gelegenheit. 250 Gäste füllten die dichtbestuhlten Reihen. Seit 1996 ist der 27. Januar in Deutschland ein offizieller Gedenktag, seit dem Beschluss der Vereinten Nationen im Jahr 2005 auch international.

Am 27. Januar 1945 hatten sich für die Überlebenden die Tore des Konzentrationslagers Auschwitz geöffnet, die Rote Armee hatte das Lager befreit. Historiker beziffern die Zahl der ermordeten europäischen Juden zwischen 1941 und 1945 auf 5,6 bis 6,3 Millionen Menschen. Zu den Opfern des nationalsozialistischen Unrechtsregimes zählte auch Julius Hirsch, ein deutscher Nationalspieler jüdischen Glaubens, der 1943 nach Auschwitz deportiert worden war.

"Bin stolz, dass der DFB heute ein Verband ist, der für Vielfalt steht"

"Der Ausschluss aus den Fußballvereinen war der erste Schritt auf dem langen Weg der Ausgrenzung und Entrechtung der Juden in Deutschland. Der Fußball hatte sein moralisches Rüstzeug in vorauseilendem Gehorsam aufgegeben. Es ist eine traurige Wahrheit: Auch der Fußball hat 1933 versagt, die Vereine, der DFB, sie waren keine Widerstandskämpfer", sagte Grindel in Dortmund. Mit dem sogenannten "Stuttgarter Beschluss" hatten 14 Vereine des Süddeutschen Fußballverbandes, darunter auch Hirschs Heimatverein, der Karlsruher FV, schon im März `33 den Ausschluss jüdischer Menschen aus dem Fußball proklamiert.

"85 Jahre nach dem kollektiven Versagen einer ganzen Generation leben wir in einem anderen Land. Und wir stehen für einen anderen Fußball", sagte Reinhard Grindel in Dortmund. Mit dem jährlich verliehenen Julius Hirsch Preis habe der DFB zusammen mit der Familie Hirsch "einen nachhaltigen Moment der Erinnerung geschaffen". "Ich bin stolz, dass der DFB heute ein Verband ist, der für Vielfalt steht." Neben dem DFB-Präsidenten gehörten zu den Rednern auch Claudia Roth, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Dortmunds Oberbürgermeister Ulrich Sierau und Jeremy Issacharoff, der Botschafter des Staates Israel. Die Festansprache hielt der Historiker Prof. Moshe Zimmermann.

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"Der Holocaust berührte jede Facette des Lebens in Deutschland. Dennoch, wir können heute diese Bürde der Geschichte in eine dynamische Freundschaft unserer beiden Länder verwandeln. Der Holocaust muss nicht unser gemeinsames Schicksal definieren. Heute vereinen uns gemeinsame Werte", sagte Issacharoff, der auch in seiner Familiengeschichte Opfer des Holocausts zu beklagen hatte. Der Vater seiner Ehefrau verlor in Theresienstadt sein Leben.

Sierau schilderte in seiner Ansprache eindringlich die Umstände, wie Julius Hirsch Anfang März 1943 von Karlsruhe nach Auschwitz deportiert wurde und der Güterzug für eine Nacht am Dortmunder Hauptbahnhof zum Halten kam. Von hier aus schickte der siebenfache Nationalspieler eine letzte Postkarte an seine Tochter. Sierau: "Gedenktage sind auch Tage des Nachdenkens. Wir dürfen nicht nachlassen, uns für eine demokratische Gesellschaft einzusetzen."

Bundesligavereine setzen Zeichen gegen Rassismus

Laut einer Studie, berichtete anschließend Claudia Roth, wüssten 20 Prozent der befragten 18- bis 30-Jährigen mit dem Namen Auschwitz nichts mehr anzufangen. Roth sagte: "Wir haben heute Politiker in den Parlamenten, in den Herzkammern unserer Demokratie, die das Holocaust-Mahnmal als Schande bezeichnen, und die bestimmen wollen, wie diese Nationalmannschaft aussieht, wer dort spielen darf. Manches ist heute in unserem Land nicht mehr selbstverständlich, was lange eine Selbstverständlichkeit war."

Aufgerufen durch die Bürgerinitiative "!Nie wieder" hatten einige Vereine der Bundesliga am Samstag und auch schon am Spieltag eine Woche zuvor den Opfern der Shoa gedacht. Borussia Dortmunds Spieler stellten sich vor dem Anstoß gegen den SC Freiburg mit einem Banner gegen Rassismus zum Teamfoto auf. Hertha BSC hat mit einer Videoserie an die verfolgten und ermordeten Mitglieder des Vereins erinnert, darunter auch an den Mannschaftsarzt Dr. Hermann Horwitz. Schon in der Vorwoche hatte der FSV Mainz 05 beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart eine Aktion gegen Rassismus und Antisemitismus durchgeführt.

"Ob wir es wollen oder nicht", sagte Reinhard Grindel gegen Ende seiner zwölfminütigen Rede in Dortmund, "die Herausforderungen des Alltags erlauben es nicht, dass der Fußball sich auf die lang geübte Floskel zurückzieht, dass der Sport unpolitisch ist, im Gegenteil: Er ist nicht unpolitisch und er war es nie."

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