"Gomez wird Deutschlands nächster Weltstar"

Knapp 20 Jahre war er als Trainer beim DFB tätig. Erst für die U 21 und danach, von 1990 bis 1998, als Bundestrainer mit dem Gewinn des EM-Titels 1996 als Höhepunkt. „Dem deutschen Fußball habe ich alles zu verdanken", sagt Berti Vogts (62), der 96 Länderspiele absolvierte, 1974 Weltmeister und als Spieler bei Borussia Mönchengladbach fünfmal Meister, zweimal UEFA-Cup-Sieger und einmal DFB-Pokalsieger wurde.

Als Nationaltrainer von Aserbaidschan trifft Vogts in der WM-Qualifikation am 12. August und 9. September mit seinem Team auf die deutsche Nationalmannschaft. Im aktuellen DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Wolfgang Tobien skizziert er seinen Arbeitsalltag in der Hauptstadt Baku und die besonderen Gegebenheiten im dortigen Fußball.

Frage: Berti Vogts, erstmals seit 2003 sind Sie mit Ihrem Team wieder Gegner der deutschen Nationalmannschaft. Damals gab es für Sie mit Schottland ein 1:1 und eine 1:2-Niederlage in der EM-Qualifikation. Welche Chancen rechnen Sie sich diesmal in der WM-Qualifikation aus?

Berti Vogts: Schottland war damals ein ganz anderes Kaliber als jetzt Aserbaidschan. Diesmal geht es darum, von Deutschland zu lernen. Wenn wir in Baku knapp und beim Rückspiel nicht zu hoch verlieren, sind wir sehr zufrieden. Hier gilt es eine Mission zu erfüllen, bei der die Nationalmannschaft in vier, fünf Jahren in etwa europäische Ansprüche erfüllen kann - wenn man weiterhin so vernünftig arbeitet, wie es momentan beim Fußballverband von Aserbaidschan geschieht.

Frage: Wie groß ist die Hoffnung auf den ersten Treffer im sechsten WM-Qualifikationsspiel Ihres Teams?

Vogts: Der erste Treffer jetzt ausgerechnet gegen einen Top-Gegner wie Deutschland würde der Mannschaft noch mehr Power geben. Doch ein Tor gegen Deutschland, das ist wie ein erstrangiger Lottogewinn.

Frage: Was erwartet die deutsche Mannschaft in Baku?

Vogts: Wir spielen um 21 Uhr Ortszeit. Dann werden zwischen 22 und 25 Grad herrschen, eine angenehme Temperatur also. Die Menschen hier sind sehr freundlich und werden den Deutschen einen herzlichen Empfang bereiten. Der Rasen in dem schon etwas älteren Stadion ist sehr gut, man kann auf ihm den schnellen Pass und überhaupt hervorragend Fußball spielen.

Frage: Wie sieht Ihr Alltag als Nationaltrainer aus?

Vogts: Wenn der Spielbetrieb läuft, bin ich zusammen mit meinen Assistenten Olaf Janssen und Uli Stein sowie mit Arzt Dr. Eike van Alste und Masseur Michael Kolbert rund drei Wochen pro Monat vor Ort, um mit meinen Spielern erheblich mehr zu trainieren, als dies in den Klubs geschieht. In Sachen Professionalität haben wir hier Neuland betreten. Bei den Klubs wird nur eine knappe Stunde am Tag trainiert. Wenn ich hier bin, habe ich die Spieler von Montag bis Donnerstag zu jeweils zwei Trainingseinheiten zusammen. Das Schöne ist, dass die Spieler, vor allem die jungen Spieler, mehr trainieren wollen. Das ist die Zukunft für den Fußball hier – wenn ein großes Problem gelöst wird.

Frage: Welches?

Vogts: Da zu viele Ausländer in der hiesigen Liga spielen, sitzen viele meiner Nationalspieler zum größten Teil auf der Bank. Nur über den Wettkampf kann ich aber meine Jungs an den professionellen Teil ihrer hoffentlich langen internationalen Karriere heranführen.

Frage: In der WM-Qualifikation läuft zwischen Russland und Deutschland alles auf ein Finale um den Gruppensieg am 10. Oktober in Moskau hinaus. Wie beurteilen Sie die Chancen der DFB-Auswahl?

Vogts: Sie wird ohne Wenn und Aber Gruppensieger und ist in meinen Augen zudem einer der großen Anwärter auf den WM-Titel. Sie ist zu stark auf allen Positionen besetzt und hat in Mario Gomez einen Mittelstürmer, der meiner Meinung nach in Kürze Deutschlands nächster Weltstar sein wird.

Frage: Mit welchen Emotionen werden Sie, der zwei Jahrzehnte als U 21- und Bundestrainer für den DFB gearbeitet hat, beim Rückspiel am 9. September das Stadion in Hannover betreten?

Vogts: Ich nehme an, dass mich die Zuschauer in Hannover ebenso freundlich begrüßen werden wie die Fans in Dortmund im September 2003 bei meinem Qualifikationsspiel mit Schottland. Ich glaube, dass ich während meiner 19 Jahre beim DFB gute Arbeit geleistet und dort eine wunderschöne Zeit erlebt habe. Dem deutschen Fußball habe ich alles zu verdanken. Er wird daher, egal wo ich bin, immer ein großer Teil meines Lebens sein. Meine ersten Fragen im Ausland zielen immer auf die Ergebnisse meiner beiden Mannschaften ab - dem Nationalteam und Borussia Mönchengladbach.

Frage: Die DFB-Nachwuchsteams sorgten zuletzt mit dem Gewinn von drei EM-Titeln für Furore. Überrascht Sie diese Entwicklung?

Vogts: Überhaupt nicht! Die einheitliche Ausrichtung im Nachwuchsbereich von der U 15 bis zur U 18 war schon 1981 mein großes Anliegen. Heute gibt es in diesem Bereich andere Möglichkeiten und eine ganz andere Budgetierung. Die Zeiten haben sich geändert, zum Vorteil der Spieler und ihrer positiven Entwicklung.

Frage: Was sich in großen Erfolgen bei den U-Turnieren niederschlägt.

Vogts: Unter anderem. Erfolge sind aber nicht alles bei der Talentförderung. Erfolge gab es auch früher unter einem Dietrich Weise als Weltmeister 1981 mit der U 20 oder unter einem Berti Vogts als Vize-Europameister mit der U 21 1982 und Vize-Weltmeister mit der U 20 in Chile. Das Wichtigste bei der Arbeit im Nachwuchsbereich ist nach wie vor, Spieler anzubieten für die Bundesliga und für die Nationalmannschaft.

Frage: Seit ihrem kurzfristigen Job als Bundesliga-Trainer bei Bayer Leverkusen in der Saison 2000/2001 waren und sind Sie ausschließlich im Ausland tätig. Ist für Sie eine Rückkehr nach Deutschland noch vorstellbar?

Vogts: Das System mit Spezialisten für alle möglichen Bereiche rund um die Mannschaft, das ich damals in Leverkusen aufgebaut habe, ist heute in der Bundesliga eine Selbstverständlichkeit. So viel also habe ich bei Bayer, zum Beispiel auch mit der Verpflichtung von Lucio, Placente oder dem damals 18-jährigen Berbatov, nicht falsch gemacht, zumal wir uns für die Champions League qualifizieren konnten.

Frage: Können Sie sich also noch mal einen Tätigkeit im deutschen Fußball vorstellen?

Vogts: Mit Sicherheit. Vielleicht nicht als Trainer, sondern als Technischer Direktor. Ich könnte mir auch vorstellen, dem DFB als Berater zu helfen. Kürzlich hatte ich ein Angebot von einem sehr, sehr guten ausländischen Spitzenklub, allerdings mit der Klausel versehen, dass die Mannschaft Meister werden muss. So einen Vertrag unterschreibe ich nicht, zumal wenn man nicht die Sprache des Landes spricht.

Frage: Ihr Vertrag in Aserbaidschan läuft Ende 2009 aus. Wie realistisch ist die Verlängerung?

Vogts: Natürlich wird es Gespräche über eine Vertragsverlängerung geben. Der Verband hat mich und mein Betreuer-Team hier bisher sehr fair behandelt. Daher werde ich meinen Vertrag bis Ende des Jahres auf jeden Fall erfüllen. Als Voraussetzung für meine weitere Arbeit hier müsste allerdings zunächst einmal gewährleistet sein, dass mindestens vier einheimische Spieler in jedem Erstliga-Team spielen müssen. Vor allem aber müssen wir hier einen Torjäger finden, weil sonst der Druck auf Dauer zu stark wird. Mit einem Gomez und einem Klose im Angriff hätten wir heute zwölf Punkte in der WM-Qualifikation.

Frage: Am Wochenende beginnt die neue Bundesliga-Saison. Wer wird diesmal Deutscher Meister?

Vogts: Die Frage muss lauten: Wer wird am Ende der Saison Zweiter sein? Gomez wird für mich, wie schon gesagt, der neue Weltstar im deutschen Fußball. Und die anderen hoch qualifizierten Spieler des FC Bayern München werden unter Trainer Louis van Gaal weiter reifen und auf eine noch höheres Leistungsniveau kommen.

Frage: Wer wird also Zweiter hinter dem FC Bayern?

Vogts: Hamburg gebe ich große Chancen. Auch Leverkusen traue ich in dieser Saison unter Jupp Heynckes viel zu, wenn er es schafft, die Mannschaft mit ihrem tollen Kader auf unbedingten Siegeswillen einzuschwören. Armin Veh drücke ich in Wolfsburg die Daumen, der dort beim Meister eine sehr schwere Aufgabe übernommen hat. Auch Hertha habe ich auf dem Zettel.

Frage:Und Ihre Mönchengladbacher müssen abermals gegen den Abstieg kämpfen?

Vogts: Das darf nicht das Ziel sein! Das ist ein Superklub mit tollen Zuschauern in einem neuen Stadion. Ich hoffe für Michael Frontzeck und die Mannschaft, dass sich die Borussia von Saisonbeginn an unter den ersten Zehn festsetzen kann.

Frage: Ihr Tipp als langjähriger Experte in der Technischen Kommission der FIFA und UEFA – wer gewinnt 2010 in Südafrika die Weltmeisterschaft?

Vogts: Brasilien wird zurückkommen. Deutschland zähle ich, nicht nur wegen der letzten Turnier-Ergebnisse, zu den Topfavoriten. Auch Russland wird sich, wenn es sein muss in der Relegation, durchsetzen und eine gute Rolle spielen. Und auch England sehe ich weit vorne, mit einigem Vorsprung auf Titelverteidiger Italien, der sich im Umbruch befindet.

Frage: Und wie sieht es mit den afrikanischen Spitzenteams bei der ersten WM im eigenen Kontinent aus?

Vogts: Eine afrikanische Mannschaft, sei es Ghana, Ägypten oder die Nigerianer, falls sie die Qualifikation gegen Tunesien schaffen, muss man auf jeden Fall auf dem Zettel haben. Man muss allerdings wissen, dass der angebliche Heimvorteil für die Afrikaner gar nicht gebeben ist. In Südafrika herrscht zur WM-Zeit ein europäisches Klima. Kalt und regnerisch. Das spricht für die europäischen Topteams.

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Knapp 20 Jahre war er als Trainer beim DFB tätig. Erst für die U 21 und danach, von 1990 bis 1998, als Bundestrainer mit dem Gewinn des EM-Titels 1996 als Höhepunkt. „Dem deutschen Fußball habe ich alles zu verdanken", sagt Berti Vogts (62), der 96 Länderspiele absolvierte, 1974 Weltmeister und als Spieler bei Borussia Mönchengladbach fünfmal Meister, zweimal UEFA-Cup-Sieger und einmal DFB-Pokalsieger wurde.

Als Nationaltrainer von Aserbaidschan trifft Vogts in der WM-Qualifikation am 12. August und 9. September mit seinem Team auf die deutsche Nationalmannschaft. Im aktuellen DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Wolfgang Tobien skizziert er seinen Arbeitsalltag in der Hauptstadt Baku und die besonderen Gegebenheiten im dortigen Fußball.

Frage: Berti Vogts, erstmals seit 2003 sind Sie mit Ihrem Team wieder Gegner der deutschen Nationalmannschaft. Damals gab es für Sie mit Schottland ein 1:1 und eine 1:2-Niederlage in der EM-Qualifikation. Welche Chancen rechnen Sie sich diesmal in der WM-Qualifikation aus?

Berti Vogts: Schottland war damals ein ganz anderes Kaliber als jetzt Aserbaidschan. Diesmal geht es darum, von Deutschland zu lernen. Wenn wir in Baku knapp und beim Rückspiel nicht zu hoch verlieren, sind wir sehr zufrieden. Hier gilt es eine Mission zu erfüllen, bei der die Nationalmannschaft in vier, fünf Jahren in etwa europäische Ansprüche erfüllen kann - wenn man weiterhin so vernünftig arbeitet, wie es momentan beim Fußballverband von Aserbaidschan geschieht.

Frage: Wie groß ist die Hoffnung auf den ersten Treffer im sechsten WM-Qualifikationsspiel Ihres Teams?

Vogts: Der erste Treffer jetzt ausgerechnet gegen einen Top-Gegner wie Deutschland würde der Mannschaft noch mehr Power geben. Doch ein Tor gegen Deutschland, das ist wie ein erstrangiger Lottogewinn.

Frage: Was erwartet die deutsche Mannschaft in Baku?

Vogts: Wir spielen um 21 Uhr Ortszeit. Dann werden zwischen 22 und 25 Grad herrschen, eine angenehme Temperatur also. Die Menschen hier sind sehr freundlich und werden den Deutschen einen herzlichen Empfang bereiten. Der Rasen in dem schon etwas älteren Stadion ist sehr gut, man kann auf ihm den schnellen Pass und überhaupt hervorragend Fußball spielen.

Frage: Wie sieht Ihr Alltag als Nationaltrainer aus?

Vogts: Wenn der Spielbetrieb läuft, bin ich zusammen mit meinen Assistenten Olaf Janssen und Uli Stein sowie mit Arzt Dr. Eike van Alste und Masseur Michael Kolbert rund drei Wochen pro Monat vor Ort, um mit meinen Spielern erheblich mehr zu trainieren, als dies in den Klubs geschieht. In Sachen Professionalität haben wir hier Neuland betreten. Bei den Klubs wird nur eine knappe Stunde am Tag trainiert. Wenn ich hier bin, habe ich die Spieler von Montag bis Donnerstag zu jeweils zwei Trainingseinheiten zusammen. Das Schöne ist, dass die Spieler, vor allem die jungen Spieler, mehr trainieren wollen. Das ist die Zukunft für den Fußball hier – wenn ein großes Problem gelöst wird.

Frage: Welches?

Vogts: Da zu viele Ausländer in der hiesigen Liga spielen, sitzen viele meiner Nationalspieler zum größten Teil auf der Bank. Nur über den Wettkampf kann ich aber meine Jungs an den professionellen Teil ihrer hoffentlich langen internationalen Karriere heranführen.

Frage: In der WM-Qualifikation läuft zwischen Russland und Deutschland alles auf ein Finale um den Gruppensieg am 10. Oktober in Moskau hinaus. Wie beurteilen Sie die Chancen der DFB-Auswahl?

Vogts: Sie wird ohne Wenn und Aber Gruppensieger und ist in meinen Augen zudem einer der großen Anwärter auf den WM-Titel. Sie ist zu stark auf allen Positionen besetzt und hat in Mario Gomez einen Mittelstürmer, der meiner Meinung nach in Kürze Deutschlands nächster Weltstar sein wird.

Frage: Mit welchen Emotionen werden Sie, der zwei Jahrzehnte als U 21- und Bundestrainer für den DFB gearbeitet hat, beim Rückspiel am 9. September das Stadion in Hannover betreten?

Vogts: Ich nehme an, dass mich die Zuschauer in Hannover ebenso freundlich begrüßen werden wie die Fans in Dortmund im September 2003 bei meinem Qualifikationsspiel mit Schottland. Ich glaube, dass ich während meiner 19 Jahre beim DFB gute Arbeit geleistet und dort eine wunderschöne Zeit erlebt habe. Dem deutschen Fußball habe ich alles zu verdanken. Er wird daher, egal wo ich bin, immer ein großer Teil meines Lebens sein. Meine ersten Fragen im Ausland zielen immer auf die Ergebnisse meiner beiden Mannschaften ab - dem Nationalteam und Borussia Mönchengladbach.

Frage: Die DFB-Nachwuchsteams sorgten zuletzt mit dem Gewinn von drei EM-Titeln für Furore. Überrascht Sie diese Entwicklung?

Vogts: Überhaupt nicht! Die einheitliche Ausrichtung im Nachwuchsbereich von der U 15 bis zur U 18 war schon 1981 mein großes Anliegen. Heute gibt es in diesem Bereich andere Möglichkeiten und eine ganz andere Budgetierung. Die Zeiten haben sich geändert, zum Vorteil der Spieler und ihrer positiven Entwicklung.

Frage: Was sich in großen Erfolgen bei den U-Turnieren niederschlägt.

Vogts: Unter anderem. Erfolge sind aber nicht alles bei der Talentförderung. Erfolge gab es auch früher unter einem Dietrich Weise als Weltmeister 1981 mit der U 20 oder unter einem Berti Vogts als Vize-Europameister mit der U 21 1982 und Vize-Weltmeister mit der U 20 in Chile. Das Wichtigste bei der Arbeit im Nachwuchsbereich ist nach wie vor, Spieler anzubieten für die Bundesliga und für die Nationalmannschaft.

Frage: Seit ihrem kurzfristigen Job als Bundesliga-Trainer bei Bayer Leverkusen in der Saison 2000/2001 waren und sind Sie ausschließlich im Ausland tätig. Ist für Sie eine Rückkehr nach Deutschland noch vorstellbar?

Vogts: Das System mit Spezialisten für alle möglichen Bereiche rund um die Mannschaft, das ich damals in Leverkusen aufgebaut habe, ist heute in der Bundesliga eine Selbstverständlichkeit. So viel also habe ich bei Bayer, zum Beispiel auch mit der Verpflichtung von Lucio, Placente oder dem damals 18-jährigen Berbatov, nicht falsch gemacht, zumal wir uns für die Champions League qualifizieren konnten.

Frage: Können Sie sich also noch mal einen Tätigkeit im deutschen Fußball vorstellen?

Vogts: Mit Sicherheit. Vielleicht nicht als Trainer, sondern als Technischer Direktor. Ich könnte mir auch vorstellen, dem DFB als Berater zu helfen. Kürzlich hatte ich ein Angebot von einem sehr, sehr guten ausländischen Spitzenklub, allerdings mit der Klausel versehen, dass die Mannschaft Meister werden muss. So einen Vertrag unterschreibe ich nicht, zumal wenn man nicht die Sprache des Landes spricht.

Frage: Ihr Vertrag in Aserbaidschan läuft Ende 2009 aus. Wie realistisch ist die Verlängerung?

Vogts: Natürlich wird es Gespräche über eine Vertragsverlängerung geben. Der Verband hat mich und mein Betreuer-Team hier bisher sehr fair behandelt. Daher werde ich meinen Vertrag bis Ende des Jahres auf jeden Fall erfüllen. Als Voraussetzung für meine weitere Arbeit hier müsste allerdings zunächst einmal gewährleistet sein, dass mindestens vier einheimische Spieler in jedem Erstliga-Team spielen müssen. Vor allem aber müssen wir hier einen Torjäger finden, weil sonst der Druck auf Dauer zu stark wird. Mit einem Gomez und einem Klose im Angriff hätten wir heute zwölf Punkte in der WM-Qualifikation.

Frage: Am Wochenende beginnt die neue Bundesliga-Saison. Wer wird diesmal Deutscher Meister?

Vogts: Die Frage muss lauten: Wer wird am Ende der Saison Zweiter sein? Gomez wird für mich, wie schon gesagt, der neue Weltstar im deutschen Fußball. Und die anderen hoch qualifizierten Spieler des FC Bayern München werden unter Trainer Louis van Gaal weiter reifen und auf eine noch höheres Leistungsniveau kommen.

Frage: Wer wird also Zweiter hinter dem FC Bayern?

Vogts: Hamburg gebe ich große Chancen. Auch Leverkusen traue ich in dieser Saison unter Jupp Heynckes viel zu, wenn er es schafft, die Mannschaft mit ihrem tollen Kader auf unbedingten Siegeswillen einzuschwören. Armin Veh drücke ich in Wolfsburg die Daumen, der dort beim Meister eine sehr schwere Aufgabe übernommen hat. Auch Hertha habe ich auf dem Zettel.

Frage:Und Ihre Mönchengladbacher müssen abermals gegen den Abstieg kämpfen?

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Vogts: Das darf nicht das Ziel sein! Das ist ein Superklub mit tollen Zuschauern in einem neuen Stadion. Ich hoffe für Michael Frontzeck und die Mannschaft, dass sich die Borussia von Saisonbeginn an unter den ersten Zehn festsetzen kann.

Frage: Ihr Tipp als langjähriger Experte in der Technischen Kommission der FIFA und UEFA – wer gewinnt 2010 in Südafrika die Weltmeisterschaft?

Vogts: Brasilien wird zurückkommen. Deutschland zähle ich, nicht nur wegen der letzten Turnier-Ergebnisse, zu den Topfavoriten. Auch Russland wird sich, wenn es sein muss in der Relegation, durchsetzen und eine gute Rolle spielen. Und auch England sehe ich weit vorne, mit einigem Vorsprung auf Titelverteidiger Italien, der sich im Umbruch befindet.

Frage: Und wie sieht es mit den afrikanischen Spitzenteams bei der ersten WM im eigenen Kontinent aus?

Vogts: Eine afrikanische Mannschaft, sei es Ghana, Ägypten oder die Nigerianer, falls sie die Qualifikation gegen Tunesien schaffen, muss man auf jeden Fall auf dem Zettel haben. Man muss allerdings wissen, dass der angebliche Heimvorteil für die Afrikaner gar nicht gebeben ist. In Südafrika herrscht zur WM-Zeit ein europäisches Klima. Kalt und regnerisch. Das spricht für die europäischen Topteams.