Götze: "Es ging alles unglaublich schnell"

Sein Tor in der 113. Minute im WM-Endspiel gegen Argentinien hat Mario Götze unsterblich gemacht. Rahn, Müller, Brehme, Götze – das ist die neue Reihe der finalen Helden. Auch den 22-jährigen Münchner hat wieder der Alltag eingeholt, doch die zweite Jahreshälfte hat einen Mario Götze gesehen, der aus Brasilien richtig viel Selbstvertrauen mitgebracht hat. Im Interview spricht er über die "neue" Nationalmannschaft, über Engagement und Entspannung. Und über sein nächstes großes Ziel.

DFB.de: Ihre nachweltmeisterliche Bilanz ist beeindruckend. Sie sind blendend drauf, in der Presse gibt es Stimmen, die sagen, dass aktuell der beste Mario Götze aller Zeiten zu sehen ist. Wie laut ist Ihr Widerspruch?

Götze: Es gibt ja Schlimmeres, als so etwas zu hören, da gibt es keinen Widerspruch. (lacht) Aber ich glaube, dass ich meine Leistung selber ganz gut einordnen kann. Es läuft zurzeit ganz gut, ich fühle mich wohl, ich bin fit. Wichtig ist, dass wir die Spiele gewinnen – das haben wir mit dem FC Bayern und zuletzt auch wieder mit der Nationalmannschaft getan. Ich konnte dazu beitragen, das freut mich natürlich.

DFB.de: Nach großen Turnieren wird oft über Müdigkeit gesprochen, über ein Loch, in das die Spieler fallen. Sie sind ein Beispiel dafür, dass dies nicht so sein muss.

Götze: Allgemein war das Jahr ziemlich lang, und natürlich stellt eine WM eine Beanspruchung dar. In den ersten Spielen nach Brasilien war das auch zu merken, so ganz auf der Höhe ist man nicht sofort, dafür braucht es ein wenig Zeit. Wie gesagt: Für mich läuft es aktuell ziemlich gut, ich kann aber nicht ausschließen, dass auch wieder eine Phase kommen wird, in der es in ein, zwei Spielen nicht ganz so rund läuft. Momentan fühle ich mich körperlich gut, ich kann ohne Probleme spielen.

DFB.de: Spüren Sie den Wind aus Brasilien noch immer, das gestiegene Selbstvertrauen?

Götze: Auf die WM werde ich immer gerne zurückschauen. Wobei es unglaublich ist, wie schnell danach alles gegangen ist. Schon nach vier Wochen standen wir wieder auf dem Platz und hatten die ersten Pflichtspiele. Die Zeit, um Brasilien zu genießen, war wirklich sehr kurz. Aber klar, etwas von diesem Turnier werden wir immer bei uns haben. Wenn man so eine WM gewinnt, ist das Selbstvertrauen selbstverständlich groß.

DFB.de: Warum gibt der Titel so viel Selbstvertrauen? Sie wären doch kein schlechter Fußballer, wenn Ihr Schuss im WM-Finale knapp am Tor vorbeigegangen wäre.



Sein Tor in der 113. Minute im WM-Endspiel gegen Argentinien hat Mario Götze unsterblich gemacht. Rahn, Müller, Brehme, Götze – das ist die neue Reihe der finalen Helden. Auch den 22-jährigen Münchner hat wieder der Alltag eingeholt, doch die zweite Jahreshälfte hat einen Mario Götze gesehen, der aus Brasilien richtig viel Selbstvertrauen mitgebracht hat. Im Interview spricht er über die "neue" Nationalmannschaft, über Engagement und Entspannung. Und über sein nächstes großes Ziel.

DFB.de: Ihre nachweltmeisterliche Bilanz ist beeindruckend. Sie sind blendend drauf, in der Presse gibt es Stimmen, die sagen, dass aktuell der beste Mario Götze aller Zeiten zu sehen ist. Wie laut ist Ihr Widerspruch?

Götze: Es gibt ja Schlimmeres, als so etwas zu hören, da gibt es keinen Widerspruch. (lacht) Aber ich glaube, dass ich meine Leistung selber ganz gut einordnen kann. Es läuft zurzeit ganz gut, ich fühle mich wohl, ich bin fit. Wichtig ist, dass wir die Spiele gewinnen – das haben wir mit dem FC Bayern und zuletzt auch wieder mit der Nationalmannschaft getan. Ich konnte dazu beitragen, das freut mich natürlich.

DFB.de: Nach großen Turnieren wird oft über Müdigkeit gesprochen, über ein Loch, in das die Spieler fallen. Sie sind ein Beispiel dafür, dass dies nicht so sein muss.

Götze: Allgemein war das Jahr ziemlich lang, und natürlich stellt eine WM eine Beanspruchung dar. In den ersten Spielen nach Brasilien war das auch zu merken, so ganz auf der Höhe ist man nicht sofort, dafür braucht es ein wenig Zeit. Wie gesagt: Für mich läuft es aktuell ziemlich gut, ich kann aber nicht ausschließen, dass auch wieder eine Phase kommen wird, in der es in ein, zwei Spielen nicht ganz so rund läuft. Momentan fühle ich mich körperlich gut, ich kann ohne Probleme spielen.

DFB.de: Spüren Sie den Wind aus Brasilien noch immer, das gestiegene Selbstvertrauen?

Götze: Auf die WM werde ich immer gerne zurückschauen. Wobei es unglaublich ist, wie schnell danach alles gegangen ist. Schon nach vier Wochen standen wir wieder auf dem Platz und hatten die ersten Pflichtspiele. Die Zeit, um Brasilien zu genießen, war wirklich sehr kurz. Aber klar, etwas von diesem Turnier werden wir immer bei uns haben. Wenn man so eine WM gewinnt, ist das Selbstvertrauen selbstverständlich groß.

DFB.de: Warum gibt der Titel so viel Selbstvertrauen? Sie wären doch kein schlechter Fußballer, wenn Ihr Schuss im WM-Finale knapp am Tor vorbeigegangen wäre.

Götze: Das nicht. Dennoch gibt einem der WM-Titel eine große Genugtuung. Und die Bestätigung, dass harte Arbeit belohnt wird. Ich weiß, welchen Weg wir hinter uns haben, auch ich, und es ist schön, dass sich nun alles ausgezahlt hat, was wir investiert haben. Diese Erkenntnis ist eine große Hilfe bei der Motivation für die neuen großen Aufgaben, die vor uns liegen.

DFB.de: Fußball ist also ganz viel Kopfsache, gilt das für Sie in besonderem Maße?

Götze: In besonderem Maße bestimmt nicht, aber natürlich wird vieles im Kopf entschieden. Man ist von sich, von seinen Gedanken und seiner Einstellung abhängig.

DFB.de: Welche Auszeiten nehmen Sie sich, um mal runterzukommen, um Kraft zu tanken und auf andere Gedanken zu kommen?

Götze: Bewusst zu diesem Zweck unternehme ich nichts, aber viele Dinge, die mir Spaß machen, führen dazu. Zum Beispiel Yoga, dabei kann ich sehr gut abschalten. Es sind Kleinigkeiten. Ein Saunagang, eine Fahrradtour entlang der Isar oder ein Sonnenbad auf der Dachterrasse. Neulich war ich in Paris, eine tolle Stadt. Solche Auszeiten tun mir gut, sie helfen, sich dann wieder zu 100 Prozent auf den Fußball zu konzentrieren.

DFB.de: Über Sie wird viel berichtet, noch mehr, seit der WM und Ihrem Tor im Finale. Sind Sie mit dem Bild einverstanden, das von Ihnen gezeichnet wird?

Götze: Die Bilder sind unterschiedlich. Journalisten haben die Schwierigkeit, dass sie sich ein Bild von mir machen müssen und es dann transportieren, ohne mich richtig zu kennen. Sie erleben mich nicht im Alltag, sie erleben mich auch nicht im privaten Gespräch. Daraus fassen sie dann ihre subjektive Meinung, die nicht immer mit dem objektiven Bild übereinstimmen muss. Das bringt das Geschäft aber mit sich, das ist bei anderen Spielern nicht anders.

DFB.de: Stört es Sie nicht, wenn die Menschen ein falsches Bild von Ihnen haben? Ist Ihnen nicht wichtig, wie Ihr Image in der Öffentlichkeit ist?

Götze: Mir ist sehr wichtig, was meine Eltern, meine engsten Vertrauten und meine Freunde von mir denken. Sie wissen, wer ich bin und wie ich bin. Aber klar, auch ansonsten freue ich mich natürlich darüber, wenn positiv über mich berichtet wird und ich von den Menschen positiv gesehen werde.

DFB.de: Der Applaus von den Rängen und die "Götze-Rufe", etwa beim Länderspiel in Dortmund im September, haben Ihnen demnach gutgetan.

Götze: Ja. Ich war positiv überrascht und habe mich sehr darüber gefreut. Gerade in Dortmund war es für mich persönlich ein schönes Gefühl. Ich spiele für meine Mannschaften und für mich Fußball. Und für die Fans, für die Leute, die im Stadion sind. Von ihnen ein positives Feedback zu bekommen, tut einfach gut.

DFB.de: Sie engagieren sich sozial für die Projekte "Plan Deutschland", "Nestwärme e.V." und "Weitblick." Über dieses Engagement ist relativ wenig bekannt. Verhalten Sie sich in dieser Sache bewusst defensiv?

Götze: Ja. Ich mache das für die Menschen, denen in diesen Projekten geholfen wird, nicht für die öffentliche Wirkung. Und meine Hilfe wird nicht größer, wenn ich sie einer größeren Öffentlichkeit kommuniziere.

DFB.de: Im Mittelpunkt der Projekte stehen jeweils Kinder, Familie und Bildung. Warum haben Sie sich entschieden, sich für Projekte, die in diesen Bereichen Hilfe leisten, einzusetzen?

Götze: Ich wollte mich in Bereichen engagieren, mit denen ich mich voll identifizieren kann. Wie zum Beispiel das Mädchenfußballprojekt in Brasilien. Ich will mich für Dinge einsetzen, die einen Bezug zu mir und meinen Werten haben. Ich bin ein ausgeprägter Familienmensch, ich bin noch nicht so lange aus der Schule raus und kenne den Wert von Bildung. Ich bin aber nicht der einzige Nationalspieler, der sich sozial engagiert. Auch der FC Bayern macht das, die Nationalmannschaft sowieso. Im Grunde ist doch das Beste an meiner Popularität, an unserer Popularität, dass sie uns die Möglichkeit gibt, anderen zu helfen. Ich mache das wirklich gerne, aber nicht so gerne eine große Sache daraus.

DFB.de: Seit der WM hat sich in der Zusammensetzung der Nationalmannschaft einiges getan. Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miro Klose sind nicht mehr dabei, der frühere Assistenztrainer Hansi Flick ist jetzt DFB-Sportdirektor. Beim Vergleich vorher/nachher – wie viel hat sich im Team verändert?

Götze: Schwer zu sagen. Man merkt, dass mit diesen drei Spielern und auch Hansi Flick vier große Faktoren nicht mehr hier sind. Es haben sich einige Änderungen ergeben, in gewisser Weise sind wir ein neues Team, jedenfalls haben wir neue Ziele. Wir sind Weltmeister, das bleiben wir auch. Aber wir haben jetzt den Fokus auf neue Aufgaben gerichtet.

DFB.de: Die WM war ein überragendes Ziel, die Motivation dafür war einfach. Ist es schwierig, sich nun für eine EM zu motivieren?

Götze: Finde ich nicht, nein. Wer Weltmeister geworden ist, will auch Europameister werden. Und wir wissen, wie schwierig das wird. Viele europäische Mannschaften gehören zu den besten der Welt. Wir wollen uns in diesem Kreis wieder durchsetzen, Motivationsschwierigkeiten kann ich da nicht erkennen. Einem großen Titel einen weiteren großen Titel folgen zu lassen, ist die größte Herausforderung überhaupt. Es ist zum Beispiel nicht zufällig so, dass es noch keinem Klub gelungen ist, die Champions League zweimal in Folge zu gewinnen.

DFB.de Viele hielten die EM-Qualifikation vorher für einen Selbstläufer. Wie sehen Sie das?

Götze: Wenn man sich den Start in die EM-Qualifikation anschaut, lässt sich das schwer behaupten. Unsere Gegner spielen gegen den Weltmeister. Dass sie dadurch noch mehr motiviert sind, haben wir schon erlebt. Gegen uns wollen sich alle beweisen, das macht es für uns nicht leichter. Aber wir sind der Weltmeister. Als Weltmeister haben wir den Anspruch, alle Spiele zu gewinnen. Und wenn wir alle Spiele gewinnen, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass wir uns für die EM qualifizieren. (lacht)