Gnadenbrot auf Kreisliga-Asche

[bild1]

Christian Saba hatte schon bessere Tage erlebt. Bessere als diesen tristen November-Tag auf der Sportanlage an der Johanniskirchener Straße im Münchner Norden. Nichts konnten die Mitspieler mit seinen Zuspielen anfangen, seine Abwehrkollegen patzten, und schließlich traf der Star der Spielvereinigung Waidhausen selbst nur den Pfosten. 0:2 verloren, ausgerechnet beim abstiegsbedrohten Rot-Weiß Oberföhring, der Aufstieg in weiter Ferne. Grauer Alltag in der bayerischen Fußball-Kreisliga. Alltag für einen, der einst vor einer großen Karriere stand.

Saba, mittlerweile 34 Jahre alt, gehört zu jenen Spielern, die zumindest am Ruhm schnupperten. Mit Ghana wurde er 1995 U 17-Weltmeister, traf bei Olympia 1996 doppelt beim Sensationssieg gegen Italien, stand als Teenager im Profikader des FC Bayern München. Danach stagnierte die Karriere, es blieb bei einem Bundesliga-Spiel. Nach 16 Bayern-Jahren und rund 300 Spielen für deren Zweitvertretung war 2011 als Profi Schluss.

"Mein Knie ist kaputt, aber ich bin ein Fußballverrückter"

Ganz loslassen konnte Saba nicht - und reihte sich in die Schar derer ein, die es quasi als sportliche Frührentner in die Niederungen des deutschen Fußballs gezogen hat, die große Bühne gegen raue Asche eingetauscht haben. Aus Langeweile, mangels Perspektive, aus Liebe zum Spiel, aus Lust am Wettkampf.

Ein solcher Veteran ist auch Guido Gorges, um die Jahrtausendwende rustikaler Abwerrecke bei 1860 München und Hannover 96. Heute, mit fast 40 Jahren, ist er als Spielertrainer des niederbayerischen Kreisligisten DJK Karlsbach tätig. "Mein Knie ist kaputt, aber ich bin ein Fußballverrückter. Wenn es irgendwie geht, dann will ich noch mitkicken", sagt Gorges: "Ich muss niemandem mehr etwas beweisen."

Das indes sehen viele anders. Sobald ein Ex-Profi auftaucht, sind die Erwartungen hoch, bei Zuschauern, Mit- und Gegenspielern. Gelingen dem feinen Herrn Star keine Wunderdinge, gibt es Häme. So gewann Dame Diouf, 34 Jahre alter Abwehrspieler und Ex-Hannoveraner, unlängst mit dem Allgäuer Kreisligisten SV Cambodunum Kempten ein 3:2 gegen den ASV Hegge und musste hernach auf der Homepage des Gegners lesen: "Bei den Hausherren glänzte Ex-Profi Diouf nur mit englischen und französischen Sprachkenntnissen." Nicht nett.

Weil es auch in den Kreisligen immer robuster zugeht, sind es nicht mehr Oldies wie der ehemalige Gladbacher Torjäger Hans-Jörg Criens, der vor wenigen Jahren noch als End-Vierziger bei Jungblut Born aushalf, sondern auch Spieler im besten Fußballer-Alter, die sich in unterste Klassen begeben. So kickt Sven Müller (100 Bundesliga-Spiele für Wolfsburg und Nürnberg) mit 32 Jahren für den TSV Burgau. Der gleichaltrige Patrick Mölzl, bis 2012 beim FC Ingolstadt unter Vertrag, unterschrieb im Dezember beim FSV Pfaffenhofen. "Ich hatte andere Angebote, beim TSV aber das Gefühl, dass ich am meisten Spaß haben kann", sagte Mölzl.

[bild2]

Kreisliga hilft gegen den "Post-Karriere-Blues"

Der Kick in der Kreisliga kann aber auch den fließenden Einstieg ins Trainergeschäft bedeuten. Freilich nicht mit höchsten Perspektiven - der Aufstieg bis ins Profilager ist mit Kreisklassen-Stigma kaum möglich. Doch der Job als Spielertrainer in der Provinz hilft zum einen gegen den "Post-Karriere-Blues", zudem ist er ein nettes Zubrot.

Jörg Reeb (40) zum Beispiel schaffte im Mai das, was ihm als Profi mit Bielefeld, Leverkusen und Köln verwehrt geblieben war: Meister zu werden. Zwar nur mit Eintracht Altenwald in Saarbrückens Kreisliga, aber immerhin. "Ich habe keine Lust mehr, nur um Platz zehn zu spielen", hatte er zuvor seinen Abschied vom ASC Dudweiler, drei Klassen höher in der Verbandsliga beheimatet, erklärt. Soll ja schließlich Spaß machen, der Alltag in den Niederungen - auch wenn die Gegner SV Rockershausen, Türkiyem Sulzbach oder SV Schnappach heißen.

[sid]

[bild1]

Christian Saba hatte schon bessere Tage erlebt. Bessere als diesen tristen November-Tag auf der Sportanlage an der Johanniskirchener Straße im Münchner Norden. Nichts konnten die Mitspieler mit seinen Zuspielen anfangen, seine Abwehrkollegen patzten, und schließlich traf der Star der Spielvereinigung Waidhausen selbst nur den Pfosten. 0:2 verloren, ausgerechnet beim abstiegsbedrohten Rot-Weiß Oberföhring, der Aufstieg in weiter Ferne. Grauer Alltag in der bayerischen Fußball-Kreisliga. Alltag für einen, der einst vor einer großen Karriere stand.

Saba, mittlerweile 34 Jahre alt, gehört zu jenen Spielern, die zumindest am Ruhm schnupperten. Mit Ghana wurde er 1995 U 17-Weltmeister, traf bei Olympia 1996 doppelt beim Sensationssieg gegen Italien, stand als Teenager im Profikader des FC Bayern München. Danach stagnierte die Karriere, es blieb bei einem Bundesliga-Spiel. Nach 16 Bayern-Jahren und rund 300 Spielen für deren Zweitvertretung war 2011 als Profi Schluss.

"Mein Knie ist kaputt, aber ich bin ein Fußballverrückter"

Ganz loslassen konnte Saba nicht - und reihte sich in die Schar derer ein, die es quasi als sportliche Frührentner in die Niederungen des deutschen Fußballs gezogen hat, die große Bühne gegen raue Asche eingetauscht haben. Aus Langeweile, mangels Perspektive, aus Liebe zum Spiel, aus Lust am Wettkampf.

Ein solcher Veteran ist auch Guido Gorges, um die Jahrtausendwende rustikaler Abwerrecke bei 1860 München und Hannover 96. Heute, mit fast 40 Jahren, ist er als Spielertrainer des niederbayerischen Kreisligisten DJK Karlsbach tätig. "Mein Knie ist kaputt, aber ich bin ein Fußballverrückter. Wenn es irgendwie geht, dann will ich noch mitkicken", sagt Gorges: "Ich muss niemandem mehr etwas beweisen."

Das indes sehen viele anders. Sobald ein Ex-Profi auftaucht, sind die Erwartungen hoch, bei Zuschauern, Mit- und Gegenspielern. Gelingen dem feinen Herrn Star keine Wunderdinge, gibt es Häme. So gewann Dame Diouf, 34 Jahre alter Abwehrspieler und Ex-Hannoveraner, unlängst mit dem Allgäuer Kreisligisten SV Cambodunum Kempten ein 3:2 gegen den ASV Hegge und musste hernach auf der Homepage des Gegners lesen: "Bei den Hausherren glänzte Ex-Profi Diouf nur mit englischen und französischen Sprachkenntnissen." Nicht nett.

Weil es auch in den Kreisligen immer robuster zugeht, sind es nicht mehr Oldies wie der ehemalige Gladbacher Torjäger Hans-Jörg Criens, der vor wenigen Jahren noch als End-Vierziger bei Jungblut Born aushalf, sondern auch Spieler im besten Fußballer-Alter, die sich in unterste Klassen begeben. So kickt Sven Müller (100 Bundesliga-Spiele für Wolfsburg und Nürnberg) mit 32 Jahren für den TSV Burgau. Der gleichaltrige Patrick Mölzl, bis 2012 beim FC Ingolstadt unter Vertrag, unterschrieb im Dezember beim FSV Pfaffenhofen. "Ich hatte andere Angebote, beim TSV aber das Gefühl, dass ich am meisten Spaß haben kann", sagte Mölzl.

[bild2]

Kreisliga hilft gegen den "Post-Karriere-Blues"

Der Kick in der Kreisliga kann aber auch den fließenden Einstieg ins Trainergeschäft bedeuten. Freilich nicht mit höchsten Perspektiven - der Aufstieg bis ins Profilager ist mit Kreisklassen-Stigma kaum möglich. Doch der Job als Spielertrainer in der Provinz hilft zum einen gegen den "Post-Karriere-Blues", zudem ist er ein nettes Zubrot.

Jörg Reeb (40) zum Beispiel schaffte im Mai das, was ihm als Profi mit Bielefeld, Leverkusen und Köln verwehrt geblieben war: Meister zu werden. Zwar nur mit Eintracht Altenwald in Saarbrückens Kreisliga, aber immerhin. "Ich habe keine Lust mehr, nur um Platz zehn zu spielen", hatte er zuvor seinen Abschied vom ASC Dudweiler, drei Klassen höher in der Verbandsliga beheimatet, erklärt. Soll ja schließlich Spaß machen, der Alltag in den Niederungen - auch wenn die Gegner SV Rockershausen, Türkiyem Sulzbach oder SV Schnappach heißen.