Gladbachs Jantschke: "Ich werde kein Filigrantechniker mehr"

Als die Sprache auf sein Berlin-Erlebnis kommt, gerät Tony Jantschke ins Schwärmen. Denn der Abwehrspieler von Borussia Mönchengladbach hat das DFB-Pokalfinale schon einmal erreicht. Wenn auch "nur" mit der U 19 der Borussia.

Auch wenn er mit dem Gladbacher Nachwuchs das Endspiel damals verlor, ist der frühere U 21-Nationalspieler immer noch begeistert, schließlich besuchte er nach dem 0:3 gegen Bayer Leverkusen auch das anschließende Finale der Profis. "Es war für uns junge Spieler genial, das alles mal mitzuerleben. Auch wenn das Ergebnis für uns leider suboptimal war", sagt Jantschke.

Im Interview mit Mitarbeiter Andreas Reiners spricht der 26-Jährige außerdem über seine zehn Jahre bei der Borussia, Unterschiede zwischen dem Nachwuchs von früher und heute, Rotation als Profi und natürlich über den DFB-Pokal sowie das Zweitrundenspiel gegen den Zweitligisten VfB Stuttgart am 25. Oktober (ab 20.45 Uhr, live auf Sky).

DFB.de: Tony Jantschke, Sie sind inzwischen zehn Jahre bei Borussia. Feiert man so etwas?

Tony Jantschke: Nein, gefeiert wird das nicht. Aber es ist natürlich eine schöne Zahl. Ich bin im Alter von 16 Jahren zur Borussia gekommen und habe zu der Zeit auch schon mal in der U-Nationalmannschaft gespielt, war aber keine große Nummer. Da denkt man noch gar nicht so weit. Und wenn man bedenkt, dass ich inzwischen schon über 200 Pflichtspiele gemacht habe, ist das nicht ohne.

DFB.de: Warum ist diese Vereinstreue heutzutage eine Seltenheit geworden?

Jantschke: Dafür gibt es viele Gründe: Geld spielt da eine Rolle und auch die generelle Internationalisierung des Fußballs. Der eine oder andere Berater kommt auch dazu, sie verdienen schließlich an den Wechseln mit. Einige Spieler sind auch ungeduldiger geworden. Wenn sie fünf Spiele nicht spielen, gehen sie eben woanders hin. Nach dem Motto: 'Bevor ich ein Jahr verschwende, wechsle ich den Verein.' Bei mir war die Mentalität eher so, dass ich mich dann erst recht durchgebissen habe. Ob die Entwicklung gut oder schlecht ist, will ich gar nicht beurteilen.

DFB.de: Haben Sie selbst mal mit dem Gedanken gespielt, den Klub zu verlassen?

Jantschke: Man macht sich als Mensch immer Gedanken. Zum Beispiel, was man in seinem ganzen Leben verändern kann. Oder wo es Punkte gibt, die man anpacken kann. Es war aber nie so konkret, dass ich zu Max Eberl gegangen bin und gesagt habe, dass ich weg möchte.

DFB.de: Wenn Ihr Vertrag 2018 ausläuft, sind Sie 28. Können Sie sich ein Karriereende in Gladbach vorstellen oder wollen Sie auf jeden Fall noch einmal eine neue Herausforderung suchen?

Jantschke: Da ist die Frage, inwieweit etwas eine Herausforderung ist oder ob man den Status, den man sich aufgebaut hat, aufgeben möchte. Natürlich ist dabei auch die Frage, ob der Verein noch mit mir plant. Man muss abwarten, wie sich alles entwickelt. Ich fühle mich aber derzeit pudelwohl in Gladbach.



Als die Sprache auf sein Berlin-Erlebnis kommt, gerät Tony Jantschke ins Schwärmen. Denn der Abwehrspieler von Borussia Mönchengladbach hat das DFB-Pokalfinale schon einmal erreicht. Wenn auch "nur" mit der U 19 der Borussia.

Auch wenn er mit dem Gladbacher Nachwuchs das Endspiel damals verlor, ist der frühere U 21-Nationalspieler immer noch begeistert, schließlich besuchte er nach dem 0:3 gegen Bayer Leverkusen auch das anschließende Finale der Profis. "Es war für uns junge Spieler genial, das alles mal mitzuerleben. Auch wenn das Ergebnis für uns leider suboptimal war", sagt Jantschke.

Im Interview mit Mitarbeiter Andreas Reiners spricht der 26-Jährige außerdem über seine zehn Jahre bei der Borussia, Unterschiede zwischen dem Nachwuchs von früher und heute, Rotation als Profi und natürlich über den DFB-Pokal sowie das Zweitrundenspiel gegen den Zweitligisten VfB Stuttgart am 25. Oktober (ab 20.45 Uhr, live auf Sky).

DFB.de: Tony Jantschke, Sie sind inzwischen zehn Jahre bei Borussia. Feiert man so etwas?

Tony Jantschke: Nein, gefeiert wird das nicht. Aber es ist natürlich eine schöne Zahl. Ich bin im Alter von 16 Jahren zur Borussia gekommen und habe zu der Zeit auch schon mal in der U-Nationalmannschaft gespielt, war aber keine große Nummer. Da denkt man noch gar nicht so weit. Und wenn man bedenkt, dass ich inzwischen schon über 200 Pflichtspiele gemacht habe, ist das nicht ohne.

DFB.de: Warum ist diese Vereinstreue heutzutage eine Seltenheit geworden?

Jantschke: Dafür gibt es viele Gründe: Geld spielt da eine Rolle und auch die generelle Internationalisierung des Fußballs. Der eine oder andere Berater kommt auch dazu, sie verdienen schließlich an den Wechseln mit. Einige Spieler sind auch ungeduldiger geworden. Wenn sie fünf Spiele nicht spielen, gehen sie eben woanders hin. Nach dem Motto: 'Bevor ich ein Jahr verschwende, wechsle ich den Verein.' Bei mir war die Mentalität eher so, dass ich mich dann erst recht durchgebissen habe. Ob die Entwicklung gut oder schlecht ist, will ich gar nicht beurteilen.

DFB.de: Haben Sie selbst mal mit dem Gedanken gespielt, den Klub zu verlassen?

Jantschke: Man macht sich als Mensch immer Gedanken. Zum Beispiel, was man in seinem ganzen Leben verändern kann. Oder wo es Punkte gibt, die man anpacken kann. Es war aber nie so konkret, dass ich zu Max Eberl gegangen bin und gesagt habe, dass ich weg möchte.

DFB.de: Wenn Ihr Vertrag 2018 ausläuft, sind Sie 28. Können Sie sich ein Karriereende in Gladbach vorstellen oder wollen Sie auf jeden Fall noch einmal eine neue Herausforderung suchen?

Jantschke: Da ist die Frage, inwieweit etwas eine Herausforderung ist oder ob man den Status, den man sich aufgebaut hat, aufgeben möchte. Natürlich ist dabei auch die Frage, ob der Verein noch mit mir plant. Man muss abwarten, wie sich alles entwickelt. Ich fühle mich aber derzeit pudelwohl in Gladbach.

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DFB.de: Wie würden Sie die zehn Jahre beschreiben?

Jantschke: Ich habe in der Zeit viel erlebt, viele Aufs und Abs, schöne, aber auch schwierige Zeiten. Und das zum Teil mit Leuten, die ebenfalls lange dabei sind wie Patrick Herrmann, Max Eberl, Steffen Korell, Hans Meyer oder Rainer Bonhof. Dazu waren viele tolle Spieler da, mit denen ich zusammenspielen durfte, wie Marc-André ter Stegen, Marco Reus, Roman Neustädter oder Dante, um nur einige zu nennen. Dazu gehört aber auch das Traurige wie in den vergangenen Jahren, als einige Spieler aufgehört haben, mit denen du viel erlebt hast, wie Martin Stranzl, Roel Brouwers oder Filip Daems.

DFB.de: Wie haben Sie sich verändert in dieser Zeit?

Jantschke: Als Fußballer bin ich sowieso nicht der auffallende Spielertyp, ich habe mich mit der Mannschaft stetig weiterentwickelt und mich dem Niveau angepasst. Ich werde nicht mehr der Filigrantechniker oder der Flankenläufer, aber ich denke, dass ich meinen Teil immer beitrage. Als Mensch bin ich sicherlich gereift, ich hatte aber schon als jüngerer Spieler eine eher erwachsene Einstellung.

DFB.de: Wie erleben Sie den heutigen Nachwuchs im Vergleich zu früher?

Jantschke: Die Jungs sind bedeutend selbstbewusster. Sie kommen mit 18 Jahren zu den Profis und sind der Meinung, dass sie spielen müssten. Durch die ganzen Nachwuchsleistungszentren kommt einfach eine große Qualität hoch. Andreas Christensen oder Nico Elvedi zum Beispiel hätte man früher gesagt: "Du brauchst drei Jahre." Heute kannst du sie fast schon auf Anhieb reinwerfen, der Unterschied ist nicht mehr so groß. Auch die Hierarchie hat sich verändert. Man muss den Jungs heute mitunter schon dreimal sagen, dass sie die Bälle nach dem Training einsammeln sollen. Es ist alles etwas lockerer geworden. Ich bin froh, dass, als ich damals in den Profibereich gekommen bin, noch Zucht und Ordnung herrschte. Da konnte man keine großen Faxen machen. Wenn man die Leibchen vergessen hast, musste man sie holen und dazu noch drei Strafrunden drehen. Das hat geprägt, ich habe eine Menge mitgenommen, vor allem was Disziplin betrifft.

DFB.de: Wie schwierig war es für Sie als junger Spieler ein gutes Stück weg von Zuhause?

Jantschke: Es war nicht einfach, vor allem das erste Jahr war nicht ohne, auch wenn es für mich in der B-Jugend sportlich gut lief. Wenn ich mal frei hatte, bin ich sieben Stunden mit dem Zug nach Hause nach Hoyerswerda und sieben Stunden wieder zurück. Aber ich hatte ein Ziel vor Augen und musste auf die Zähne beißen.

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DFB.de: Sie gehören inzwischen zu den Führungsspielern. Vermissen Sie die Kapitänsbinde eigentlich?

Jantschke: Nein, ich sehe das nach wie vor gelassen. Früher hatte man als Kapitän auf dem Platz gewisse Vorteile, zum Beispiel im Umgang mit dem Schiedsrichter. Das gibt es aber heute in dieser Form nicht mehr. Was die eigene Mannschaft angeht, musst du die Verantwortung auf mehreren Schultern verteilen. Und ich glaube schon, dass mein Wort in der Kabine Gewicht hat.

DFB.de: Sie sind allerdings noch Kassenwart. Vermissen Sie denn Granit Xhaka?

Jantschke: (lacht) Ja, seine Gelben und Roten Karten fehlen natürlich, das tut schon weh. In dieser Saison halten sich die Einnahmen sehr im Rahmen, wir sind nach meinem Geschmack fast schon zu diszipliniert. Ich denke, dass ich da mal was streuen muss, damit wieder Geld in die Kasse kommt.

DFB.de: Wie sind Sie damit umgegangen, als Sie als Dauerbrenner in der vergangenen Saison verletzungsbedingt plötzlich nur zuschauen konnten?

Jantschke: Recht locker und nüchtern. Es war mir immer klar, dass Verletzungen dazugehören und dass sie irgendwann kommen. Ich hatte damals sowieso meinen Rhythmus nicht gefunden, deshalb war es in dieser Phase vielleicht gar nicht schlecht, um den Kopf freizubekommen. Es hat auch positive Seiten: So konnte ich zum 50. Geburtstag meines Vaters.

DFB.de: Sie waren zu der Zeit also auch Mitglied der WhatsApp-Gruppe "Trainingsgruppe linkes Knie"?

Jantschke: Selbstverständlich, wir waren zu viert damals. Als ich dazu kam, waren mit André Hahn und Patrick Herrmann zwei Jungs fast schon wieder fit. Mit Nico Schulz war ich anschließend noch zwei Monate täglich im Kraftraum. Wir haben in der Gruppe zum Beispiel die Trainingspläne aufeinander abgestimmt, damit wir viele Dinge gemeinsam machen können.

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DFB.de: Sie schauen privat eher selten Fußball. Wie kommt das?

Jantschke: Wir werden vom Trainerteam perfekt auf jeden Gegner vorbereitet, die sehe ich also oft genug. Deshalb schaue ich mir privat nicht so viele Spiele an, sondern eher Basketball oder American Football.

DFB.de: Was fasziniert Sie daran?

Jantschke: Beim Football die Härte. Da gibt es nicht so viel Schauspielerei, da geht es zur Sache. Außerdem ist es wie ein sportliches Schachspiel, bei dem es extrem auf Taktik ankommt. Ich bin als Defensivspieler nicht der Größte und der Schnellste und muss deshalb vom Taktischen her immer ein bisschen auf der Hut sein. Und das lässt sich auf Football gut übertragen, dort kann man durch taktische Finesse viel wettmachen.

DFB.de: Borussia hat in dieser Saison einen sehr breiten Kader. Wie sehr "hassen" Sie als Profi die Rotation?

Jantschke: Mittlerweile hat da ein Umdenken stattgefunden. Die Spieler merken, dass man auf einem Top-Niveau alle drei Tage nicht jedes Spiel machen kann. Du brauchst in gewissen Phasen einfach eine Pause, und wenn sie einem vom Trainer "aufgezwungen" wird. Natürlich sitzt kein Spieler gerne draußen und man denkt, dass man immer 100 Prozent abrufen kann und immer spielen muss. Das schafft man auf diesem Niveau aber nicht mehr. Und wenn man einen breiten Kader hat, sollte man ihn auch nutzen.

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DFB.de: Bei dem Tanz auf drei Hochzeiten: Welchen Stellenwert hat der DFB-Pokal?

Jantschke: Es ist der schnellste Weg, international spielen zu können. Und es ist ein Titel. Einen Titel holen zu können, ist einfach eine geile Sache. Das können nicht alle von sich behaupten. Und es ist ein relativ kurzer Weg: Sechs Spiele, und dann kannst du das Ding in die Höhe halten.

DFB.de: Ab wann fängt man an, von Berlin zu träumen?

Jantschke: Ab dem Viertel- oder Halbfinale. Vorher weiß man, dass immer etwas schieflaufen kann. Du brauchst auch einfach ein bisschen Losglück. Dass man zum Beispiel zwei Heimspiele in Folge bekommt. Und du brauchst immer einen guten Tag, und das sechsmal. Durch einen schlechten Tag kann man sich immer alles versauen.

DFB.de: Schaut man sich als Spieler die Auslosungen an?

Jantschke: Ich selbst nicht immer. Es gab da schon die verrücktesten Dinge. Ich wurde schon mal von 20 Leuten angerufen, die mir gesagt haben, dass wir im Viertelfinale in Berlin gegen die Hertha spielen. Ich habe gar nicht gewusst, dass an diesem Tag die Auslosung war.

DFB.de: In der ersten Runde hat sich die Borussia eher nüchtern mit 1:0 beim Regionalligisten SV Drochtersen/Assel durchgesetzt. Warum tun sich die Favoriten oft so schwer?

Jantschke: In unserem Fall stand der Gegner zum Beispiel sehr defensiv und kam zweimal vor unser Tor. Und dann ist das ganze Stadion da, die Spieler haben noch mehr an sich geglaubt, dazu war der Platz sehr stumpf. Dadurch war es für uns schwieriger, den Ball schnell laufen zu lassen. Und so kommt alles zusammen. Das macht die erste Runde für die Profis nicht immer schön, aber für die Zuschauer ist es perfekt. Der Fan liebt es ja, wenn der Favorit mal einen auf die Mütze bekommt.

DFB.de: Sie waren zumindest mit der U 19 von Borussia in Berlin. Wie erlebt man das Drumherum als junger Spieler?

Jantschke: Das war super. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Am Freitag haben wir gespielt und am Samstag das Finale der Profis geschaut. Es war für uns junge Spieler genial, das alles mal mitzuerleben. Auch wenn das Ergebnis für uns leider suboptimal war (0:3 gegen Bayer Leverkusen, Anm.d.Red.).

DFB.de: Was war das schönste Erlebnis bisher im Pokal?

Jantschke: Das Halbfinale im März 2012 gegen die Bayern, das wir verloren haben (2:4 nach Elfmeterschießen, Anm.d.Red.). Das war auch von mir ein ordentliches Spiel. Arjen Robben und Franck Ribery waren damals in Topform, wie der ganze FC Bayern. Wir kamen damals aus der Relegationssaison, haben die Bayern sowohl im Hin- als auch im Rückspiel geschlagen. Und dann hatten wir sie im Halbfinale im Borussia-Park, mit den Fans im Rücken. Das war vom Erlebnis her schon top, ein echtes Highlight-Spiel. Aber klar: Wenn du so nah an Berlin bist und so ausscheidest, ist das schon sehr bitter.

DFB.de: Für Borussia geht es in der zweiten Runde gegen den Zweitligisten VfB Stuttgart. Was ist das Gefährliche an dieser Konstellation?

Jantschke: Wir haben zumindest mal ein Heimspiel, die hatten wir noch nicht so oft. Der VfB hat einen neuen Trainer und ist in der 2. Bundesliga einer der Aufstiegsfavoriten. Deshalb ist es keine leichte Aufgabe. Aber wenn du eine Rolle spielen willst, musst du natürlich gewinnen. Sonst hast du im Pokal auch nichts zu suchen.