Gladbach vs. Bayern: Alkoholverdunstung und Matthäus-Fehlschuss

Am Samstag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) steigt am 15. Bundesliga-Spieltag im Borussia-Park das traditionsreiche Duell zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern München. DFB.de erzählt die Geschichte eines Duells, das es in der Bundesliga bisher 94-mal gab, dessen Bilanz zwar insgesamt pro Bayern, bei Heimspielen der Fohlen aber pro Borussia spricht.

Das erste Duell

Borussia Mönchengladbach - Bayern München 1:2 (2. Oktober 1965)

An diesem Tag treffen die beiden Aufsteiger erstmals überhaupt aufeinander. Es ist zugleich die Bundesliga-Premiere dieses Spiels. Günter Netzer ließ es sich nicht nehmen, das erste Tor in diesem Klassiker überhaupt zu erzielen, gespielt waren 33 Minuten. Doch am Ende lachten die Bayern: Rainer Ohlhauser glich aus (43.), und Gerd Müller entschied das Aufsteigerduell auf dem Bökelberg mit einem für ihn eher ungewöhnlichen 20-Meter-Schuss. Seit diesem Tag ist die Bilanz für Bayern in diesem Duell positiv (45-28-21), das die Borussia erstmals im neunten Anlauf (mit 2:1 am 23. August 1969) gewann.

Der höchste Heimsieg

Borussia Mönchengladbach - Bayern München 5:0 (18. Mai 1974)

Damals kommt es am Bökelberg zu einem kuriosen Bundesligaspiel. Das vom Spielplanleiter womöglich erhoffte Finale um die Deutsche Meisterschaft am 34. Spieltag fällt zwar aus, da sich die Bayern die Schale in der Vorwoche bereits gesichert haben. Nun wird sie ihnen noch vor Anpfiff überreicht. Es ist die zweite Trophäe binnen 20 Stunden, die Kapitän Franz Beckenbauer zu fassen bekommt, denn erst am Vortag (!) haben die Bayern in Brüssel im Wiederholungsspiel gegen Atletico Madrid als erste deutsche Mannschaft den Europapokal der Landesmeister gewonnen. Was anschließlich zünftig gefeiert worden ist.

Die Folge: Wohl nie trat eine Mannschaft in einem desolateren Zustand zu einem Bundesliga-Spiel an. Trainer Udo Lattek sprach von "einer Alkoholverdunstungsstunde". Halb so schlimm, sie hatten ja ihre Ziele schon erreicht. Nur Gerd Müller hatte noch etwas zu verlieren, er führte die Torjägerliste an, aber Borussias Jupp Heynckes saß ihm im Nacken. Und entsprechend ambitioniert spielte der Gladbacher auch. Nach einer halben Stunde brach Bayerns tapferer Widerstand zusammen, Heynckes (30., 45.), Allan Simonsen (34.) und Rainer Bonhof (45.) sorgten für eine komfortable Pausenführung. Heynckes hatte Müller nun eingeholt (beide 30 Tore), der "Bomber" ließ sich trotzdem auswechseln.

Rainer Zobel bat seinen Gegenspieler Hacki Wimmer, ob er sich nicht mehr im Schatten aufhalten könne. Selbst Beckenbauer zelebrierte Standfußball: "So wie heute kann ich noch 25 Jahre spielen", sagte er. "Wir haben auf der Trainerbank bei jedem Tor nur noch gelacht", gab Udo Lattek zu. Eins kam noch dazu, Lorenz-Günther Köstner erhöhte auf 5:0 (71.), das war der Endstand. Die höchste Bayern-Pleite in diesem Duell war auch die seltsamste - und tat keinem weh. Als Sepp Maier vor die Presse trat, war er wieder ganz der Spaßvogel: "Die Stimmung bei uns in der Kabine ist furchtbar."



Am Samstag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) steigt am 15. Bundesliga-Spieltag im Borussia-Park das traditionsreiche Duell zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern München. DFB.de erzählt die Geschichte eines Duells, das es in der Bundesliga bisher 94-mal gab, dessen Bilanz zwar insgesamt pro Bayern, bei Heimspielen der Fohlen aber pro Borussia spricht.

Das erste Duell

Borussia Mönchengladbach - Bayern München 1:2 (2. Oktober 1965)

An diesem Tag treffen die beiden Aufsteiger erstmals überhaupt aufeinander. Es ist zugleich die Bundesliga-Premiere dieses Spiels. Günter Netzer ließ es sich nicht nehmen, das erste Tor in diesem Klassiker überhaupt zu erzielen, gespielt waren 33 Minuten. Doch am Ende lachten die Bayern: Rainer Ohlhauser glich aus (43.), und Gerd Müller entschied das Aufsteigerduell auf dem Bökelberg mit einem für ihn eher ungewöhnlichen 20-Meter-Schuss. Seit diesem Tag ist die Bilanz für Bayern in diesem Duell positiv (45-28-21), das die Borussia erstmals im neunten Anlauf (mit 2:1 am 23. August 1969) gewann.

Der höchste Heimsieg

Borussia Mönchengladbach - Bayern München 5:0 (18. Mai 1974)

Damals kommt es am Bökelberg zu einem kuriosen Bundesligaspiel. Das vom Spielplanleiter womöglich erhoffte Finale um die Deutsche Meisterschaft am 34. Spieltag fällt zwar aus, da sich die Bayern die Schale in der Vorwoche bereits gesichert haben. Nun wird sie ihnen noch vor Anpfiff überreicht. Es ist die zweite Trophäe binnen 20 Stunden, die Kapitän Franz Beckenbauer zu fassen bekommt, denn erst am Vortag (!) haben die Bayern in Brüssel im Wiederholungsspiel gegen Atletico Madrid als erste deutsche Mannschaft den Europapokal der Landesmeister gewonnen. Was anschließlich zünftig gefeiert worden ist.

Die Folge: Wohl nie trat eine Mannschaft in einem desolateren Zustand zu einem Bundesliga-Spiel an. Trainer Udo Lattek sprach von "einer Alkoholverdunstungsstunde". Halb so schlimm, sie hatten ja ihre Ziele schon erreicht. Nur Gerd Müller hatte noch etwas zu verlieren, er führte die Torjägerliste an, aber Borussias Jupp Heynckes saß ihm im Nacken. Und entsprechend ambitioniert spielte der Gladbacher auch. Nach einer halben Stunde brach Bayerns tapferer Widerstand zusammen, Heynckes (30., 45.), Allan Simonsen (34.) und Rainer Bonhof (45.) sorgten für eine komfortable Pausenführung. Heynckes hatte Müller nun eingeholt (beide 30 Tore), der "Bomber" ließ sich trotzdem auswechseln.

Rainer Zobel bat seinen Gegenspieler Hacki Wimmer, ob er sich nicht mehr im Schatten aufhalten könne. Selbst Beckenbauer zelebrierte Standfußball: "So wie heute kann ich noch 25 Jahre spielen", sagte er. "Wir haben auf der Trainerbank bei jedem Tor nur noch gelacht", gab Udo Lattek zu. Eins kam noch dazu, Lorenz-Günther Köstner erhöhte auf 5:0 (71.), das war der Endstand. Die höchste Bayern-Pleite in diesem Duell war auch die seltsamste - und tat keinem weh. Als Sepp Maier vor die Presse trat, war er wieder ganz der Spaßvogel: "Die Stimmung bei uns in der Kabine ist furchtbar."

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Der höchste Auswärtssieg

Borussia Mönchengladbach - Bayern München 1:7 (24. März 1979)

An diesem Tag entschied sich auf dem Bökelberg die Zukunft des FC Bayern für die folgenden Jahrzehnte. Die gerade gegen ihren Vorstand rebellierenden Bayern-Stars lieferten auf dem Platz beste Argumente, warum sie keinen Max Merkel als Trainer brauchten. Ein schier ungeheuerliches 7:1 steht in den Annalen, es ist Bayerns dritthöchster Auswärtssieg in der Bundesliga. Damals war es der höchste, erst im neuen Jahrtausend wurde er überboten (8:1 in St. Pauli/2011 und 7:0 in Bremen/ 2013). "Super-Sieg gegen 'Präse' Neudecker", titelte der Münchner Merkur. Mit diesem Sieg, so ist die allgemeine Lesart, übernahmen Paul Breitner, Pal Csernai und Uli Hoeneß, der sechs Wochen später als Manager anfing, die Macht beim FC Bayern. Es begann nach sechs Jahren Durststrecke eine neue Meister-Ära.

An diesem März-Samstag deuteten sie schon mal an, was in ihnen steckte. Karl-Heinz Rummenigge schoss drei Tore, Norbert Janzon zwei, Katsche Schwarzenbeck eröffnete den Torreigen (9. Minute) und Kurt Niedermayer durfte sich auch einreihen. Nur sechs Minuten hielt Borussia nach Klaus Amraths Ausgleich (12.) das Spiel wieder offen. Sepp Maier machte vor Freude einen Kopfstand, hinterher sagte er: "Wir haben uns vor dem Spiel zusammengesetzt und dabei geschworen, in Mönchengladbach ein Riesenspiel zu zeigen." Dafür gab es eine Sonderprämie, Schatzmeister Willi O. Hoffmann, der nächste Präsident, versprach den Siegern "eine angemessene Summe" und schwelgte: "Dieser Erfolg war wichtiger als alle Europapokalsiege zusammen."

Der besondere Moment

Bayern München - Borussia Mönchengladbach 2:2 (3. Oktober 1992)

Der besondere Moment ereignete sich im Münchner Olympiastadion. Mehrere Momente verdienen gewiss Erwähnung, etwa das letzte Bundesligaspiel des Kaisers im Mai 1977 (2:2), oder der doppelte Pfostenschuss des Gladbacher Liberos Hans-Günter Bruns im Oktober 1983 nach einem Solo über den ganzen Platz. Der Ball traf auf den linken Pfosten, kullerte die Linie entlang, traf den rechten und sprang wieder raus. Lieber aber denken alle Borussen-Fans an den Husarenstreich ihres Torwarts Dirk Heyne am 3. Oktober 1992. Bayern führt an diesem Tag durch ein Tor von Thomas Helmer in der 88. Minute gegen zehn Borussen, die Johnny Mölby durch Platzverweis verloren haben, mit 2:1. Noch einmal gibt es eine Ecke, zu denen neuerdings auch die Torhüter mit nach vorne kommen. Es hat nur noch nie was gebracht. Dann kommt Dirk Heyne. 197 Zentimeter lang, 102 Kilo schwer, vor Erfahrung strotzend. Er steht fünf Tage vor seinem 35. Geburtstag. Nur in der Bundesliga hat er noch nie gespielt.

Nun sorgt er dafür, dass sein Debüt niemand vergisst. "Was machst du denn hier?", fragt Mitspieler Martin Max noch entsetzt, Sekunden später weiß er es. Heyne kommt an den Ball und setzt ihn volley an den Pfosten, Max drückt den Abpraller ein. Der gefühlte Torschütze ist Heyne, der sogleich in die Fankurve rennt. Darf er auch, das Spiel wird umgehend abgepfiffen. "Ich muss ernsthaft über das Ende meiner Laufbahn nachdenken", witzelt Heyne.

Das wichtigste Spiel

Bayern München - Borussia Mönchengladbach 6:0 (26. April 1986)

Dreimal wurde mit dieser Paarung der Deutsche Meister ermittelt. 1977 reichte der Borussia das 2:2 in München zum Titelhattrick, 1981 wurden die Bayern am 33. Spieltag durch ein 4:1 am Bökelberg Meister. Aber nie war es spannender als in der wohl einseitigsten Partie des Klassikers, die je in München stattfand. Am 26. April 1986 spielten die Bayern nur formal gegen die Borussia, praktisch aber gegen Werder Bremen, das in Stuttgart noch einen Punkt zum Titel brauchte. Bayern wiederum musste auf alle Fälle gewinnen und auf einen Bremer Ausrutscher hoffen. Sie ließen keinen Zweifel daran, dass sie ihre Chance nutzen wollten. Lothar Matthäus schoss gegen seinen Ex-Klub eins der schnellsten Bundesligatore aller Zeiten (14 Sekunden), am Ende hieß es 6:0 – auch weil Borussen-Keeper Thorstvedt einen schwachen Tag erwischte. Aber nicht nur der. So konnten sämtliche eingesetzten Bayern-Stürmer einnetzen: Dieter Hoeneß (25., 58.), Roland Wohlfarth (48., 80.) und Reinhold Mathy (64.). In der Schlussphase schaute auf der Bayern-Bank keiner mehr aufs Spiel, alle hingen an den Transistorradios, die frohe Kunde aus Stuttgart vermeldeten. Der VfB schlug Werder 2:1 und Bayern war Meister – mit der ersten Tabellenführung der Saison. Das nennt man Punktlandung.

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Das wichtigste Spiel außerhalb der Bundesliga

Bayern München - Borussia Mönchengladbach 7:6 i.E. (DFB-Pokalfinale, 31. Mai 1984)

Die Rivalen treffen sich im Frankfurter Waldstadion zum letzten DFB-Pokalfinale, das nicht in Berlin ausgetragen wird. Das Spiel wird ein Drama, an das sich alle Beteiligten noch lange erinnert haben dürften, einer wird es gewiss sein Leben lang tun: Lothar Matthäus. Der Gladbacher Jungnationalspieler steht seit Wochen unter Spannung, weil er nach der Saison zu den Bayern wechselt. Sehr zum Ärger der Borussen und deren Trainer Jupp Heynckes, der ihn zwischenzeitlich sogar auf die Bank setzt. In Frankfurt stellt er ihn natürlich wieder auf, aber es ändert nichts an Matthäus‘ Zerrissenheit. Was Folgen haben wird.

Die Borussen gingen durch Frank Mill vor der Pause in Führung, die bis zur 81. Minute Bestand hatte - dann traf Wolfgang Dremmler zum Ausgleich. In der Verlängerung blieben Tore aus, umso mehr fielen im Elfmeterschießen. Hier wurde Lothar Matthäus zur tragischen Figur. Er hatte den Fans zwar versprochen, er wolle sich "mit dem Pokalsieg im Gepäck nach München verabschieden", doch der 23-Jährige war dem Druck nicht gewachsen und verschoss überhastet. Der Ball flog übers Tor, Matthäus sank zusammen. Heynckes hatte ihn zu dem Schuss gedrängt, Matthäus wollte eigentlich nicht. Aber in der Liga war er nach Wilfried Hannes Schütze Nummer zwei, da konnte er nicht kneifen.

Noch war es nicht das Ende, auch Klaus Augenthaler verschoss. Aber nachdem Borusse Norbert Ringels den Pfosten anvisiert hatte, brachte der 16. Elfmeter durch Michael Rummenigge die Entscheidung. Ein schönes Abschiedsgeschenk für den großen Bruder, Karl-Heinz Rummenigge wechselte als DFB-Pokalsieger zu Inter Mailand. Lothaer Matthäus dagegen ging zum Sieger - nach "der bittersten Stunde meiner Laufbahn".

Serien und Fakten

Borussias Heimbilanz gegen Bayern ist positiv (18-18-11), nirgends hat Bayern einen schlechteren Punkteschnitt (auf die Dreipunkteregelung umgerechnet 1,1).

Borussia blieb im Vorjahr gegen Bayern ungeschlagen und ohne Gegentor (2:0 in München, 0:0 zu Hause).

Borussia gewann nur eins der letzten neun Heimspiele gegen Bayern (am 20. Januar 2012 mit 3:1).

Es ist das Duell der aktuell am längsten ungeschlagenen Teams: Borussia seit neun Ligaspielen, Bayern seit 15.