Gladbach gegen Schalke: Der erste zweistellige Bundesliga-Sieg

Das wichtigste Spiel

8. Mai 2004: Borussia Mönchengladbach - FC Schalke 04 2:0

Am 32. Spieltag 2003/2004 vertrieb die Borussia das Abstiegsgespenst vom Bökelberg - fast jedenfalls. Der Heimsieg gegen noch von Europa träumende Schalker war eine Vorentscheidung zu Gladbacher Gunsten, am nächsten Spieltag waren sie endgültig in Sicherheit. Markus Hausweiler traf bereits nach 46 Sekunden für die Mannschaft von Trainer Holger Fach, es war Hausweilers erstes Tor nach fünf Jahren. "Jetzt weiß ich wieder, wie schön es sich anfühlt", gab er zu Protokoll. Vaclav Sverkos verwandelte nach 44 Minuten einen Foulelfmeter zum 2:0, den Schalke-Keeper Frank Rost gegen den Schützen selbst verursacht hatte. Einhellig war hinterher in den Medien von einer Fehlentscheidung die Rede, Rost verwies auf einen "blauen Fleck, das war eher Foul an mir."

Borussia war es egal, nach der Pause änderte sich am Spielstand nichts mehr. Trainer Fach sprach von "einem großen Schritt in Richtung Klassenerhalt". Die Schalker waren nur kurz geknickt, fuhren heim und feierten am Abend mit 60.000 Fans in ihrer Arena den 100. Geburtstag des Vereins - dazu brauchten sie keinen Sieg. Und Schalkes Trainer Jupp Heynckes fand Trost darin, dass sein Herzensklub die Punkte noch dringender hatte brauchen können.

Serien und Fakten

Gesamtbilanz: 35-25-27
Heimbilanz: 27-9-7

- zuletzt gewann fünfmal der Gastgeber
- Hinspiel: 4:0 (Schalkes erste Saisonpunkte)
- seit 1. Dezember 2012 (1:1 auf Schalke) kein Remis mehr
- letztes 0:0: am 8. November 2006 (in Gladbach)
- Borussia gewann sieben der vergangenen acht Duelle zuhause
- letzter Schalker Sieg in Mönchengladbach: 3. Mai 2013 (0:1)
- alle fünf Eigentore des Duells fabrizierten Gladbacher
- erst vier Platzverweise (drei für Schalke)
- das 11:0 am alten Bökelberg (11. Januar 1967) war das erste zweistellige Bundesliga-Ergebnis
- am 23. Oktober 1971 (7:0) erzielt Borussias Ulrik Le Fevre das erste ARD-Tor des Monats
- Torquote dieser Paarung: 2,91

[um]


99-mal haben sich Borussia Mönchengladbach und der FC Schalke 04 bereits gegenübergestanden, davon 87-mal in der Bundesliga. Am Samstag (ab 18.30 Uhr, live auf Sky) machen beide am 23. Spieltag die 100 voll. DFB.de erzählt die Geschichten zu den wichtigsten Duellen am Niederrhein.

Die Bundesliga-Premiere

5. Februar 1966: Borussia Mönchengladbach - FC Schalke 04 2:0

Als Tabellenzehnter empfing Aufsteiger Borussia erstmals in der Bundesliga die Schalker, die 1965/1966 gern gesehene Gäste waren, füllten sie doch Kassen und Punktekonto der Gastgeber. Von zehn Auswärtsspielen hatten sie neun verloren, und am Bökelberg setzte sich die Serie fort. 22.000 Zuschauer warteten vor der Pause vergebens auf Höhepunkte, Chancen hatte nur die Borussia - aber kein Fortune. Auch nach dem Wechsel schien es so weiterzugehen, der überragende Günter Netzer traf nur den Pfosten (66.). Zwei Minuten später fiel es endlich, das erste Gladbacher Bundesligator gegen die Schalker (Hinspiel: 0:0). Netzers Flanke landete zwar bei Schalke-Verteidiger Klaus Fichtel, aber der schoss Mitspieler Alfred Pyka an, und von dem prallte der Ball zu Bernd Rupp. Der "schoß den 'herrenlos' gewordenen Ball halbhoch ein", meldete der kicker.

Rupp glückte nach Netzers Vorarbeit auch das zweite, entscheidende Tor aus elf Metern (87.). Borussen-Trainer Hennes Weisweiler freute sich über "einen hochverdienten Sieg. Hauptsache, der Sturm schießt wieder!" Das konnte Kollege Fritz Langner nicht behaupten. "Torschuss blanke Fehlanzeige", monierte der kicker. Und Langner sah noch mehr Schwächen: "Zum ersten Mal sah ich meine Abwehr schwimmen. Pyka war an beiden Toren schuld, er schlief. Es war das schlechteste Spiel meiner Mannschaft."

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Der höchste Heimsieg

7. Januar 1967: Borussia Mönchengladbach - FC Schalke 04 11:0

Dreieinhalb Jahre gab es die Bundesliga schon, knapp 1000 Spiele waren ausgetragen worden. Tore fielen in den ersten Jahren am Fließband, 3,33 pro Spiel ermittelten die Statistiker. Doch selbst Prügelknabe Tasmania Berlin hatte es im Vorjahr vermeiden können, eine zweistellige Niederlage zu kassieren. Das war am 18. Spieltag der Saison 1966/1967 den ruhmreichen Schalkern vorbehalten. Sie wurden am Bökelberg zum Spielball der Fohlen-Elf, die damals noch am Anfang einer großen Ära stand.

Vor dem Heimspiel gegen die Schalker waren die Borussen Fünfter und favorisiert, denn Schalke spielte als Dreizehnter wie in den beiden Vorjahren gegen den Abstieg und hatte auswärts erst einen Punkt geholt. Trainer Fritz Langner hatte schon ein schlechtes Gefühl. "Zum Jahreswechsel knöpfte er sich jeden Spieler einzeln vor, ermahnte ihn im Hinblick auf die schwere zweite Serie zum sportlichen Lebenswandel", schrieb das Sport Magazin zwei Tage vor dem Debakel vom Bökelberg. Doch der beste Lebenswandel hätte nichts an den Umständen geändert, die dieses Spiel überschatteten und wesentlich beeinflussten. Als Schalke an jenem Samstag auflief, fehlte zur allgemeinen Überraschung Mittelfeldspieler Manfred Kreuz. Denn seine erst 27-jährige Frau war am Donnerstag unerwartet an einem Virus verstorben. Kreuz: "Der Schock nach Rosemaries Tod war bei mir und der Mannschaft riesig, weil die Kameradschaft sehr groß war."

Es war noch die Zeit, als das Wort von den elf Freunden in manchen Klubs seine Berechtigung hatte. Und so standen elf deprimierte Schalker gegen elf vor Spielfreude sprühende Borussen auf verlorenem Posten. Mit Josef Elting spielte auch noch der Ersatztorwart statt des jungen Norbert Nigbur, Langner wollte "den erfahreneren Mann" einsetzen. Hinterher dürfte Nigbur heilfroh gewesen sein, dass er diesen "Schneewalzer" nicht hatte mittanzen müssen. Elfmal schlug der rote Ball hinter, über oder neben Elting ein, und das Sport Magazin verstieg sich zu der kühnen Behauptung: "Sicher sind die Knappen mit dieser Niederlage noch sehr zufrieden, weil sie wissen, dass es sogar 20 Tore hätten sein können."

17.000 Zuschauer waren auch mit elf mehr als zufrieden und feierten ihre Borussia euphorisch. Bernd Rupp eröffnete nach einem Netzer-Freistoß den Torreigen (7.) und legte nach 21 Minuten nach. Ein Kopfball von Herbert Laumen (30.) und ein weiterer Rupp-Treffer (40.) nach Netzer-Vorarbeit sorgten schon zur Pause für klare Verhältnisse. Aber Borussia dachte nicht daran, Kräfte zu schonen. Netzer legte gleich nach Wiederanpfiff ein brillantes Solo aufs Schneeparkett und schloss mit dem 5:0 ab (47.). Das Kunststück wiederholte er nach 68 Minuten erneut, da hieß es schon 8:0. Dazwischen hatten sich erneut Laumen (57.) und Rupp (62.) gedrängelt. Einer Kombination der beiden entfesselt auftrumpfenden Stürmer entsprang das 9:0, das Laumen herausköpfte (71.).

Und dann, man schrieb die 85. Minute, wurde es erstmals zweistellig in der Bundesliga: Jupp Heynckes, der sich bis dahin noch zurückgehalten hatte, stellte per Kopf den historischen Spielstand her. Und nun auf den Geschmack gekommen, schloss er in letzter Minute noch mit dem 11:0 ab. Hinterher hatten die Borussen dann doch Mitleid. Netzer sagte: "Ich möchte nur wünschen, dass man bei Schalke diese hohe Niederlage so schnell wie möglich vergisst. Wenn es einmal 4:0 steht, dann läuft eben beim Gewinner alles richtig, und dem Verlierer gelingt nichts mehr."

Auf der Schalker Geschäftsstelle stapelten sich die bösen Briefe, die wohl ausgeblieben wären, hätten alle Schreiber die Vorgeschichte um Witwer Manfred Kreuz gekannt. Doch bereits eine Woche später war der königsblaue Anhang beinahe wieder versöhnt. Denn wie es der Fußball-Gott wollte, musste Borussia im Pokal in die Glückauf-Kampfbahn - und diesmal gewannen die Schalker mit 4:2.

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Der höchste Auswärtssieg

6. Januar 1968: Borussia Mönchengladbach - FC Schalke 04 1:6

Die Schalker nutzen ein Jahr nach dem 0:11 auch die erste Chance zur Revanche auf dem Bökelberg. Nach dem Spiel fragte Borussias Herbert Laumen frustriert: "Wo gibt es ein großes Loch, wo wir uns verstecken können?" Schließlich hatte der Zweite gegen den Sechzehnten verloren, und bis zu jenem Tag war Borussia noch ohne Heimniederlage 1967/1968 geblieben. Und wieder erlebten sie ein Debakel gegen eine von Günter Brocker trainierte Mannschaft, der ihnen schon mit Werder Bremen ein 0:7 zugefügt hatte (bis heute die Rekordheimniederlage). 38 Minuten war die Partie völlig offen, dann traf der kommende Gladbacher Hans-Jürgen Wittkamp, und während die Borussen den Schock noch verarbeiteten, erhöhte der gerade eingewechselte Hermann Erlhoff aus 20 Metern auf 0:2 (40.).

Alles, was sich Borussia in der Pause vorgenommen hatte, wurde danach jäh zerstört: Manfred Pohlschmidt (49.) und Willi Kraus (52.) erhöhten auf 4:0 für S04, und "erst danach hat unsere Mannschaft so gekämpft, wie es in der Bundesliga sein muss", kritisierte Weisweiler. Trotzdem fiel das nächste Schalker Tor, wieder durch Wittkamp (60.), der Keeper Volker Danner locker überlupfte. Günter Netzer war immerhin das schönste Tor des Tages vergönnt, laut Sport Magazin war es "ein prächtiger 20-Meter-Schuss" (63.). Pohlschmidt machte nach einem Solo das halbe Dutzend voll (86.) und fachte die Jubelgesänge in der Schalker Fankolonie wieder an. Trainer Brocker blieb sachlich: "Bei uns herrscht keine übertriebene Freude, weil ich der Meinung bin, dass in der Bundesliga jeder jeden schlagen."

Der besondere Moment

20. Februar 2005: Borussia Mönchengladbach - FC Schalke 04 1:3

Im Vorjahr hatte er Werder Bremen zur Meisterschaft geschossen und die Torjägerkanone gewonnen. Dann zog es Ailton nach Schalke, wo sie 2005 Meister werden wollten. Die Erwartungen waren hoch, erfüllt hatte der Brasilianer sie bis dahin nicht. Acht Tore in 22 Spielen, selbst der Stammplatz war in Gefahr, und Trainer Ralf Rangnick hatte ihn wegen seiner Einstellung öffentlich abgewatscht. Dann kam der Tag von Gladbach, wo die Schalker erstmals in der neuen Borussen-Arena aufkreuzten und 53.148 Zuschauer anlockten. Borussia ging durch den Ex-Schalker Jörg Böhme in Führung (38., Elfmeter), doch war die schon bald nichts mehr wert.

Denn es begann die "Toni"-Show. Er traf in der 44. Minute zum 1:1, in der 66. Minute zum 1:2 und in der 79. Minute zum 1:3. Alle Tore machte er mit links, und es hätten noch ein paar mehr sein können - das Chancenverhältnis lautete 1:10. Der Umjubelte war im Interview ganz Teamplayer: "In der ersten halben Stunde kam ich gar nicht ins Spiel. Nach der Pause haben wir offensiv ganz stark gespielt. Kompliment an die Mannschaft." Der erste Dreierpack im Schalker Trikot blieb auch der einzige für Ailton, der nach der Saison weiterzog zum HSV. Auch deshalb war es ein ganz besonderer Moment.

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Das wichtigste Spiel

8. Mai 2004: Borussia Mönchengladbach - FC Schalke 04 2:0

Am 32. Spieltag 2003/2004 vertrieb die Borussia das Abstiegsgespenst vom Bökelberg - fast jedenfalls. Der Heimsieg gegen noch von Europa träumende Schalker war eine Vorentscheidung zu Gladbacher Gunsten, am nächsten Spieltag waren sie endgültig in Sicherheit. Markus Hausweiler traf bereits nach 46 Sekunden für die Mannschaft von Trainer Holger Fach, es war Hausweilers erstes Tor nach fünf Jahren. "Jetzt weiß ich wieder, wie schön es sich anfühlt", gab er zu Protokoll. Vaclav Sverkos verwandelte nach 44 Minuten einen Foulelfmeter zum 2:0, den Schalke-Keeper Frank Rost gegen den Schützen selbst verursacht hatte. Einhellig war hinterher in den Medien von einer Fehlentscheidung die Rede, Rost verwies auf einen "blauen Fleck, das war eher Foul an mir."

Borussia war es egal, nach der Pause änderte sich am Spielstand nichts mehr. Trainer Fach sprach von "einem großen Schritt in Richtung Klassenerhalt". Die Schalker waren nur kurz geknickt, fuhren heim und feierten am Abend mit 60.000 Fans in ihrer Arena den 100. Geburtstag des Vereins - dazu brauchten sie keinen Sieg. Und Schalkes Trainer Jupp Heynckes fand Trost darin, dass sein Herzensklub die Punkte noch dringender hatte brauchen können.

Serien und Fakten

Gesamtbilanz: 35-25-27
Heimbilanz: 27-9-7

- zuletzt gewann fünfmal der Gastgeber
- Hinspiel: 4:0 (Schalkes erste Saisonpunkte)
- seit 1. Dezember 2012 (1:1 auf Schalke) kein Remis mehr
- letztes 0:0: am 8. November 2006 (in Gladbach)
- Borussia gewann sieben der vergangenen acht Duelle zuhause
- letzter Schalker Sieg in Mönchengladbach: 3. Mai 2013 (0:1)
- alle fünf Eigentore des Duells fabrizierten Gladbacher
- erst vier Platzverweise (drei für Schalke)
- das 11:0 am alten Bökelberg (11. Januar 1967) war das erste zweistellige Bundesliga-Ergebnis
- am 23. Oktober 1971 (7:0) erzielt Borussias Ulrik Le Fevre das erste ARD-Tor des Monats
- Torquote dieser Paarung: 2,91

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