Gladbach gegen HSV im Video: Meisterfeier und TV-Beweis

Am 7. Spieltag der Bundesliga kommt es zum Duell der Altmeister, wenn am Samstag Borussia Mönchengladbach den Hamburger SV zu Gast hat. DFB.de wirft einen Blick in die Historie dieses Duells, das es in der Bundesliga bislang 96-mal gab.

Das erste Bundesligaspiel

26. Oktober 1966: Borussia Mönchengladbach - Hamburger SV 0:0

Das Hinspiel hatte der HSV 5:0 gewonnen. Anlass also für den Aufsteiger Borussia, Revanche zu nehmen. Doch die Premiere auf dem Bökelberg endete tor- und weitgehend ereignislos. Das Sport Magazin richtete hart: "Beide Mannschaften spielten wie Abstiegskandidaten." Dass keine Tore fielen, lag auch am jungen Borussen-Verteidiger Berti Vogts, der HSV-Idol Uwe Seeler ausschaltete. Mit fairen Mitteln. Was nicht für alle Duelle galt.

Borussen-Trainer Hennes Weisweiler empörte sich über ein hartes Foul von HSV-Ausputzer Willi Schulz, der den durchgebrochenen Günter Netzer auflaufen ließ, und wurde vor der Presse deutlich: "Die Hamburger haben ein paar böse Leute in ihrer Mannschaft! Das Foul von Schulz war eine üble Sache, aber der kennt ja in der Hinsicht keine Rücksichtnahme." Kollege Georg Gawliczek nahm seinen Nationalspieler in Schutz: "Das gibt es in England in jedem Spiel zehnmal!" Manche Argumente sind offenbar zeitlos.



Am 7. Spieltag der Bundesliga kommt es zum Duell der Altmeister, wenn am Samstag Borussia Mönchengladbach den Hamburger SV zu Gast hat. DFB.de wirft einen Blick in die Historie dieses Duells, das es in der Bundesliga bislang 96-mal gab.

Das erste Bundesligaspiel

26. Oktober 1966: Borussia Mönchengladbach - Hamburger SV 0:0

Das Hinspiel hatte der HSV 5:0 gewonnen. Anlass also für den Aufsteiger Borussia, Revanche zu nehmen. Doch die Premiere auf dem Bökelberg endete tor- und weitgehend ereignislos. Das Sport Magazin richtete hart: "Beide Mannschaften spielten wie Abstiegskandidaten." Dass keine Tore fielen, lag auch am jungen Borussen-Verteidiger Berti Vogts, der HSV-Idol Uwe Seeler ausschaltete. Mit fairen Mitteln. Was nicht für alle Duelle galt.

Borussen-Trainer Hennes Weisweiler empörte sich über ein hartes Foul von HSV-Ausputzer Willi Schulz, der den durchgebrochenen Günter Netzer auflaufen ließ, und wurde vor der Presse deutlich: "Die Hamburger haben ein paar böse Leute in ihrer Mannschaft! Das Foul von Schulz war eine üble Sache, aber der kennt ja in der Hinsicht keine Rücksichtnahme." Kollege Georg Gawliczek nahm seinen Nationalspieler in Schutz: "Das gibt es in England in jedem Spiel zehnmal!" Manche Argumente sind offenbar zeitlos.

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Der höchste Heimsieg

26. September 1987: Borussia Mönchengladbach - Hamburger SV 8:2

Das bislang wohl unvergesslichste Duell ereignete sich am zehnten Spieltag der Saison 1987/1988 am Bökelberg: Borussia nahm den amtierenden Pokalsieger und Vizemeister HSV 8:2 auseinander, es ist das Rekordergebnis dieser Paarung. Dabei hatte Bruno Labbadia die Gäste noch in Führung (8.) geschossen. Doch der nach einem Zusammenprall (Kopf an Kopf) mit Hans-Jörg Criens an einer Augenbraue verletzte Torwart Mladen Pralija war benommen und kassierte innerhalb von vier Minuten drei Tore durch Uwe Rahn, Christian Hochstätter und Dietmar Beiersdorfer, der ins eigene Tor traf. "Ich konnte keinen Ball halten", schwor der an der Stirn bandagierte Jugoslawe, Trainer Josip Skoblar nahm ihn dennoch nach 27 Minuten hinaus.

Sein 19 Jahre alter Vertreter Richard Golz kassierte nach der Pause noch fünf Tore gegen entfesselte Borussen. Zunächst wurde es noch einmal spannend, als Manfred Kaltz per Elfmeter (47.) auf 3:2 verkürzte. "Der HSV dominierte nun gegen eine stark abbauende Borussia", schrieb der Kicker, aber es muss eine kurze Phase gewesen sein. Wieder Rahn (51.), Hans-Jörg Criens (74., 76.), Michael Frontzeck (86.) mit einer abgerutschten Flanke und Joker Günther Thiele (88.) machten aus dem Spiel ein Schützenfest. Die Fachpresse gab weniger den unglücklichen Keepern die Schuld am HSV-Debakel, sondern eher Trainer Skoblar. Der wechselte nach 71 Minuten Stürmer Mario Laubinger für Manndecker Carsten Kober ein und "die Abwehr war nun offen wie ein Scheunentor" (Kicker).

Borussen-Libero Hans-Günter Bruns analysierte sachlich: "Beim Stand von 3:2 lag das 3:3 in der Luft. Wir sollten dieses Resultat nicht überbewerten." Trainer Wolf Werner fand: "Der HSV wurde zu hoch geschlagen, lange war er ebenbürtig." Und doch kassierte der HSV nur einmal noch mehr Tore in einem Bundesligaspiel - 26 Jahre später beim 2:9 in München. Das Desaster fiel ausgerechnet in die Jubiläumswoche, drei Tage später wurde der 100. Geburtstag gefeiert. Zur Beruhigung der Fangemeinde kündigte der neue Manager Felix Magath spontan "neue Leute fürs defensive Mittelfeld" an. Auch in Borussias glanzvolle Vereinsgeschichte ging der Nachmittag ein, nach 27 Jahren verabschiedete sich ihr Stadionsprecher Rolf Göttel von den Fans.

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Der höchste Auswärtssieg:

17. Juni 1989: Borussia Mönchengladbach - Hamburger SV 0:4

Am letzten Spieltag der Spielzeit 1988/1989 revanchierte sich der HSV mit dem höchsten Sieg am Bökelberg für das 2:8 im Vorjahr. Und es tat der Borussia richtig weh, denn das 0:4 verdarb ihr den Einzug in den UEFA-Cup. Den hatte der HSV gerade erreicht, aber lockerer ließ es die Mannschaft von Willi Reimann deshalb nicht angehen. Borussia war auch davon abhängig, wie Stuttgart in Bremen spielen würde, gewinnen musste sie aber allemal. Dennoch gab Trainer Wolf Werner die Parole aus: "Wir spielen nicht von Anfang an alles oder nichts! Wir werden gegen eine Klassemannschaft wie gegen den HSV doch nicht ins offene Messer laufen."

Weshalb es auch nach 70 Minuten noch 0:0 stand. Das Publikum wurde unruhig - 20.000 Besucher waren gekommen - , als die Bremer plötzlich binnen zehn Minuten 3:0 gegen den VfB führten. Nun musste die zuhause noch ungeschlagene Borussia endlich treffen, Chancen hatte sie schon etliche vergeben. Aber die Gladbacher wurden immer nervöser, ihre Deckung entblößten sie total und das nutzte der HSV eiskalt. Uwe Bein (71.) verwertete eine Vorlage von Joker Oliver Bierhoff, der selbst das 0:2 (82.) erzielte. Es bedeutete die Entscheidung, Jan Furtok (85.) und Harald Spörl (89.) legten gegen resignierende Borussen nach. Und Richard Golz blieb diesmal ohne Gegentor am Bökelberg, wo er 21 Monate zuvor zu Beginn seiner Karriere noch ein traumatisches Erlebnis hatte.

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Das wichtigste Spiel

30. April 1970: Borussia Mönchengladbach - Hamburger SV 4:3

Der vorletzte Bundesligaspieltag 1969/1970 fand wegen der vielen Nachholpartien komplett an einem Donnerstagabend statt. Das allein war ein Novum, ein anderes sollte hinzukommen: Eine ganze Stadt fieberte der ersten Meisterschaft der 1965 aufgestiegenen Borussia entgegen, die Spieler hatten eine Prämie von 10.000 DM ausgehandelt. Der nicht sonderlich ambitionierte HSV leistete wenig Widerstand.

Zunächst jedenfalls: Herbert Laumen (14.), Berti Vogts (38.), Horst Köppel (45.) und Hartwig Bleidick hatten nach 47 Minuten eine 4:0-Führung herausgeschossen und auf den Rängen begannen die Feierlichkeiten. Da zeigten die Fohlen ihr zweites Gesicht, stürmten inklusive Abwehrchef Klaus-Dieter Sieloff munter weiter und vernachlässigten die Defensive. "Plötzlich hüpften da wieder die Fohlen auf der Wiese und Trainer Weisweiler wäre am liebsten mit dem Lasso auf den Platz gelaufen, um die wild gewordenen, leichtsinnigen Burschen wieder einzufangen. Er tat, was er sonst selten tut, er lief quer über den Rasen zu seinem Torhüter Kleff, schrie sich die Lunge aus dem Hals – vergeblich. 4:1, 4:2, 4:3 – wollte man das große Werk gegen eine so kaputte HSV-Mannschaft ohne Seeler und Schulz aufs Spiel setzen?", schrieb Karl-Heinz Huba in seinem Jahrbuch zur Saison 1969/1970.

Die Treffer von Hans-Werner Kremer (54.), Charly Dörfel (69.) und Klaus Fock (85.) machten die vorgezogene Meisterparty noch einmal zur Zitterpartie. Als der Schlusspfiff um 21.46 Uhr ertönte, war Weisweiler zu keinem Lächeln fähig, das musste er erst einmal verdauen. Ringsum brach sich jedoch der Jubel Bahn um den ersten Gladbacher Meistertitel und im Stadtteil Eicken läuteten die Kirchenglocken.

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Der besondere Moment

10. Februar 1979: Borussia Mönchengladbach - Hamburger SV 4:3

Am Bökelberg sahen die Zuschauer im Februar 1979 ein verrücktes Spiel: Borussia gewann gegen den kommenden Meister 4:3. Dreimal glich der HSV aus, ehe Ewald Lienens zweites Tor den Endstand bedeutete. Kurios: Zwischen der 76. und 83. Minute fielen vier Tore. Geschichte schrieb das Spiel jedoch erst nach dem Torhagel: In der 85. Minute wurde Borusse Horst Wohlers nach einem Revanchefoul an Felix Magath von Schiedsrichter Heinz Quindeau des Feldes verwiesen.

Die TV-Aufnahmen dokumentierten indes Magaths Angriff (Ohrfeige) unmittelbar zuvor auf Wohlers und veranlassten den DFB auch gegen Provokateur Magath zu ermitteln - ein Novum im deutschen Fußball. Magath wurde zunächst für sechs Spiele gesperrt. Der DFB beschloss, den TV-Beweis künftig bei "Platzverweisen, einwandfrei nachweisbaren Benachteiligungen durch den Schiedsrichter oder von diesem nicht wahrgenommenen Vorfällen" einzusetzen. Der Kicker schrieb: "Dieses Urteil wird Folgen haben."

Das fürchtete auch der DFB. In der Berufung wurde Magath deshalb am 2. April freigesprochen. Begründung: "Das Fernsehen betrachten wir weiterhin als Beweismittel, doch nur bei extremem Fehlverhalten." So dauerte es noch sieben Monate, ehe der Frankfurter Bruno Pezzey als erster vom TV überführter Sünder gesperrt wurde.

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Fakten:

Gesamtbilanz: 33-25-38

Heimbilanz: 22-14-12

Rückblick:

- HSV ist drei Duelle ungeschlagen
- zuletzt zwei HSV-Siege
- letztes 0:0 in dieser Paarung am 6. November 2005
- Borussia gewann nur zwei der letzten sechs Heimduelle
- Vorjahr: 0:3

Aktuelles:

- Borussia gewann ihre letzten 10 Bundesliga-Heimspiele
- HSV ist diese Saison noch sieglos, zuletzt fünf Niederlagen in Folge

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