Giovanni Zarrella: "Zwölf Sterne auf dem Trikot"

Giovanni Zarrella: Nein, Diego Contento bin ich zum Beispiel in einer Einkaufsstraße in München über den Weg gelaufen. Kevin-Prince Boateng habe ich auf einem Konzert kennengelernt. Jermaine Jones kenne ich schon aus seiner Zeit in Frankfurt.

fanclub.dfb.de: Für wen schlägt Ihr Herz als Fan?

Giovanni Zarrella: Da gibt es nur einen Verein: Den AS Rom. Ich war am vergangenen Wochenende mit meinem Sohn Gabriel in Rom. Wir haben uns das Spiel gegen Sassuolo angeschaut.

fanclub.dfb.de: Am Freitag treffen Deutschland und Italien aufeinander – wem drücken Sie die Daumen?

Giovanni Zarrella: Ich muss ehrlich sein: Zu 51 Prozent Italien. Ansonsten, egal gegen wen Deutschland spielt, halte ich zur DFB-Auswahl. Selbst gegen Brasilien - und dafür kriege ich Zuhause einen auf den Deckel (lacht).

fanclub.dfb.de: Sie sind in Deutschland geboren, ihre Eltern sind aus Italien, ihre Frau ist Brasilianerin, sie spielen für einen spanischen Verein – aus fußballerischer Sicht ein hochklassiger Mix.

Giovanni Zarrella: Genau, wer hat es eigentlich besser als mein Sohn? Er hat einen deutschen Pass, einen italienischen Papa, eine brasilianische Mama - das sind schon mal zwölf Sterne auf dem Trikot (lacht). Ich habe das Gefühl, er kann sich bei der ein oder anderen WM auf einen Titel freuen.

fanclub.dfb.de: Spielt er denn Fußball?



Bekannt geworden ist Giovanni Zarrella als Musiker. Als einer der Gewinner der Casting-Show Popstars wurde er Mitglied der Band Bro'Sis. Zwischen 2001 und 2006 sammelte er mit den anderen fünf Gruppen-Mitgliedern zahlreiche Auszeichnung – von Goldenen Schallplatten bis Bambi.

Die Musik war für Giovanni Zarrella eine von zwei Karriere-Optionen. Der heute 35-Jährige hätte auch Fußballer werden können. Unter anderem hat er zwei Jahre in der Jugend des AS Rom gespielt. Noch heute kickt er leidenschaftlich gerne. Dem Profi-Fußball ist er als Fan und mit Kontakten zu Nationalspielern wie Ilkay Gündogan oder Julian Draxler verbunden.

Im fanclub.dfb.de-Interview mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer spricht der in Hechingen geborene Italiener, wem er beim Länderspiel heute mehr die Daumen drückt, warum er kein kongeniales Gespann mit Francesco Totto bildet und warum sich sein fünf Jahre alter Sohn vermutlich noch über einige WM-Titel freuen kann.

fanclub.dfb.de: Herr Zarrella, was macht die Fußball-Karriere?

Giovanni Zarrella: (lacht) Ich liebe Fußball. Ich spiele bei Casa de Espana Köln in der Kreisliga A. Vom Niveau her ist das genau richtig für mich. Um es ein wenig einzuordnen, es geht darunter noch bis zur Kreisliga D. Ich spiele dreimal die Woche - zweimal Training und sonntags das Spiel. Ich bin links außen zu Hause, sei es in der Viererkette oder im Mittelfeld.

fanclub.dfb.de: Warum ist aus Ihnen und Francesco Totti kein kongeniales Gespann geworden?

Giovanni Zarrella: (lacht) Ja, ich habe tatsächlich den großen Sprung versucht und habe zwei Jahre, von meinem 14. bis zu meinem 16. Lebensjahr, beim AS Rom gespielt. Aber es hat nicht ganz gereicht.

fanclub.dfb.de: Wie kam es dazu?

Giovanni Zarrella: Ich hatte bei einem internationalen Turnier in Baden Württemberg gespielt. Mein Vater kam dann mit einem Trainer der Römer ins Gespräch. Der sagt ihm: Der Junge links gefällt mir ganz gut. Mein Vater erwiderte darauf, dass das gut passen würde, da ich perfekt Italienisch sprechen würde und großer Rom-Fan sei. Ich bin daraufhin nach Rom gegangen, habe die Vorbereitung vier Wochen mitgemacht und bin geblieben.

fanclub.dfb.de: Was hat Ihnen das bedeutet?

Giovanni Zarrella: Heute wäre es noch viel emotionaler und unglaublicher. Damals habe ich es vielleicht nicht richtig verstanden. Es war mir zwar klar, dass das ein riesige Chance ist. Aber damals waren die Chancen, dass man als 18-Jähriger in einer internationalen Top-Liga spielt, noch nicht so groß wie heute. Für mich war vor allem wichtig, dass ich in dem Verein spielen durfte, den ich liebe.

fanclub.dfb.de: Wie ist Ihnen die Zeit in Erinnerung?

Giovanni Zarrella: Es war eine unfassbare Zeit. Ich habe immer noch die Trainingstasche, die ich damals erhalten habe. Ich habe dazugehört.

fanclub.dfb.de: Wie ging es in Deutschland weiter?

Giovanni Zarrella: Nach der A-Jugend bin ich zur zweiten Mannschaft vom SSV Reutlingen gewechselt. Ich meine, die spielte damals Verbandsliga. Wir haben dort gelegentlich auch mit der ersten Mannschaft trainiert. Armin Veh war damals Trainer. Ich war einmal mit dabei, durfte auf der Bank sitzen, blieb aber ohne Einsatz.

fanclub.dfb.de: Wann haben Sie realisiert, dass es zum Profi nicht reicht?

Giovanni Zarrella: Es gab immer die Entscheidung zwischen Musik und Fußball. Musik war mir immer wichtig. Mein Vater meinte stets, ich könne nicht beides machen. Ich habe es dennoch versucht. Wollte keine Sache sausen lassen. Irgendwann habe ich gemerkt, im Fußball reicht es nicht mehr. Es wurden immer ein, zwei junge Spieler hochgezogen, aber ich gehörte nicht mehr dazu. Mit 21 bin ich dann zum Popstars-Casting gegangen. Da ging das ja von Runde zu Runde weiter für mich. Und als es hieß, ich darf mit nach Ibiza fahren, bedeutete das auch, dass ich vier Woche nicht trainieren konnte. Das war im Sommer und lief parallel zu unserer Vorbereitung im Verein. Das hieß, ich konnte die Saison erst mal knicken. Ich habe damals einiges riskiert. Nicht nur die Fußball-Karriere. Auch beruflich. Ich war damals gerade einen Monat festangestellt und bin dann gleich mal länger Zeit weg gewesen. Das kommt natürlich bei einem Arbeitgeber gut an.

fanclub.dfb.de: Es war aber keine falsche Entscheidung.

Giovanni Zarrella: Nein, was mit Bro'Sis anfangs abging, war unwahrscheinlich. Wir hatten ja direkt in der ersten Woche nach Erscheinen unserer ersten Platte eine Golden Schallplatte erhalten, es hat nur noch Sachen reingehagelt, die ganzen Preisverleihung, Comet, Bambi, Goldene Europa. Ich habe kaum noch an Fußball gedacht. Außer bei Benefiz-Spielen hatte ich selten Gelegenheit, um aktiv zu sein. Der Traum, Musiker zu werden, war größer als der, Fußball zu werden. Dafür habe ich auch mehr investiert. In jeder freien Minute, wenn Freunde Sonderschichten auf dem Trainingsplatz schoben, habe ich meine Songs geschrieben, habe mir das Gitarre- und Keyboard-Spielen beigebracht. Die Passion für die Musik war groß, aber im Moment merke ich, dass meine Leidenschaft für den Fußball noch nie so groß war.

fanclub.dfb.de: Wie kommt es dazu?

Giovanni Zarrella: Schwer zu sagen. Vielleicht weil ich jetzt mehr vom Fußball verstehe. Ich habe eine andere Sicht auf den Fußball. Ich habe viele Freunde, die aktiv sind, die auch in der Bundesliga oder in der Serie A spielen. Darüber habe ich einen besonderen Zugang.

fanclub.dfb.de: Zu welchen Spielern haben Sie Kontakt?

Giovanni Zarrella: Mit Ilkay Gündogan verstehe ich mich klasse. Aber auch mit Julian Draxler. Jermaine Jones oder Kevin-Prince Boateng sind Jungs, mit denen ich Zeit verbringe. Oder mit Diego Contento von den Bayern habe ich eine innige Freundschaft.

fanclub.dfb.de: Kommen diese Kontakte über die Benefiz-Spiele?

Giovanni Zarrella: Nein, Diego Contento bin ich zum Beispiel in einer Einkaufsstraße in München über den Weg gelaufen. Kevin-Prince Boateng habe ich auf einem Konzert kennengelernt. Jermaine Jones kenne ich schon aus seiner Zeit in Frankfurt.

fanclub.dfb.de: Für wen schlägt Ihr Herz als Fan?

Giovanni Zarrella: Da gibt es nur einen Verein: Den AS Rom. Ich war am vergangenen Wochenende mit meinem Sohn Gabriel in Rom. Wir haben uns das Spiel gegen Sassuolo angeschaut.

fanclub.dfb.de: Am Freitag treffen Deutschland und Italien aufeinander – wem drücken Sie die Daumen?

Giovanni Zarrella: Ich muss ehrlich sein: Zu 51 Prozent Italien. Ansonsten, egal gegen wen Deutschland spielt, halte ich zur DFB-Auswahl. Selbst gegen Brasilien - und dafür kriege ich Zuhause einen auf den Deckel (lacht).

fanclub.dfb.de: Sie sind in Deutschland geboren, ihre Eltern sind aus Italien, ihre Frau ist Brasilianerin, sie spielen für einen spanischen Verein – aus fußballerischer Sicht ein hochklassiger Mix.

Giovanni Zarrella: Genau, wer hat es eigentlich besser als mein Sohn? Er hat einen deutschen Pass, einen italienischen Papa, eine brasilianische Mama - das sind schon mal zwölf Sterne auf dem Trikot (lacht). Ich habe das Gefühl, er kann sich bei der ein oder anderen WM auf einen Titel freuen.

fanclub.dfb.de: Spielt er denn Fußball?

Giovanni Zarrella: Ja, er liebt es. So bald er aus dem Kindergarten kommt, spielt er. Selbst wenn schlechtes Wetter ist, müssen wir alles in seinem Zimmer aus dem Weg räumen, damit er kicken kann. Er ist mit Leidenschaft dabei. Er ist fünf Jahre alt und weiß schon genau, wie seine Karriere verlaufen soll: Zunächst will er dem 1. FC Köln wieder nach oben helfen, dann will er zum AS Rom gehen und anschließend in der Nationalmannschaft spielen.

fanclub.dfb.de: Mit wem werden Sie das Länderspiel schauen?

Giovanni Zarrella: Definitiv mit meinem Sohn. Bei solchen Gelegenheiten darf der so lange aufbleiben. Wir waren schon im Oktober beim Irland-Spiel in Köln im Stadion. Das war für ihn ein Highlight. Man muss auch sagen, dass die deutsche Mannschaft ein super sympathisches Team ist. Das sind super Jungs. Man gönnt ihnen, dass sie den Titel holen.