Gesichter der 3. Liga: Senesie will nicht mehr resignieren

Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Newcomer. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison jede Menge Charakterköpfe zu bieten. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner Serie vor. Heute: Sahr Senesie, früher bei Borussia Dortmund auf dem Weg zur großen Karriere, heute in Liga drei bei Wacker Burghausen.

Sahr Senesie zählte einmal zu den vielversprechendsten Nachwuchsspielern Deutschlands. Der Stürmer durchlief die U-Nationalmannschaften des DFB, spielte an der Seite von Lukas Podolski und Mario Gomez. Während Gomez und Podolski längst internationale Fußballstars sind, verlief seine Karriere etwas anders. Verletzungen haben ihn oftmals zurückgeworfen. Aktuell spielt er beim SV Wacker Burghausen in der 3. Liga - und macht einen rundum glücklichen Eindruck. "Burghausen ist ein toll geführter Verein. Ich habe keine Wehwehchen mehr, bin fit und außerdem klar im Kopf", sagt der 27-Jährige gegenüber DFB.de. Neid gegenüber seinen früheren Mannschaftskameraden empfinde er nicht: "Ich habe großen Respekt davor, wenn Spieler so lange ganz oben mitspielen. Ich akzeptiere, dass meine Situation anders ist. Es bringt nichts darüber nachzudenken, ob auch ich so eine große Karriere hätte machen können."

Von Matthias Sammer zu den Profis befördert

Die Geschichte von Sahr Senesie begann wie bei den meisten Fußballprofis. Im Alter von 14 Jahren wurde er bei einem Jugendturnier von einem Scout von Borussia Dortmund entdeckt. Mit dem Wunsch, Bundesligaspieler zu werden, zog er in das Fußballinternat. "Ich hatte viel Heimweh, wollte am liebsten zurück zu meiner Familie nach Berlin. Aber wenn ich auf dem Fußballplatz stand, war alles in Ordnung", erinnert er sich. Matthias Sammer, damals Cheftrainer von Borussia Dortmund, war sein größter Förderer. "Direkt nach einem Spiel mit der A-Jugend kam er auf mich zu und sagte, ich könnte ab sofort bei den Profis mittrainieren. Ich war erst 17 Jahre alt, konnte das kaum realisieren", erzählt Senesie rückblickend. Seine Karriere verlief rasant. Mit 18 spielte er regelmäßig in der Bundesliga, schoss zudem im UEFA-Cup ein Tor. Die Gefahr, aufgrund der frühen Erfolge abzuheben, bestand nicht. "Dazu gab mir Matthias Sammer gar nicht erst die Freiräume. Wenn wir einmal einen freien Tag hatten, nahm er mich zum Laufen mit. Seine Worte, man darf sich nie vom Weg abbringen lassen, hatten sich bei mir eingeprägt."

Als Matthias Sammer 2004 Dortmund verließ, geriet die Karriere von Sahr Senesie ins Stocken. Bei Nachfolger Bert van Marwijk war er nur zweite Wahl. "Mein Fehler war, dass ich resigniert habe", gibt er heute zu. "Bert van Marwijk ist ein toller Trainer. Aber im Gegensatz zu Sammer hat er nicht mit mir geredet, mich kaum beachtet. Es wehte plötzlich ein ganz anderer Wind." Der sensible Deutsche mit sierra-leonischer Herkunft kam mit der Situation nicht zurecht. Immer wieder auftretende Verletzungen gaben ihm den Rest. "In der Bundesliga darfst du keine Schwäche zeigen. Sonst überholen dich alle", lautet seine Erfahrung.

Zu hoch gepokert

Nach sechs Jahren Schwarz-Gelb (zwischenzeitlich wurde er nach Zürich und Hoffenheim ausgeliehen) und insgesamt 24 Bundesligaeinsätzen endete das Kapitel Borussia Dortmund im Jahre 2008. Nicht weil der Verein ihn nicht mehr wollte. Zumindest in der Bundesliga-Reserve ist er ein Leistungsträger gewesen. Eine Vertragsverlängerung wurde ihm angeboten. "Aber ich wollte einfach mal etwas anderes probieren", erzählt er. "Rückblickend könnte man sagen, ich habe damals zu hoch gepokert", fügt er hinzu. Kurz vor Saisonende 2007/2008 zog er sich eine weitere Verletzung zu. Die Angebote anderer Vereine, die ihm bereits auf dem Tisch lagen, wurden zurückgezogen. Sahr Senesie blickte der Vereinslosigkeit entgegen. Auch das Intermezzo in den Vereinigen Staaten endete in einer Enttäuschung. Gleich in seinem ersten Spiel für New York Red Bulls zog er sich einen Syndesmosebandanriss zu. Der Verein löste den Vertrag auf. "Ein einziges Mal habe ich mich gefragt, warum passiert mir das", sagt der Torjäger. "Danach nie wieder. Ich bin ein gläubiger Mensch und weiß, dass es immer weitergeht."

Die große Bühne der Bundesliga hat Sahr Senesie seitdem nie wieder gesehen. Er lief in der Regionalliga für Eintracht Trier und den FC Homburg 08 auf, seit 2011 in der 3. Liga für Wacker Burghausen. "Ich darf jeden Tag Fußball spielen und habe meinen Spaß. Das ist das Wichtigste", sagt er. Und wer weiß: Vielleicht stehen ihm mit Burghausen noch große Erfolge bevor. "Wir haben eine richtig gute Mannschaft. Letzte Saison waren wir nahe am Aufstieg dran. Irgendwann möchte ich wieder in der 1. oder 2. Liga spielen." Genau wie sein kleiner Bruder Antonio Rüdiger, der beim VfB Stuttgart unter Vertrag steht. Bis es soweit ist, verfolgt Sahr Senesie die Bundesliga als Fan. "Borussia Dortmund ist noch heute meine große Liebe", sagt er. Mit ehemaligen Mannschaftskameraden wie Roman Weidenfeller und Stefan Reuter steht er noch im guten Kontakt. "Die Leute von früher vergessen einen nicht. Und das ist schön."

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Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Newcomer. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison jede Menge Charakterköpfe zu bieten. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner Serie vor. Heute: Sahr Senesie, früher bei Borussia Dortmund auf dem Weg zur großen Karriere, heute in Liga drei bei Wacker Burghausen.

Sahr Senesie zählte einmal zu den vielversprechendsten Nachwuchsspielern Deutschlands. Der Stürmer durchlief die U-Nationalmannschaften des DFB, spielte an der Seite von Lukas Podolski und Mario Gomez. Während Gomez und Podolski längst internationale Fußballstars sind, verlief seine Karriere etwas anders. Verletzungen haben ihn oftmals zurückgeworfen. Aktuell spielt er beim SV Wacker Burghausen in der 3. Liga - und macht einen rundum glücklichen Eindruck. "Burghausen ist ein toll geführter Verein. Ich habe keine Wehwehchen mehr, bin fit und außerdem klar im Kopf", sagt der 27-Jährige gegenüber DFB.de. Neid gegenüber seinen früheren Mannschaftskameraden empfinde er nicht: "Ich habe großen Respekt davor, wenn Spieler so lange ganz oben mitspielen. Ich akzeptiere, dass meine Situation anders ist. Es bringt nichts darüber nachzudenken, ob auch ich so eine große Karriere hätte machen können."

Von Matthias Sammer zu den Profis befördert

Die Geschichte von Sahr Senesie begann wie bei den meisten Fußballprofis. Im Alter von 14 Jahren wurde er bei einem Jugendturnier von einem Scout von Borussia Dortmund entdeckt. Mit dem Wunsch, Bundesligaspieler zu werden, zog er in das Fußballinternat. "Ich hatte viel Heimweh, wollte am liebsten zurück zu meiner Familie nach Berlin. Aber wenn ich auf dem Fußballplatz stand, war alles in Ordnung", erinnert er sich. Matthias Sammer, damals Cheftrainer von Borussia Dortmund, war sein größter Förderer. "Direkt nach einem Spiel mit der A-Jugend kam er auf mich zu und sagte, ich könnte ab sofort bei den Profis mittrainieren. Ich war erst 17 Jahre alt, konnte das kaum realisieren", erzählt Senesie rückblickend. Seine Karriere verlief rasant. Mit 18 spielte er regelmäßig in der Bundesliga, schoss zudem im UEFA-Cup ein Tor. Die Gefahr, aufgrund der frühen Erfolge abzuheben, bestand nicht. "Dazu gab mir Matthias Sammer gar nicht erst die Freiräume. Wenn wir einmal einen freien Tag hatten, nahm er mich zum Laufen mit. Seine Worte, man darf sich nie vom Weg abbringen lassen, hatten sich bei mir eingeprägt."

Als Matthias Sammer 2004 Dortmund verließ, geriet die Karriere von Sahr Senesie ins Stocken. Bei Nachfolger Bert van Marwijk war er nur zweite Wahl. "Mein Fehler war, dass ich resigniert habe", gibt er heute zu. "Bert van Marwijk ist ein toller Trainer. Aber im Gegensatz zu Sammer hat er nicht mit mir geredet, mich kaum beachtet. Es wehte plötzlich ein ganz anderer Wind." Der sensible Deutsche mit sierra-leonischer Herkunft kam mit der Situation nicht zurecht. Immer wieder auftretende Verletzungen gaben ihm den Rest. "In der Bundesliga darfst du keine Schwäche zeigen. Sonst überholen dich alle", lautet seine Erfahrung.

Zu hoch gepokert

Nach sechs Jahren Schwarz-Gelb (zwischenzeitlich wurde er nach Zürich und Hoffenheim ausgeliehen) und insgesamt 24 Bundesligaeinsätzen endete das Kapitel Borussia Dortmund im Jahre 2008. Nicht weil der Verein ihn nicht mehr wollte. Zumindest in der Bundesliga-Reserve ist er ein Leistungsträger gewesen. Eine Vertragsverlängerung wurde ihm angeboten. "Aber ich wollte einfach mal etwas anderes probieren", erzählt er. "Rückblickend könnte man sagen, ich habe damals zu hoch gepokert", fügt er hinzu. Kurz vor Saisonende 2007/2008 zog er sich eine weitere Verletzung zu. Die Angebote anderer Vereine, die ihm bereits auf dem Tisch lagen, wurden zurückgezogen. Sahr Senesie blickte der Vereinslosigkeit entgegen. Auch das Intermezzo in den Vereinigen Staaten endete in einer Enttäuschung. Gleich in seinem ersten Spiel für New York Red Bulls zog er sich einen Syndesmosebandanriss zu. Der Verein löste den Vertrag auf. "Ein einziges Mal habe ich mich gefragt, warum passiert mir das", sagt der Torjäger. "Danach nie wieder. Ich bin ein gläubiger Mensch und weiß, dass es immer weitergeht."

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Die große Bühne der Bundesliga hat Sahr Senesie seitdem nie wieder gesehen. Er lief in der Regionalliga für Eintracht Trier und den FC Homburg 08 auf, seit 2011 in der 3. Liga für Wacker Burghausen. "Ich darf jeden Tag Fußball spielen und habe meinen Spaß. Das ist das Wichtigste", sagt er. Und wer weiß: Vielleicht stehen ihm mit Burghausen noch große Erfolge bevor. "Wir haben eine richtig gute Mannschaft. Letzte Saison waren wir nahe am Aufstieg dran. Irgendwann möchte ich wieder in der 1. oder 2. Liga spielen." Genau wie sein kleiner Bruder Antonio Rüdiger, der beim VfB Stuttgart unter Vertrag steht. Bis es soweit ist, verfolgt Sahr Senesie die Bundesliga als Fan. "Borussia Dortmund ist noch heute meine große Liebe", sagt er. Mit ehemaligen Mannschaftskameraden wie Roman Weidenfeller und Stefan Reuter steht er noch im guten Kontakt. "Die Leute von früher vergessen einen nicht. Und das ist schön."