Gernot Rohr und Niger: "Wir haben nichts - und geben alles!"

Rohrs Mannschaft hat keinen Star, "aber drei, vier Geheimwaffen", sagt Rohr. Stürmer Moussa Maâzou, einst für ZSKA Moskau, Monaco und Bordeaux aktiv, ist der einzige halbwegs bekannte Spieler im Kader, aber als kapriziöse Diva verschrieen. Andere, da ist Rohr sicher, "werden von sich reden machen". Den Scouts - auch den deutschen - rät er, genau hinzuschauen. Mittelfeldspieler Lassina Konaté etwa könne "in jeder Bundesliga-Mannschaft spielen". Rohr selbst will bis zum Vertragsende 2014 in Niger bleiben und seinen Nachfolger ausbilden. Mit Momo, seinem ständigen Begleiter.

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Gernot Rohr ist seit mehr als 40 Jahren im Profifußball beschäftigt, als Spieler und Trainer war er in sechs Ländern aktiv. Rohr hat viel erlebt. "Aber einen Bodyguard hatte ich noch nie", sagt er und lacht.

Sein Leibwächter Momo begleitet Rohr auf Schritt und Tritt, seit er im vergangenen September in Niger als Nationaltrainer angeheuert hat. Das Land in Westafrika ist fast viermal so groß wie Deutschland - und bettelarm. Das Auswärtige Amt rät dringend von Reisen dorthin ab, das Terrornetzwerk Al-Qaida entführt dort immer wieder Menschen. Es gab bereits Tote.

"Als Trainer ist man auch Abenteurer", sagt der 59-Jährige. Wenn man die Regeln beachte, sei es in Niger auszuhalten. "Natürlich gehe ich da nachts nicht spazieren", sagt er über die Hauptstadt Niamey, wo er im Hotel wohnt. Das Haus sei "dreifach gesichert". Soldaten, die Polizei und ein privater Sicherheitsdienst sehen nach dem Rechten. Und dann hat Rohr ja noch Momo. "Ich habe keine Angst", sagt er ruhig.

Ein Land, drei Rasenplätze

Größere Sorgen bereitet ihm sein Job. "Ein Himmelfahrtskommando" sei die Teilnahme am Afrika-Cup, wo Niger am Sonntag auf Mali sowie im weiteren Turnierverlauf auf den Kongo und Ghana trifft. Rohr und sein französisch-italienisches Team arbeiten unter Bedingungen, die mit Profifußball rein gar nichts zu tun haben. In Niger, das zu den zehn ärmsten Ländern der Welt gehört, gibt es gerade einmal drei Rasenplätze, dazu kommen zwei Anlagen mit Kunstrasen.

Weil das Geld fehlte, war die nationale Meisterschaft zuletzt für fünf Monate unterbrochen. "Sogar Äthiopien zahlt mehr Prämien als wir. Ich musste den Spielern selbst Schuhe kaufen", sagt Rohr über die Verhältnisse. Weltverband FIFA half im Rahmen der Goal-Projekte mit ingesamt 800.000 US-Dollar (gut 600.000 Euro) die Infrastruktur zu verbessern und spendete 500 Fußbälle. "Das sind Kleinigkeiten, aber sehr wichtig", sagt Rohr. Beim letzten Afrika-Cup 2012, dem ersten, für den sich Niger qualifizierte, schieden die Mena (Antilopen) aber ohne Punkt aus. In Südafrika dürfte es wieder so kommen.

Achtungserfolg gegen Burkina Faso

Rohr will beweisen, "dass man nicht unbedingt Geld braucht, um gut Fußball spielen zu können". Seine Mannschaft soll die Fans "mit Kampf, Herz und Leidenschaft verwöhnen. Wir haben nichts, aber wir geben alles!" Im letzten ernsthaften Test feierte seine Mannschaft beim 0:0 in Nelspruit gegen Burkina Faso einen Achtungserfolg. Zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren ging ein Spiel außerhalb Nigers nicht verloren. Der Gegner war gut bekannt: Aus Kostengründen teilten sich beide Teams auf dem Weg zum Kap ein Charter-Flugzeug.

Rohrs Mannschaft hat keinen Star, "aber drei, vier Geheimwaffen", sagt Rohr. Stürmer Moussa Maâzou, einst für ZSKA Moskau, Monaco und Bordeaux aktiv, ist der einzige halbwegs bekannte Spieler im Kader, aber als kapriziöse Diva verschrieen. Andere, da ist Rohr sicher, "werden von sich reden machen". Den Scouts - auch den deutschen - rät er, genau hinzuschauen. Mittelfeldspieler Lassina Konaté etwa könne "in jeder Bundesliga-Mannschaft spielen". Rohr selbst will bis zum Vertragsende 2014 in Niger bleiben und seinen Nachfolger ausbilden. Mit Momo, seinem ständigen Begleiter.