Gerling: "Arbeiten im sozialen und menschlichen Bereich intensiver"

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Die dreigleisige Bundesliga der A-Junioren feiert ihr zehnjähriges Jubiläum. In der Premieren-Saison 2003/04 waren Protagonisten wie die Nationalspieler Manuel Neuer (damals FC Schalke 04), Lukas Podolski (damals 1. FC Köln), Mario Gomez, Christian Gentner (beide damals VfB Stuttgart) und Dennis Aogo (damals SC Freiburg) am Ball.

Immer dabei seit dem Gründungsjahr ist der Nachwuchs der SpVgg Greuther Fürth, aus dem zahlreiche Profis hervorgegangen sind, von denen sich derzeit aktuell 17 im bezahlten Fußball tummeln. Darüber wie man sich als Zweitligist in Deutschlands höchsten Jugendligen etabliert, unterhielt sich Helge Günther für DFB.de mit Günter Gerling (64), Vizepräsident der SpVgg Greuther Fürth und gleichzeitig verantwortlicher Leiter des mit drei Sternen zertifizierten Nachwuchsleistungszentrums (NLZ).

DFB.de: Herr Gerling, die dreigleisige Bundesliga der A-Junioren feiert ihr zehnjähriges Jubiläum und Greuther Fürth ist als Gründungsmitglied seitdem immer dabei. Können Sie sich noch an die Anfänge erinnern?

Gerling: Ja, sehr gut sogar. Wir sind aus der damals noch zweigeteilten Bayernliga gekommen und konnten uns letztlich erst im Elfmeterschießen vor über 4000 Zuschauern beim Meister der Gruppe Süd, dem FC Memmingen, qualifizieren. Christian Eigler, der jetzt beim FC Ingolstadt 04 stürmt, hat den entscheidenden Elfer verwandelt. In den ersten zwei Spieljahren standen wir dann auf Anhieb als Tabellenzweiter jeweils im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft. Wichtiger ist jedoch, dass wir nie abgestiegen sind, sondern uns in der höchsten Spielklasse etabliert haben.

DFB.de: Die SpVgg Greuther Fürth hat sich als Ausbildungsverein einen sehr guten Namen gemacht. Wie viele ehemalige Spieler aus dem Juniorenbereich sind derzeit im Profifußball aktiv?

Gerling: Bundesliga-Shootingstar Nicolai Müller, Heiko Westermann und Roberto Hilbert haben sogar schon in der Nationalmannschaft gespielt. Nach dem Bundesliga-Abstieg haben wir Sercan Sararer zum VfB Stuttgart abgegeben sowie Johannes Geis nach Mainz, Edgar Prib nach Hannover und Felix Klaus nach Freiburg transferiert. Ronny Philp hat sich beim FC Augsburg durchgesetzt, Stephan Schröck bei Eintracht Frankfurt, Torsten Oehrl steht beim Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig im Aufgebot und Nick Proschwitz ist mit Hully City in die englische Premier League aufgestiegen. Dazu kommen Jim-Patrick Müller bei Jahn Regensburg, Daniel Adlung bei 1860 München, Markus Karl beim 1. FC Kaiserslautern, Ilir Azemi, der in unserer Zweitliga-Mannschaft steht, und Juri Judt vom ambitionierten Drittligisten RB Leipzig. Mit Christian Eigler, den ich schon erwähnt habe, sind das bereits 17 Spieler aus unserer Nachwuchsabteilung, ohne dass meine spontane Aufzählung jetzt den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

DFB.de: Schauen ihre Talentspäher beim Scouten genauer hin als andere?

Gerling: Sollte man meinen, aber das ist nicht das allein entscheidende Kriterium.

DFB.de: Was denn dann?

Gerling: Schauen Sie her, es ist doch so: In einer Fußball-Landschaft mit großer Konkurrenz bekommt die SpVgg Greuther Fürth einen 17- oder 18-jährigen Junioren-Nationalspieler nicht mehr. Der geht – wenn überhaupt nach Bayern – zum FC Bayern oder zum 1. FC Nürnberg. Wir kümmern uns in dieser Altersgruppe vornehmlich um diejenigen, die die Bundesligisten nicht haben wollen. Aus welchen Gründen auch immer. Da ist dann schon mal der eine oder andere dabei, der schwierig oder richtig problematisch ist. Aber weil wir es uns nicht einfach leisten können, solche Talente kurzerhand wieder wegzuschicken müssen unsere Trainer nicht nur im sportlichen, sondern auch im sozialen, menschlichen Bereich intensiver arbeiten als andere. Und wir haben sehr gute Trainer. Das war von Anfang an so. Reiner Geyer, der die A-Junioren erst in die Bayernliga und dann in die Bundesliga geführt hat, ist inzwischen Co-Trainer von Armin Veh bei Eintracht Frankfurt und unser jetziger Chefcoach Frank Kramer hat früher die U 19 vier Jahre lang trainiert.

DFB.de: Sie haben vor Saisonbeginn den letztjährigen Kapitän der U 17, Ingo Feser, an Schalke 04, und den DFB-Auswahlkandidaten Manuel Wintzheimer an die U 15 des FC Bayern München verloren. Tut das nicht richtig weh?

Gerling: Natürlich schmerzen uns die Verluste der beiden Talente aus Unterfranken, weil wir in sie ausbildungsmäßig, sportlich wie menschlich, viel investiert haben. Deshalb sollten sich die Spieler selbst, aber auch ihre Eltern und Berater einmal fragen, ob sie bei uns weiterhin nicht genauso viel gelernt hätten und vielleicht sogar mehr gefordert gewesen wären. Bei uns stellt sich nicht nur die Frage, wer sich auf Dauer durchsetzt, sondern unsere Trainer haben auch die Aufgabe, gezielt an Stärken und Schwächen zu arbeiten. Das Motto "Vogel, friss oder stirb" gibt es bei uns nicht, dazu stehen wir.

DFB.de: Darf die Profiabteilung kurz- oder mittelfristig wieder mit Nachschub aus dem Talentschuppen rechnen?

Gerling: Durchaus. Ich bin da richtig optimistisch und sehe in den verschiedenen Mannschaften insgesamt rund ein Dutzend Spieler, die das Zeug haben, über kurz oder lang den Sprung zu schaffen. Sie alle werden ständig beobachtet und überprüft von unserem Lehrteam, das ist ein fortwährender Prozess. Wir können es uns nicht leisten, nur einen leichtfertig durch den Rost fallen zu lassen.

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DFB.de: Die SpVgg Greuther Fürth hat vor Saisonbeginn die U 19 und U 17 mit nur wenigen Spielern von außerhalb ergänzt, während die U 16 und U 15 sieben bzw. acht Neuzugänge aufweisen. Ist das Zufall oder Konzept?

Gerling: Es ist unsere Philosophie, die Jugendspieler, die wir langfristig ausbilden, auch nach oben in die nächst höhere Altersstufe zu bringen. Das ist uns auch diesmal mit U 19 und U 17 sehr gut gelungen. In den jüngeren Jahrgängen bis hinunter zu U 14 haben wir hingegen noch gute Chancen uns mit externen Kräften erst einmal gut aufzustellen und dann mit Ihnen wieder gezielt langfristig zu arbeiten.

DFB.de: Im Gründungsjahr der Bundesliga gab es noch 18 Nachwuchsmannschaften von Amateurvereinen in den drei Gruppen. Inzwischen sind aktuelle Aufsteiger wie Astoria Walldorf oder der VfL Thesen fast schon Exoten. Ist das der Trend der Zeit?

Gerling: In den Nachwuchsleistungszentren der Profiklubs wird durchgängig sehr gut gearbeitet, da haben es Amateurvereine in der Tat sehr schwer mitzuhalten. Sie haben vielleicht einmal einen sehr guten Jahrgang mit dem sie sogar in die Bundesliga aufsteigen. Aber es fehlt meistens der notwendige Unterbau auf gleichfalls hohem Niveau. Wir haben zum Beispiel dagegen von der U 19 bis einschließlich der U 15 alle Mannschaften in den höchsten Ligen. Das ist sehr wichtig, um auf Dauer bestehen zu können.

DFB.de: Die SpVgg Greuther Fürth hat trotz Bundesliga-Abstieg noch einmal drei Millionen Euro in die Hand genommen für ein neues Trainingszentrum. Profitiert davon auch der Nachwuchs?

Gerling: Das ist in erster Linie schon für die Profis vorgesehen. Aber wir partizipieren insofern davon, dass unsere Mannschaften, wann immer es geht, auch den neuen Kunstrasen benutzen können. Wir haben dann mit dem alten und dem in der Trainingshalle drei Kunstrasenplätze, wenn jetzt die witterungsbedingt schlechtere Jahreszeit kommt. Das ist sehr wichtig, denn wir müssen üben, üben, üben.

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Die dreigleisige Bundesliga der A-Junioren feiert ihr zehnjähriges Jubiläum. In der Premieren-Saison 2003/04 waren Protagonisten wie die Nationalspieler Manuel Neuer (damals FC Schalke 04), Lukas Podolski (damals 1. FC Köln), Mario Gomez, Christian Gentner (beide damals VfB Stuttgart) und Dennis Aogo (damals SC Freiburg) am Ball.

Immer dabei seit dem Gründungsjahr ist der Nachwuchs der SpVgg Greuther Fürth, aus dem zahlreiche Profis hervorgegangen sind, von denen sich derzeit aktuell 17 im bezahlten Fußball tummeln. Darüber wie man sich als Zweitligist in Deutschlands höchsten Jugendligen etabliert, unterhielt sich Helge Günther für DFB.de mit Günter Gerling (64), Vizepräsident der SpVgg Greuther Fürth und gleichzeitig verantwortlicher Leiter des mit drei Sternen zertifizierten Nachwuchsleistungszentrums (NLZ).

DFB.de: Herr Gerling, die dreigleisige Bundesliga der A-Junioren feiert ihr zehnjähriges Jubiläum und Greuther Fürth ist als Gründungsmitglied seitdem immer dabei. Können Sie sich noch an die Anfänge erinnern?

Gerling: Ja, sehr gut sogar. Wir sind aus der damals noch zweigeteilten Bayernliga gekommen und konnten uns letztlich erst im Elfmeterschießen vor über 4000 Zuschauern beim Meister der Gruppe Süd, dem FC Memmingen, qualifizieren. Christian Eigler, der jetzt beim FC Ingolstadt 04 stürmt, hat den entscheidenden Elfer verwandelt. In den ersten zwei Spieljahren standen wir dann auf Anhieb als Tabellenzweiter jeweils im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft. Wichtiger ist jedoch, dass wir nie abgestiegen sind, sondern uns in der höchsten Spielklasse etabliert haben.

DFB.de: Die SpVgg Greuther Fürth hat sich als Ausbildungsverein einen sehr guten Namen gemacht. Wie viele ehemalige Spieler aus dem Juniorenbereich sind derzeit im Profifußball aktiv?

Gerling: Bundesliga-Shootingstar Nicolai Müller, Heiko Westermann und Roberto Hilbert haben sogar schon in der Nationalmannschaft gespielt. Nach dem Bundesliga-Abstieg haben wir Sercan Sararer zum VfB Stuttgart abgegeben sowie Johannes Geis nach Mainz, Edgar Prib nach Hannover und Felix Klaus nach Freiburg transferiert. Ronny Philp hat sich beim FC Augsburg durchgesetzt, Stephan Schröck bei Eintracht Frankfurt, Torsten Oehrl steht beim Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig im Aufgebot und Nick Proschwitz ist mit Hully City in die englische Premier League aufgestiegen. Dazu kommen Jim-Patrick Müller bei Jahn Regensburg, Daniel Adlung bei 1860 München, Markus Karl beim 1. FC Kaiserslautern, Ilir Azemi, der in unserer Zweitliga-Mannschaft steht, und Juri Judt vom ambitionierten Drittligisten RB Leipzig. Mit Christian Eigler, den ich schon erwähnt habe, sind das bereits 17 Spieler aus unserer Nachwuchsabteilung, ohne dass meine spontane Aufzählung jetzt den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

DFB.de: Schauen ihre Talentspäher beim Scouten genauer hin als andere?

Gerling: Sollte man meinen, aber das ist nicht das allein entscheidende Kriterium.

DFB.de: Was denn dann?

Gerling: Schauen Sie her, es ist doch so: In einer Fußball-Landschaft mit großer Konkurrenz bekommt die SpVgg Greuther Fürth einen 17- oder 18-jährigen Junioren-Nationalspieler nicht mehr. Der geht – wenn überhaupt nach Bayern – zum FC Bayern oder zum 1. FC Nürnberg. Wir kümmern uns in dieser Altersgruppe vornehmlich um diejenigen, die die Bundesligisten nicht haben wollen. Aus welchen Gründen auch immer. Da ist dann schon mal der eine oder andere dabei, der schwierig oder richtig problematisch ist. Aber weil wir es uns nicht einfach leisten können, solche Talente kurzerhand wieder wegzuschicken müssen unsere Trainer nicht nur im sportlichen, sondern auch im sozialen, menschlichen Bereich intensiver arbeiten als andere. Und wir haben sehr gute Trainer. Das war von Anfang an so. Reiner Geyer, der die A-Junioren erst in die Bayernliga und dann in die Bundesliga geführt hat, ist inzwischen Co-Trainer von Armin Veh bei Eintracht Frankfurt und unser jetziger Chefcoach Frank Kramer hat früher die U 19 vier Jahre lang trainiert.

DFB.de: Sie haben vor Saisonbeginn den letztjährigen Kapitän der U 17, Ingo Feser, an Schalke 04, und den DFB-Auswahlkandidaten Manuel Wintzheimer an die U 15 des FC Bayern München verloren. Tut das nicht richtig weh?

Gerling: Natürlich schmerzen uns die Verluste der beiden Talente aus Unterfranken, weil wir in sie ausbildungsmäßig, sportlich wie menschlich, viel investiert haben. Deshalb sollten sich die Spieler selbst, aber auch ihre Eltern und Berater einmal fragen, ob sie bei uns weiterhin nicht genauso viel gelernt hätten und vielleicht sogar mehr gefordert gewesen wären. Bei uns stellt sich nicht nur die Frage, wer sich auf Dauer durchsetzt, sondern unsere Trainer haben auch die Aufgabe, gezielt an Stärken und Schwächen zu arbeiten. Das Motto "Vogel, friss oder stirb" gibt es bei uns nicht, dazu stehen wir.

DFB.de: Darf die Profiabteilung kurz- oder mittelfristig wieder mit Nachschub aus dem Talentschuppen rechnen?

Gerling: Durchaus. Ich bin da richtig optimistisch und sehe in den verschiedenen Mannschaften insgesamt rund ein Dutzend Spieler, die das Zeug haben, über kurz oder lang den Sprung zu schaffen. Sie alle werden ständig beobachtet und überprüft von unserem Lehrteam, das ist ein fortwährender Prozess. Wir können es uns nicht leisten, nur einen leichtfertig durch den Rost fallen zu lassen.

[bild2]

DFB.de: Die SpVgg Greuther Fürth hat vor Saisonbeginn die U 19 und U 17 mit nur wenigen Spielern von außerhalb ergänzt, während die U 16 und U 15 sieben bzw. acht Neuzugänge aufweisen. Ist das Zufall oder Konzept?

Gerling: Es ist unsere Philosophie, die Jugendspieler, die wir langfristig ausbilden, auch nach oben in die nächst höhere Altersstufe zu bringen. Das ist uns auch diesmal mit U 19 und U 17 sehr gut gelungen. In den jüngeren Jahrgängen bis hinunter zu U 14 haben wir hingegen noch gute Chancen uns mit externen Kräften erst einmal gut aufzustellen und dann mit Ihnen wieder gezielt langfristig zu arbeiten.

DFB.de: Im Gründungsjahr der Bundesliga gab es noch 18 Nachwuchsmannschaften von Amateurvereinen in den drei Gruppen. Inzwischen sind aktuelle Aufsteiger wie Astoria Walldorf oder der VfL Thesen fast schon Exoten. Ist das der Trend der Zeit?

Gerling: In den Nachwuchsleistungszentren der Profiklubs wird durchgängig sehr gut gearbeitet, da haben es Amateurvereine in der Tat sehr schwer mitzuhalten. Sie haben vielleicht einmal einen sehr guten Jahrgang mit dem sie sogar in die Bundesliga aufsteigen. Aber es fehlt meistens der notwendige Unterbau auf gleichfalls hohem Niveau. Wir haben zum Beispiel dagegen von der U 19 bis einschließlich der U 15 alle Mannschaften in den höchsten Ligen. Das ist sehr wichtig, um auf Dauer bestehen zu können.

DFB.de: Die SpVgg Greuther Fürth hat trotz Bundesliga-Abstieg noch einmal drei Millionen Euro in die Hand genommen für ein neues Trainingszentrum. Profitiert davon auch der Nachwuchs?

Gerling: Das ist in erster Linie schon für die Profis vorgesehen. Aber wir partizipieren insofern davon, dass unsere Mannschaften, wann immer es geht, auch den neuen Kunstrasen benutzen können. Wir haben dann mit dem alten und dem in der Trainingshalle drei Kunstrasenplätze, wenn jetzt die witterungsbedingt schlechtere Jahreszeit kommt. Das ist sehr wichtig, denn wir müssen üben, üben, üben.