Gerhard Tremmel: "Das größte Spiel meiner Karriere"

Tremmel: Jein. Wenn wir in der Liga gegen große Mannschaften wie Manchester United oder ManCity spielen, dann sind wir der Underdog. Aber in Spielen gegen West Bromwich, Norwich, Reading oder Aston Villa sind wir auf Augenhöhe. Da ist nicht klar, wer der Favorit ist. Wir haben in der Saison schon alle Facetten gezeigt: Wir können die Rolle des Außenseiters annehmen, dann spielen wir defensiver und kontern. Aber wir haben auch kein Problem damit, selbst das Spiel zu gestalten. Es zeichnet uns aus, dass wir mit dem Ball sehr gut sind.

DFB.de: Klingt alles andere als nach klassisch britischer Spielweise.

Tremmel: Wir spielen überhaupt nicht britisch. Wir haben einfach nicht die Spieler dazu. Den meisten Mannschaften in der Premier League fühlen wir uns körperlich unterlegen, deshalb müssen wir den Ball am Boden halten.

DFB.de: Am Wochenende gab es eine 0:5-Pleite beim FC Liverpool. Ist die verpatzte Generalprobe ein gutes Omen?

Tremmel: Wenn das eine Generalprobe war. (lacht) Ich denke, wir wissen, wo die Gründe liegen. Das war halt einer dieser Tage...

DFB.de: Wie ist Ihr Tipp fürs Ligapokalfinale?

Tremmel: Kann ich nicht sagen. Ich will einfach nur gewinnen und am Ende diesen Pokal in die Höhe stemmen. Am liebsten nach 90 Minuten. Unnötig spannend brauchen wir’s nicht zu machen.

DFB.de: Erst kürzlich haben Sie Ihren Vertrag um weitere zwei Jahre verlängert. Haben Sie bei Swansea endlich Ihr Glück gefunden?



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Für Gerhard Tremmel ist es der Höhepunkt seiner Karriere: Der frühere Torhüter der SpVgg Unterhaching, von Hannover 96, Hertha BSC Berlin und Energie Cottbus steht am Sonntag (17 Uhr MEZ) im englischen Ligapokalfinale. Mit dem Premier-League-Achten Swansea City trifft er im Londoner Wembleystadion auf den Viertligisten Bradford City.

In der Liga hat Swansea-Stammtorhüter Michael Vorm die Nase vorn, doch der gebürtige Münchner Tremmel stand auch in der Premier League in dieser Saison schon zwölfmal zwischen den Pfosten. Im Pokal hat Tremmel vom dänischen Swansea-Trainer Michael Laudrup dagegen eine Einsatzgarantie bekommen – und darf sich mit 34 Jahren auf das erste Finalspiel seiner Karriere freuen.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Thorsten Langenbahn spricht Tremmel über die Aussichten auf den Pokalsieg, die Faszination des englischen Fußballs, die junge Torhütergeneration in der Bundesliga und seine Kontakte zu den deutschen Kollegen auf der Insel.

DFB.de: Nervös?

Gerhard Tremmel: Nein. Eigentlich nie gewesen. Die Anspannung steigt zum Spiel hin, aber nervös bin ich nicht.

DFB.de: Es geht immerhin ins Wembleystadion.

Tremmel: Mein Traum war es immer, in England zu spielen, aber nicht speziell im Wembleystadion. Aber natürlich freue ich mich total darauf. Es ist ein super Stadion und es wird dort eine fantastische Atmosphäre herrschen.

DFB.de: Was ist in der Vorbereitung auf so ein Finale anders?

Tremmel: Die Trainingswoche ist ganz normal verlaufen. Aber man merkt schon, dass das Umfeld sehr aufgeregt ist und die Fans es kaum erwarten können. Das Endspiel ist nicht nur für die Mannschaft und mich eine große Sache, sondern vor allem für den Verein und die Fans.

DFB.de: Ist es der Höhepunkt Ihrer Karriere?

Tremmel: Es ist auf jeden Fall das größte Spiel meiner Karriere. Ich habe zuvor noch nie in einem Pokalfinale gestanden.

DFB.de: Wie stehen Swanseas Chancen, den Cup am Ende zu holen?

Tremmel: Ich denke gut. Wir müssen die Favoritenrolle annehmen. Alles andere würde uns gegen einen Viertligisten auch keiner abkaufen. Aber wir können damit gut umgehen. Jeder bei uns versteht die Bedeutung des Spiels. Aber man weiß ja nie ...

DFB.de: Was macht Bradford City trotz des Klassenunterschieds zu einem gefährlichen Gegner?

Tremmel: Sie haben Wigan, Arsenal und Aston Villa bezwungen. Scheinbar können sie sich gegen große Mannschaften sehr gut motivieren. Es wird ein gefährliches Spiel.

DFB.de: Normalerweise ist Swansea klarer Außenseiter ...

Tremmel: Jein. Wenn wir in der Liga gegen große Mannschaften wie Manchester United oder ManCity spielen, dann sind wir der Underdog. Aber in Spielen gegen West Bromwich, Norwich, Reading oder Aston Villa sind wir auf Augenhöhe. Da ist nicht klar, wer der Favorit ist. Wir haben in der Saison schon alle Facetten gezeigt: Wir können die Rolle des Außenseiters annehmen, dann spielen wir defensiver und kontern. Aber wir haben auch kein Problem damit, selbst das Spiel zu gestalten. Es zeichnet uns aus, dass wir mit dem Ball sehr gut sind.

DFB.de: Klingt alles andere als nach klassisch britischer Spielweise.

Tremmel: Wir spielen überhaupt nicht britisch. Wir haben einfach nicht die Spieler dazu. Den meisten Mannschaften in der Premier League fühlen wir uns körperlich unterlegen, deshalb müssen wir den Ball am Boden halten.

DFB.de: Am Wochenende gab es eine 0:5-Pleite beim FC Liverpool. Ist die verpatzte Generalprobe ein gutes Omen?

Tremmel: Wenn das eine Generalprobe war. (lacht) Ich denke, wir wissen, wo die Gründe liegen. Das war halt einer dieser Tage...

DFB.de: Wie ist Ihr Tipp fürs Ligapokalfinale?

Tremmel: Kann ich nicht sagen. Ich will einfach nur gewinnen und am Ende diesen Pokal in die Höhe stemmen. Am liebsten nach 90 Minuten. Unnötig spannend brauchen wir’s nicht zu machen.

DFB.de: Erst kürzlich haben Sie Ihren Vertrag um weitere zwei Jahre verlängert. Haben Sie bei Swansea endlich Ihr Glück gefunden?

Tremmel: Für mich persönlich habe ich hier schon ins Schwarze getroffen. Wenn ich regelmäßig spielen würde und Nummer eins wäre, wäre das natürlich alles noch schöner. Aber der Klub passt zu mir. Es arbeiten unglaublich nette Menschen rund um den Klub, Fans und Mannschaft sind super, wir spielen in einer Topliga und haben eine tolle Entwicklung hingelegt, an der ich teilhaben kann – es passt alles. Deswegen war es am Ende auch klar, dass ich verlängere.

DFB.de: Gab es andere Optionen?

Tremmel: Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, in Deutschland bei einem großen Bundesligaklub für drei Jahre zu unterschreiben.

DFB.de: Als zweiter Torhüter.

Tremmel: Ich denke, es wäre in die Richtung gegangen. Ich bin 34 Jahre alt. Mit 34 ist man bei vielen deutschen Managern gar nicht mehr auf dem Spielerbogen – traurig, aber wahr. Das wäre ab Sommer auch eine sehr gute Option gewesen, aber zum jetzigen Zeitpunkt konnte ich das hier nicht aufgeben.

DFB.de: Wie lange wollen Sie noch spielen?

Tremmel: So lange es mir Spaß macht, ich ein Ziel vor Augen und das Gefühl habe, dass ich meine Leistung voll abrufen kann, mache ich weiter. Körperlich bin ich topfit. Wenn ich zurückdenke: Als ich 25 war, da war ich nicht so fit. Mein Körper hat sich im Laufe der Jahre immer besser an das Training angepasst. Ich spüre jedenfalls noch keinen Verschleiß.

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DFB.de: Mehr als die Hälfte der Bundesliga-Torhüter ist sehr jung. Wie schätzen Sie diese hoch gelobte Generation ein?

Tremmel: Der Aufbau der Torhüter in ganz jungem Alter hat in Deutschland mittlerweile einen sehr hohen Standard. Deswegen gibt es immer wieder viele Talente. Was das Handwerkszeug der Torhüter anbelangt, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Da wird es auch in den kommenden Jahren keine Probleme geben. Wenn es dann auf der Karriereleiter nach oben geht, zählt aber mehr als nur eine gute Torwarttechnik. Zum Beispiel mentale und charakterliche Stärke.

DFB.de: Was hat ein älterer Torhüter wie Sie den jungen Keepern voraus?

Tremmel: Ein paar Jahre mehr auf dem Buckel. Ich habe mittlerweile ein ganz anderes Gefühl auf dem Platz. Ich kann besser voraussehen was im Spiel passieren wird und somit auch schneller die richtigen Entscheidungen treffen. Auch die Vorgaben des Trainers kann ich präziser umsetzen. Erfahrung kann man sich einfach nicht kaufen.

DFB.de: Haben Sie eigentlich Kontakt zu den anderen deutschen Kollegen auf der Insel wie Per Mertesacker, Lukas Podolski, Robert Huth oder jetzt auch Lewis Holtby?

Tremmel: Wenig, aber wenn ich gegen sie spiele, nutze ich die Gelegenheit, um mit ihnen zu sprechen. Zum Beispiel auch mit Sascha Riether bei Fulham, mit dem ich mich länger unterhalten habe, und dem es in England auch sehr gut gefällt.