Geduldet, nicht geliebt: Frauenfußball in der DDR

Nicht-olympische Sportarten galten als nicht förderungswürdig

Der Hintergrund: Frauenfußball war zu jener Zeit noch nicht olympisch und galt somit als nicht förderungswürdig. Schließlich konnte der Sport vor allem mit erfolgreichen Auftritten bei den Olympischen Spielen dazu beitragen, dass das Ansehen des Staates erhöht wird.

Bernd Schröder sieht noch einen weiteren Grund, weshalb der Frauenfußball in der DDR zunächst ein Schattendasein führen musste: "Man hatte Angst, dass wir die Talente aus den olympischen Sportart, wie etwa Handball, abwerben könnten. Dennoch hat sich eine Eigendynamik entwickelt, die dann nicht mehr aufzuhalten war." Vor allem der gestiegenen Leistungsbereitschaft vieler Fußballerinnen musste der Verband schließlich Rechung tragen.

Bestenermittlung anstatt Meisterschaft

Denn den Bezirksmeisterschaften folgte Ende der 70er-Jahre die Einführung der überregionalen "Bestenermittlung". In der Folge entstand die Arbeitsgruppe Frauenfußball innerhalb der Kommission Freizeit- und Erholungssport. Der Frauenfußball bekam dadurch zunehmend Strukturen. Mitglieder dieser Arbeitsgruppe: Margit Stoppa und Bernd Schröder.

Trotz der kleinen Schritte zur Anerkennung: Die "Besten" der DDR durften sich nie "Meister" nennen. Zudem war der angewandte Modus der Turnierform, mit einer verkürzten Spielzeit, umstritten. Vieles hing von der Tagesform ab. Außerdem gab es so gut wie keine Talentförderung in der DDR.

"Mädchenfußball mussten wir erst noch etablieren", erinnert sich Margit Stoppa. Die Einführung einer zweigeteilten Liga brachte 1987 allerdings eine weitere Leistungskonzentration.

Späte Anerkennung nach Mauerfall



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Ehe es so richtig begonnen hatte, war es schon wieder vorbei. Das erste Länderspiel der Frauen-Nationalmannschaft der DDR blieb auch das einzige. Am 9. Mai 1990 spielte die von Bernd Schröder trainierte Auswahl in Potsdam gegen die CSFR und verlor mit 0:3. Nur wenige Monate später fusionierten der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Deutsche Fußball-Verband (DFV).

Bernd Schröder blieb dem Frauenfußball allerdings bis heute erhalten. Der 67-Jährige ist nicht nur der dienstälteste Trainer der Frauen-Bundesliga, er holte auch mit dem 1. FFC Turbine Potsdam auch zahlreiche Titel. Zuletzt die Deutsche Meisterschaft.

"Mannschaft monatelang vorbereitet"

An die Zeit damals kann sich Bernd Schröder noch gut erinnern. "Wir haben unsere Mannschaft monatelang auf dieses Spiel vorbereitet", erzählt der Trainer. Nach verschiedenen Lehrgängen und ersten Testspielen gegen Berliner Auswahlteams nominierten Bernd Schröder und Assistenzcoach Dietmar Männel schließlich jene Spielerinnen, die die historische Begegnung bestreiten sollten.

Im Kader standen damals unter anderem Doreen Meier, die heutige Trainerin des Zweitligisten Bayer 04 Leverkusen, Heidi Vater, Trainerin des Frauen-Bundesligisten FF USV Jena, und Katrin Nicklas, die aktuell im DFB-Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball mitgestaltet.

Margit Stoppa: Frau der ersten Stunde

Gut möglich, dass die erfolgreiche erste Frauen-EM, die im Sommer 1989 in der Bundesrepublik ausgetragen wurde, bei den Funktionären des DFV für ein Umdenken gesorgt hatte. Denn Frauenfußball in der DDR fand erst spät offizielle Anerkennung. "Wir waren nicht verboten, wurden aber auch nicht gefördert", erinnert sich Margit Stoppa, die heute dem DFB-Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball vorsteht und in der DDR als eine der Pionierinnen ihrer Sportart galt.

Geduldet, aber nicht geliebt, war der Frauenfußball über Jahrzehnte in der DDR. Und dennoch entwickelt er sich schnell. Ende der 60er-Jahre gründeten sich die ersten Frauenfußball-Teams, wenige Jahre später fanden erste Punktspielrunden auf Kreis- und Bezirksebene statt. Mehr gestattete der DFV zunächst nicht. Denn die leistungssportliche Ausrichtung betrachtete er als nicht notwendig, weshalb die Sportart innerhalb des DFV in der Kommission Freizeit- und Erholungssport angesiedelt wurde.

Nicht-olympische Sportarten galten als nicht förderungswürdig

Der Hintergrund: Frauenfußball war zu jener Zeit noch nicht olympisch und galt somit als nicht förderungswürdig. Schließlich konnte der Sport vor allem mit erfolgreichen Auftritten bei den Olympischen Spielen dazu beitragen, dass das Ansehen des Staates erhöht wird.

Bernd Schröder sieht noch einen weiteren Grund, weshalb der Frauenfußball in der DDR zunächst ein Schattendasein führen musste: "Man hatte Angst, dass wir die Talente aus den olympischen Sportart, wie etwa Handball, abwerben könnten. Dennoch hat sich eine Eigendynamik entwickelt, die dann nicht mehr aufzuhalten war." Vor allem der gestiegenen Leistungsbereitschaft vieler Fußballerinnen musste der Verband schließlich Rechung tragen.

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Bestenermittlung anstatt Meisterschaft

Denn den Bezirksmeisterschaften folgte Ende der 70er-Jahre die Einführung der überregionalen "Bestenermittlung". In der Folge entstand die Arbeitsgruppe Frauenfußball innerhalb der Kommission Freizeit- und Erholungssport. Der Frauenfußball bekam dadurch zunehmend Strukturen. Mitglieder dieser Arbeitsgruppe: Margit Stoppa und Bernd Schröder.

Trotz der kleinen Schritte zur Anerkennung: Die "Besten" der DDR durften sich nie "Meister" nennen. Zudem war der angewandte Modus der Turnierform, mit einer verkürzten Spielzeit, umstritten. Vieles hing von der Tagesform ab. Außerdem gab es so gut wie keine Talentförderung in der DDR.

"Mädchenfußball mussten wir erst noch etablieren", erinnert sich Margit Stoppa. Die Einführung einer zweigeteilten Liga brachte 1987 allerdings eine weitere Leistungskonzentration.

Späte Anerkennung nach Mauerfall

Es dauerte schließlich bis zum Mauerfall, bis auch auf höchster verbandspolitischer Ebene ein deutliches Zeichen für den Frauenfußball gesetzt wurde. Margit Stoppa wurde auf dem DFV-Verbandstag im März 1990 als erste Frau in den DFV-Vorstand gewählt und zudem eine eigenständige Kommission für den Frauenfußball gebildet.

Wenig später bildete das einzige Länderspiel der DDR-Auswahl den Höhepunkt der Anerkennung des Frauenfußballs. Ein Höhepunkt, der gleichzeitig aber auch der Schlusspunkt war.