Gaudino: "Wünsche mir, dass Waldhof ein wahnsinniges Spiel macht"

Das Duell zwischen Drittligaaufsteiger SV Waldhof Mannheim und dem Bundesligisten Eintracht Frankfurt heute (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) gehört zu den attraktivsten Paarungen der ersten DFB-Pokalrunde. Für beide Vereine spielte Maurizio Gaudino. Im DFB.de-Interview spricht der frühere deutsche Nationalspieler mit Mitarbeiter Tobias Gonscherowski über die Chancen des Außenseiters.

DFB.de: Herr Gaudino, der DFB-Pokal macht es möglich, dass Ihre beiden Ex-Vereine Waldhof Mannheim und Eintracht Frankfurt nach langer Zeit mal wieder aufeinandertreffen. Werden Sie sich das Spiel im Stadion anschauen?

Maurizio Gaudino: Leider nicht, weil ich an dem Tag unterwegs bin. Ich schaffe es nicht, ins Stadion zu gehen. Ich werde es aber auf jeden Fall irgendwie verfolgen.

DFB.de: Was verbinden Sie heute noch mit dem SV Waldhof, dem Verein, bei dem Sie Profi wurden und später auch als Trainer und Sportdirektor arbeiteten?

Gaudino: Waldhof bedeutet letztendlich alles für mich, es ist meine sportliche Heimat. Meine Familie lebt noch in Mannheim, ich bin auch aufgrund des Alters meiner Eltern wöchentlich in Mannheim oder besuche meinen Bruder. Waldhof ist immer in meinem Herzen, dort wurde ich Profi. Ich konnte hier vor meiner Haustür in der Ära von Trainer Klaus Schlappner meine Karriere starten.

DFB.de: Wie bewerten Sie die jüngste Entwicklung?

Gaudino: Ich freue mich sehr, dass Waldhof wieder in die 3. Liga in den Profifußball aufgestiegen ist. Damit verbinde ich die Hoffnung auf viel mehr. Für mich gehören der Verein und die Stadt in die Bundesliga. Ich denke auch, dass man an den Waldhof-Fans sieht, wie hungrig die Region auf Profifußball ist. Damit will ich die Erfolge der TSG Hoffenheim nicht schmälern, aber Waldhof ist einfach der Traditionsklub der Region.

DFB.de: Sie sind mit 14 Jahren zu Waldhof gegangen, der damals bekannt für seine sehr gute Jugendarbeit war, aus der dann auch Nationalspieler wie Weltmeister Jürgen Kohler oder Christian Wörns hervorgegangen sind.

Gaudino: Genau. Die Jugendarbeit von Waldhof Mannheim war enorm. B-Jugendtrainer Baumann und die Familie Koberger sind mit ihrem Team in kleinen Transportbussen die ganze Region bis in den Odenwald abgefahren, um Spieler auch für die Mannheimer Kreisauswahl zu sichten. Sie haben dann die Spieler nicht nur abgeholt, sondern auch nach Hause gefahren. Ich wurde schon mit zwölf Jahren gesichtet, wollte aber zunächst noch mit meinen Freunden bei der TSG Rheinau bleiben. Erst mit 14 Jahren bin ich zusammen mit meinem Rheinauer Kumpel Nicola Alloca gewechselt. Bei Waldhof haben wir erst noch auf roter Asche gekickt, ehe es einen Umbau und neue Strukturen gab. Ich durfte dann glücklicherweise nach der B-Jugend die A-Jugend und die Amateurmannschaft überspringen, wurde mit 17 Jahren Profi in der Bundesliga und konnte die ganzen Annehmlichkeiten eines Profis genießen.

DFB.de: Im DFB-Pokal erreichte Waldhof in der Saison 1985/1986 das Halbfinale und spielte gegen Bayern München. Welche Erinnerungen haben Sie ans 0:2, bei dem Sie zur Pause eingewechselt wurden?

Gaudino: An das Spiel kann ich mich ehrlich gesagt gar nicht mehr erinnern. Aber an Niederlagen kann ich mich grundsätzlich sowieso nicht erinnern. (lacht) Viel lieber denke ich an ein 3:3 gegen die Bayern in der Bundesliga (in der Saison 1986/1987; Anm. d. Red.) zurück, bei dem ich ein Tor geschossen habe und anschließend ins ZDF-Sportstudio eingeladen wurde.

DFB.de: In dieser Saison spielt Waldhof wieder in der 3. Liga. Was trauen Sie dem Aufsteiger zu?

Gaudino: Waldhof sollte stark genug sein, um in der 3. Liga sicher den Klassenverbleib zu schaffen. Die Mannschaft muss sich in der Liga etablieren und stabilisieren, um danach die nächsten Schritte anzugehen. Jetzt herrscht eine große Euphorie, die Fans werden die Mannschaft tragen. Waldhof ist gut aufgestellt mit Trainer Bernhard Trares und Sportdirektor Jochen Kientz. Beide sind voller Leidenschaft dabei. Mit dem Aufstieg ist der schwerste Schritt geschafft. Die Spieler stehen jetzt in einem anderen Fokus und wollen sich zeigen, um ihrerseits den nächsten Schritt zu machen - so wie wir das damals auch gemacht hatten.

DFB.de: Pokalgegner Eintracht Frankfurt erlebte in den vergangenen beiden Jahren die Extreme Pokalsieg und Erstrunden-Aus^.

Gaudino: Das kann passieren. Aber seit dem Abstieg in die 2. Bundesliga vor einigen Jahren wird in Frankfurt hervorragende Arbeit geleistet, die mit dem Gewinn des DFB-Pokals 2018 gekrönt wurde. Und in Frankfurt steht Fredi Bobic kein so großer Etat wie anderen Vereinen zu Verfügung. Die Eintracht hat sich die Erfolge hart erabeitet. Sie hat ein gutes Auge für Talente, die charakterlich gut in die Mannschaft passen. Diese Spieler und die Mannschaft wurden weiterentwickelt. Fredi Bobic weiß, worauf er achten muss und was für Trainer und Mannschaft wichtig ist.

DFB.de: In dieser Saison hat bei der Eintracht wieder ein Umbruch stattgefunden, die Torjäger Luca Jovic und Sebastien Haller etwa haben den Verein verlassen. Eine gefährliche Situation - oder ist die Mannschaft gefestigt genug?

Gaudino: Ich hoffe, das die Mannschaft stark genug ist. Nach den Abgängen kann ich mir nur wünschen, dass diese Lücken wieder geschlossen werden. In Frankfurt ist die Erwartungshaltung auch seitens der Fans sehr hoch. Ich hoffe, die Mannschaft kann wieder eine ähnliche Leistung wie im Vorjahr abrufen, um den nächsten Schritt zu machen. In der Bundesliga geht es darum, konstant zu bleiben und um die internationalen Plätze zu spielen.

DFB.de: Die Eintracht hat vor der ersten Pokalrunde bereits die ersten Spiele der Europa-League-Qualifikation absolviert.

Gaudino: Die Eintracht hat ein strammes Programm, aber der Kader ist ausgeglichen. Trainer und Mannschaft haben so viel Erfahrung, dass sie den Gegnern in der Qualifikation überlegen sein müssten. Natürlich muss die ganze Vorbereitung darauf abgestimmt sein, die Spieler müssen sich ihre Fitness über die Spiele holen. Sie müssen die Konzentration hochhalten. Aber den Spielern ist es lieber, alle drei, vier Tage ein Spiel und ein paar Reisen zu haben, als Kondition zu bolzen. Das weiß ich noch aus eigener Erfahrung.

DFB.de: Zurück zum Pokalduell: Hat Mannheim eine Chance?

Gaudino: Da schlagen natürlich zwei Herzen in meiner Brust. Ich wünsche mir, dass Waldhof ein wahnsinniges Spiel macht, um mit der Eintracht auf Augenhöhe zu sein und eine Runde weiterzukommen. Das ist möglich, weil die 3. Liga bereits seit einigen Wochen läuft und die Waldhof-Spieler weiter sind. Die Eintracht ist noch nicht so im Rhythmus. Geht es nach der Qualität, müsste Frankfurt gewinnen, keine Frage. Aber vor ausverkauftem Haus werden die Waldhöfer gepusht. Ich denke, dass es ein offenes Spiel wird.

[tg]

Das Duell zwischen Drittligaaufsteiger SV Waldhof Mannheim und dem Bundesligisten Eintracht Frankfurt heute (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) gehört zu den attraktivsten Paarungen der ersten DFB-Pokalrunde. Für beide Vereine spielte Maurizio Gaudino. Im DFB.de-Interview spricht der frühere deutsche Nationalspieler mit Mitarbeiter Tobias Gonscherowski über die Chancen des Außenseiters.

DFB.de: Herr Gaudino, der DFB-Pokal macht es möglich, dass Ihre beiden Ex-Vereine Waldhof Mannheim und Eintracht Frankfurt nach langer Zeit mal wieder aufeinandertreffen. Werden Sie sich das Spiel im Stadion anschauen?

Maurizio Gaudino: Leider nicht, weil ich an dem Tag unterwegs bin. Ich schaffe es nicht, ins Stadion zu gehen. Ich werde es aber auf jeden Fall irgendwie verfolgen.

DFB.de: Was verbinden Sie heute noch mit dem SV Waldhof, dem Verein, bei dem Sie Profi wurden und später auch als Trainer und Sportdirektor arbeiteten?

Gaudino: Waldhof bedeutet letztendlich alles für mich, es ist meine sportliche Heimat. Meine Familie lebt noch in Mannheim, ich bin auch aufgrund des Alters meiner Eltern wöchentlich in Mannheim oder besuche meinen Bruder. Waldhof ist immer in meinem Herzen, dort wurde ich Profi. Ich konnte hier vor meiner Haustür in der Ära von Trainer Klaus Schlappner meine Karriere starten.

DFB.de: Wie bewerten Sie die jüngste Entwicklung?

Gaudino: Ich freue mich sehr, dass Waldhof wieder in die 3. Liga in den Profifußball aufgestiegen ist. Damit verbinde ich die Hoffnung auf viel mehr. Für mich gehören der Verein und die Stadt in die Bundesliga. Ich denke auch, dass man an den Waldhof-Fans sieht, wie hungrig die Region auf Profifußball ist. Damit will ich die Erfolge der TSG Hoffenheim nicht schmälern, aber Waldhof ist einfach der Traditionsklub der Region.

DFB.de: Sie sind mit 14 Jahren zu Waldhof gegangen, der damals bekannt für seine sehr gute Jugendarbeit war, aus der dann auch Nationalspieler wie Weltmeister Jürgen Kohler oder Christian Wörns hervorgegangen sind.

Gaudino: Genau. Die Jugendarbeit von Waldhof Mannheim war enorm. B-Jugendtrainer Baumann und die Familie Koberger sind mit ihrem Team in kleinen Transportbussen die ganze Region bis in den Odenwald abgefahren, um Spieler auch für die Mannheimer Kreisauswahl zu sichten. Sie haben dann die Spieler nicht nur abgeholt, sondern auch nach Hause gefahren. Ich wurde schon mit zwölf Jahren gesichtet, wollte aber zunächst noch mit meinen Freunden bei der TSG Rheinau bleiben. Erst mit 14 Jahren bin ich zusammen mit meinem Rheinauer Kumpel Nicola Alloca gewechselt. Bei Waldhof haben wir erst noch auf roter Asche gekickt, ehe es einen Umbau und neue Strukturen gab. Ich durfte dann glücklicherweise nach der B-Jugend die A-Jugend und die Amateurmannschaft überspringen, wurde mit 17 Jahren Profi in der Bundesliga und konnte die ganzen Annehmlichkeiten eines Profis genießen.

DFB.de: Im DFB-Pokal erreichte Waldhof in der Saison 1985/1986 das Halbfinale und spielte gegen Bayern München. Welche Erinnerungen haben Sie ans 0:2, bei dem Sie zur Pause eingewechselt wurden?

Gaudino: An das Spiel kann ich mich ehrlich gesagt gar nicht mehr erinnern. Aber an Niederlagen kann ich mich grundsätzlich sowieso nicht erinnern. (lacht) Viel lieber denke ich an ein 3:3 gegen die Bayern in der Bundesliga (in der Saison 1986/1987; Anm. d. Red.) zurück, bei dem ich ein Tor geschossen habe und anschließend ins ZDF-Sportstudio eingeladen wurde.

DFB.de: In dieser Saison spielt Waldhof wieder in der 3. Liga. Was trauen Sie dem Aufsteiger zu?

Gaudino: Waldhof sollte stark genug sein, um in der 3. Liga sicher den Klassenverbleib zu schaffen. Die Mannschaft muss sich in der Liga etablieren und stabilisieren, um danach die nächsten Schritte anzugehen. Jetzt herrscht eine große Euphorie, die Fans werden die Mannschaft tragen. Waldhof ist gut aufgestellt mit Trainer Bernhard Trares und Sportdirektor Jochen Kientz. Beide sind voller Leidenschaft dabei. Mit dem Aufstieg ist der schwerste Schritt geschafft. Die Spieler stehen jetzt in einem anderen Fokus und wollen sich zeigen, um ihrerseits den nächsten Schritt zu machen - so wie wir das damals auch gemacht hatten.

DFB.de: Pokalgegner Eintracht Frankfurt erlebte in den vergangenen beiden Jahren die Extreme Pokalsieg und Erstrunden-Aus^.

Gaudino: Das kann passieren. Aber seit dem Abstieg in die 2. Bundesliga vor einigen Jahren wird in Frankfurt hervorragende Arbeit geleistet, die mit dem Gewinn des DFB-Pokals 2018 gekrönt wurde. Und in Frankfurt steht Fredi Bobic kein so großer Etat wie anderen Vereinen zu Verfügung. Die Eintracht hat sich die Erfolge hart erabeitet. Sie hat ein gutes Auge für Talente, die charakterlich gut in die Mannschaft passen. Diese Spieler und die Mannschaft wurden weiterentwickelt. Fredi Bobic weiß, worauf er achten muss und was für Trainer und Mannschaft wichtig ist.

DFB.de: In dieser Saison hat bei der Eintracht wieder ein Umbruch stattgefunden, die Torjäger Luca Jovic und Sebastien Haller etwa haben den Verein verlassen. Eine gefährliche Situation - oder ist die Mannschaft gefestigt genug?

Gaudino: Ich hoffe, das die Mannschaft stark genug ist. Nach den Abgängen kann ich mir nur wünschen, dass diese Lücken wieder geschlossen werden. In Frankfurt ist die Erwartungshaltung auch seitens der Fans sehr hoch. Ich hoffe, die Mannschaft kann wieder eine ähnliche Leistung wie im Vorjahr abrufen, um den nächsten Schritt zu machen. In der Bundesliga geht es darum, konstant zu bleiben und um die internationalen Plätze zu spielen.

DFB.de: Die Eintracht hat vor der ersten Pokalrunde bereits die ersten Spiele der Europa-League-Qualifikation absolviert.

Gaudino: Die Eintracht hat ein strammes Programm, aber der Kader ist ausgeglichen. Trainer und Mannschaft haben so viel Erfahrung, dass sie den Gegnern in der Qualifikation überlegen sein müssten. Natürlich muss die ganze Vorbereitung darauf abgestimmt sein, die Spieler müssen sich ihre Fitness über die Spiele holen. Sie müssen die Konzentration hochhalten. Aber den Spielern ist es lieber, alle drei, vier Tage ein Spiel und ein paar Reisen zu haben, als Kondition zu bolzen. Das weiß ich noch aus eigener Erfahrung.

DFB.de: Zurück zum Pokalduell: Hat Mannheim eine Chance?

Gaudino: Da schlagen natürlich zwei Herzen in meiner Brust. Ich wünsche mir, dass Waldhof ein wahnsinniges Spiel macht, um mit der Eintracht auf Augenhöhe zu sein und eine Runde weiterzukommen. Das ist möglich, weil die 3. Liga bereits seit einigen Wochen läuft und die Waldhof-Spieler weiter sind. Die Eintracht ist noch nicht so im Rhythmus. Geht es nach der Qualität, müsste Frankfurt gewinnen, keine Frage. Aber vor ausverkauftem Haus werden die Waldhöfer gepusht. Ich denke, dass es ein offenes Spiel wird.

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