"Fußballerin des Jahres" Alex Popp: "Es geht steil bergauf"

Alexandra Popp steht mit der Frauen-Nationalmannschaft im Halbfinale der Olympischen Spiele. Die frisch gekürte Fußballerin des Jahres ist heiß auf das Spiel. Der Traum von der Olympischen Goldmedaille könnte sich schon diese Woche erfüllen. Doch auf dem Weg in ein mögliches Finale wartet am Dienstag (ab 21 Uhr MESZ, live in der ARD) ein bekannter und starker Gegner: Kanada, das Deutschland in der Vorrunde mit 2:1 (1:1) besiegte. Im DFB.de-Interview mit Redakteurin Paula Widmer blickt die 25-jährige Popp auf Ihren Weg zurück, spricht über die Auszeichnung, den Gegner - und gibt einen Blick hinter die Kulissen beim Team.

DFB.de: Herzlichen Glückwunsch zur Wahl als Fußballerin des Jahres.

Alexandra Popp: Danke! Ich habe mich sehr darüber gefreut. Ich muss zugeben, dass man im ersten Moment gar nicht so richtig darüber nachdenkt, weil man hier mitten im Turnier ist. Es hat kurz gedauert, bis ich das richtig realisiert habe. Es macht mich sehr stolz, dass ich die Wahl gewonnen habe. Das ist eine riesige Ehre für mich!

DFB.de: Fußballerin des Jahres, Halbfinale bei Olympia - es könnte schlechter laufen für Sie.

Popp: (lacht) Das Stimmt. Ich fühle mich momentan sehr, sehr gut. Das liegt glaube ich auch daran, dass mein Fokus seit dem letzten Winter voll und ganz auf dem Fußball liegt. Ende des Jahres hatte ich meine Ausbildung als Tierpflegerin abgeschlossen. Die Ausbildung hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber sie war auch körperlich anstrengend. Und das hat man mir irgendwann auch angemerkt.

DFB.de: Im Winter hatten Sie auch noch mit einer Verletzung zu kämpfen.

Popp: Ja, ich hatte einen Muskelbündelriss in der Wade. Ab dann ging es aber wirklich stetig bergauf. Seit ich fertig bin, konzentriere ich mich auf den Fußball, und das hat bestimmt ein paar Prozentpunkte aus mir herausgekitzelt. Trotzdem muss ich sagen, dass mir die Arbeit mit den Tieren sehr fehlt. Aber ich habe meine Priorität auf den Fußball gelegt, das war der richtige Weg.

DFB.de: Sie sind Ihren Weg sehr kontinuierlich gegangen.

Popp: Ich bin jemand, der immer Schritt für Schritt geht. Ich konnte mich bisher immer sehr gut auf mein Bauchgefühl verlassen. Meine Wechsel haben mir sehr gut getan. Der Schritt zum FCR Duisburg war sehr wichtig für mich, ich hatte mich dort weiterentwickelt. Auch beim VfL Wolfsburg habe ich den nächsten Schritt gemacht. Ich hatte aber auch viele Verletzungen, aus denen ich rückblickend immer stärker hervorgekommen bin. Das hat mir mental sehr viel Kraft gegeben. Ich war zwar immer jemand, der nie aufgegeben hat, aber durch die Rückschläge habe ich viel gelernt.

DFB.de: Sie sind trotz Ihrer 25 Jahre schon eine erfahrene Spielerin in der Nationalmannschaft.

Popp: Ich konnte schon in den U-Mannschaften viel Erfahrung sammeln, zum Beispiel bei der U 20-WM 2010 in Deutschland (damals holte sie mit Deutschland den Titel und wurde Torschützenkönigin; Anm. d. Red.). Jedes Turnier bringt eine Spielerin weiter. 2011 wurde ich dann sogar für die WM in Deutschland nominiert und war zum ersten Mal in der A-Mannschaft dabei. Und obwohl es dort nicht so lief wie erhofft, war es für mich eine unglaubliche Erfahrung. Man lernt mit bestimmten Situationen, zum Beispiel mit Niederlagen oder Kritik, umzugehen und wächst als Sportler. Ich bin jetzt bereit, auch mehr Verantwortung zu übernehmen.

DFB.de: Auch die Bundestrainerin hat Sie sehr gelobt.

Popp: Das macht mich auch sehr stolz. Ich erlebe im Moment sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft eine meiner besten Zeiten. Ich will mich aber noch weiterentwickeln. Und ich hoffe, dass ich das auch schon bei den nächsten zwei Spielen schaffe.

DFB.de: Zunächst im Halbfinale gegen Kanada...

Popp: Wir freuen uns schon sehr auf das Spiel und sind froh, dass wir es schon so weit geschafft haben. Wir wissen alle, dass wir besser spielen können. Wir haben es nicht geschafft, unsere volle Leistung und Stärke abzurufen. Aber am Ende sind wir stolz, dass wir nach einem guten Viertelfinale hier in Belo Horizonte sind.

DFB.de: Jetzt wartet mit Kanada ein bekannter Gegner auf Sie.

Popp: Man kann auf jeden Fall von einer Revanche sprechen. Kanada hat uns im dritten Gruppenspiel geschlagen, aber das Halbfinale wird ein ganz anderes Spiel. Wir haben uns seit der Gruppenphase gesteigert und werden um den Einzug ins Finale kämpfen.

DFB.de: Was erwarten Sie?

Popp: Kanada ist in der Defensive sehr kompakt und hat ein sehr gutes Spiel nach vorne. Mit Christine Sinclair haben sie einen Fixpunkt, den sie immer anspielen können, egal ob flach oder hoch. Sie bewegt sich sehr gut zwischen den Ketten. So kommt die Spielfortsetzung oft über die Außen, mit Spielerinnen, die sehr schnell unterwegs sind. So können die Kanadierinnen ein starkes Offensivspiel aufbauen. Vorne sind sie dann sehr abgeklärt und abgezockt, das hat man auch im Spiel gegen uns gesehen. Die Chancen, die sie hatten, haben sie auch genutzt.

DFB.de: Auch Sophie Schmidt ist Ihnen aus der Allianz Frauen-Bundesliga bekannt.

Popp: Ich würde sie als einen der kreativen Köpfe im Team bezeichnen. Sie sieht sehr viele Räume und ist der Leader in der Mitte.

DFB.de: Was bedeutet das alles für Ihr Team?

Popp: Wir müssen zum Beispiel versuchen, eine Sophie Schmidt aus dem Spiel zu nehmen, ihr wenig Raum zu geben und den Spielaufbau der Kanadierinnen zu verhindern. Es wird wichtig sein, dass wir sehr kompakt stehen und aggressiv sind. Wir müssen mehr als 100 Prozent geben, jede von uns, damit wir den Finaleinzug schaffen. Es wird ein heißer Fight. Wir werden auf jeden Fall bis zum Schluss kämpfen. Auch ich möchte weiter an mir arbeiten und die Torchancen besser nutzen.

DFB.de: Sie haben Sich als Team zusammengesetzt, scheinen hochmotiviert zu sein.

Popp: Wir sind ein richtig gutes Team. Man kann hier auch über ganz private Sachen mit jedem sprechen. Sportlich verfolgen wir alle das eine Ziel. Und das ist ganz wichtig. Als ich ein paar Mal nicht getroffen hatte, haben mich die anderen gleich gepusht. Hier ist jeder für jeder da und läuft für den anderen. Wir erinnern uns in schwierigen Situationen an unsere Stärken, bauen uns auf, motivieren uns. Es gibt bei uns keine Gruppen. Beim Mittagessen gibt es mehrere Tische, und jedes Mal sitzen wir anders am Tisch, ganz gemischt. Es passt einfach bei uns im Team. Wir sind schon so lange zusammen unterwegs und teilen unser Leben. Das spricht für die Mannschaft. Und nur gemeinsam können wir eine Medaille holen.

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Alexandra Popp steht mit der Frauen-Nationalmannschaft im Halbfinale der Olympischen Spiele. Die frisch gekürte Fußballerin des Jahres ist heiß auf das Spiel. Der Traum von der Olympischen Goldmedaille könnte sich schon diese Woche erfüllen. Doch auf dem Weg in ein mögliches Finale wartet am Dienstag (ab 21 Uhr MESZ, live in der ARD) ein bekannter und starker Gegner: Kanada, das Deutschland in der Vorrunde mit 2:1 (1:1) besiegte. Im DFB.de-Interview mit Redakteurin Paula Widmer blickt die 25-jährige Popp auf Ihren Weg zurück, spricht über die Auszeichnung, den Gegner - und gibt einen Blick hinter die Kulissen beim Team.

DFB.de: Herzlichen Glückwunsch zur Wahl als Fußballerin des Jahres.

Alexandra Popp: Danke! Ich habe mich sehr darüber gefreut. Ich muss zugeben, dass man im ersten Moment gar nicht so richtig darüber nachdenkt, weil man hier mitten im Turnier ist. Es hat kurz gedauert, bis ich das richtig realisiert habe. Es macht mich sehr stolz, dass ich die Wahl gewonnen habe. Das ist eine riesige Ehre für mich!

DFB.de: Fußballerin des Jahres, Halbfinale bei Olympia - es könnte schlechter laufen für Sie.

Popp: (lacht) Das Stimmt. Ich fühle mich momentan sehr, sehr gut. Das liegt glaube ich auch daran, dass mein Fokus seit dem letzten Winter voll und ganz auf dem Fußball liegt. Ende des Jahres hatte ich meine Ausbildung als Tierpflegerin abgeschlossen. Die Ausbildung hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber sie war auch körperlich anstrengend. Und das hat man mir irgendwann auch angemerkt.

DFB.de: Im Winter hatten Sie auch noch mit einer Verletzung zu kämpfen.

Popp: Ja, ich hatte einen Muskelbündelriss in der Wade. Ab dann ging es aber wirklich stetig bergauf. Seit ich fertig bin, konzentriere ich mich auf den Fußball, und das hat bestimmt ein paar Prozentpunkte aus mir herausgekitzelt. Trotzdem muss ich sagen, dass mir die Arbeit mit den Tieren sehr fehlt. Aber ich habe meine Priorität auf den Fußball gelegt, das war der richtige Weg.

DFB.de: Sie sind Ihren Weg sehr kontinuierlich gegangen.

Popp: Ich bin jemand, der immer Schritt für Schritt geht. Ich konnte mich bisher immer sehr gut auf mein Bauchgefühl verlassen. Meine Wechsel haben mir sehr gut getan. Der Schritt zum FCR Duisburg war sehr wichtig für mich, ich hatte mich dort weiterentwickelt. Auch beim VfL Wolfsburg habe ich den nächsten Schritt gemacht. Ich hatte aber auch viele Verletzungen, aus denen ich rückblickend immer stärker hervorgekommen bin. Das hat mir mental sehr viel Kraft gegeben. Ich war zwar immer jemand, der nie aufgegeben hat, aber durch die Rückschläge habe ich viel gelernt.

DFB.de: Sie sind trotz Ihrer 25 Jahre schon eine erfahrene Spielerin in der Nationalmannschaft.

Popp: Ich konnte schon in den U-Mannschaften viel Erfahrung sammeln, zum Beispiel bei der U 20-WM 2010 in Deutschland (damals holte sie mit Deutschland den Titel und wurde Torschützenkönigin; Anm. d. Red.). Jedes Turnier bringt eine Spielerin weiter. 2011 wurde ich dann sogar für die WM in Deutschland nominiert und war zum ersten Mal in der A-Mannschaft dabei. Und obwohl es dort nicht so lief wie erhofft, war es für mich eine unglaubliche Erfahrung. Man lernt mit bestimmten Situationen, zum Beispiel mit Niederlagen oder Kritik, umzugehen und wächst als Sportler. Ich bin jetzt bereit, auch mehr Verantwortung zu übernehmen.

DFB.de: Auch die Bundestrainerin hat Sie sehr gelobt.

Popp: Das macht mich auch sehr stolz. Ich erlebe im Moment sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft eine meiner besten Zeiten. Ich will mich aber noch weiterentwickeln. Und ich hoffe, dass ich das auch schon bei den nächsten zwei Spielen schaffe.

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DFB.de: Zunächst im Halbfinale gegen Kanada...

Popp: Wir freuen uns schon sehr auf das Spiel und sind froh, dass wir es schon so weit geschafft haben. Wir wissen alle, dass wir besser spielen können. Wir haben es nicht geschafft, unsere volle Leistung und Stärke abzurufen. Aber am Ende sind wir stolz, dass wir nach einem guten Viertelfinale hier in Belo Horizonte sind.

DFB.de: Jetzt wartet mit Kanada ein bekannter Gegner auf Sie.

Popp: Man kann auf jeden Fall von einer Revanche sprechen. Kanada hat uns im dritten Gruppenspiel geschlagen, aber das Halbfinale wird ein ganz anderes Spiel. Wir haben uns seit der Gruppenphase gesteigert und werden um den Einzug ins Finale kämpfen.

DFB.de: Was erwarten Sie?

Popp: Kanada ist in der Defensive sehr kompakt und hat ein sehr gutes Spiel nach vorne. Mit Christine Sinclair haben sie einen Fixpunkt, den sie immer anspielen können, egal ob flach oder hoch. Sie bewegt sich sehr gut zwischen den Ketten. So kommt die Spielfortsetzung oft über die Außen, mit Spielerinnen, die sehr schnell unterwegs sind. So können die Kanadierinnen ein starkes Offensivspiel aufbauen. Vorne sind sie dann sehr abgeklärt und abgezockt, das hat man auch im Spiel gegen uns gesehen. Die Chancen, die sie hatten, haben sie auch genutzt.

DFB.de: Auch Sophie Schmidt ist Ihnen aus der Allianz Frauen-Bundesliga bekannt.

Popp: Ich würde sie als einen der kreativen Köpfe im Team bezeichnen. Sie sieht sehr viele Räume und ist der Leader in der Mitte.

DFB.de: Was bedeutet das alles für Ihr Team?

Popp: Wir müssen zum Beispiel versuchen, eine Sophie Schmidt aus dem Spiel zu nehmen, ihr wenig Raum zu geben und den Spielaufbau der Kanadierinnen zu verhindern. Es wird wichtig sein, dass wir sehr kompakt stehen und aggressiv sind. Wir müssen mehr als 100 Prozent geben, jede von uns, damit wir den Finaleinzug schaffen. Es wird ein heißer Fight. Wir werden auf jeden Fall bis zum Schluss kämpfen. Auch ich möchte weiter an mir arbeiten und die Torchancen besser nutzen.

DFB.de: Sie haben Sich als Team zusammengesetzt, scheinen hochmotiviert zu sein.

Popp: Wir sind ein richtig gutes Team. Man kann hier auch über ganz private Sachen mit jedem sprechen. Sportlich verfolgen wir alle das eine Ziel. Und das ist ganz wichtig. Als ich ein paar Mal nicht getroffen hatte, haben mich die anderen gleich gepusht. Hier ist jeder für jeder da und läuft für den anderen. Wir erinnern uns in schwierigen Situationen an unsere Stärken, bauen uns auf, motivieren uns. Es gibt bei uns keine Gruppen. Beim Mittagessen gibt es mehrere Tische, und jedes Mal sitzen wir anders am Tisch, ganz gemischt. Es passt einfach bei uns im Team. Wir sind schon so lange zusammen unterwegs und teilen unser Leben. Das spricht für die Mannschaft. Und nur gemeinsam können wir eine Medaille holen.

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