Fußball-Lehrer Hollerbach benotet: Gute Zwei für Würzburg

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Bernd Hollerbach von den Würzburger Kickers. Der einstige Bundesliga-Profi trainiert die Kickers, zu denen er eine ganz besondere Beziehung hat.

Als auf der Pressekonferenz die letzte Frage gestellt wird, sorgt Bernd Hollerbach für Schmunzeln. Gerade hat er mit den Würzburger Kickers ein 1:1 gegen den 1. FC Magdeburg erreicht. Damit beendet der Drittliga-Aufsteiger die Hinrunde auf Rang neun, einstelliger Tabellenplatz. Der angestrebte Klassenverbleib ist absolut realistisch. Ein Journalist will wissen, welche Schulnote der Trainer dafür vergeben würde. "Eine '2+'", sagt Hollerbach mit einem Augenzwinkern - und alle wissen: Der einstige Bundesliga-Profi ist niemals so ganz zufrieden. Immer und überall kann man sich noch verbessern. Was also fehlt zur "1-"?

Hollerbach: "Erfolgreiche Mannschaft immer von hinten her aufbauen"

"Die Ergebnisse könnten einen Tick besser sein", sagt er im Gespräch mit DFB.de. "Die Mannschaft kreiert immer wieder Torchancen, wir müssen sie aber noch konsequenter nutzen." Noch häufiger könne sich sein Team für gute Auftritte mit Punkten belohnen. Zehn Unentschieden - ligaweit die meisten - beweisen, dass durchaus ein bisschen mehr drin gewesen wäre. Aber Hollerbach kann die Situation gleichzeitig richtig einordnen: "Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen: Vor eineinhalb Jahren spielten wir noch in der Regionalliga, jetzt belegen wir einen einstelligen Tabellenplatz in der 3. Liga. Diese Entwicklung ist hervorragend."

Und sie soll fortgesetzt werden. Grundlage dafür: harte Arbeit, in jedem Training. Der 46-Jährige, der acht Jahre lang für den Hamburger SV in der Bundesliga auflief, hat eine klare Vorstellung, wie seine Elf auftreten soll: "Mein Ansatz ist, eine erfolgreiche Mannschaft immer von hinten her aufzubauen", sagt er. "Zwar wollen wir mutig nach vorne spielen, aber dabei niemals unsere Grundordnung verlieren." Die Spieler wissen, dass sie sowohl nach vorne mitmachen müssen, aber auch in das Defensivverhalten eingebunden sind.

Hollerbach: "Jeder Spieler darf Fehler machen"

"Zudem darf jeder Spieler auch Fehler machen - nur sollte sich der Fehler nach Möglichkeit nicht wiederholen", sagt der Coach. Mit diesen Ansätzen hat er eine erfolgreiche Mannschaft geformt. Sie tritt kompakt auf, nur 13 Gegentore in 19 Spielen sind aktueller Bestwert, gemeinsam mit dem FC Erzgebirge Aue. Kompromisslos verteidigen, das passt zu Hollerbach. Als Abwehrspieler kassierte er in der Bundesliga 95 Gelbe Karten - nur Stefan Effenberg (114) und David Jarolim (96) leisteten sich mehr. Für seine Mannschaft ist die Defensive ein Baustein des Erfolgs. Den Klassenunterschied zur Regionalliga? Hat Würzburg schnell aufgeholt. Auch Hollerbach lobt: "In der 3. Liga herrscht ein ganz anderes Niveau, meist vor einer großen Kulisse und gegen Teams, die viel Qualität auf den Platz bringen. Die Jungs haben es bislang wirklich gut gemacht."

Hollerbach führt sie. Mal mit etwas Druck, mal väterlich. Seit der vergangenen Saison fungiert er als Cheftrainer bei seinem Heimatverein - eine besondere Beziehung: Er wurde in Würzburg geboren, spielte von 1988 bis 1990 für den Klub und reifte zum Profi. Der FC St. Pauli verpflichtete ihn, Hollerbach kam in der Bundesliga an. Nach all den Jahren im Fußballgeschäft ist er inzwischen zurück in Unterfranken. "Da gab es, obwohl ich erst eineinhalb Jahre hier bin, viele Höhepunkte", sagt er- "Besonders emotional waren natürlich die beiden Aufstiegsspiele. Es war ein unvergessliches Gefühl, als wir uns im Elfmeterschießen gegen Saarbrücken durchgesetzt hatten und jetzt in der 3. Liga dabei sind."

Hollerbach über Magath: "Von seiner Akribie habe ich viel gelernt"

Gelernt hat Hollerbach in seiner Karriere von vielen Trainern, als Spieler und als Co-Trainer. Besonders prägend war die Zusammenarbeit mit Felix Magath beim VfL Wolfsburg. Hollerbach war sein Assistent, gemeinsam führten sie den VfL zur Deutschen Meisterschaft 2009. Für den einstigen Schüler gehört Fußball-Lehrer Magath weiterhin zu den besten Trainern in Deutschland: "Felix ist von der Detailarbeit besessen. Von seiner Akribie habe ich viel gelernt."

Während Magath in den Medien oft als "Schleifer" bezeichnet wird, wehrt sich Hollerbach gegen derartige Kategorisierungen. "An diesen Einordnungen beteilige ich mich nicht, sie sind mir zu eindimensional", sagt er. "Wir neigen in unserer Gesellschaft häufig dazu, schnell über jemanden zu urteilen und ihn in eine bestimmte Schublade zu stecken. Mir ist das jedoch zu oberflächlich. Ich will gute Arbeit leisten, das interessiert mich."

Die Chance zum nächsten Leistungsnachweis hat er bereits am Samstag (14 Uhr). Würzburg empfängt den SV Wehen Wiesbaden. Bei einem Sieg würde Hollerbach vielleicht sogar eine "1-" verteilen.

[rz]

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Bernd Hollerbach von den Würzburger Kickers. Der einstige Bundesliga-Profi trainiert die Kickers, zu denen er eine ganz besondere Beziehung hat.

Als auf der Pressekonferenz die letzte Frage gestellt wird, sorgt Bernd Hollerbach für Schmunzeln. Gerade hat er mit den Würzburger Kickers ein 1:1 gegen den 1. FC Magdeburg erreicht. Damit beendet der Drittliga-Aufsteiger die Hinrunde auf Rang neun, einstelliger Tabellenplatz. Der angestrebte Klassenverbleib ist absolut realistisch. Ein Journalist will wissen, welche Schulnote der Trainer dafür vergeben würde. "Eine '2+'", sagt Hollerbach mit einem Augenzwinkern - und alle wissen: Der einstige Bundesliga-Profi ist niemals so ganz zufrieden. Immer und überall kann man sich noch verbessern. Was also fehlt zur "1-"?

Hollerbach: "Erfolgreiche Mannschaft immer von hinten her aufbauen"

"Die Ergebnisse könnten einen Tick besser sein", sagt er im Gespräch mit DFB.de. "Die Mannschaft kreiert immer wieder Torchancen, wir müssen sie aber noch konsequenter nutzen." Noch häufiger könne sich sein Team für gute Auftritte mit Punkten belohnen. Zehn Unentschieden - ligaweit die meisten - beweisen, dass durchaus ein bisschen mehr drin gewesen wäre. Aber Hollerbach kann die Situation gleichzeitig richtig einordnen: "Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen: Vor eineinhalb Jahren spielten wir noch in der Regionalliga, jetzt belegen wir einen einstelligen Tabellenplatz in der 3. Liga. Diese Entwicklung ist hervorragend."

Und sie soll fortgesetzt werden. Grundlage dafür: harte Arbeit, in jedem Training. Der 46-Jährige, der acht Jahre lang für den Hamburger SV in der Bundesliga auflief, hat eine klare Vorstellung, wie seine Elf auftreten soll: "Mein Ansatz ist, eine erfolgreiche Mannschaft immer von hinten her aufzubauen", sagt er. "Zwar wollen wir mutig nach vorne spielen, aber dabei niemals unsere Grundordnung verlieren." Die Spieler wissen, dass sie sowohl nach vorne mitmachen müssen, aber auch in das Defensivverhalten eingebunden sind.

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Hollerbach: "Jeder Spieler darf Fehler machen"

"Zudem darf jeder Spieler auch Fehler machen - nur sollte sich der Fehler nach Möglichkeit nicht wiederholen", sagt der Coach. Mit diesen Ansätzen hat er eine erfolgreiche Mannschaft geformt. Sie tritt kompakt auf, nur 13 Gegentore in 19 Spielen sind aktueller Bestwert, gemeinsam mit dem FC Erzgebirge Aue. Kompromisslos verteidigen, das passt zu Hollerbach. Als Abwehrspieler kassierte er in der Bundesliga 95 Gelbe Karten - nur Stefan Effenberg (114) und David Jarolim (96) leisteten sich mehr. Für seine Mannschaft ist die Defensive ein Baustein des Erfolgs. Den Klassenunterschied zur Regionalliga? Hat Würzburg schnell aufgeholt. Auch Hollerbach lobt: "In der 3. Liga herrscht ein ganz anderes Niveau, meist vor einer großen Kulisse und gegen Teams, die viel Qualität auf den Platz bringen. Die Jungs haben es bislang wirklich gut gemacht."

Hollerbach führt sie. Mal mit etwas Druck, mal väterlich. Seit der vergangenen Saison fungiert er als Cheftrainer bei seinem Heimatverein - eine besondere Beziehung: Er wurde in Würzburg geboren, spielte von 1988 bis 1990 für den Klub und reifte zum Profi. Der FC St. Pauli verpflichtete ihn, Hollerbach kam in der Bundesliga an. Nach all den Jahren im Fußballgeschäft ist er inzwischen zurück in Unterfranken. "Da gab es, obwohl ich erst eineinhalb Jahre hier bin, viele Höhepunkte", sagt er- "Besonders emotional waren natürlich die beiden Aufstiegsspiele. Es war ein unvergessliches Gefühl, als wir uns im Elfmeterschießen gegen Saarbrücken durchgesetzt hatten und jetzt in der 3. Liga dabei sind."

Hollerbach über Magath: "Von seiner Akribie habe ich viel gelernt"

Gelernt hat Hollerbach in seiner Karriere von vielen Trainern, als Spieler und als Co-Trainer. Besonders prägend war die Zusammenarbeit mit Felix Magath beim VfL Wolfsburg. Hollerbach war sein Assistent, gemeinsam führten sie den VfL zur Deutschen Meisterschaft 2009. Für den einstigen Schüler gehört Fußball-Lehrer Magath weiterhin zu den besten Trainern in Deutschland: "Felix ist von der Detailarbeit besessen. Von seiner Akribie habe ich viel gelernt."

Während Magath in den Medien oft als "Schleifer" bezeichnet wird, wehrt sich Hollerbach gegen derartige Kategorisierungen. "An diesen Einordnungen beteilige ich mich nicht, sie sind mir zu eindimensional", sagt er. "Wir neigen in unserer Gesellschaft häufig dazu, schnell über jemanden zu urteilen und ihn in eine bestimmte Schublade zu stecken. Mir ist das jedoch zu oberflächlich. Ich will gute Arbeit leisten, das interessiert mich."

Die Chance zum nächsten Leistungsnachweis hat er bereits am Samstag (14 Uhr). Würzburg empfängt den SV Wehen Wiesbaden. Bei einem Sieg würde Hollerbach vielleicht sogar eine "1-" verteilen.

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