Funktionierende Integration: "Die Köpfe passen einfach gut zusammen"

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, an der Basis.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: der TSV Großheubach und der Türk FV Miltenberg.

Integration funktioniert! Nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch daneben. Ein gutes Beispiel dafür sind die Vereine TSV Großheubach und Türk FV Miltenberg, die bereits seit 25 Jahren kooperieren und dafür dieses Jahr mit dem zweiten Platz beim DFB- & Mercedes Benz-Integrationspreis ausgezeichnet wurden.

DFB-Redakteur Peter Scheffler sprach mit den beiden Vereinsvorsitzenden Peter Hefner (TSV Großheubach) und Yakup Yilmaz (Türk FV Miltenberg) über die Zusammenarbeit ihrer Vereine, die Nachwirkungen des Integrationspreises und wie Fußballvereine von unterschiedlichen Mentalitäten profitieren können.

DFB.de: Herr Hefner, Herr Yilmaz, was ist das Besondere an der Kooperation zwischen ihren beiden Vereinen, der TSV Großheubach und dem Türk FV Miltenberg?

Yakup Yilmaz: Uns zeichnet der faire und offene Umgang miteinander aus. Sobald es Probleme oder Fragen gibt, gehen wir aufeinander zu und versuchen sie zu lösen.

Peter Hefner: Und das bereits seit 25 Jahren. Vor allem in den letzten Jahren finde ich, dass die jeweiligen Köpfe einfach gut zusammen passen. So haben wir uns mittlerweile kennen und schätzen gelernt.

DFB.de: Wie kam es zu der Kooperation?

Hefner: Der Türk FV hat damals ein Sportgelände gesucht. Da es in Großheubach früher zwei Fußballvereine gab, waren wir in der glücklichen Lage, über zwei Sportgelände zu verfügen. Da wir das eine nur zu Trainingszwecken nutzten und es nicht vollkommen ausgelastet war, haben wir es unseren türkischen Freunden gerne zur Verfügung gestellt.

Yilmaz: Das war für uns natürlich ein absoluter Glücksfall. Seitdem pachten wir das Gelände und nutzen es zusammen. Wir für den Trainings- und Spielbetrieb und die Großheubacher zum Trainieren. Da es nur bei uns eine Flutlichtanlage gibt, sehen wir uns vor allem im Winter öfter (lacht).

DFB.de: Wie können wir uns die alltägliche Zusammenarbeit vorstellen?

Yilmaz: Neben der Benutzung der Sportstätte können wir auch auf die Erfahrungen und Netzwerke der Großheubacher Vereins- und Vorstandsmitglieder zurückgreifen. Sie helfen uns bei Problemen in der Gemeinde weiter, so dass wir uns mittlerweile richtig heimisch fühlen.

Hefner: Wir haben als Einheimische natürlich ein gutes Netzwerk hier. Wir kennen die Gemeinde, die Betriebe und unterstützende Organisationen, wie die Feuerwehr. Deshalb hören wir ab und zu mal nach, ob und wo es harkt. Wenn wir weiterhelfen können, vermitteln wir gerne.

DFB.de: Nennen Sie uns bitte ein Beispiel!

Yilmaz: Zum Beispiel können die Großheubacher bei Behördengängen ihre Kontakte spielen lassen oder wenn es Probleme mit dem Vereinsgelände gibt.

Hefner: Das Sportgelände ist aufgrund der intensiven Nutzung der letzten Jahre stark abgenutzt. Die Sanierungs- und Renovierungsarbeiten nehmen wir zusammen in Angriff.

Yilmaz: Um das finanziell stemmen zu können, haben wir letztes Jahr erstmals ein deutsch-türkisches Freundschaftsturnier organisiert. Hier konnten wir ein starkes Zeichen setzten und demonstrieren, dass die Zusammenarbeit bei uns gut funktioniert.

Hefner: Highlight des Turniers war neben den Spielen das abendliche Fest, bei dem uns die türkischstämmigen Frauen mit kulinarischen Leckerbissen verwöhnt haben.

DFB.de: Ist eine Wiederholung geplant?

Yilmaz: Ja, wir möchten das Turnier zu einer alljährlichen Veranstaltung machen. Dieses Jahr spielen übrigens eine türkische und eine deutsche Untermainauswahl gegeneinander. Danach gibt es natürlich wieder ein Fest mit Musik und Essen. Da kommt man sich noch näher als auf dem Fußballplatz.

Hefner: Genau. Deshalb möchten wir den privaten Austausch auch in nächster Zeit vertiefen. Dazu werden wir ein Vorstandstreffen mit den jeweiligen Frauen zusammen veranstalten. Bei einem Ausflug oder einem gemeinsamen Essen möchten wir uns besser kennen lernen und mehr über die jeweilige Mentalität erfahren.

DFB.de: Spielen sie eigentlich im Ligabetrieb gegeneinander?

Hefner: Nein, wir sind in unterschiedlichen Ligen. Aber ab und zu richten wir Freundschaftsspiele gegeneinander aus. Das geht dann auf dem ganz schnellen Dienstweg.

DFB.de: Wie sieht es in der Jugend aus?

Yilmaz: Da wir keine Jugendmannschaften haben, spielen auch die ortsansässigen türkischstämmigen Jugendlichen zum größten Teil in Großheubach. Wenn sie das Seniorenalter erreicht haben, haben sie die Wahl zwischen zwei tollen Vereinen.

Hefner: Das Spannende ist, dass nicht jeder türkischstämmige Spieler nach der Jugend grundsätzlich zum Türk FV wechselt. Es wird eher nach Spielstärke unterschieden und nicht nach der Nationalität.

DFB.de: Man hört im Amateurfußball auch von Problemen zwischen deutschen Vereinen und Vereinen mit Migrationshintergrund. Welche Tipps haben Sie parat?

Yilmaz: Beide Seiten müssen aufeinander zugehen und Verständnis füreinander haben. Dann gibt es keine Probleme.

Hefner: Ich sage immer: Am deutschen Wesen muss die Welt nicht genesen (lacht). Wir müssen einfach akzeptieren und respektieren, dass es unterschiedliche Mentalitäten gibt. Wenn man diese Unterschiede versteht, kann man gelassener damit umgehen. Diese Einstellung hat uns mittlerweile auch schon außerhalb der Gemeinde geholfen.

DFB.de: Inwiefern?

Hefner: Naja, unsere Kooperation in Großheubach hat durch die Verleihung des Integrationspreises natürlich eine hohe Bekanntheit hier in der Gegend erlangt. Seit der Verleihung und der medialen Berichterstattung des Projekts habe ich den Eindruck, dass die Stimmung bei Spielen gegen andere ausländische Teams besser, entspannter ist. Was wir hier auf die Beine gestellt haben, scheint bei den anderen Vereinen gut anzukommen.

DFB.de: Können Sie das aus Ihrer Sicht auch bestätigen, Herr Yilmaz?

Yilmaz: Uns geht es ebenfalls so. Wir werden oft auf die Kooperation angesprochen. Und unsere Spieler gehen nun auch offener und entkrampfter mit ihren deutschen Gegenspielern um.

DFB.de: Herr Hefner, sie sprachen eben den DFB & Mercedes-Integrationspreis an. Wie hat Ihnen die Veranstaltung im Februar gefallen?

Hefner: Mit einem Wort: Wow! Das war ein eindrucksvolles Erlebnis, dass ich nie vergessen werde.

Yilmaz: Auch uns hat es sehr gut gefallen. Und es hat dazu beigetragen, die Kooperation weiter zu vertiefen.

DFB.de: Beenden Sie bitte folgenden Satz: Integration ist für mich…

Hefner: … unverkrampft und offen miteinander umzugehen und dabei immer ehrlich zu bleiben.

Yilmaz: … fair miteinander umzugehen und voneinander zu lernen.

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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, an der Basis.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: der TSV Großheubach und der Türk FV Miltenberg.

Integration funktioniert! Nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch daneben. Ein gutes Beispiel dafür sind die Vereine TSV Großheubach und Türk FV Miltenberg, die bereits seit 25 Jahren kooperieren und dafür dieses Jahr mit dem zweiten Platz beim DFB- & Mercedes Benz-Integrationspreis ausgezeichnet wurden.

DFB-Redakteur Peter Scheffler sprach mit den beiden Vereinsvorsitzenden Peter Hefner (TSV Großheubach) und Yakup Yilmaz (Türk FV Miltenberg) über die Zusammenarbeit ihrer Vereine, die Nachwirkungen des Integrationspreises und wie Fußballvereine von unterschiedlichen Mentalitäten profitieren können.

DFB.de: Herr Hefner, Herr Yilmaz, was ist das Besondere an der Kooperation zwischen ihren beiden Vereinen, der TSV Großheubach und dem Türk FV Miltenberg?

Yakup Yilmaz: Uns zeichnet der faire und offene Umgang miteinander aus. Sobald es Probleme oder Fragen gibt, gehen wir aufeinander zu und versuchen sie zu lösen.

Peter Hefner: Und das bereits seit 25 Jahren. Vor allem in den letzten Jahren finde ich, dass die jeweiligen Köpfe einfach gut zusammen passen. So haben wir uns mittlerweile kennen und schätzen gelernt.

DFB.de: Wie kam es zu der Kooperation?

Hefner: Der Türk FV hat damals ein Sportgelände gesucht. Da es in Großheubach früher zwei Fußballvereine gab, waren wir in der glücklichen Lage, über zwei Sportgelände zu verfügen. Da wir das eine nur zu Trainingszwecken nutzten und es nicht vollkommen ausgelastet war, haben wir es unseren türkischen Freunden gerne zur Verfügung gestellt.

Yilmaz: Das war für uns natürlich ein absoluter Glücksfall. Seitdem pachten wir das Gelände und nutzen es zusammen. Wir für den Trainings- und Spielbetrieb und die Großheubacher zum Trainieren. Da es nur bei uns eine Flutlichtanlage gibt, sehen wir uns vor allem im Winter öfter (lacht).

DFB.de: Wie können wir uns die alltägliche Zusammenarbeit vorstellen?

Yilmaz: Neben der Benutzung der Sportstätte können wir auch auf die Erfahrungen und Netzwerke der Großheubacher Vereins- und Vorstandsmitglieder zurückgreifen. Sie helfen uns bei Problemen in der Gemeinde weiter, so dass wir uns mittlerweile richtig heimisch fühlen.

Hefner: Wir haben als Einheimische natürlich ein gutes Netzwerk hier. Wir kennen die Gemeinde, die Betriebe und unterstützende Organisationen, wie die Feuerwehr. Deshalb hören wir ab und zu mal nach, ob und wo es harkt. Wenn wir weiterhelfen können, vermitteln wir gerne.

DFB.de: Nennen Sie uns bitte ein Beispiel!

Yilmaz: Zum Beispiel können die Großheubacher bei Behördengängen ihre Kontakte spielen lassen oder wenn es Probleme mit dem Vereinsgelände gibt.

Hefner: Das Sportgelände ist aufgrund der intensiven Nutzung der letzten Jahre stark abgenutzt. Die Sanierungs- und Renovierungsarbeiten nehmen wir zusammen in Angriff.

Yilmaz: Um das finanziell stemmen zu können, haben wir letztes Jahr erstmals ein deutsch-türkisches Freundschaftsturnier organisiert. Hier konnten wir ein starkes Zeichen setzten und demonstrieren, dass die Zusammenarbeit bei uns gut funktioniert.

Hefner: Highlight des Turniers war neben den Spielen das abendliche Fest, bei dem uns die türkischstämmigen Frauen mit kulinarischen Leckerbissen verwöhnt haben.

DFB.de: Ist eine Wiederholung geplant?

Yilmaz: Ja, wir möchten das Turnier zu einer alljährlichen Veranstaltung machen. Dieses Jahr spielen übrigens eine türkische und eine deutsche Untermainauswahl gegeneinander. Danach gibt es natürlich wieder ein Fest mit Musik und Essen. Da kommt man sich noch näher als auf dem Fußballplatz.

Hefner: Genau. Deshalb möchten wir den privaten Austausch auch in nächster Zeit vertiefen. Dazu werden wir ein Vorstandstreffen mit den jeweiligen Frauen zusammen veranstalten. Bei einem Ausflug oder einem gemeinsamen Essen möchten wir uns besser kennen lernen und mehr über die jeweilige Mentalität erfahren.

DFB.de: Spielen sie eigentlich im Ligabetrieb gegeneinander?

Hefner: Nein, wir sind in unterschiedlichen Ligen. Aber ab und zu richten wir Freundschaftsspiele gegeneinander aus. Das geht dann auf dem ganz schnellen Dienstweg.

DFB.de: Wie sieht es in der Jugend aus?

Yilmaz: Da wir keine Jugendmannschaften haben, spielen auch die ortsansässigen türkischstämmigen Jugendlichen zum größten Teil in Großheubach. Wenn sie das Seniorenalter erreicht haben, haben sie die Wahl zwischen zwei tollen Vereinen.

Hefner: Das Spannende ist, dass nicht jeder türkischstämmige Spieler nach der Jugend grundsätzlich zum Türk FV wechselt. Es wird eher nach Spielstärke unterschieden und nicht nach der Nationalität.

DFB.de: Man hört im Amateurfußball auch von Problemen zwischen deutschen Vereinen und Vereinen mit Migrationshintergrund. Welche Tipps haben Sie parat?

Yilmaz: Beide Seiten müssen aufeinander zugehen und Verständnis füreinander haben. Dann gibt es keine Probleme.

Hefner: Ich sage immer: Am deutschen Wesen muss die Welt nicht genesen (lacht). Wir müssen einfach akzeptieren und respektieren, dass es unterschiedliche Mentalitäten gibt. Wenn man diese Unterschiede versteht, kann man gelassener damit umgehen. Diese Einstellung hat uns mittlerweile auch schon außerhalb der Gemeinde geholfen.

DFB.de: Inwiefern?

Hefner: Naja, unsere Kooperation in Großheubach hat durch die Verleihung des Integrationspreises natürlich eine hohe Bekanntheit hier in der Gegend erlangt. Seit der Verleihung und der medialen Berichterstattung des Projekts habe ich den Eindruck, dass die Stimmung bei Spielen gegen andere ausländische Teams besser, entspannter ist. Was wir hier auf die Beine gestellt haben, scheint bei den anderen Vereinen gut anzukommen.

DFB.de: Können Sie das aus Ihrer Sicht auch bestätigen, Herr Yilmaz?

Yilmaz: Uns geht es ebenfalls so. Wir werden oft auf die Kooperation angesprochen. Und unsere Spieler gehen nun auch offener und entkrampfter mit ihren deutschen Gegenspielern um.

DFB.de: Herr Hefner, sie sprachen eben den DFB & Mercedes-Integrationspreis an. Wie hat Ihnen die Veranstaltung im Februar gefallen?

Hefner: Mit einem Wort: Wow! Das war ein eindrucksvolles Erlebnis, dass ich nie vergessen werde.

Yilmaz: Auch uns hat es sehr gut gefallen. Und es hat dazu beigetragen, die Kooperation weiter zu vertiefen.

DFB.de: Beenden Sie bitte folgenden Satz: Integration ist für mich…

Hefner: … unverkrampft und offen miteinander umzugehen und dabei immer ehrlich zu bleiben.

Yilmaz: … fair miteinander umzugehen und voneinander zu lernen.