Frust statt Kitsch: Klopp geht ohne Titel

Inmitten der schwarz-gelben Tristesse ergriff Jürgen Klopp gegen zwei Uhr am frühen Sonntagmorgen das Mikrofon. "Das ist hier und heute mein schwerster Moment", sagte der scheidende Trainer von Borussia Dortmund mit Tränen in den Augen in einer bewegenden letzten Rede vor den mehreren Hundert geladenen Gästen im Berliner "Kraftwerk".

Zum Feiern war kaum jemand zumute nach dem 1:3 gegen Vizemeister VfL Wolfsburg im 72. DFB-Pokalfinale in Berlin, der dritten BVB-Endspielniederlage in Folge nach 2014 ebenfalls im nationalen Cupwettbewerb und 2013 in der Champions League, zweímal gegen den FC Bayern München.

Pokalsieg zum Abschied "wäre auch zu kitschig geworden"

"Ich kann nicht beschreiben, was mir derzeit durch den Kopf geht", sagte der 47-Jährige mit dem wachsenden Bewusstsein um den endgültigen Abschied nach sieben prägenden Jahren beim BVB. "Jemand hat mir gesagt: Sich mit einem Pokalsieg zu verabschieden, wäre auch zu kitschig geworden. Das sei American Style."

Klopp suchte indes nach den richtigen Worten. Als er seine Jungs "einen nach dem anderen" nach dem 1:3 gegen Wolfsburg in den Arm genommen habe, berichtete der Coach, "das war Abschied, das war hart". Und erklärte mit reichlich Wehmut in seinem Blick: "Denn es fällt mir schwer loszulassen. Der Abschiedsschmerz kommt langsam, und das tut extrem weh."

Der BVB hatte soeben unter Klopp das dritte Endspiel in den vergangenen drei Jahren, einmal in der Champions League, zweimal um den DFB-Pokal, verloren. Nichts war's mit dem Abschiedsgeschenk der BVB-Profis für ihren Coach, der sie seit seinem Amtsantritt 2008 zu zwei Deutschen Meisterschaften (2011, 2012) und einem Pokaltriumph (2012) geführt hatte.

Schluss nach 319 Pflichtspielen beim BVB

Das 319. und letzte Pflichtspiel auf der Bank des BVB war jedoch Abbild der meisten Auftritte seiner Mannschaft in der abgelaufenenen Saison, die Klopp schließlich zu der Erkenntnis gebracht hatte, nicht mehr der richtige Trainer für diese Mannschaft zu sein. Selbst die frühe Führung durch Pierre-Emerick Aubameyang nach nur fünf Minuten nutzte nichts. Denn nur 20 Minuten spielte der BVB jenen Vollgasfußball, den Klopp geprägt und sich im Finale noch einmal gewünscht hatte.

Es folgten 16 Minuten mit einer Serie von Fehlern und Blackouts sowie ein schlampiger Umgang mit größten Chancen, die Wolfsburg zur Wende und zum ersten Pokalsieg verhalfen. Zumindest habe er die Messlatte nicht zu hoch gelegt, hätte jedoch seinen Jungs und seinem Nachfolger Thomas Tuchel gern mit einem Endspielsieg die Qualifikationsrunden für die Europa League erspart, meinte Klopp in seiner letzten Pressekonferenz im gelben Trainingsanzug.

Kein Titel zum Abschied für Kehl und Gündogan

"Ich habe mich an den Strohhalm geklammert, nach dieser Saison hier noch einen Titel zu gewinnen", sagte Sebastian Kehl, der seine aktive Laufbahn im Berliner Olympiastadion beendete. "Wir haben es leider verpasst, das 2:0 zu machen - so wäre das Spiel natürlich ganz anders gelaufen", meinte Nationalspieler Ilkay Gündogan nach seinem Abschiedsspiel und vor seinem anstehenden Wechsel. Wohin, wollte er noch nicht verraten.

"Es ist bitter, seine Karriere mit solch einer Niederlage zu beenden", klagte Kehl und sprach auch Klopp aus der Seele. Beide ließen sich auf der Party reichlich beschenken, der scheidende Coach unter anderem mit drei Dauerkarten für seine Familie.

Er sei dem BVB so dankbar, nehme so viel an Erfahrungen und Emotionen mit - egal, wohin in der Welt sein Weg ihn führen werde. "Wichtig ist ohnehin nicht, was gedacht wird, wenn man kommt, sondern extrem wichtig ist, was gedacht wird, wenn man geht", meinte Klopp und rief den frustrierten Fans in Berlin abschließend zu: "Wir sehen uns wieder!"

[sid]

Inmitten der schwarz-gelben Tristesse ergriff Jürgen Klopp gegen zwei Uhr am frühen Sonntagmorgen das Mikrofon. "Das ist hier und heute mein schwerster Moment", sagte der scheidende Trainer von Borussia Dortmund mit Tränen in den Augen in einer bewegenden letzten Rede vor den mehreren Hundert geladenen Gästen im Berliner "Kraftwerk".

Zum Feiern war kaum jemand zumute nach dem 1:3 gegen Vizemeister VfL Wolfsburg im 72. DFB-Pokalfinale in Berlin, der dritten BVB-Endspielniederlage in Folge nach 2014 ebenfalls im nationalen Cupwettbewerb und 2013 in der Champions League, zweímal gegen den FC Bayern München.

Pokalsieg zum Abschied "wäre auch zu kitschig geworden"

"Ich kann nicht beschreiben, was mir derzeit durch den Kopf geht", sagte der 47-Jährige mit dem wachsenden Bewusstsein um den endgültigen Abschied nach sieben prägenden Jahren beim BVB. "Jemand hat mir gesagt: Sich mit einem Pokalsieg zu verabschieden, wäre auch zu kitschig geworden. Das sei American Style."

Klopp suchte indes nach den richtigen Worten. Als er seine Jungs "einen nach dem anderen" nach dem 1:3 gegen Wolfsburg in den Arm genommen habe, berichtete der Coach, "das war Abschied, das war hart". Und erklärte mit reichlich Wehmut in seinem Blick: "Denn es fällt mir schwer loszulassen. Der Abschiedsschmerz kommt langsam, und das tut extrem weh."

Der BVB hatte soeben unter Klopp das dritte Endspiel in den vergangenen drei Jahren, einmal in der Champions League, zweimal um den DFB-Pokal, verloren. Nichts war's mit dem Abschiedsgeschenk der BVB-Profis für ihren Coach, der sie seit seinem Amtsantritt 2008 zu zwei Deutschen Meisterschaften (2011, 2012) und einem Pokaltriumph (2012) geführt hatte.

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Schluss nach 319 Pflichtspielen beim BVB

Das 319. und letzte Pflichtspiel auf der Bank des BVB war jedoch Abbild der meisten Auftritte seiner Mannschaft in der abgelaufenenen Saison, die Klopp schließlich zu der Erkenntnis gebracht hatte, nicht mehr der richtige Trainer für diese Mannschaft zu sein. Selbst die frühe Führung durch Pierre-Emerick Aubameyang nach nur fünf Minuten nutzte nichts. Denn nur 20 Minuten spielte der BVB jenen Vollgasfußball, den Klopp geprägt und sich im Finale noch einmal gewünscht hatte.

Es folgten 16 Minuten mit einer Serie von Fehlern und Blackouts sowie ein schlampiger Umgang mit größten Chancen, die Wolfsburg zur Wende und zum ersten Pokalsieg verhalfen. Zumindest habe er die Messlatte nicht zu hoch gelegt, hätte jedoch seinen Jungs und seinem Nachfolger Thomas Tuchel gern mit einem Endspielsieg die Qualifikationsrunden für die Europa League erspart, meinte Klopp in seiner letzten Pressekonferenz im gelben Trainingsanzug.

Kein Titel zum Abschied für Kehl und Gündogan

"Ich habe mich an den Strohhalm geklammert, nach dieser Saison hier noch einen Titel zu gewinnen", sagte Sebastian Kehl, der seine aktive Laufbahn im Berliner Olympiastadion beendete. "Wir haben es leider verpasst, das 2:0 zu machen - so wäre das Spiel natürlich ganz anders gelaufen", meinte Nationalspieler Ilkay Gündogan nach seinem Abschiedsspiel und vor seinem anstehenden Wechsel. Wohin, wollte er noch nicht verraten.

"Es ist bitter, seine Karriere mit solch einer Niederlage zu beenden", klagte Kehl und sprach auch Klopp aus der Seele. Beide ließen sich auf der Party reichlich beschenken, der scheidende Coach unter anderem mit drei Dauerkarten für seine Familie.

Er sei dem BVB so dankbar, nehme so viel an Erfahrungen und Emotionen mit - egal, wohin in der Welt sein Weg ihn führen werde. "Wichtig ist ohnehin nicht, was gedacht wird, wenn man kommt, sondern extrem wichtig ist, was gedacht wird, wenn man geht", meinte Klopp und rief den frustrierten Fans in Berlin abschließend zu: "Wir sehen uns wieder!"