Fröhlich, Dingert, Storks: "Ich erklär's mal..."

An jedem Bundesliga-Wochenende müssen Situationen blitzschnell erkannt, bewertet und anschließend Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. "Nach dem Spiel ist vor der Diskussion" - nach diesem Motto sind strittige Situationen auch noch nach dem Spieltag oft Thema in Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Medien.

In der neuen Rubrik "Ich erklär's mal..." erläutern die DFB-Schiedsrichter gegenüber DFB.de ihre Entscheidungen und bringen Klarheit in vermeintlich unklare Spielszenen. Nach dem 26. Spieltag melden sich Lutz Michael Fröhlich, der Sportliche Leiter Elite-Schiedsrichter und Projektleiter Video-Assistent, FIFA-Schiedsrichter Christian Dingert und Video-Assistent Sören Storks zu Wort.

DFB.de: Nach dem Freitagabendspiel zwischen Mainz 05 und Schalke 04 wurde Schiedsrichter Dr. Felix Brych für seine Spielleitung kritisiert. Besonders in der Schlussphase hätten die Mainzer gerne einen Elfmeter zugesprochen bekommen, als Stefan Bell und Thilo Kehrer in der 88. Minute in den Fokus rückten. Wie haben Sie die strittigen Situationen gesehen, Herr Fröhlich?

Lutz Michael Fröhlich: Ich erklär's mal. In diesem Spiel gab es eine Reihe von kritischen Situationen, in denen es um Strafstoß oder Rote Karte ging, die nicht glasklar einzuordnen sind und zu Diskussionen führten. Spieler, Fans und Vereinsvertreter wollen solche Situationen interessengeleitet meist in ihrem Sinne entschieden haben. Für den Schiedsrichter ist es wichtig, auch in einem solch extrem schwierigen Szenario eine Linie zu behalten. Die Linie von Felix Brych war, dass er in den kritischen Situationen den Anspruch hatte, dass sie eben glasklar und absolut zweifelsfrei sein müssen, bevor er in eine Extrementscheidung wie Strafstoß oder Rote Karte geht. Diese Linie setzte er bis zum Schluss gleichmäßig und situativ nachvollziehbar um. Das Handspiel der Mainzer Nummer sechs in der 17. Minute im eigenen Strafraum bewertete er vertretbar nicht als strafbar. Auch das Handspiel der Schalker Nummer zehn in der 70. Minute im eigenen Strafraum bewertete er vertretbar nicht als strafbar. Das Verhalten der Mainzer Nummer 25 in der 86. Minute bewertete er vertretbar nicht als gewaltsame Aktion gegen einen Gegenspieler, sondern als Unsportlichkeit. Somit blieb es bei einer Gelben Karte. Den Zweikampf im Schalker Strafraum in der 88. Minute bewertete er vertretbar nicht als ein ahndungswürdiges Vergehen und gab daher keinen Strafstoß. Das Foul der Mainzer Nummer sieben in der 89. Minute bewertete er vertretbar nicht als rohes Spiel, sondern als rücksichtslosen Einsatz. Somit blieb es auch hier bei einer Gelben Karte. In allen Situationen gab es darüber hinaus keinen Grund für einen Eingriff durch den Video-Assistenten, denn keine Entscheidung war klar und offensichtlich falsch.

DFB.de: Herr Dingert, Sie haben das Spiel zwischen dem FC Bayern und Hamburger SV geleitet. Zum Zeitpunkt des Abpfiffs zeigte die eingeblendete Uhr der "Sky Bundesliga-Konferenz" 89 Minuten und 57 Sekunden an. Haben Sie etwa zu früh abgepfiffen?

Christian Dingert: Ich denke nicht, aber ich erklär's mal. Die Uhr des Schiedsrichters ist entgegen der Stadion- und TV-Uhr alleine maßgeblich für die Zeitnahme eines Fußballspiels. Mit dem Anpfiff des Schiedsrichters beginnt die Zeitnahme, mit dem korrekt ausgeführten Anstoß das Spiel. Auf meiner Uhr waren es beim Abpfiff exakt 90 Minuten.

DFB.de: Seit dieser Saison leiten Sie als Schiedsrichter Spiele in der Bundesliga, Herr Storks. In der laufenden Spielzeit assistierten Sie schon häufiger im Kölner Video-Assist-Center (VAC). Nach einem erfolgreich absolvierten Ausbildungsprogramm, das nach Vorgaben des IFAB erforderlich ist, kamen Sie bei der Begegnung Hannover gegen Augsburg nun zum ersten Mal als verantwortlicher Video-Assistent (VA) zum Einsatz. Was unterscheidet die beiden Tätigkeiten? Welche gemeinsamen Aufgabenfelder haben ein VA und ein VA-Assistent (AVA)?

Sören Storks: Ich erklär's mal. Der VA und der AVA finden sich zweieinhalb Stunden vor dem Spielbeginn im VAC in Köln ein, das sollte schon mal die erste Gemeinsamkeit sein. (schmunzelt) Grundsätzlich kontrollieren VA und AVA gemeinsam das Spiel und tauschen sich im Falle eines "Checks" aus, dabei gibt es jedoch unterschiedliche Aufgabengebiete. Beispielsweise überwacht der AVA in einer Angriffssituation ein potenzielles Abseits auf einem separaten Bildschirm mit drei Sekunden Verzögerung, während der VA dem Angriff folgt, falls es zu einer entscheidenden Situation kommt. Des Weiteren gibt es insbesondere bei Standardsituationen eine Raumaufteilung, bei der möglichst viele Zweikämpfe abgedeckt sind. Falls es tatsächlich zu einem "Check" kommt, das Spiel aber weiterläuft, beschreibt der AVA dem VA, was gerade im Spiel passiert, damit sich dieser auf einem anderen Bildschirm dem "Check" widmen kann. Eine weitere Aufgabe des AVA ist es, jeden "Check" zu protokollieren. Es ist in jedem Fall eine Teamleistung.

[ar]

An jedem Bundesliga-Wochenende müssen Situationen blitzschnell erkannt, bewertet und anschließend Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. "Nach dem Spiel ist vor der Diskussion" - nach diesem Motto sind strittige Situationen auch noch nach dem Spieltag oft Thema in Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Medien.

In der neuen Rubrik "Ich erklär's mal..." erläutern die DFB-Schiedsrichter gegenüber DFB.de ihre Entscheidungen und bringen Klarheit in vermeintlich unklare Spielszenen. Nach dem 26. Spieltag melden sich Lutz Michael Fröhlich, der Sportliche Leiter Elite-Schiedsrichter und Projektleiter Video-Assistent, FIFA-Schiedsrichter Christian Dingert und Video-Assistent Sören Storks zu Wort.

DFB.de: Nach dem Freitagabendspiel zwischen Mainz 05 und Schalke 04 wurde Schiedsrichter Dr. Felix Brych für seine Spielleitung kritisiert. Besonders in der Schlussphase hätten die Mainzer gerne einen Elfmeter zugesprochen bekommen, als Stefan Bell und Thilo Kehrer in der 88. Minute in den Fokus rückten. Wie haben Sie die strittigen Situationen gesehen, Herr Fröhlich?

Lutz Michael Fröhlich: Ich erklär's mal. In diesem Spiel gab es eine Reihe von kritischen Situationen, in denen es um Strafstoß oder Rote Karte ging, die nicht glasklar einzuordnen sind und zu Diskussionen führten. Spieler, Fans und Vereinsvertreter wollen solche Situationen interessengeleitet meist in ihrem Sinne entschieden haben. Für den Schiedsrichter ist es wichtig, auch in einem solch extrem schwierigen Szenario eine Linie zu behalten. Die Linie von Felix Brych war, dass er in den kritischen Situationen den Anspruch hatte, dass sie eben glasklar und absolut zweifelsfrei sein müssen, bevor er in eine Extrementscheidung wie Strafstoß oder Rote Karte geht. Diese Linie setzte er bis zum Schluss gleichmäßig und situativ nachvollziehbar um. Das Handspiel der Mainzer Nummer sechs in der 17. Minute im eigenen Strafraum bewertete er vertretbar nicht als strafbar. Auch das Handspiel der Schalker Nummer zehn in der 70. Minute im eigenen Strafraum bewertete er vertretbar nicht als strafbar. Das Verhalten der Mainzer Nummer 25 in der 86. Minute bewertete er vertretbar nicht als gewaltsame Aktion gegen einen Gegenspieler, sondern als Unsportlichkeit. Somit blieb es bei einer Gelben Karte. Den Zweikampf im Schalker Strafraum in der 88. Minute bewertete er vertretbar nicht als ein ahndungswürdiges Vergehen und gab daher keinen Strafstoß. Das Foul der Mainzer Nummer sieben in der 89. Minute bewertete er vertretbar nicht als rohes Spiel, sondern als rücksichtslosen Einsatz. Somit blieb es auch hier bei einer Gelben Karte. In allen Situationen gab es darüber hinaus keinen Grund für einen Eingriff durch den Video-Assistenten, denn keine Entscheidung war klar und offensichtlich falsch.

DFB.de: Herr Dingert, Sie haben das Spiel zwischen dem FC Bayern und Hamburger SV geleitet. Zum Zeitpunkt des Abpfiffs zeigte die eingeblendete Uhr der "Sky Bundesliga-Konferenz" 89 Minuten und 57 Sekunden an. Haben Sie etwa zu früh abgepfiffen?

Christian Dingert: Ich denke nicht, aber ich erklär's mal. Die Uhr des Schiedsrichters ist entgegen der Stadion- und TV-Uhr alleine maßgeblich für die Zeitnahme eines Fußballspiels. Mit dem Anpfiff des Schiedsrichters beginnt die Zeitnahme, mit dem korrekt ausgeführten Anstoß das Spiel. Auf meiner Uhr waren es beim Abpfiff exakt 90 Minuten.

DFB.de: Seit dieser Saison leiten Sie als Schiedsrichter Spiele in der Bundesliga, Herr Storks. In der laufenden Spielzeit assistierten Sie schon häufiger im Kölner Video-Assist-Center (VAC). Nach einem erfolgreich absolvierten Ausbildungsprogramm, das nach Vorgaben des IFAB erforderlich ist, kamen Sie bei der Begegnung Hannover gegen Augsburg nun zum ersten Mal als verantwortlicher Video-Assistent (VA) zum Einsatz. Was unterscheidet die beiden Tätigkeiten? Welche gemeinsamen Aufgabenfelder haben ein VA und ein VA-Assistent (AVA)?

Sören Storks: Ich erklär's mal. Der VA und der AVA finden sich zweieinhalb Stunden vor dem Spielbeginn im VAC in Köln ein, das sollte schon mal die erste Gemeinsamkeit sein. (schmunzelt) Grundsätzlich kontrollieren VA und AVA gemeinsam das Spiel und tauschen sich im Falle eines "Checks" aus, dabei gibt es jedoch unterschiedliche Aufgabengebiete. Beispielsweise überwacht der AVA in einer Angriffssituation ein potenzielles Abseits auf einem separaten Bildschirm mit drei Sekunden Verzögerung, während der VA dem Angriff folgt, falls es zu einer entscheidenden Situation kommt. Des Weiteren gibt es insbesondere bei Standardsituationen eine Raumaufteilung, bei der möglichst viele Zweikämpfe abgedeckt sind. Falls es tatsächlich zu einem "Check" kommt, das Spiel aber weiterläuft, beschreibt der AVA dem VA, was gerade im Spiel passiert, damit sich dieser auf einem anderen Bildschirm dem "Check" widmen kann. Eine weitere Aufgabe des AVA ist es, jeden "Check" zu protokollieren. Es ist in jedem Fall eine Teamleistung.

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