Fritzy Kromp: "Diese Mannschaft hat eine unglaubliche Mentalität"

Die U 17-Juniorinnen des Jahrgangs 2005 haben sich in dieser Woche im Rahmen eines Lehrgangs in Spanien auf die U 17-WM in Indien (11. bis 30. Oktober) vorbereitet. Im DFB.de-Interview spricht DFB-Trainerin Friederike "Fritzy" Kromp über das 0:1 im Testspiel gegen CONCACAF-Meister USA und die Vorbereitung auf die anstehende Weltmeisterschaft.

DFB.de: Frau Kromp, wie haben Sie das Testspiel gegen die USA und den Vorbereitungslehrgang in Spanien erlebt?

Friederike Kromp: Die Partie gegen die USA war für uns das erste Länderspiel seit dem gewonnenen EM-Finale im Mai. Dafür, dass wir vor der Partie lediglich eine Trainingseinheit hatten, haben es die Spielerinnen sehr gut gemacht. Mit den USA haben wir gegen eine der besten Nationen der Welt gespielt, die bereits seit zwei Wochen vor Ort war und sich mit zwei Länderspielen gegen Spanien auf uns vorbereitet hat. Es war insgesamt ein sehr intensives Spiel, in das wir gut gestartet sind und über weite Strecken der ersten Halbzeit dominant und spielbestimmend waren. Vor der Pause hatten wir jedoch eine Phase, in der wir leichte Probleme hatten, die Intensität und das Tempo weiter hochzuhalten. Stellenweise sind wir nicht mehr so gut in die Zweikämpfe gekommen. Dass in der 44. Minute das 0:1 gefallen ist, war unglücklich, aber aufgrund des Spielverlaufs auch nicht unverdient.

DFB.de: Und wie bewerten Sie den zweiten Durchgang?

Kromp: Die zweite Hälfte ging klar an uns. Zum einen haben wir uns zunehmend in das Spiel hinein gekämpft und uns auch an das Spieltempo gewöhnt. Zum anderen konnten wir einige frische Kräfte bringen. Unsere Einwechselspielerinnen waren allesamt sofort präsent, sodass das Spiel nur noch in der Hälfte der Amerikanerinnen stattfand. Sie sind in dieser Phase kaum mehr vor unser Tor gekommen und waren nur noch über Konter gefährlich, während wir uns drei bis vier sehr gute Chancen herausspielen konnten, aber diese leider nicht genutzt haben. Da lag das 1:1 definitiv in der Luft und ein Unentschieden wäre auf jeden Fall verdient gewesen. Da in dem Testspiel das Ergebnis nicht primär im Vordergrund stand bin ich vor allem mit der Art und Weise, wie unsere Spielerinnen aufgetreten sind und wie sie die Vorgaben umgesetzt haben, sehr zufrieden.

DFB.de: Was hat Ihnen an der Leistung Ihrer Mannschaft besonders gefallen?

Kromp: Ich war sehr beeindruckt, wie schnell wir wieder zu unserem Spiel gefunden und wie gut die Spielerinnen auf dem Platz harmoniert haben – und das, obwohl das letzte Länderspiel schon so lange her war. Auch das Spieltempo und die Zweikampfhärte haben mir gut gefallen. In Sachen Spielkontrolle haben wir ebenfalls einen guten Schritt in die richtige Richtung gemacht und standen insgesamt sehr kompakt gegen den Ball.

DFB.de: Wo sehen Sie, vor allem in Bezug auf die anstehende WM, noch Optimierungsbedarf?

Kromp: Woran wir noch arbeiten werden, ist das Thema Spielphasen. Hier geht es vor allem darum, dass wir uns unsere Kräfte über die 90 Minuten hinweg noch besser einteilen und ein noch besseres Gespür dafür entwickeln müssen, wann wir ein wenig Tempo aus dem Spiel rausnehmen können. Auch in Sachen Spiel in die Spitze und Chancenverwertung wollen wir uns weiter verbessern. Gegen die USA haben wir noch zu viele Chancen liegen lassen und uns nicht belohnt. Ich bin mir aber sicher, wäre es ein WM- oder K.o.-Spiel gewesen, hätten wir noch ein paar Prozentpunkte drauflegen und das Spiel am Ende für uns entscheiden können.

DFB.de: Insgesamt blicken sie also auf eine zufriedenstellende Lehrgangswoche zurück?

Kromp: Ja, auf jeden Fall. Wir haben die kurze Zeit wieder einmal maximal gut genutzt. Diese Mannschaft hat einfach eine unglaubliche Mentalität. Die Spielerinnen haben sich in diesem Testspiel in jeder Aktion voll reingehängt und sich bis zur letzten Sekunde gegen die Niederlage gestemmt. Auch wenn wir den Ausgleich nicht mehr erzielen konnten, gibt mir das als Trainerin ein gutes Gefühl, weil ich weiß, wie viel Charakter und Wille in der Mannschaft steckt. Mit der sehr knappen Qualifikation für die EM, die wir dann sensationell gewinnen konnten, ist ein ganz besonderes Band zwischen den Spielerinnen und dem gesamten Team entstanden. Das sind Erlebnisse, die unser Team und unsere gemeinsame Reise geprägt haben und die auf dem Platz eine enorme Energie freisetzen können.

DFB.de: Warum war es für das Team wichtig, mit den USA gegen einen nicht-europäischen Gegner anzutreten?

Kromp: Für unsere Spielerinnen war es das erste Länderspiel gegen eine nicht-europäische Mannschaft und insofern eine sehr wichtige Erfahrung vor der WM. Denn Mannschaften aus Nord-, Mittel- oder Südamerika haben einfach einen etwas anderen Spielstil als wir in Europa, das gilt natürlich auch für Teams aus Afrika, Asien oder anderen Teilen der Welt. Das erste interkontinentale Duell kann immer einige Überraschungen mit sich bringen, auf die man sich im Spiel innerhalb kürzester Zeit einstellen muss. Vieles können wir den Spielerinnen auch über Videoschulungen vermitteln, aber um einen wirklichen Eindruck zu bekommen, müssen sie das auch auf dem Platz sehen und spüren. Je früher unsere Spielerinnen diese Erfahrungen machen können, umso besser. Deshalb haben wir die Gelegenheit, vor der WM gegen ein starkes Team wie die USA testen zu können, gerne genutzt.

DFB.de: Bei der anstehenden WM könnte es direkt zum erneuten Aufeinandertreffen mit den USA kommen. Schließlich sind die US-Amerikanerinnen ein potenzieller Gegner im Viertelfinale.

Kromp: Richtig, insofern war das Testspiel auch in Hinblick auf die WM sehr viel wert, um die USA als Gegner schon einmal kennenzulernen. Sie sind auf dem Platz sehr präsent, sind sehr laut, verkörpern das typisch amerikanische Selbstverständnis und sind recht extrovertiert in ihrem Auftreten. Das sind einfach gute Erfahrungswerte, die für die Entwicklungen unserer jungen Spielerinnen allgemein wichtig sind, von denen wir aber natürlich mit Blick auf das Turnier in Indien profitieren können.

DFB.de: Wie sieht nun der Fahrplan für das Team aus, bis es Anfang Oktober zur WM nach Indien geht?

Kromp: Die Spielerinnen gehen jetzt erstmal wieder zurück in die Vereine und nehmen dort am Trainings- und Spielbetrieb teil. Natürlich haben wir individuell Feedback mitgegeben, woran die ein oder andere Spielerin noch physisch oder spielerisch arbeiten kann. Anfang Oktober reisen wir nach Indien, wo wir dann noch eine knappe Woche bis zum Turnierstart Zeit haben, um uns zu akklimatisieren und an den letzten Stellschrauben zu drehen.

DFB.de: Mit welcher Zielsetzung reisen Sie und Ihr Team als amtierender Europameister zur WM?

Kromp: Ich hatte im Rahmen unseres Länderspiels auch die Chance, mich ein wenig mit der Trainerin der USA auszutauschen. Daraus ging hervor, dass unsere Mannschaft als amtierender Europameister auch in anderen Teilen der Welt als starkes Team anerkannt wird. Natürlich gehören wir dadurch auch ein Stück weit zum Favoritenkreis bei der WM, dennoch müssen wir bodenständig und realistisch bleiben. Weltklasse-Teams in dieser Altersklasse, wie die USA und Japan, oder auch Nationen wie China verfügen über deutlich mehr gemeinsame Lehrgangstage, mehr Länderspielerfahrung als wir, gerade hinsichtlich interkontinentaler Vergleiche.

DFB.de: Und mit welchen Empfindungen gehen Sie ganz persönlich in das Turnier?

Kromp: Generell wird die WM in Indien ein großes Abenteuer für uns alle. Ich war zwar als Co-Trainerin schon bei drei U 17-WM-Turnieren dabei, aber auch für mich wird es die erste WM als Cheftrainerin. Wir gehen voller Demut und Respekt in jedes Spiel, sind aber auch so selbstbewusst, zu sagen: Wir können bei der WM jeden Gegner schlagen, wenn wir uns wieder schnell finden, an die Gegebenheiten anpassen und unsere Topleistung auf den Platz bringen können. Unser voller Fokus liegt klar auf unserem Auftaktspiel gegen Nigeria. Im weiteren Verlauf der Gruppenphase treffen wir auf Chile und Neuseeland und werden alles daransetzen, dass wir anschließend weiter in Indien bleiben dürfen und auch dieses Kapitel unserer Reise wieder ein ganz besonderes und erfolgreiches wird.

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Die U 17-Juniorinnen des Jahrgangs 2005 haben sich in dieser Woche im Rahmen eines Lehrgangs in Spanien auf die U 17-WM in Indien (11. bis 30. Oktober) vorbereitet. Im DFB.de-Interview spricht DFB-Trainerin Friederike "Fritzy" Kromp über das 0:1 im Testspiel gegen CONCACAF-Meister USA und die Vorbereitung auf die anstehende Weltmeisterschaft.

DFB.de: Frau Kromp, wie haben Sie das Testspiel gegen die USA und den Vorbereitungslehrgang in Spanien erlebt?

Friederike Kromp: Die Partie gegen die USA war für uns das erste Länderspiel seit dem gewonnenen EM-Finale im Mai. Dafür, dass wir vor der Partie lediglich eine Trainingseinheit hatten, haben es die Spielerinnen sehr gut gemacht. Mit den USA haben wir gegen eine der besten Nationen der Welt gespielt, die bereits seit zwei Wochen vor Ort war und sich mit zwei Länderspielen gegen Spanien auf uns vorbereitet hat. Es war insgesamt ein sehr intensives Spiel, in das wir gut gestartet sind und über weite Strecken der ersten Halbzeit dominant und spielbestimmend waren. Vor der Pause hatten wir jedoch eine Phase, in der wir leichte Probleme hatten, die Intensität und das Tempo weiter hochzuhalten. Stellenweise sind wir nicht mehr so gut in die Zweikämpfe gekommen. Dass in der 44. Minute das 0:1 gefallen ist, war unglücklich, aber aufgrund des Spielverlaufs auch nicht unverdient.

DFB.de: Und wie bewerten Sie den zweiten Durchgang?

Kromp: Die zweite Hälfte ging klar an uns. Zum einen haben wir uns zunehmend in das Spiel hinein gekämpft und uns auch an das Spieltempo gewöhnt. Zum anderen konnten wir einige frische Kräfte bringen. Unsere Einwechselspielerinnen waren allesamt sofort präsent, sodass das Spiel nur noch in der Hälfte der Amerikanerinnen stattfand. Sie sind in dieser Phase kaum mehr vor unser Tor gekommen und waren nur noch über Konter gefährlich, während wir uns drei bis vier sehr gute Chancen herausspielen konnten, aber diese leider nicht genutzt haben. Da lag das 1:1 definitiv in der Luft und ein Unentschieden wäre auf jeden Fall verdient gewesen. Da in dem Testspiel das Ergebnis nicht primär im Vordergrund stand bin ich vor allem mit der Art und Weise, wie unsere Spielerinnen aufgetreten sind und wie sie die Vorgaben umgesetzt haben, sehr zufrieden.

DFB.de: Was hat Ihnen an der Leistung Ihrer Mannschaft besonders gefallen?

Kromp: Ich war sehr beeindruckt, wie schnell wir wieder zu unserem Spiel gefunden und wie gut die Spielerinnen auf dem Platz harmoniert haben – und das, obwohl das letzte Länderspiel schon so lange her war. Auch das Spieltempo und die Zweikampfhärte haben mir gut gefallen. In Sachen Spielkontrolle haben wir ebenfalls einen guten Schritt in die richtige Richtung gemacht und standen insgesamt sehr kompakt gegen den Ball.

DFB.de: Wo sehen Sie, vor allem in Bezug auf die anstehende WM, noch Optimierungsbedarf?

Kromp: Woran wir noch arbeiten werden, ist das Thema Spielphasen. Hier geht es vor allem darum, dass wir uns unsere Kräfte über die 90 Minuten hinweg noch besser einteilen und ein noch besseres Gespür dafür entwickeln müssen, wann wir ein wenig Tempo aus dem Spiel rausnehmen können. Auch in Sachen Spiel in die Spitze und Chancenverwertung wollen wir uns weiter verbessern. Gegen die USA haben wir noch zu viele Chancen liegen lassen und uns nicht belohnt. Ich bin mir aber sicher, wäre es ein WM- oder K.o.-Spiel gewesen, hätten wir noch ein paar Prozentpunkte drauflegen und das Spiel am Ende für uns entscheiden können.

DFB.de: Insgesamt blicken sie also auf eine zufriedenstellende Lehrgangswoche zurück?

Kromp: Ja, auf jeden Fall. Wir haben die kurze Zeit wieder einmal maximal gut genutzt. Diese Mannschaft hat einfach eine unglaubliche Mentalität. Die Spielerinnen haben sich in diesem Testspiel in jeder Aktion voll reingehängt und sich bis zur letzten Sekunde gegen die Niederlage gestemmt. Auch wenn wir den Ausgleich nicht mehr erzielen konnten, gibt mir das als Trainerin ein gutes Gefühl, weil ich weiß, wie viel Charakter und Wille in der Mannschaft steckt. Mit der sehr knappen Qualifikation für die EM, die wir dann sensationell gewinnen konnten, ist ein ganz besonderes Band zwischen den Spielerinnen und dem gesamten Team entstanden. Das sind Erlebnisse, die unser Team und unsere gemeinsame Reise geprägt haben und die auf dem Platz eine enorme Energie freisetzen können.

DFB.de: Warum war es für das Team wichtig, mit den USA gegen einen nicht-europäischen Gegner anzutreten?

Kromp: Für unsere Spielerinnen war es das erste Länderspiel gegen eine nicht-europäische Mannschaft und insofern eine sehr wichtige Erfahrung vor der WM. Denn Mannschaften aus Nord-, Mittel- oder Südamerika haben einfach einen etwas anderen Spielstil als wir in Europa, das gilt natürlich auch für Teams aus Afrika, Asien oder anderen Teilen der Welt. Das erste interkontinentale Duell kann immer einige Überraschungen mit sich bringen, auf die man sich im Spiel innerhalb kürzester Zeit einstellen muss. Vieles können wir den Spielerinnen auch über Videoschulungen vermitteln, aber um einen wirklichen Eindruck zu bekommen, müssen sie das auch auf dem Platz sehen und spüren. Je früher unsere Spielerinnen diese Erfahrungen machen können, umso besser. Deshalb haben wir die Gelegenheit, vor der WM gegen ein starkes Team wie die USA testen zu können, gerne genutzt.

DFB.de: Bei der anstehenden WM könnte es direkt zum erneuten Aufeinandertreffen mit den USA kommen. Schließlich sind die US-Amerikanerinnen ein potenzieller Gegner im Viertelfinale.

Kromp: Richtig, insofern war das Testspiel auch in Hinblick auf die WM sehr viel wert, um die USA als Gegner schon einmal kennenzulernen. Sie sind auf dem Platz sehr präsent, sind sehr laut, verkörpern das typisch amerikanische Selbstverständnis und sind recht extrovertiert in ihrem Auftreten. Das sind einfach gute Erfahrungswerte, die für die Entwicklungen unserer jungen Spielerinnen allgemein wichtig sind, von denen wir aber natürlich mit Blick auf das Turnier in Indien profitieren können.

DFB.de: Wie sieht nun der Fahrplan für das Team aus, bis es Anfang Oktober zur WM nach Indien geht?

Kromp: Die Spielerinnen gehen jetzt erstmal wieder zurück in die Vereine und nehmen dort am Trainings- und Spielbetrieb teil. Natürlich haben wir individuell Feedback mitgegeben, woran die ein oder andere Spielerin noch physisch oder spielerisch arbeiten kann. Anfang Oktober reisen wir nach Indien, wo wir dann noch eine knappe Woche bis zum Turnierstart Zeit haben, um uns zu akklimatisieren und an den letzten Stellschrauben zu drehen.

DFB.de: Mit welcher Zielsetzung reisen Sie und Ihr Team als amtierender Europameister zur WM?

Kromp: Ich hatte im Rahmen unseres Länderspiels auch die Chance, mich ein wenig mit der Trainerin der USA auszutauschen. Daraus ging hervor, dass unsere Mannschaft als amtierender Europameister auch in anderen Teilen der Welt als starkes Team anerkannt wird. Natürlich gehören wir dadurch auch ein Stück weit zum Favoritenkreis bei der WM, dennoch müssen wir bodenständig und realistisch bleiben. Weltklasse-Teams in dieser Altersklasse, wie die USA und Japan, oder auch Nationen wie China verfügen über deutlich mehr gemeinsame Lehrgangstage, mehr Länderspielerfahrung als wir, gerade hinsichtlich interkontinentaler Vergleiche.

DFB.de: Und mit welchen Empfindungen gehen Sie ganz persönlich in das Turnier?

Kromp: Generell wird die WM in Indien ein großes Abenteuer für uns alle. Ich war zwar als Co-Trainerin schon bei drei U 17-WM-Turnieren dabei, aber auch für mich wird es die erste WM als Cheftrainerin. Wir gehen voller Demut und Respekt in jedes Spiel, sind aber auch so selbstbewusst, zu sagen: Wir können bei der WM jeden Gegner schlagen, wenn wir uns wieder schnell finden, an die Gegebenheiten anpassen und unsere Topleistung auf den Platz bringen können. Unser voller Fokus liegt klar auf unserem Auftaktspiel gegen Nigeria. Im weiteren Verlauf der Gruppenphase treffen wir auf Chile und Neuseeland und werden alles daransetzen, dass wir anschließend weiter in Indien bleiben dürfen und auch dieses Kapitel unserer Reise wieder ein ganz besonderes und erfolgreiches wird.

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