Friedrich: "Ich habe mich für Badstuber gefreut"

DFB.de: Anders als in Wolfsburg läuft es in der Nationalmannschaft auch ohne Sie rund. Wie haben Sie die Siege in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2012 gegen Belgien und Aserbaidschan gesehen?

Friedrich: Man merkt einfach, dass Mannschaft und Trainerteam in dieser Konstellation schon länger zusammen arbeiten. Gegen Belgien hat die Mannschaft ein sehr gutes Spiel gemacht. Gegen einen guten Gegner wurde sehr gut Fußball gespielt und ein wichtiger Erfolg erzielt. Aserbaidschan war kein Gegner auf Augenhöhe, aber auch hier hat die Mannschaft ihr spielerisches Potenzial gezeigt.

DFB.de: Ihren Platz in der Innenverteidigung hat Holger Badstuber eingenommen und dabei überzeugend agiert. Freut Sie das für Badstuber, oder haben Sie Angst vor der neuen Konkurrenz?

Friedrich: Konkurrenz gibt es immer, mit Konkurrenz muss ein Fußballer umgehen können. Mich haben seine Leistungen gefreut, gerade weil die WM für ihn nicht optimal gelaufen ist. Er spielt jetzt in der Innenverteidigung und damit auf seiner Position. Ich habe aber keine Angst um meinen Platz, denn ich bin sicher, dass ich sehr stark zurückkommen werde.

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Arne Friedrich war eine der tragenden Figuren der deutschen Mannschaft bei der WM 2010. An der Seite von Per Mertesacker bildete er die Innenverteidigung und damit die Basis für die furiosen Auftritte. Doch nach dem rauschenden Sommer folgte Ernüchterung. Bei seinem neuen Arbeitgeber, dem VfL Wolfsburg, zog sich der Ex-Herthaner einen Bandscheibenvorfall zu.

Vor zwei Wochen wurde er operiert. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Onlineredakteur Steffen Lüdeke redet Friedrich über seinen Heilungsverlauf, seine Rückkehr auf den Fußballplatz, den Fehlstart des VfL Wolfsburg und die Siege der Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Friedrich, Sie sind vor gut zwei Wochen an der Bandscheibe operiert worden. Wie geht es Ihnen heute?

Arne Friedrich: Sehr gut. Ich habe keinerlei Beschwerden mehr, die Operation ist ohne Komplikationen verlaufen. Professor Tonn, der mich operiert hat, hat diagnostiziert, dass auch der in Mitleidenschaft gezogene Nerv vollständig regeneriert. Es ist also alles bestens.

DFB.de: Dann haben Sie bereits mit der Reha begonnen?

Friedrich: Nein. Ich muss Geduld haben und langsam machen. Nach einer Bandscheibenoperation ist es wichtig, dass das Spinalband wieder zusammenwächst. Deswegen habe ich in den Tagen nach der Operation auch nur im Bett gelegen und konnte rein gar nichts machen. Nur warten und warten und warten. Lediglich einige Muskelübungen waren erlaubt.

DFB.de: Als besonders geduldig sind Sie nicht gerade bekannt.

Friedrich: Geduldig ist kein Fußballer, insbesondere nicht nach einer Verletzung. Insofern ist es eine gefährliche Situation. Ich bin ja beschwerdefrei und muss mich bremsen, denn ich darf auf keinen Fall zu früh zu viel machen.

DFB.de: Ist jetzt schon absehbar, wann Sie wieder mit dem Mannschaftstraining beginnen können?

Friedrich: Nur vage. Ich hoffe, dass ich so in sechs Wochen ins Training einsteigen kann. Ich habe aber keinen festen Zeitplan oder ein Spiel, zu dem ich mir meine Rückkehr vorgenommen habe. Es wäre schön, wenn ich in der Hinrunde noch ein, zwei Spiele für Wolfsburg machen könnte. Nochmals: Ich darf nicht unvernünftig sein und zu früh wieder einsteigen. Bei allem Ehrgeiz ist jetzt erst mal Geduld gefragt. Wichtig ist, dass ich wieder 100 Prozent fit werde und zurückkomme - dann werde ich mindestens genau so stark sein wie vor der Verletzung.

DFB.de: Hat die Verletzung vielleicht sogar etwas Gutes? Immerhin haben Sie nach der WM nun eine Auszeit, die Ihre Nationalmannschaftskollegen nicht haben.

Friedrich: Natürlich gibt es für eine Verletzung und eine Operation nie einen richtigen Zeitpunkt. Ich versuche aber immer, das Positive in den Dingen zu sehen. Für meinen Körper ist es nach der langen Saison mit der WM vielleicht nicht verkehrt, dass er jetzt drei Monate Zeit hat, sich vollständig zu regenerieren. Manchmal ist ein kompletter Neuaufbau ganz gut.

DFB.de: Weniger gut ist der Bundesliga-Start für Ihren neuen Klub verlaufen. Wolfsburg hat die ersten drei Spiele verloren.

Friedrich: Das ist alles andere als schön. Ich konnte die Spiele nur vor dem Fernseher verfolgen. Nicht eingreifen zu können, ist für jeden Fußballer sehr ärgerlich.

DFB.de: Haben Sie eine Erklärung für die drei Niederlagen?

Friedrich: Es ist ja klar, dass es nicht an der Qualität liegt. Die Mannschaft ist verunsichert, das ist deutlich zu sehen.

DFB.de: Woran liegt das?

Friedrich: Wir haben einige neue Spieler, spielen ein neues System und haben auch einen neuen Trainer. Da ist es normal, dass sich einiges erst einspielen muss.

DFB.de: Wie waren Ihre Eindrücke von der Mannschaft und vom neuen Trainer Steve McClaren?

Friedrich: Gut. Er hat auf mich menschlich einen guten Eindruck gemacht. Und über seine fachlichen Qualitäten müssen wir nicht reden. Wie gesagt, ich glaube, dass unser größtes Problem die Verunsicherung ist. Die müssen wir aus den Köpfen bekommen.

DFB.de: Können Sie dabei helfen? Oder ist in erster Linie Edin Dzeko als Kapitän gefragt?

Friedrich: Das ist unabhängig davon, wer die Binde trägt. Für mich ändert sich an meiner Aufgabe nichts, nur weil ich in Wolfsburg, anders als in Berlin, kein Kapitän bin. Ich werde am Dienstag nach Wolfsburg fahren. Für mich ist selbstverständlich, dass ich mit meinen Mitspielern reden und versuchen werde, mich so gut es geht für die Mannschaft einzubringen.

DFB.de: Nach Ihrem Wechsel nach Wolfsburg haben Sie gesagt, dass Sie immer mit einem Auge nach Berlin und zu Hertha BSC gucken werden. Nach drei Berliner Siegen in der 2. Bundesliga lacht dieses Auge derzeit, oder?

Friedrich: Das ist aber keine Überraschung. Ich habe immer gesagt, dass es für Hertha nichts anderes als den Aufstieg geben kann. Drei Siege in Folge sind natürlich schön, überraschender aber finde ich, wie sich die Fans derzeit verhalten. Die Stimmung ist sensationell, es kommen beinahe mehr Zuschauer zu den Spielen als in der ersten Liga. Das freut mich sehr.

DFB.de: Anders als in Wolfsburg läuft es in der Nationalmannschaft auch ohne Sie rund. Wie haben Sie die Siege in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2012 gegen Belgien und Aserbaidschan gesehen?

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Friedrich: Man merkt einfach, dass Mannschaft und Trainerteam in dieser Konstellation schon länger zusammen arbeiten. Gegen Belgien hat die Mannschaft ein sehr gutes Spiel gemacht. Gegen einen guten Gegner wurde sehr gut Fußball gespielt und ein wichtiger Erfolg erzielt. Aserbaidschan war kein Gegner auf Augenhöhe, aber auch hier hat die Mannschaft ihr spielerisches Potenzial gezeigt.

DFB.de: Ihren Platz in der Innenverteidigung hat Holger Badstuber eingenommen und dabei überzeugend agiert. Freut Sie das für Badstuber, oder haben Sie Angst vor der neuen Konkurrenz?

Friedrich: Konkurrenz gibt es immer, mit Konkurrenz muss ein Fußballer umgehen können. Mich haben seine Leistungen gefreut, gerade weil die WM für ihn nicht optimal gelaufen ist. Er spielt jetzt in der Innenverteidigung und damit auf seiner Position. Ich habe aber keine Angst um meinen Platz, denn ich bin sicher, dass ich sehr stark zurückkommen werde.