Freiburgs Schuster: "Unseren Weg gnadenlos weitergehen"

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Zwei Punkte aus drei Spielen: Der SC Freiburg steht heute (ab 21.05 Uhr, live auf Kabel1 und Sky) beim portugiesischen Vertreter GD Estoril schon mächtig unter Druck, will das Team aus dem Breisgau in der Europa League überwintern.

Doch nach dem 3:0 beim 1. FC Nürnberg am vergangenen Bundesliga-Spieltag, dem ersten Ligasieg der Saison, wittern Trainer Christian Streich und seine Spieler Morgenluft. Vor der Partie in Portugal spricht Julian Schuster im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Andreas Renner über den Rückenwind nach der Nürnberg-Partie und die anstehende Aufgabe in Europa.

DFB.de: Am Wochenende haben Sie mit dem SC Freiburg beim 3:0 in Nürnberg endlich den ersten Ligasieg der Saison gefeiert. Wie wichtig war dieser Dreier für die Mannschaft, Herr Schuster?

Julian Schuster: Natürlich sind wir sehr froh darüber. Wir hatten vorher schon viele Spiele, die sehr ausgeglichen verlaufen sind, wo am Ende aber immer ein bisschen etwas gefehlt hat. In Berlin haben wir zum Beispiel in der letzten Minute nur den Pfosten getroffen. In Nürnberg war der Spielverlauf nun etwas anders, da hat uns auch unser Torwart im Spiel gehalten. Wir sind froh über den ersten Sieg, müssen jetzt aber unseren Weg gnadenlos weiter gehen. Unter der Woche müssen wir im Training unser Niveau immer weiter steigern.

DFB.de: Man hatte den Eindruck, Sie hatten in den letzten Wochen schon besser gespielt, aber schlechtere Ergebnisse erzielt als in Nürnberg?

Schuster: In der ersten Halbzeit in Nürnberg war das Spiel eigentlich relativ ausgeglichen. Wir hatten eine gute Ordnung, haben uns nicht viele Chancen erspielt, aber auch nicht viele zugelassen. Die meisten Nürnberger Gelegenheiten gab es dann erst in Unterzahl (Anm.: nach der Gelb-Roten Karte für Oliver Sorg in der 69. Minute). Unsere Tore waren aber klasse herausgespielt. Wir wissen natürlich auch, dass wir uns weiter verbessern müssen. Egal, ob es vorher Sieg, Niederlage oder Unentschieden gab, wir machen immer eine gnadenlose Analyse, um weiter voran zu kommen. Es braucht Zeit, um Automatismen zu entwickeln. Eigentlich hört das sowieso nie auf. Aber dazu braucht es die Bereitschaft eines jeden Spielers, täglich hart an sich zu arbeiten.

DFB.de: Was sagen Sie eigentlich zu Ihrem Torwart Oliver Baumann, der die Niederlage gegen Hamburg mitverschuldet hatte, sich danach aber mutig der Öffentlichkeit gestellt und nun in Nürnberg eine wichtige Rolle beim Sieg gespielt hat?

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Schuster: Das zeigt natürlich seine Qualität. Ich denke, es war richtig, sich nach dem Hamburg-Spiel den Medien zu stellen. Er hat das toll gemacht, alle Fragen beantwortet, das ist ja keine Selbstverständlichkeit. Aber man sollte auch unsere Fans loben, die ihn nach dem Hamburg-Spiel gefeiert und damit ein herausragendes Gespür bewiesen haben. Das ist das Tolle an unseren Fans, denn es ist ja auch nicht überall so, dass die Anhänger auf diese Art reagieren. Olivers Leistung in Nürnberg zeigt einfach, wie stark er mental ist. Er hat eine Riesenqualität und ist einer der besten Torhüter in Deutschland.

DFB.de: Am Donnerstag geht es in der Europa League gegen GD Estoril. Im Hinspiel vor zwei Wochen gab es trotz starker erster Halbzeit nur ein 1:1. War das symptomatisch für den bisherigen Saisonverlauf?

Schuster: Die erste Halbzeit war wirklich sehr gut, aber nach der Pause haben wir Probleme bekommen. Unsere Art zu spielen ist mit hohem Aufwand verbunden, aber leider haben wir das nicht über 90 Minuten hinbekommen, vielleicht, weil einige Spieler vorher verletzt waren und ihnen die Spielpraxis fehlte. Wir haben gesehen, dass wir gegen Estoril Chancen bekommen, aber wir mussten auch erkennen, dass sie tolle Fußballer in ihren Reihen haben und eine ähnliche Philosophie wie wir verfolgen. Sie wollen auch vieles spielerisch lösen. Insofern konnten wir aus dem Hinspiel vieles mitnehmen. Wir wissen, dass wir in Estoril eine Chance haben.

DFB.de: Die Situation in der Gruppe ist ja noch ziemlich offen, auf Platz zwei, den momentan Slovan Liberec belegt, fehlen ihnen nur drei Punkte.

Schuster: Im Hinspiel gegen Liberec waren wir in der ersten Halbzeit besser, gegen Estoril ebenfalls. Wir werden in beiden Rückspielen Chancen bekommen, die Spiele für uns zu entscheiden. Und im letzten Gruppenspiel, daheim gegen Sevilla, ist der Gegner ja vielleicht schon für die nächste Runde qualifiziert. Das könnte ein Vorteil für uns sein. Wir wollen natürlich weiterkommen, aber die Bedingung ist, dass alle Spieler im Hinblick auf das folgende Bundesliga-Wochenende in möglichst guter Verfassung sind.

DFB.de: Sie haben in Freiburg ja schon viel erlebt, haben gesehen, wie das Erfolgsteam der Vorsaison aufgebaut wurde und wie es dann auseinander fiel. Nun wird eine neue Mannschaft aufgebaut. Ist es frustrierend, wieder von vorne anfangen zu müssen?

Schuster: Ich sehe es positiv und freue mich auf die Herausforderung. Klar ist es toll, den Kader über zwei, drei Jahre zusammenzuhalten und nur punktuell zu ergänzen. Auch da entwickelt sich die Mannschaft ja immer weiter und es ist ein schönes Gefühl, wenn man genau weiß, was die Mitspieler machen. Aber das braucht eben Zeit. Als ich vor sechs Jahren hier herkam, musste ich mich ja auch erst an die Art und Weise gewöhnen, wie hier Fußball gespielt wird. Wir legen viel Wert auf Taktik und jeder Spieler muss seine Egoismen der Mannschaft unterordnen. Die Mannschaft muss funktionieren, persönlicher Frust steht hinten an. Im Moment sind wir in einer Findungsphase und dieser Entwicklungsprozess macht auch Spaß. Wir sind auf einem guten Weg, aber die Tabellensituation in der Liga ist uns allen bewusst. Wir können uns keine schwachen Spiele erlauben, dazu ist die Liga zu gut, Fehler werden sofort bestraft. Und deshalb gilt es immer, alles dafür zu tun, dass unter der Woche der Grundstein für ein erfolgreiches Wochenende gelegt wird.

[ar]

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Zwei Punkte aus drei Spielen: Der SC Freiburg steht heute (ab 21.05 Uhr, live auf Kabel1 und Sky) beim portugiesischen Vertreter GD Estoril schon mächtig unter Druck, will das Team aus dem Breisgau in der Europa League überwintern.

Doch nach dem 3:0 beim 1. FC Nürnberg am vergangenen Bundesliga-Spieltag, dem ersten Ligasieg der Saison, wittern Trainer Christian Streich und seine Spieler Morgenluft. Vor der Partie in Portugal spricht Julian Schuster im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Andreas Renner über den Rückenwind nach der Nürnberg-Partie und die anstehende Aufgabe in Europa.

DFB.de: Am Wochenende haben Sie mit dem SC Freiburg beim 3:0 in Nürnberg endlich den ersten Ligasieg der Saison gefeiert. Wie wichtig war dieser Dreier für die Mannschaft, Herr Schuster?

Julian Schuster: Natürlich sind wir sehr froh darüber. Wir hatten vorher schon viele Spiele, die sehr ausgeglichen verlaufen sind, wo am Ende aber immer ein bisschen etwas gefehlt hat. In Berlin haben wir zum Beispiel in der letzten Minute nur den Pfosten getroffen. In Nürnberg war der Spielverlauf nun etwas anders, da hat uns auch unser Torwart im Spiel gehalten. Wir sind froh über den ersten Sieg, müssen jetzt aber unseren Weg gnadenlos weiter gehen. Unter der Woche müssen wir im Training unser Niveau immer weiter steigern.

DFB.de: Man hatte den Eindruck, Sie hatten in den letzten Wochen schon besser gespielt, aber schlechtere Ergebnisse erzielt als in Nürnberg?

Schuster: In der ersten Halbzeit in Nürnberg war das Spiel eigentlich relativ ausgeglichen. Wir hatten eine gute Ordnung, haben uns nicht viele Chancen erspielt, aber auch nicht viele zugelassen. Die meisten Nürnberger Gelegenheiten gab es dann erst in Unterzahl (Anm.: nach der Gelb-Roten Karte für Oliver Sorg in der 69. Minute). Unsere Tore waren aber klasse herausgespielt. Wir wissen natürlich auch, dass wir uns weiter verbessern müssen. Egal, ob es vorher Sieg, Niederlage oder Unentschieden gab, wir machen immer eine gnadenlose Analyse, um weiter voran zu kommen. Es braucht Zeit, um Automatismen zu entwickeln. Eigentlich hört das sowieso nie auf. Aber dazu braucht es die Bereitschaft eines jeden Spielers, täglich hart an sich zu arbeiten.

DFB.de: Was sagen Sie eigentlich zu Ihrem Torwart Oliver Baumann, der die Niederlage gegen Hamburg mitverschuldet hatte, sich danach aber mutig der Öffentlichkeit gestellt und nun in Nürnberg eine wichtige Rolle beim Sieg gespielt hat?

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Schuster: Das zeigt natürlich seine Qualität. Ich denke, es war richtig, sich nach dem Hamburg-Spiel den Medien zu stellen. Er hat das toll gemacht, alle Fragen beantwortet, das ist ja keine Selbstverständlichkeit. Aber man sollte auch unsere Fans loben, die ihn nach dem Hamburg-Spiel gefeiert und damit ein herausragendes Gespür bewiesen haben. Das ist das Tolle an unseren Fans, denn es ist ja auch nicht überall so, dass die Anhänger auf diese Art reagieren. Olivers Leistung in Nürnberg zeigt einfach, wie stark er mental ist. Er hat eine Riesenqualität und ist einer der besten Torhüter in Deutschland.

DFB.de: Am Donnerstag geht es in der Europa League gegen GD Estoril. Im Hinspiel vor zwei Wochen gab es trotz starker erster Halbzeit nur ein 1:1. War das symptomatisch für den bisherigen Saisonverlauf?

Schuster: Die erste Halbzeit war wirklich sehr gut, aber nach der Pause haben wir Probleme bekommen. Unsere Art zu spielen ist mit hohem Aufwand verbunden, aber leider haben wir das nicht über 90 Minuten hinbekommen, vielleicht, weil einige Spieler vorher verletzt waren und ihnen die Spielpraxis fehlte. Wir haben gesehen, dass wir gegen Estoril Chancen bekommen, aber wir mussten auch erkennen, dass sie tolle Fußballer in ihren Reihen haben und eine ähnliche Philosophie wie wir verfolgen. Sie wollen auch vieles spielerisch lösen. Insofern konnten wir aus dem Hinspiel vieles mitnehmen. Wir wissen, dass wir in Estoril eine Chance haben.

DFB.de: Die Situation in der Gruppe ist ja noch ziemlich offen, auf Platz zwei, den momentan Slovan Liberec belegt, fehlen ihnen nur drei Punkte.

Schuster: Im Hinspiel gegen Liberec waren wir in der ersten Halbzeit besser, gegen Estoril ebenfalls. Wir werden in beiden Rückspielen Chancen bekommen, die Spiele für uns zu entscheiden. Und im letzten Gruppenspiel, daheim gegen Sevilla, ist der Gegner ja vielleicht schon für die nächste Runde qualifiziert. Das könnte ein Vorteil für uns sein. Wir wollen natürlich weiterkommen, aber die Bedingung ist, dass alle Spieler im Hinblick auf das folgende Bundesliga-Wochenende in möglichst guter Verfassung sind.

DFB.de: Sie haben in Freiburg ja schon viel erlebt, haben gesehen, wie das Erfolgsteam der Vorsaison aufgebaut wurde und wie es dann auseinander fiel. Nun wird eine neue Mannschaft aufgebaut. Ist es frustrierend, wieder von vorne anfangen zu müssen?

Schuster: Ich sehe es positiv und freue mich auf die Herausforderung. Klar ist es toll, den Kader über zwei, drei Jahre zusammenzuhalten und nur punktuell zu ergänzen. Auch da entwickelt sich die Mannschaft ja immer weiter und es ist ein schönes Gefühl, wenn man genau weiß, was die Mitspieler machen. Aber das braucht eben Zeit. Als ich vor sechs Jahren hier herkam, musste ich mich ja auch erst an die Art und Weise gewöhnen, wie hier Fußball gespielt wird. Wir legen viel Wert auf Taktik und jeder Spieler muss seine Egoismen der Mannschaft unterordnen. Die Mannschaft muss funktionieren, persönlicher Frust steht hinten an. Im Moment sind wir in einer Findungsphase und dieser Entwicklungsprozess macht auch Spaß. Wir sind auf einem guten Weg, aber die Tabellensituation in der Liga ist uns allen bewusst. Wir können uns keine schwachen Spiele erlauben, dazu ist die Liga zu gut, Fehler werden sofort bestraft. Und deshalb gilt es immer, alles dafür zu tun, dass unter der Woche der Grundstein für ein erfolgreiches Wochenende gelegt wird.