Franz: "Erst mal in der 3. Liga etablieren"

DFB.de: Wer ist Ihnen in Erinnerung geblieben?

Franz: Stefan Effenberg, Diego Klimowicz, Pablo Thiam, Hans Sarpei, Mike Hanke, Thomas Brdaric, Robson Ponté, Andres d'Alessandro und viele, viele mehr. Das war wirklich eine super Mannschaft. Und man konnte sich dort komplett auf den Fußball konzentrieren. Wenn VW Betriebsferien hatte, konnte man fast die Bürgersteige hochklappen. Da war kaum noch was los. Für junge Spieler perfekt, da es wenig Ablenkungen gab.

DFB.de: Nach fünf Jahren ging es weiter zum Karlsruher SC.

Franz: Das war ohne Zweifel meine schönste Station. Ich hatte mit Ede Becker einen Trainer, der absolut auf mich gesetzt hat und mich direkt zum Führungsspieler erklärt hat. Das war extrem wichtig für meine Charakterbildung. Ich denke, ich habe dieses Vertrauen mit Leistung zurückgezahlt. Im ersten Jahr sind wir direkt aufgestiegen. Wir standen vom ersten bis zum letzten Spieltag ohne Unterbrechung auf einem Aufstiegsplatz. Das war wirklich ein Durchmarsch, wie ich ihn vorher und nachher nie mehr erlebt habe. Wir waren eine unglaubliche Truppe, die super harmoniert hat. Leider sind wir im zweiten Jahr direkt wieder abgestiegen.

DFB.de: Und Sie sind zu Eintracht Frankfurt gewechselt.

Franz: Darüber haben wir ja schon gesprochen. Die erste Saison lief sehr gut. Auch die erste Hälfte der zweiten Serie. Und dann kam dieser Einbruch.

DFB.de: Wie erklären Sie sich das heute?

Franz: Vielleicht hatten wir nicht genug Spieler, die in dieser schwierigen Phase Verantwortung übernehmen wollten und konnten.

DFB.de: Wäre das nicht Ihre Aufgabe gewesen?

Franz: Ich bin in der entscheidenden Phase leider verletzt ausgefallen. Von außen konnte ich nicht mehr entscheidend eingreifen. Wir hatten einfach plötzlich unfassbares Pech.



Rückkehr zu den Wurzeln. Seit Anfang des Jahres ist Maik Franz als Assistent der Geschäftsführung beim Drittligisten 1. FC Magdeburg tätig. Bei dem Verein also, bei dem der 34-Jährige seine ersten Schritte in den Profifußball gemacht hat. Im DFB.de-Interview spricht der 19-malige U 21-Nationalspieler über seine neue Aufgabe beim Tabellenvierten der 3. Liga. Aber Franz wirft auch einen Blick zurück auf seine aktive Karriere, er spricht über Höhepunkte und Tiefschläge - und warum besonders seine Eltern unter seinem "Rüpel"-Image als Fußballer leiden mussten.

DFB.de: Herr Franz, nach 15 Jahren kehren Sie zum 1. FC Magdeburg zurück. Ist das auch eine Herzensangelegenheit für Sie?

Maik Franz: Ich weiß ganz genau, dass jetzt einige Leute wieder denken werden: "Ach, wieder so eine Phrase von einem Fußballer". Aber das stimmt in meinem Fall nicht. Für mich ist es wirklich etwas ganz Besonderes, jetzt wieder in Magdeburg tätig zu sein. Von hier aus habe ich den Sprung in den Profifußball geschafft. Dafür bin ich unheimlich dankbar. Ich hatte 14 großartige Jahre. Und jetzt möchte ich etwas von dem zurückgeben, was ich erlebt habe. Ich möchte dem Verein helfen. Aber gleichzeitig möchte ich auch etwas lernen.

DFB.de: Wie eng war Ihre Verbindung in den vergangenen Jahren nach Magdeburg?

Franz: Ich hatte den Klub immer im Blick. Ich bin ganz in der Nähe groß geworden. Langenstein ist ein Ort, der nicht einmal eine Dreiviertelstunde von Magdeburg entfernt ist. Ich habe immer den Kontakt gehalten und sehr genau beobachtet, was beim FCM passiert.

DFB.de: Wie ist die Rückkehr nun konkret geworden?

Franz: Es gab vor einiger Zeit schon einmal eine Anfrage der Verantwortlichen. Damals wollten sie mich gerne als Spieler holen. Das war zu der Zeit, als ich bei Hertha BSC eigentlich keine Rolle mehr gespielt habe. Das waren tolle Gespräche. Da habe ich gemerkt, wie professionell der Verein wieder aufgestellt ist. Aber das war auch die Zeit, als ich unheimliches Verletzungspech hatte. Ich war einfach nicht fit. Ich war vielleicht bei 70 oder 80 Prozent. Aber wenn ich nicht 100 Prozent geben kann, dann bin ich nicht der Maik Franz, den alle kennen. Und Sie können sich ja sicher vorstellen, wie groß die Erwartungshaltung gewesen wäre, wenn ich als Spieler zurückgekommen wäre. Und wenn ich dann nicht zu 100 Prozent fit bin, wäre das für beide Seiten nicht sinnvoll gewesen.

DFB.de: Und nun übernehmen Sie also ein Jahr nach Ihrem Karriereende die Funktion des Assistenten der Geschäftsführung.

Franz: Ich arbeite sehr eng mit Geschäftsführer Mario Kallnik zusammen, den ich sehr schätze. Ich soll ihn im sportlichen Bereich unterstützen. Außerdem zählt es zu meinen ersten Aufgaben, hier ein Scoutingsystem aufzubauen. Das ist eine tolle Herausforderung, weil der Markt sehr groß und unübersichtlich ist. Aber das werden wir hinbekommen. Parallel studiere ich ja auch noch Sportmanagement an einer Fernuni. Deshalb passt es perfekt.

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DFB.de: Während wir dieses Gespräch führen, bestreitet der 1. FC Magdeburg unten auf dem Platz ein Testspiel. Tut es nicht weh, dass Sie nicht mehr dabei sein können?

Franz: Mein Körper hat es einfach nicht mehr zugelassen, weiter Profifußball zu betreiben. Wie gesagt, ich hatte 14 überragende Jahre. Ich habe Aufstiege und Abstiege erlebt. Ich hatte Höhen und Tiefen. Ich möchte nichts davon missen. Ich weiß ganz genau, dass es ein Privileg ist, über so einen langen Zeitraum auf diesem Niveau Fußball spielen zu können. Dafür bin ich dankbar, dieses Glück haben nicht viele. Deshalb bin ich auch mit mir im Reinen.

DFB.de: Aber das Ende kam vor einem Jahr ja dann doch etwas abrupt.

Franz: Natürlich hätte ich gerne noch die eine oder andere Saison weitergemacht. Aber das war nicht möglich. Ich konnte einfach nicht mehr 100 Prozent abrufen. Und dann habe ich selbst erkannt, dass es keinen Sinn macht: Sicher denke ich manchmal samstagmittags gegen 13 Uhr, dass die Jungs jetzt gerade in den Bus steigen, dass sie dann im Stadion einlaufen vor 40.000, 50.000 oder 60.000 Zuschauern. Da läuft es mir dann kalt den Rücken herunter. Es gibt nichts Großartigeres. Aber man muss eben auch erkennen, wenn diese Zeiten vorbei sind und ein neuer Abschnitt beginnt. Jetzt bin ich in Magdeburg, und jetzt werde ich für diesen Klub alles geben. So wie ich immer für alle meine Klubs alles gegeben habe. Aber eben nicht mehr auf dem Platz, sondern in einer anderen Funktion.

DFB.de: Am 24. Januar beginnt die zweite Saisonhälfte mit dem Auswärtsspiel beim Halleschen FC. Magdeburg liegt auf dem vierten Platz, drei Zähler beträgt der Rückstand auf einen Aufstiegsrang. Geht Ihr Blick nach oben?

Franz: Vergessen Sie bitte nicht, dass wir gerade erst in die 3. Liga aufgestiegen sind. Die erste Saisonhälfte war für den Verein überragend. Niemand hatte damit gerechnet, dass man Weihnachten auf dem vierten Platz stehen würde. Das ist einfach unglaublich. Aber ich bin weit davon entfernt, jetzt vom Aufstieg zu sprechen. Wir sollten einen Schritt nach dem anderen machen. Erst mal ist es wichtig, dass der Verein sich in der 3. Liga etabliert. Danach können wir uns über alles andere unterhalten. In dieser Saison wollen wir so schnell wie möglich das Minimalziel 43 Punkte erreichen. Das sollte dann zum Klassenverbleib reichen. Bis dahin fehlen noch 11 Zähler. Ich habe selbst erlebt, wie schnell es auch in eine andere Richtung gehen kann.

DFB.de: Sprechen Sie Ihre Zeit in Frankfurt an?

Franz: Ja, wir hatten nach einer sehr, sehr guten Hinrunde nur zwei Punkte Rückstand auf einen Europacup-Platz. Ich hatte fünf Tore erzielt, und es lief wirklich perfekt. Aber dann passierte genau das Gegenteil. Ich habe mir den Mittelfuß gebrochen, wir haben in der Rückrunde nur noch ein einziges Spiel gewonnen und sind am Ende abgestiegen. Das war extrem bitter. Zum Schluss war dort Christoph Daum unser Trainer. Obwohl wir unsere Ziele nicht mehr erreicht haben, hat er großartige Arbeit geleistet. Ich habe selten unter so einem hervorragenden Trainer gearbeitet. Er hatte extrem moderne Methoden und konnte unglaublich motivieren. Für ihn wäre ich durchs Feuer gegangen. Auf diesen Abstieg hätte ich gut und gerne verzichten können, weil er einfach nur überflüssig war.

DFB.de: Wenn wir schon über Ihre eigene Karriere sprechen, gehen wir doch mal chronologisch vor. Von Magdeburg ging es nach Wolfsburg...

Franz: Für mich war das damals genau der richtige Schritt, um im Profifußball anzukommen. Alles war beim VfL schon extrem professionell. Damals wurde das Fundament gelegt für die tolle Mannschaft, die jetzt in der Bundesliga und der Champions League spielt. Ich durfte mich an der Seite von großartigen Spielern entwickeln.

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DFB.de: Wer ist Ihnen in Erinnerung geblieben?

Franz: Stefan Effenberg, Diego Klimowicz, Pablo Thiam, Hans Sarpei, Mike Hanke, Thomas Brdaric, Robson Ponté, Andres d'Alessandro und viele, viele mehr. Das war wirklich eine super Mannschaft. Und man konnte sich dort komplett auf den Fußball konzentrieren. Wenn VW Betriebsferien hatte, konnte man fast die Bürgersteige hochklappen. Da war kaum noch was los. Für junge Spieler perfekt, da es wenig Ablenkungen gab.

DFB.de: Nach fünf Jahren ging es weiter zum Karlsruher SC.

Franz: Das war ohne Zweifel meine schönste Station. Ich hatte mit Ede Becker einen Trainer, der absolut auf mich gesetzt hat und mich direkt zum Führungsspieler erklärt hat. Das war extrem wichtig für meine Charakterbildung. Ich denke, ich habe dieses Vertrauen mit Leistung zurückgezahlt. Im ersten Jahr sind wir direkt aufgestiegen. Wir standen vom ersten bis zum letzten Spieltag ohne Unterbrechung auf einem Aufstiegsplatz. Das war wirklich ein Durchmarsch, wie ich ihn vorher und nachher nie mehr erlebt habe. Wir waren eine unglaubliche Truppe, die super harmoniert hat. Leider sind wir im zweiten Jahr direkt wieder abgestiegen.

DFB.de: Und Sie sind zu Eintracht Frankfurt gewechselt.

Franz: Darüber haben wir ja schon gesprochen. Die erste Saison lief sehr gut. Auch die erste Hälfte der zweiten Serie. Und dann kam dieser Einbruch.

DFB.de: Wie erklären Sie sich das heute?

Franz: Vielleicht hatten wir nicht genug Spieler, die in dieser schwierigen Phase Verantwortung übernehmen wollten und konnten.

DFB.de: Wäre das nicht Ihre Aufgabe gewesen?

Franz: Ich bin in der entscheidenden Phase leider verletzt ausgefallen. Von außen konnte ich nicht mehr entscheidend eingreifen. Wir hatten einfach plötzlich unfassbares Pech.

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DFB.de: Sie sind dann zu Hertha BSC gegangen. Rückblickend könnten Sie auf diese letzte Station Ihrer Karriere wahrscheinlich gut verzichten.

Franz: Ja, heute kann man das so sagen. Aber damals wollte ich unbedingt nach Berlin. Ich hatte auch noch die eine oder andere Anfrage. Aber mir war ganz klar, dass ich zur Hertha wechseln möchte. Ich wollte in die Hauptstadt, ich habe dort große Möglichkeiten gesehen. Leider ist dann alles ganz anders gekommen.

DFB.de: Warum lief es so schlecht, dass Sie letztlich sogar in die zweite Mannschaft abgeschoben wurden?

Franz: Ich kam dorthin und war schon angeschlagen. Dann habe ich mir die Nase gebrochen. Als ich wieder fit war, hatte die Mannschaft einen Lauf, und ich bin nicht ins Team gekommen. Dann habe ich mir das Kreuzband gerissen, danach habe ich mich schwer an der Schulter verletzt. Als ich endlich wieder auf dem Platz stand, habe ich die Rote Karte gesehen und war wieder raus. So ging es immer weiter. Es war einfach wie verhext. Und ganz zum Schluss hat mein Körper eindeutige Signale gesendet, dass es nicht mehr weitergeht.

DFB.de: Sie galten immer als extrem aggressiver Spieler. Wie stehen Sie heute dazu?

Franz: Ich würde alles wieder genauso machen. Die Aggressivität war meine Stärke. Wenn ich nur ein Prozent davon abgerückt bin, war ich nicht mehr der echte Maik Franz. Aber ich möchte betonen, dass ich niemals bewusst jemanden verletzt habe. Ein bisschen Trash Talk und so auf dem Platz, das gehört einfach dazu. Aber danach muss es auch wieder gut sein. Ich denke, dass ich außerhalb des Platzes ein ganz umgänglicher Typ bin.

DFB.de: Wie sind Sie mit den Anfeindungen umgegangen, die es ja auch gab?

Franz: Die sind irgendwann an mir abgeprallt. Wenn ich ins Stadion eingelaufen bin und 50.000 Menschen mich beschimpft haben, hat mich das noch heißer gemacht. Wenn du dann am Ende mit den drei Punkten den Platz verlässt, fühlst du dich wie ein Gladiator. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich jetzt davon erzähle.

DFB.de: Und wie ist Ihr privates Umfeld damit umgegangen?

Franz: Das wiederum war nicht immer so einfach. Mein Vater war Jugendtrainer, da musste er sich schon das eine oder andere Mal rechtfertigen. Ebenso meine Mutter als Lehrerin. Schüler haben ihr mal gesagt, sie möge doch erst mal ihren eigenen Sohn erziehen, bevor sie die Schüler erziehen wolle. Heute können wir darüber schmunzeln.