Frankfurt vs. HSV: Seelers Achillessehnenriss und ein Pokalfinale

Ein Klassiker macht den Anfang am 22. Bundesliga-Spieltag. Am Freitag (ab 20.30 Uhr, live auf Sky) hat Eintracht Frankfurt den Hamburger SV zu Gast. Es ist bereits das 104. Duell der beiden Kontrahenten in einem Pflichtspiel. DFB.de wirft einen Blick zurück auf die wichtigsten Partien.

Das erste Pflichtspiel

17. Mai 1931, Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft: HSV - Eintracht 2:0

Die Premiere dieser Paarung ist gleich ein eminent wichtiges Spiel, für das sich in Altona bei strahlendem Frühlingswetter 15.000 Zuschauer interessieren. Der HSV ist durch die Umstände klar im Vorteil; er hat quasi ein Heimspiel und er hat mehr Kraft, denn während die Eintracht ihr Viertelfinale in Düsseldorf erst drei Tage zuvor absolviert hat, steht der HSV schon seit einer Woche als Viertelfinalteilnehmer fest. Nicht unerheblich in Zeiten, da Fußballer noch keine Profis sind. Die Eintracht erwägt eine Absage und bittet um Verschiebung, der DFB bleibt hart. Und so sitzt die Mannschaft schon am Tag nach der Rückkehr aus Düsseldorf wieder im Zug nach Hamburg.

Noch vor der Pause geht der HSV durch Wollers nach einer "Kerze" von Eintracht-Nationalspieler Hans Stubb in Führung. Das Publikum ist dennoch ungehalten, das Niveau ist mäßig. Im Kicker steht damals: "Der Kampf kam trotz des ständigen Geschreis des Publikums – man hatte den Schiedsrichter so gern – nicht begeistern. Ein sehr armseliger Meisterschaftskampf." Nach 70 Minuten ist er dann entschieden, Wollers gelingt sein zweites Tor zum Endstand. Eine kuriose Szene verdient noch Erwähnung: Eintracht-Torwart Ludwig Schmitt schlägt seinen Verteidiger Stubb unabsichtlich K.o., das Opfer wird vom Platz getragen, wiederbelebt und unter "donnerndem Applaus" kehrt er zurück in ein verlorenes Spiel. Im Fußball wird bilanziert: "Die geschlagene tapfere süddeutsche Mannschaft ist für diese Niederlage nicht verantwortlich zu machen."

Die Bundesliga-Premiere

30. März 1964, Eintracht - HSV 2:2

Schon im Hinspiel (3:0 für den HSV) hatte Uwe Seeler der Eintracht zwei Treffer eingeschenkt, nun wird er auch bei der Premiere im Waldstadion zum Schrecken der Frankfurter. Übrigens in der erst zweiten Montagpartie der Bundesliga – an Ostern 1964. Dreieinhalb Stunden zuvor ist bereits das Spiel Saarbrücken – Dortmund (2:1) angepfiffen geworden. 38.000 Zuschauer sehen wieder zwei Seeler-Tore; zum 1:1 (44.) unmittelbar nach Willi Huberts‘ 1:0 (42.) und zum 1:2 (54.). Sein drittes Tor aber lässt er aus, als er vier Minuten später einen Foulelfmeter an den Pfosten setzte. Das kostet den HSV den Sieg, Dieter Lindner gleicht noch aus (83.). Das vermeintliche 3:2 von Huberts nimmt Schiedsrichter Mathieu zurück, weshalb er nach Abpfiff Polizeischutz benötigt.



Ein Klassiker macht den Anfang am 22. Bundesliga-Spieltag. Am Freitag (ab 20.30 Uhr, live auf Sky) hat Eintracht Frankfurt den Hamburger SV zu Gast. Es ist bereits das 104. Duell der beiden Kontrahenten in einem Pflichtspiel. DFB.de wirft einen Blick zurück auf die wichtigsten Partien.

Das erste Pflichtspiel

17. Mai 1931, Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft: HSV - Eintracht 2:0

Die Premiere dieser Paarung ist gleich ein eminent wichtiges Spiel, für das sich in Altona bei strahlendem Frühlingswetter 15.000 Zuschauer interessieren. Der HSV ist durch die Umstände klar im Vorteil; er hat quasi ein Heimspiel und er hat mehr Kraft, denn während die Eintracht ihr Viertelfinale in Düsseldorf erst drei Tage zuvor absolviert hat, steht der HSV schon seit einer Woche als Viertelfinalteilnehmer fest. Nicht unerheblich in Zeiten, da Fußballer noch keine Profis sind. Die Eintracht erwägt eine Absage und bittet um Verschiebung, der DFB bleibt hart. Und so sitzt die Mannschaft schon am Tag nach der Rückkehr aus Düsseldorf wieder im Zug nach Hamburg.

Noch vor der Pause geht der HSV durch Wollers nach einer "Kerze" von Eintracht-Nationalspieler Hans Stubb in Führung. Das Publikum ist dennoch ungehalten, das Niveau ist mäßig. Im Kicker steht damals: "Der Kampf kam trotz des ständigen Geschreis des Publikums – man hatte den Schiedsrichter so gern – nicht begeistern. Ein sehr armseliger Meisterschaftskampf." Nach 70 Minuten ist er dann entschieden, Wollers gelingt sein zweites Tor zum Endstand. Eine kuriose Szene verdient noch Erwähnung: Eintracht-Torwart Ludwig Schmitt schlägt seinen Verteidiger Stubb unabsichtlich K.o., das Opfer wird vom Platz getragen, wiederbelebt und unter "donnerndem Applaus" kehrt er zurück in ein verlorenes Spiel. Im Fußball wird bilanziert: "Die geschlagene tapfere süddeutsche Mannschaft ist für diese Niederlage nicht verantwortlich zu machen."

Die Bundesliga-Premiere

30. März 1964, Eintracht - HSV 2:2

Schon im Hinspiel (3:0 für den HSV) hatte Uwe Seeler der Eintracht zwei Treffer eingeschenkt, nun wird er auch bei der Premiere im Waldstadion zum Schrecken der Frankfurter. Übrigens in der erst zweiten Montagpartie der Bundesliga – an Ostern 1964. Dreieinhalb Stunden zuvor ist bereits das Spiel Saarbrücken – Dortmund (2:1) angepfiffen geworden. 38.000 Zuschauer sehen wieder zwei Seeler-Tore; zum 1:1 (44.) unmittelbar nach Willi Huberts‘ 1:0 (42.) und zum 1:2 (54.). Sein drittes Tor aber lässt er aus, als er vier Minuten später einen Foulelfmeter an den Pfosten setzte. Das kostet den HSV den Sieg, Dieter Lindner gleicht noch aus (83.). Das vermeintliche 3:2 von Huberts nimmt Schiedsrichter Mathieu zurück, weshalb er nach Abpfiff Polizeischutz benötigt.

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Der höchste Heimsieg

22. Januar 1972, Eintracht - HSV 4:0

Der Start in die Rückrunde 1971/1972 gelingt den in der Tabelle vier Plätze schlechter stehenden Hessen (8. gegen 4.) weit besser. 21.000 Zuschauer dürfen früh jubeln – 1:0 durch Bernd Nickel nach fünf Minuten. Auch nach Wiederanpfiff wird der HSV kalt erwischt – 2:0 Roland Weidle nach 47 Minuten. Thomas Parits (63.) und der ein Jahr später nach Hamburg wechselnde Horst Heese (86.) sorgen für den Endstand.

Der höchste Auswärtssieg

13. April 1991, Eintracht - HSV 0:6

Die zweithöchste Heimniederlage der Eintracht in der Bundesliga überhaupt hat Folgen. Obwohl immer noch auf Platz fünf stehend, entlässt sie Trainer Jörg Berger. Das hat nicht nur etwas mit dem Ergebnis zu tun, interne Spannungen treten an diesem Apriltag 1991 offen zutage. Berger thematisiert auf der Pressekonferenz das Verhältnis zwischen Eintracht-Manager Klaus Gerster und einigen Spielern, die dieser auch berät – wie Andy Möller und Manfred Binz. Er deutet zudem an, einige hätten gegen ihn gespielt. Es sind seine letzten Worte als Eintracht-Trainer, noch am selben Tag wird Berger entlassen.

Der Kicker analysiert: "Eintracht Frankfurt und Jörg Berger – das ist über die Ereignisse hinaus ein Lehrstück für Demontage und Selbstdemontage eines Trainers, dem Erfolge nicht abzusprechen sind. An letztere wird man sich im Frühjahr 1999 in höchster Abstiegsnot wieder erinnern und Berger zurückholen. Zur Chronistenpflicht gehören die Torschützen: Jan Furtok (26., 46., 85.), Armin Eck (58.), Jan Matysik (73.), Harald Spörl (89.). Es ist übrigens der höchste Hamburger Auswärtssieg in der Bundesliga.

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Besondere Momente

Vier Jahre war er weggewesen, vier Jahre hatten sie ihn vermisst - Rafael van der Vaart. So erfolgreich war seine erste Zeit beim HSV (2005 bis 2008), dass er wie ein Messias begrüßt wird. Tottenham Hotspur haben sie 13 Millionen Euro überwiesen, nie ist ein HSV-Spieler teurer gewesen. "Ein Abstieg wäre teurer", besänftigt HSV-Boss Jarchow die Kritiker. Und: "Dieser Spieler hat eine ganz bestimmte Wirkung auf Hamburg." Natürlich erhält er seine alte Nummer wieder – die 23. Rafael van der Vaart gibt sein Comeback für Hamburg jedoch in einer fremden Stadt. Am 16. September 2012, dem 3. Spieltag der Saison 2012/2013, kommt der kurz vor Ende der Transferfrist verpflichtete Niederländer in Frankfurt zum Einsatz.

Und ganz Deutschland schaut zu, es ist ein Sonntagspiel, die Bühne gehört ihm allein. Im obligatorischen Kreis vor dem Spiel ergreift der Rückkehrer sogleich das Wort. Aber es gibt ein paar eifrige Spielverderber an diesem Tag, die rot-schwarze Trikots tragen und so gar nicht an seinem geglückten Comeback interessiert sind: Aufsteiger Eintracht Frankfurt führt schon nach 18 Minuten durch Takashi Inui und Olivier Occean mit 2:0 und selbst das 2:1 durch Heiko Westermann schürt keine Aufbruchsstimmung, da Sekunden später Kollege Petr Jiracek vom Platz fliegt. Quasi entschieden ist die Partie nach Stefan Aigners 3:1 (52.). Als Carlos Zambrano der Ball verspringt, kommt Heung-Min Son noch zum Anschlusstreffer (63.) – aber dabei bleibt es. Der HSV bleibt bei null Punkten, fällt auf den 17. Platz. Und van der Vaart? Hat zu beiden Toren die Vorarbeit geleistet, der Kicker gibt ihm eine 2,5 – es ist die beste Note im Team des HSV. Realistisch sagt der Star des Nachmittags: "Wir haben noch einen weiten Weg."

Noch einen besonderen Moment verzeichnet die Chronik dieses Spiels. Er war schnell vorüber und ziemlich unerfreulich, aber er bewegte die ganze Nation: Am 20. Februar 1965 reißt Hamburgs und Deutschlands Idol Uwe Seeler auf knochenhartem Geläuf nach einem normalen Zweikampf mit Georg Lechner die Achillessehne (56.). Sanitäter tragen ihn vom Platz, das Bild geht um die Fußballwelt. Fortan kickt der HSV in Unterzahl und kassiert schon in der nächsten Minute den Ausgleich, verliert schließlich 1:2. Mancher befürchtete schon das Karriereaus, aber Uwe kommt nach sieben Monaten wieder – und hilft gleich, die Qualifikation für die Qualifikation zur WM 1966 unter Dach und Fach zu bringen.

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Das wichtigste Spiel

18. Mai 1996, Eintracht - HSV 1:4

Zwar geht es nur noch für die Gäste um etwas, die Eintracht ist in der Vorwoche erstmals überhaupt abgestiegen aus der Bundesliga. Aber der HSV hat noch ein Ziel vor Augen, an das freilich nur wenige glauben: der UEFA-Cup-Platz. Vor diesem letzten Spieltag stehen die Hamburger auf Rang sieben und müssen noch zwei Teams überholen. Aber sie sind seit sieben Partien ungeschlagen und haben in Felix Magath den richtigen Trainer für derartige Kraftakte. Aber alles andere als ein Sieg ist zu wenig. Auf den hoffen auch 6000 mitgereiste Anhänger, die für Stimmung im alten Waldstadion sorgten. Insgesamt sehen 27.500 Menschen die vorerst letzte Bundesliga-Partie in Frankfurt, wo an diesem Tag der drittletzte "Dino" stirbt. Nur der 1. FC Köln und Gegner HSV sind und bleiben seit 1963 dabei.

Eintracht-Torwart Andreas Köpke wird mit Blumen verabschiedet, vom HSV bekommt er kräftig eingeschenkt: Karsten Bäron (8., 77.) und Hasan Salihamidzic (78., 84.) in seiner ersten Bundesliga-Saison schießen den HSV zum deutlichen Sieg. Lange aber widersteht die Eintracht, deren letztes Saison-Tor der ebenfalls scheidende Matthias Hagner (56.) erzielt. Erst als Kachaber Zchadadse vom Platz fliegt (75.), brechen die Dämme der Eintracht.

Nach Abpfiff brechen sie auch beim HSV. Fast zehn Minuten wartet die Mannschaft auf dem Rasen auf die Endergebnisse, es ist noch die Zeit, da man mit Handys nichts anderes tun kann, außer zu telefonieren, und nur die wenigsten haben eins. Felix Magath aber wird eines ans Ohr gedrückt und so erfährt er von den Niederlagen der Konkurrenz. Anschließend landet er im Entmüdungsbecken, dem Präsident Uwe Seeler nur mit Mühe entkommen kann. Zurück in Hamburg, endet die Europacupsause der Mannschaft, wie Bernd Hollerbach beichtet, "auf der Reeperbahn." Felix Magath, der sonst keinen Alkohol trinkt, bricht sein Gelübde und trinkt auch ein Bier. Und er lernt: "Ich wusste gar nicht, dass die Mannschaft so toll feiern kann."

Das wichtigste Spiel außerhalb der Bundesliga

17. August 1974, DFB-Pokalfinale Eintracht - HSV 3:1

Ein DFB-Pokalfinale zum Saisonstart, noch vor Anpfiff der Bundesliga – das verdankten die Zuschauer der WM 1974 im eigenen Land. Es waren keine Termine mehr frei, und so treffen sich die Kontrahenten im August 1974 im Düsseldorfer Rheinstadion, ohne zuvor seriös ihr Leistungsvermögen getestet zu haben. Dafür kommt ein beachtlich gutes Endspiel zustande, in dem die Eintracht vom Anpfiff weg dominiert. Das 1:0 fällt aber nur, weil sich ein Spieler nicht an die Vorgabe des Trainers hält: Gert Trinklein soll eigentlich die Mittellinie nicht überschreiten, nach 40 Minuten tut es der Verteidiger doch und überwindet Rudi Kargus mit einem raffinierten Schlenzer. Aber auch der HSV hat einen Kunstschützen: Der Däne Ole Björnmose gleicht nach 75 Minuten aus rund 25 Metern aus. Peter Nogly trifft noch die Frankfurter Latte, dann kommt der vorläufige Abpfiff.

Jedes Team hat eine Halbzeit dominiert, da ist die Verlängerung nur folgerichtig. In der wird der frisch gekürte Weltmeister Bernd Hölzenbein seinem Ruf als Schlitzohr gerecht und schaltet nach einer unübersichtlichen Situation am schnellsten, überlupft Kargus (95.). Für die Entscheidung sorgt Wolfgang Kraus per Flugkopfball (105.) - fertig ist Frankfurts erster Pokalsieg. "Der Pokalsieg ist für mich genauso wertvoll wie die Weltmeisterschaft", sagt Kapitän Jürgen Grabowski voller Stolz.

Serien und Fakten

Heimbilanz: 19-16-11

- Eintracht seit sieben Liga-Duellen ungeschlagen

- Letzter HSV-Sieg in Frankfurt am 28. 8. 2010 (1:3)

- Stets mindestens zwei Tore in den vergangenen 20 Spielen in Frankfurt

- HSV-Trainer Bruno Labbadia verlor nie gegen die Eintracht und auch nie gegen deren Trainer Armin Veh

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