"Frankfurt muss fast schon gegen Potsdam gewinnen"

Sensation am Sonntag: Aufsteiger SC Freiburg besiegte den 1. FFC Frankfurt mit 1:0 und bescherte dem Meisterschaftsaspiranten damit die erste Bundesliganiederlage der Saison. Der Popkalsieger steht deshalb am Sonntag (ab 14 Uhr, live auf DFB-TV) im Spitzenspiel gegen Turbine Potsdam schon gehörig unter Druck.

DFB.de analysiert im Gespräch mit SCF-Matchwinnerin Kerstin Boschert die Gründe für den Coup, die Situation in der Liga - und natürlich die Frage nach dem Titelfavoriten.

"Ein unbeschreibliches Gefühl"

"Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Es ist mir zum ersten Mal in meiner Karriere gelungen, in der letzten Minute einen Siegtreffer zu erzielen. Und dann in diesem Spiel. Das war die Krönung für eine grandiose Mannschaftsleistung", so Kerstin Boschert, die eine Minute vor Ende der Partie den goldenen Treffer erzielte und anschließend in einer Jubeltraube begraben wurde.

Doch wie konnte es überhaupt zum Freiburger Überraschungs-Sieg kommen? Spielführerin Boschert hat dafür eine einfache Erklärung: "Wir haben uns die ganze Woche intensiv auf diese Partie vorbereitet und viel im taktischen Bereich gearbeitet. Wir wollten die ersten zehn Minuten extrem pressen und uns dann zurückziehen. Das haben wir trainiert, und das hat super funktioniert. Es hat sich auf dem Platz einfach gut angefühlt."

Ein gehaltener Elfmeter als Knackpunkt

1600 Zuschauer sahen eine Partie auf Augenhöhe, in der sich beide Mannschaften hochkarätige Chancen erspielten. Überrascht von der Freiburger Spielweise war der FFC jedoch nicht, wie Trainer Sven Kahlert betont: "Wir wussten, wie der Sport-Club spielen wird - und wussten auch, was wir dagegen tun wollten. Das ist uns phasenweise zwar gelungen, aber wenn man die Torchancen, die man sich herausspielt so fahrlässig vergibt, dann ist das schrecklich."

Die größte Gelegenheit vergab Nationalspielerin Melanie Behringer in der 54. Minute mit einem Elfmeter, den die 19-jährige Laura Benkarth parierte. Für Boschert die entscheidende Szene des Spiels: "Da hat uns Laura im Spiel gehalten. Auch wenn wir selbst schon zwei, drei tolle Chancen vergeben hatten, war das wie ein Zeichen für uns, dass wirklich etwas drin ist."

Mit dem Sieg über den großen Favoriten stabilisierten sich die Freiburger auf Platz sechs und damit in der oberen Tabellenhälfte. Bereits vor der Saison hatte Lehramtsreferendarin Boschert via DFB.de einen Mittelfeldplatz als Ziel für den SC Freiburg ausgegeben - durchaus ehrgeizig für einen Aufsteiger mit einem extrem jungen Team.

Die neue Qualität in der Liga

Doch nicht nur der Freiburger Sieg legt nahe, dass in der Frauen-Bundesliga kleine Vereine immer besser mit den etablierten Klubs mithalten können. Auch der SC Bad Neuenahr, bis zum vergangenen Wochenende noch Schlusslicht der Liga, überraschte mit einem 2:0 gegen den vorher ungeschlagenen FCR Duisburg.

Boschert sieht darin eine logische Entwicklung: "Die Liga ist auf jeden Fall ausgeglichener als in den vergangenen Jahren. Es ist natürlich keine Überraschung, dass Mannschaften wie Potsdam oder Frankfurt mit ihren Kadern vorneweg marschieren. Aber es kommen viele motivierte und gut ausgebildete junge Spieler nach. Es wird enger."

Beim SC Freiburg stehen neben den erfahrenen Spielerinnen Kerstin Boschert (28 Jahre) und Stephanie Wendlinger (31) in erster Linie U-Nationalspielerinnen wie die 17-jährige Melanie Leupolz auf dem Platz. Die Integration der neuen Generation scheint in Feiburg ein Geheimnis des Erfolges zu sein. "Der Altersunterschied wird bei uns gar nicht wahrgenommen. Wir kommunizieren viel, lachen über dieselben Witze und keine stellt sich über die andere", erklärt Boschert.

"Vor der Saison hätte ich auf Frankfurt getippt..."

Trotz der neuen Ausgeglichenheit der Bundesliga und der zahlreichen Nachwuchsspielerinnen ist Kerstin Boschert überzeugt, dass die Meisterschaft wieder an einen der großen Favoriten geht: "Vor der Saison hätte ich auf Frankfurt getippt. Aber nach unserem Sieg müssen sie fast schon gegen Potsdam gewinnen. Sollte der FFC verlieren, wären es schon sechs Punkte Differenz. Dann lässt sich Potsdam das nicht mehr nehmen."

Am Sonntag fällt im Topduell also vielleicht schon eine kleine Vorentscheidung im Titelkampf. Eines hat Kerstin Boschert bei ihrer Prognose jedoch unterschlagen: Auch Potsdam muss in der Rückrunde noch nach Freiburg - und der SC ist heuer immer für eine Überraschung gut.

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Sensation am Sonntag: Aufsteiger SC Freiburg besiegte den 1. FFC Frankfurt mit 1:0 und bescherte dem Meisterschaftsaspiranten damit die erste Bundesliganiederlage der Saison. Der Popkalsieger steht deshalb am Sonntag (ab 14 Uhr, live auf DFB-TV) im Spitzenspiel gegen Turbine Potsdam schon gehörig unter Druck.

DFB.de analysiert im Gespräch mit SCF-Matchwinnerin Kerstin Boschert die Gründe für den Coup, die Situation in der Liga - und natürlich die Frage nach dem Titelfavoriten.

"Ein unbeschreibliches Gefühl"

"Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Es ist mir zum ersten Mal in meiner Karriere gelungen, in der letzten Minute einen Siegtreffer zu erzielen. Und dann in diesem Spiel. Das war die Krönung für eine grandiose Mannschaftsleistung", so Kerstin Boschert, die eine Minute vor Ende der Partie den goldenen Treffer erzielte und anschließend in einer Jubeltraube begraben wurde.

Doch wie konnte es überhaupt zum Freiburger Überraschungs-Sieg kommen? Spielführerin Boschert hat dafür eine einfache Erklärung: "Wir haben uns die ganze Woche intensiv auf diese Partie vorbereitet und viel im taktischen Bereich gearbeitet. Wir wollten die ersten zehn Minuten extrem pressen und uns dann zurückziehen. Das haben wir trainiert, und das hat super funktioniert. Es hat sich auf dem Platz einfach gut angefühlt."

Ein gehaltener Elfmeter als Knackpunkt

1600 Zuschauer sahen eine Partie auf Augenhöhe, in der sich beide Mannschaften hochkarätige Chancen erspielten. Überrascht von der Freiburger Spielweise war der FFC jedoch nicht, wie Trainer Sven Kahlert betont: "Wir wussten, wie der Sport-Club spielen wird - und wussten auch, was wir dagegen tun wollten. Das ist uns phasenweise zwar gelungen, aber wenn man die Torchancen, die man sich herausspielt so fahrlässig vergibt, dann ist das schrecklich."

Die größte Gelegenheit vergab Nationalspielerin Melanie Behringer in der 54. Minute mit einem Elfmeter, den die 19-jährige Laura Benkarth parierte. Für Boschert die entscheidende Szene des Spiels: "Da hat uns Laura im Spiel gehalten. Auch wenn wir selbst schon zwei, drei tolle Chancen vergeben hatten, war das wie ein Zeichen für uns, dass wirklich etwas drin ist."

Mit dem Sieg über den großen Favoriten stabilisierten sich die Freiburger auf Platz sechs und damit in der oberen Tabellenhälfte. Bereits vor der Saison hatte Lehramtsreferendarin Boschert via DFB.de einen Mittelfeldplatz als Ziel für den SC Freiburg ausgegeben - durchaus ehrgeizig für einen Aufsteiger mit einem extrem jungen Team.

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Die neue Qualität in der Liga

Doch nicht nur der Freiburger Sieg legt nahe, dass in der Frauen-Bundesliga kleine Vereine immer besser mit den etablierten Klubs mithalten können. Auch der SC Bad Neuenahr, bis zum vergangenen Wochenende noch Schlusslicht der Liga, überraschte mit einem 2:0 gegen den vorher ungeschlagenen FCR Duisburg.

Boschert sieht darin eine logische Entwicklung: "Die Liga ist auf jeden Fall ausgeglichener als in den vergangenen Jahren. Es ist natürlich keine Überraschung, dass Mannschaften wie Potsdam oder Frankfurt mit ihren Kadern vorneweg marschieren. Aber es kommen viele motivierte und gut ausgebildete junge Spieler nach. Es wird enger."

Beim SC Freiburg stehen neben den erfahrenen Spielerinnen Kerstin Boschert (28 Jahre) und Stephanie Wendlinger (31) in erster Linie U-Nationalspielerinnen wie die 17-jährige Melanie Leupolz auf dem Platz. Die Integration der neuen Generation scheint in Feiburg ein Geheimnis des Erfolges zu sein. "Der Altersunterschied wird bei uns gar nicht wahrgenommen. Wir kommunizieren viel, lachen über dieselben Witze und keine stellt sich über die andere", erklärt Boschert.

"Vor der Saison hätte ich auf Frankfurt getippt..."

Trotz der neuen Ausgeglichenheit der Bundesliga und der zahlreichen Nachwuchsspielerinnen ist Kerstin Boschert überzeugt, dass die Meisterschaft wieder an einen der großen Favoriten geht: "Vor der Saison hätte ich auf Frankfurt getippt. Aber nach unserem Sieg müssen sie fast schon gegen Potsdam gewinnen. Sollte der FFC verlieren, wären es schon sechs Punkte Differenz. Dann lässt sich Potsdam das nicht mehr nehmen."

Am Sonntag fällt im Topduell also vielleicht schon eine kleine Vorentscheidung im Titelkampf. Eines hat Kerstin Boschert bei ihrer Prognose jedoch unterschlagen: Auch Potsdam muss in der Rückrunde noch nach Freiburg - und der SC ist heuer immer für eine Überraschung gut.