Frankfurt gegen Lautern: Derby mit Remis-Potential

Es sind Duelle, die sich ins kollektive Gedächtnis der Fußballfans eingebrannt haben. Spiele für die ganz großen Emotionen - Begeisterung und Entsetzen, Siegestaumel und tiefe Trauer. Begegnungen, die Millionen von Menschen in ihren Bann ziehen, jedes Mal aufs Neue. Unvergessene Momente der Bundesligahistorie, 90 Minuten für die Ewigkeit, die normale Partien zu Klassikern gemacht haben.

Ein Spiel und seine Geschichte: In einer Serie schaut der DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras immer freitags während der Saison in die Chronik von ganz besonderen Bundesliga-Duellen, die aktuell anstehen. Heute: Frankfurt gegen Kaiserslautern, die am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) aufeinandertreffen.

Als sie sich erstmals gegenüberstanden, hießen sie noch ein bisschen anders. Zur Vorbereitung auf die neue Saison trafen sich der Frankfurter FV, aus dem einmal die Eintracht werden sollte, und der FV Kaiserslautern, der spätere FCK, am 13. August 1911 in Frankfurt.

Auf das Freundschaftsspiel entfiel ein leichter Misston, denn obwohl die Pfälzer um die Anstoßzeit von 15.30 gebeten hatten, da sie noch den Zug in die Heimat erwischen wollten, wurde es 16.15 Uhr „bis endlich unsere Spieler den Platz betraten“, entnehmen wir der Vereinszeitung des FV Frankfurt. Obwohl die Gastgeber noch immer nicht vollständig waren, pfiff der Unparteiische endlich an und trotz Unterzahl gingen die Hessen in Führung. Die ersten beiden Tore dieses Südwest-Derbies erzielte der erste deutsche Ländespieltorschütze Fritz Becker. Das 1:0 war „eine schöne Leistung“, übermittelt die Vereinschronik, Näheres leider nicht. Nach dem 2:0 sollen die Lauterer dann etwas getreten haben, „so dass unsere Sturmreihe noch aus 3 Stürmern und 2 Invaliden bestand“. Die Gäste trafen aber zuweilen auch den Ball und zweimal noch das Tor, so dass man schiedlich friedlich mit 2:2 auseinanderging.

Viele knappe Spiele in der Geschichte

Kein bedeutendes Spiel in der Chronik dieser beiden Klubs, aber doch wegweisend. Es ging oft eng zu, man schenkte sich nichts und jedes dritte Spiel endete Unentschieden in gemeinsamen Bundesligazeiten. Kaiserslautern hat jedenfalls gegen keinen anderen Klub häufiger die Punkte geteilt als gegen die Eintracht – 26mal bei 77 Spielen.

Allein 16 Spiele endeten 1:1, von 1966-68 gab es gar einen 1:1-Hattrick. Aber das naheliegendste aller Unentschieden, das 0:0, hat es nie gegeben ­– bei Eintracht gegen FCK fielen immer Tore. Das ist Bundesligarekord!

Premiere in der Oberliga

Die ersten bedeutsamen Duelle fanden allerdings noch zu Oberligazeiten statt. In einer Liga spielten Hessen und Pfälzer zwar nie, aber 1953 und 1954 kam es zu Endrundenspielen um die Deutsche Meisterschaft. Auf dem Weg zum Triumph 1953 schaltete die „Walter-Elf“ die Eintracht aus, mit 1:0 auswärts und 5:1 am Betzenberg. Ottmar Walter erzielte vier der sechs ersten FCK-Pflichtspiele gegen die Eintracht. Bruder Fritz war dann im Mai 1954 an der Reihe, für die Entscheidung in einem Vorrundenspiel zur Meisterschaft zu sorgen. Vor 45.000 gewann der FCK zuhause 1:0, in der 82. Minute löste sich der DFB-Kapitän von seinem Bewacher Heilig und schoss das Tor des Tages.

Wir lesen darüber im Sport Magazin vom 3. Mai 1954: „Einzelne Zuschauer brachen bereits auf, da kam die 82. Minute. Der auf halbrechts stehende Fritz Walter löste sich mit einigen Schritten von seinem ewigen Schatten Heilig und stand für einige Sekunden frei. Schon hatte Ottmar die Gelegenheit erblickt, im Handumdrehen flog der Ball dem Friedrich vor die Füße, so etwa 18 Meter vor dem Eintracht-Tor entfernt. Der Fritz fasste den Ball direkt mit seiner unnachahmlichen Schußtechnik, man hörte es pfeifen und in der langen oberen Ecke des Eintracht-Tores fing sich das Leder.“ Sein Trainer Richard Schneider schwärmte: „Eine Meisterleistung, wie sie eben nur der Fritz fertigbringt.“ Mit Fritz Walter hat Kaiserslautern nie gegen die Eintracht verloren, so viel steht fest.

Kein Sieger beim Debüt in der Bundesliga

Dann kam die Bundesliga, dann kamen andere Zeiten. Gleich am allerersten Spieltag der Bundesliga trafen sie aufeinander, am 24. August 1963. Beide verwandelten einen Elfmeter, fertig war das häufigste Resultat dieser Paarung .

Erstmals deutlich wurde es am 11. September 1965, als die Eintracht im Waldstadion 6:0 gewann. Georg Lechner traf dreimal, auch der junge Jürgen Grabowski schoss zwei Tore. Nach Ecken hieß es gar 13:1. Im Rückspiel feierte der FCK dann im sechsten Anlauf seinen ersten Bundesligasieg gegen die Frankfurter, obwohl die schon nach 18 Minuten 2:0 führten. Doch zwischen der 40. und 58. Minute schossen die Gastgeber um den zweifachen Torschützen Otto Geisert fünf Tore.

Es folgten fünf Unentschieden in den nächsten sechs Spielen, eingerahmt von einem 5:2 für die Eintracht im Januar 1968 auf eigenem Platz. Jürgen Friedrich, Im Rückspiel, beide steckten im Abstiegskampf, ging es richtig hoch her; ausgerechnet der Ex-Frankfurter Jürgen „Atze“ Friedrich rettete mit einem Doppelschlag dem Gastgeber noch einen Punkt (2:2). Aber der FCK legte Protest ein, weil Schiedsrichter Gerhard Schulenberg (und nicht Wolf-Dieter Ahlenfelder!) als erster in der Bundesliga zu früh zur Pause gepfiffen hatte. Nach 40 Minuten! Sein Assistent intervenierte und Schulenberg machte den nächsten Fehler: statt Schiedsrichterball gab er Freistoß für die Eintracht, aus dem Grabowskis 0:1 entstand. Der Protest wurde abgeschmettert, was letztlich egal war, da der FCK nicht abstieg.

“Überläufer“ Friedrich trifft für den FCk

Im September 1970 traf Überläufer Friedrich beim 2:0 erneut gegen seine Eintracht und niemand ahnte, dass es für lange Zeit der letzte Triumph im Südwest-Derby sein würde. Aus den kommenden zehn Spielen holten die Pfälzer nur drei Punkte. Am 21. August 1973 erlitt der FCK die bis dato höchste Heimpleite (1:4), die zur Kategorie unnötig zu zählen ist. Denn zur Pause führte Erich Ribbeck, der zuvor die Eintracht trainiert hatte, mit 1:0 und nach Weidles Ausgleich bekam der FCK gleich zwei Elfmeter. Doch Doktor Peter Kunter, der fliegende Zahnarzt im Eintracht-Tor, parierte gegen Seppl Pirrung und Lothar Huber traf den Pfosten. „Morgens im Training hat er noch vier reingemacht“, erzählte ein frustrierter Erich Ribbeck, während Kollege Dietrich Weise, der wiederum zuvor die Lauterer trainiert hatte, bedauerte: „Der FCK tut mir leid, so klar ist das Ergebnis nicht für uns verdient!“. Das sagte er seinen Ex-Schützlingen auch persönlich und ging in die „falsche“ Kabine.

Auch der nächste Kantersieg der Hessen im September 1974 (5:1), nun in Frankfurt, war irreführend. Bis zur 81. Minute stand es nur 2:1, dann glückten noch drei Eintracht-Tore – zwei von Joker Bernd Lorenz. „So verrückt können Fußballspiele sein. Wer am Samstag in der 70. Minute das Frankfurter Waldstadion verließ, wenige Minuten nachdem verdienten Pfälzer Ausgleichstreffer, der tat dies in der Überzeugung, dass der Sieger, wenn es einen geben sollte, nur der jetzt energisch angreifende 1. FC Kaiserslautern sein konnte.“, schrieb der Kicker. Und wieder musste Dietrich Weise die Lauterer trösten. „Erich, du tust mir leid“, sagte er seinem Kollegen Ribbeck. In den Siebzigern drifteten die Klubs leistungsmäßig auseinander, die Eintracht spielte regelmäßig um die internationalen Plätze, der FCK gegen den Abstieg. Das schlug sich auch in der Bilanz des Derbies nieder.

Späte Tore drehen enge Spiele

Die Wende bahnte sich im April 1977 an, als der FCK zuhause 2:0 führte, ehe Hölzenbeins Doppelschlag ein weiteres Remis einbrachte. Dennoch war es das erste von immerhin fünf Spielen in Serie ohne FCK-Niederlage. 1977/78 gewannen die Pfälzer gar erstmals beide Spiele und diesmal hatten sie auch in Frankfurt gut lachen: nach 88 Minuten stand es 1:1, dann trafen Hannes Riedl und Seppl Pirrung für den FCK, den immer noch Erich Ribbeck trainierte. Der Eintracht tat es doppelt weh, hätte sie doch bei einem Sieg Tabellenführer werden können. Am 19. April 1980 ereignete sich an gleicher Stelle das wohl verrückteste Spiel. Durch einen Foulelfmeter von Werner Lorant stand es nach 58 Minuten 3:1, aber dann kam der FCK auf Touren. Nationalspieler Hans-Peter Briegel schoss zwei Tore in drei Minuten und wieder fielen die tödlichen FCK-Tore ab der 88. Minute. Hans-Günter Neues verwandelte einen Elfmeter und Benny Wendt besorgte den 3:5-Endstand.

Wieder saßen auf den Trainerbänken Männer, die in ihrer Karriere für beide Klubs arbeiteten, was ein Kennzeichen dieser Südwest-Paarung ist. Hier Friedel Rausch (Eintracht), da Kalli Feldkamp (FCK). Mit Feldkamp erlebten die Pfälzer einen grandiosen Aufschwung. Es war die Zeit, als sie an der Eintracht vorbeizogen, in der sie Real Madrid 5:0 schlugen und in der sie sogar einmal Herbstmeister wurden (1978/79). Nur Titel gewannen sie nicht, das schaffte die Eintracht. Nach dem Uefa-Pokalsieg 1980 erreichten sie 1981 auch das DFB-Pokal-Finale – gegen den FCK. Bis heute das bedeutendste Derby, abgesehen vom Abstiegsfinale 1999, das aber nur für die Eintracht wichtig war.

Lautern fehlt die „Betze-Atmosphäre

Am 2. Mai 1981 ging es in Stuttgart für beide um etwas und 70.000 freuten sich auf ein attraktives Finale zweier Uefa-Cup-Teilnehmer. Nun attraktiv war es, aber unerwartet einseitig. SGE-Trainer Lothar Buchmann hatte seine Schützlinge mit Konditionstraining unter der Woche auf Trab gebracht, so dass Charly Körbel witzelte: „Vielleicht sollte mal einer dem Trainer sagen, dass das Finale schon an diesem Samstag steigt!“. Doch Buchmanns Methode („Ich wollte die Jungs vor dem Höhepunkt noch mal richtig wachrütteln“) erwies sich als richtig, die Eintracht ging hoch motiviert ins Spiel. Zur Pause führte sie dank eines Doppelschlags von Willi Neuberger und Ronny Borchers binnen 120 Sekunden 2:0 und der Kopfball des Südkoreaners Bum-kun Cha nach 64 Minuten entschied das Finale. Reiner Geye wurde noch der Ehrentreffer mit Abpfiff gegönnt.“ Bundestrainer Jupp Derwall sagte: „Den Lauterern fehlte heute die Betzenberg-Atmosphäre.“ Wie recht er damit hatte, zeigte sich schon wieder im Februar 1982, als die Eintracht nach 2:0-Führung auswärts 2:6 unterging.

Charly Körbels Eigentor leitete die Aufholjagd der Roten Teufel ein, die von der Nervosität des Eintracht-Keepers Jürgen Pahl profitierten. Kurz vor dem Spiel sagte Lothar Buchmann in Kaiserslautern, das Feldkamp nach Dortmund ziehen lassen musste, ab. Der FCK-Vorstand war verstimmt, die Spieler zeigten auf ihre Weise auf dem Platz Loyalität zur Vereinsführung. „m Ende ein totaler Zusammenbruch der Eintracht, weitere Spielminuten hätten mit Sicherheit weitere Tore gebracht.“ So blieb es beim halben Dutzend, dennoch Rekord in diesem Derby (mit 1965/6:0). Das Debakel war Teil einer .schwarzen Serie der Eintracht, die in den Achtzigern „am Betze“ nie gewinnen konnte. Erst am 5. Dezember 1992 brach Trainer Dragoslav Stepanovic nach 12 Spielen den Bann (0:2). Es war übrigens das einzige von sechs Spielen am Betzenberg zwischen 1990 und 1996, das nicht 1:1 endete. Der FCK wiederum gewann seit jenem furiosen 3:5 von 1980 nur eines der folgenden 14 Spiele im Waldstadion und unterlag auch in seiner Meister-Saison 1990/91 – mit 3:4. Es war eines der größten Spiele von Andy Möller, der als Mittelfeldspieler schon nach 28 Minuten drei Tore erzielt hatte.

Gemeinsamer Abstieg 1996

Seit Bundesligastart hatten sich die Südwest-Rivalen Jahr für Jahr duelliert und so aneinander gewöhnt, dass sie im Mai 1996 sogar gemeinsam abstiegen. Markus Schupps später Ausgleich am Betzenberg im März 1996 trug zum Lauterer Abstieg bei und war für drei Jahre das letzte von mittlerweile 249 Bundesliga-Toren in diesem Derby. Das erste am Samstag wird also eine runde Sache.

In der Zweiten Liga waren sie nur ein Jahr beisammen: der FCK stieg sofort wieder auf und gewann sein Heimspiel 5:0. Im Rückspiel wurde am 1. Juni 1997 das erste 0:0 in einem Pflichtspiel dokumentiert, in der Bundesliga passierte das wie erwähnt nie.

Eintracht hält Klasse dank des FCK

1998 kam auch die Eintracht zurück und dank des FCK hielt sie die Klasse. Der 29. Mai 1999 ging in die Bundesliga-Geschichte ein. Am letzten Spieltag rettete sich die Eintracht dank eines einzigen Tores vor dem Abstieg – gegen einen einbrechenden 1. FC Kaiserslautern fielen in den letzten zehn Minuten noch drei Tore. Ob es reichen würde, wusste niemand. Die Zwischenstände auf den anderen Plätzen sorgten für immer neue Konstellationen und erst nach Jan-Aage Fjörtofts legendärem Übersteiger-Tor in vorletzter Minute zum 5:1 war Eintracht in Sicherheit.

Jörg Berger – der Held auf der Bank

Der heimliche Held stand jedoch an der Bank. Der 2010 verstorbene Trainer Jörg Berger hatte die Hessen in aussichtsloser Lage übernommen und ins Ziel gebracht. „Er hätte auch die Titanic gerettet“, sagte Fjörtoft im Überschwang der Gefühle, während rund 60.000 Fans ausgelassen feierten. In der Stadt kam es sogar zu Autokorsos wie sonst nur nach Titelgewinnen. Nur FCK-Trainer Otto Rehhagel war bitter enttäuscht ob des entgangenen Champions League-Platzes. „Ich musste mich sehr beherrschen, um die Contenance zu bewahren, dem einen oder anderen Spieler die Wahrheit zu sagen“, grollte der Alt-Meister.

In den folgenden zwölf Jahren gab es nur noch sieben Spiele, denn beide stiegen wieder mal ab. Nun jeder für sich: Die Eintracht 2001 und 2004, der FCK 2006. Das Hinspiel am Betzenberg war das erste nach vier Jahren Pause und brachte einen 3:0-Sieg der Eintracht, die seit 6. März 2004 gegen den FCK ungeschlagen ist. Damals setzte es eine typische Betzenberg-Niederlage – das 0:1 fiel in letzter Minute.

Der FCK wiederum hat letztmals am 11. November 2000 in Frankfurt verloren (1:3). Eine Serie müsste also reißen, wenn sie nicht wieder 1:1 spielen…

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Es sind Duelle, die sich ins kollektive Gedächtnis der Fußballfans eingebrannt haben. Spiele für die ganz großen Emotionen - Begeisterung und Entsetzen, Siegestaumel und tiefe Trauer. Begegnungen, die Millionen von Menschen in ihren Bann ziehen, jedes Mal aufs Neue. Unvergessene Momente der Bundesligahistorie, 90 Minuten für die Ewigkeit, die normale Partien zu Klassikern gemacht haben.

Ein Spiel und seine Geschichte: In einer Serie schaut der DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras immer freitags während der Saison in die Chronik von ganz besonderen Bundesliga-Duellen, die aktuell anstehen. Heute: Frankfurt gegen Kaiserslautern, die am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) aufeinandertreffen.

Als sie sich erstmals gegenüberstanden, hießen sie noch ein bisschen anders. Zur Vorbereitung auf die neue Saison trafen sich der Frankfurter FV, aus dem einmal die Eintracht werden sollte, und der FV Kaiserslautern, der spätere FCK, am 13. August 1911 in Frankfurt.

Auf das Freundschaftsspiel entfiel ein leichter Misston, denn obwohl die Pfälzer um die Anstoßzeit von 15.30 gebeten hatten, da sie noch den Zug in die Heimat erwischen wollten, wurde es 16.15 Uhr „bis endlich unsere Spieler den Platz betraten“, entnehmen wir der Vereinszeitung des FV Frankfurt. Obwohl die Gastgeber noch immer nicht vollständig waren, pfiff der Unparteiische endlich an und trotz Unterzahl gingen die Hessen in Führung. Die ersten beiden Tore dieses Südwest-Derbies erzielte der erste deutsche Ländespieltorschütze Fritz Becker. Das 1:0 war „eine schöne Leistung“, übermittelt die Vereinschronik, Näheres leider nicht. Nach dem 2:0 sollen die Lauterer dann etwas getreten haben, „so dass unsere Sturmreihe noch aus 3 Stürmern und 2 Invaliden bestand“. Die Gäste trafen aber zuweilen auch den Ball und zweimal noch das Tor, so dass man schiedlich friedlich mit 2:2 auseinanderging.

Viele knappe Spiele in der Geschichte

Kein bedeutendes Spiel in der Chronik dieser beiden Klubs, aber doch wegweisend. Es ging oft eng zu, man schenkte sich nichts und jedes dritte Spiel endete Unentschieden in gemeinsamen Bundesligazeiten. Kaiserslautern hat jedenfalls gegen keinen anderen Klub häufiger die Punkte geteilt als gegen die Eintracht – 26mal bei 77 Spielen.

Allein 16 Spiele endeten 1:1, von 1966-68 gab es gar einen 1:1-Hattrick. Aber das naheliegendste aller Unentschieden, das 0:0, hat es nie gegeben ­– bei Eintracht gegen FCK fielen immer Tore. Das ist Bundesligarekord!

Premiere in der Oberliga

Die ersten bedeutsamen Duelle fanden allerdings noch zu Oberligazeiten statt. In einer Liga spielten Hessen und Pfälzer zwar nie, aber 1953 und 1954 kam es zu Endrundenspielen um die Deutsche Meisterschaft. Auf dem Weg zum Triumph 1953 schaltete die „Walter-Elf“ die Eintracht aus, mit 1:0 auswärts und 5:1 am Betzenberg. Ottmar Walter erzielte vier der sechs ersten FCK-Pflichtspiele gegen die Eintracht. Bruder Fritz war dann im Mai 1954 an der Reihe, für die Entscheidung in einem Vorrundenspiel zur Meisterschaft zu sorgen. Vor 45.000 gewann der FCK zuhause 1:0, in der 82. Minute löste sich der DFB-Kapitän von seinem Bewacher Heilig und schoss das Tor des Tages.

Wir lesen darüber im Sport Magazin vom 3. Mai 1954: „Einzelne Zuschauer brachen bereits auf, da kam die 82. Minute. Der auf halbrechts stehende Fritz Walter löste sich mit einigen Schritten von seinem ewigen Schatten Heilig und stand für einige Sekunden frei. Schon hatte Ottmar die Gelegenheit erblickt, im Handumdrehen flog der Ball dem Friedrich vor die Füße, so etwa 18 Meter vor dem Eintracht-Tor entfernt. Der Fritz fasste den Ball direkt mit seiner unnachahmlichen Schußtechnik, man hörte es pfeifen und in der langen oberen Ecke des Eintracht-Tores fing sich das Leder.“ Sein Trainer Richard Schneider schwärmte: „Eine Meisterleistung, wie sie eben nur der Fritz fertigbringt.“ Mit Fritz Walter hat Kaiserslautern nie gegen die Eintracht verloren, so viel steht fest.

Kein Sieger beim Debüt in der Bundesliga

Dann kam die Bundesliga, dann kamen andere Zeiten. Gleich am allerersten Spieltag der Bundesliga trafen sie aufeinander, am 24. August 1963. Beide verwandelten einen Elfmeter, fertig war das häufigste Resultat dieser Paarung .

Erstmals deutlich wurde es am 11. September 1965, als die Eintracht im Waldstadion 6:0 gewann. Georg Lechner traf dreimal, auch der junge Jürgen Grabowski schoss zwei Tore. Nach Ecken hieß es gar 13:1. Im Rückspiel feierte der FCK dann im sechsten Anlauf seinen ersten Bundesligasieg gegen die Frankfurter, obwohl die schon nach 18 Minuten 2:0 führten. Doch zwischen der 40. und 58. Minute schossen die Gastgeber um den zweifachen Torschützen Otto Geisert fünf Tore.

Es folgten fünf Unentschieden in den nächsten sechs Spielen, eingerahmt von einem 5:2 für die Eintracht im Januar 1968 auf eigenem Platz. Jürgen Friedrich, Im Rückspiel, beide steckten im Abstiegskampf, ging es richtig hoch her; ausgerechnet der Ex-Frankfurter Jürgen „Atze“ Friedrich rettete mit einem Doppelschlag dem Gastgeber noch einen Punkt (2:2). Aber der FCK legte Protest ein, weil Schiedsrichter Gerhard Schulenberg (und nicht Wolf-Dieter Ahlenfelder!) als erster in der Bundesliga zu früh zur Pause gepfiffen hatte. Nach 40 Minuten! Sein Assistent intervenierte und Schulenberg machte den nächsten Fehler: statt Schiedsrichterball gab er Freistoß für die Eintracht, aus dem Grabowskis 0:1 entstand. Der Protest wurde abgeschmettert, was letztlich egal war, da der FCK nicht abstieg.

“Überläufer“ Friedrich trifft für den FCk

Im September 1970 traf Überläufer Friedrich beim 2:0 erneut gegen seine Eintracht und niemand ahnte, dass es für lange Zeit der letzte Triumph im Südwest-Derby sein würde. Aus den kommenden zehn Spielen holten die Pfälzer nur drei Punkte. Am 21. August 1973 erlitt der FCK die bis dato höchste Heimpleite (1:4), die zur Kategorie unnötig zu zählen ist. Denn zur Pause führte Erich Ribbeck, der zuvor die Eintracht trainiert hatte, mit 1:0 und nach Weidles Ausgleich bekam der FCK gleich zwei Elfmeter. Doch Doktor Peter Kunter, der fliegende Zahnarzt im Eintracht-Tor, parierte gegen Seppl Pirrung und Lothar Huber traf den Pfosten. „Morgens im Training hat er noch vier reingemacht“, erzählte ein frustrierter Erich Ribbeck, während Kollege Dietrich Weise, der wiederum zuvor die Lauterer trainiert hatte, bedauerte: „Der FCK tut mir leid, so klar ist das Ergebnis nicht für uns verdient!“. Das sagte er seinen Ex-Schützlingen auch persönlich und ging in die „falsche“ Kabine.

Auch der nächste Kantersieg der Hessen im September 1974 (5:1), nun in Frankfurt, war irreführend. Bis zur 81. Minute stand es nur 2:1, dann glückten noch drei Eintracht-Tore – zwei von Joker Bernd Lorenz. „So verrückt können Fußballspiele sein. Wer am Samstag in der 70. Minute das Frankfurter Waldstadion verließ, wenige Minuten nachdem verdienten Pfälzer Ausgleichstreffer, der tat dies in der Überzeugung, dass der Sieger, wenn es einen geben sollte, nur der jetzt energisch angreifende 1. FC Kaiserslautern sein konnte.“, schrieb der Kicker. Und wieder musste Dietrich Weise die Lauterer trösten. „Erich, du tust mir leid“, sagte er seinem Kollegen Ribbeck. In den Siebzigern drifteten die Klubs leistungsmäßig auseinander, die Eintracht spielte regelmäßig um die internationalen Plätze, der FCK gegen den Abstieg. Das schlug sich auch in der Bilanz des Derbies nieder.

Späte Tore drehen enge Spiele

Die Wende bahnte sich im April 1977 an, als der FCK zuhause 2:0 führte, ehe Hölzenbeins Doppelschlag ein weiteres Remis einbrachte. Dennoch war es das erste von immerhin fünf Spielen in Serie ohne FCK-Niederlage. 1977/78 gewannen die Pfälzer gar erstmals beide Spiele und diesmal hatten sie auch in Frankfurt gut lachen: nach 88 Minuten stand es 1:1, dann trafen Hannes Riedl und Seppl Pirrung für den FCK, den immer noch Erich Ribbeck trainierte. Der Eintracht tat es doppelt weh, hätte sie doch bei einem Sieg Tabellenführer werden können. Am 19. April 1980 ereignete sich an gleicher Stelle das wohl verrückteste Spiel. Durch einen Foulelfmeter von Werner Lorant stand es nach 58 Minuten 3:1, aber dann kam der FCK auf Touren. Nationalspieler Hans-Peter Briegel schoss zwei Tore in drei Minuten und wieder fielen die tödlichen FCK-Tore ab der 88. Minute. Hans-Günter Neues verwandelte einen Elfmeter und Benny Wendt besorgte den 3:5-Endstand.

Wieder saßen auf den Trainerbänken Männer, die in ihrer Karriere für beide Klubs arbeiteten, was ein Kennzeichen dieser Südwest-Paarung ist. Hier Friedel Rausch (Eintracht), da Kalli Feldkamp (FCK). Mit Feldkamp erlebten die Pfälzer einen grandiosen Aufschwung. Es war die Zeit, als sie an der Eintracht vorbeizogen, in der sie Real Madrid 5:0 schlugen und in der sie sogar einmal Herbstmeister wurden (1978/79). Nur Titel gewannen sie nicht, das schaffte die Eintracht. Nach dem Uefa-Pokalsieg 1980 erreichten sie 1981 auch das DFB-Pokal-Finale – gegen den FCK. Bis heute das bedeutendste Derby, abgesehen vom Abstiegsfinale 1999, das aber nur für die Eintracht wichtig war.

Lautern fehlt die „Betze-Atmosphäre

Am 2. Mai 1981 ging es in Stuttgart für beide um etwas und 70.000 freuten sich auf ein attraktives Finale zweier Uefa-Cup-Teilnehmer. Nun attraktiv war es, aber unerwartet einseitig. SGE-Trainer Lothar Buchmann hatte seine Schützlinge mit Konditionstraining unter der Woche auf Trab gebracht, so dass Charly Körbel witzelte: „Vielleicht sollte mal einer dem Trainer sagen, dass das Finale schon an diesem Samstag steigt!“. Doch Buchmanns Methode („Ich wollte die Jungs vor dem Höhepunkt noch mal richtig wachrütteln“) erwies sich als richtig, die Eintracht ging hoch motiviert ins Spiel. Zur Pause führte sie dank eines Doppelschlags von Willi Neuberger und Ronny Borchers binnen 120 Sekunden 2:0 und der Kopfball des Südkoreaners Bum-kun Cha nach 64 Minuten entschied das Finale. Reiner Geye wurde noch der Ehrentreffer mit Abpfiff gegönnt.“ Bundestrainer Jupp Derwall sagte: „Den Lauterern fehlte heute die Betzenberg-Atmosphäre.“ Wie recht er damit hatte, zeigte sich schon wieder im Februar 1982, als die Eintracht nach 2:0-Führung auswärts 2:6 unterging.

Charly Körbels Eigentor leitete die Aufholjagd der Roten Teufel ein, die von der Nervosität des Eintracht-Keepers Jürgen Pahl profitierten. Kurz vor dem Spiel sagte Lothar Buchmann in Kaiserslautern, das Feldkamp nach Dortmund ziehen lassen musste, ab. Der FCK-Vorstand war verstimmt, die Spieler zeigten auf ihre Weise auf dem Platz Loyalität zur Vereinsführung. „m Ende ein totaler Zusammenbruch der Eintracht, weitere Spielminuten hätten mit Sicherheit weitere Tore gebracht.“ So blieb es beim halben Dutzend, dennoch Rekord in diesem Derby (mit 1965/6:0). Das Debakel war Teil einer .schwarzen Serie der Eintracht, die in den Achtzigern „am Betze“ nie gewinnen konnte. Erst am 5. Dezember 1992 brach Trainer Dragoslav Stepanovic nach 12 Spielen den Bann (0:2). Es war übrigens das einzige von sechs Spielen am Betzenberg zwischen 1990 und 1996, das nicht 1:1 endete. Der FCK wiederum gewann seit jenem furiosen 3:5 von 1980 nur eines der folgenden 14 Spiele im Waldstadion und unterlag auch in seiner Meister-Saison 1990/91 – mit 3:4. Es war eines der größten Spiele von Andy Möller, der als Mittelfeldspieler schon nach 28 Minuten drei Tore erzielt hatte.

Gemeinsamer Abstieg 1996

Seit Bundesligastart hatten sich die Südwest-Rivalen Jahr für Jahr duelliert und so aneinander gewöhnt, dass sie im Mai 1996 sogar gemeinsam abstiegen. Markus Schupps später Ausgleich am Betzenberg im März 1996 trug zum Lauterer Abstieg bei und war für drei Jahre das letzte von mittlerweile 249 Bundesliga-Toren in diesem Derby. Das erste am Samstag wird also eine runde Sache.

In der Zweiten Liga waren sie nur ein Jahr beisammen: der FCK stieg sofort wieder auf und gewann sein Heimspiel 5:0. Im Rückspiel wurde am 1. Juni 1997 das erste 0:0 in einem Pflichtspiel dokumentiert, in der Bundesliga passierte das wie erwähnt nie.

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Eintracht hält Klasse dank des FCK

1998 kam auch die Eintracht zurück und dank des FCK hielt sie die Klasse. Der 29. Mai 1999 ging in die Bundesliga-Geschichte ein. Am letzten Spieltag rettete sich die Eintracht dank eines einzigen Tores vor dem Abstieg – gegen einen einbrechenden 1. FC Kaiserslautern fielen in den letzten zehn Minuten noch drei Tore. Ob es reichen würde, wusste niemand. Die Zwischenstände auf den anderen Plätzen sorgten für immer neue Konstellationen und erst nach Jan-Aage Fjörtofts legendärem Übersteiger-Tor in vorletzter Minute zum 5:1 war Eintracht in Sicherheit.

Jörg Berger – der Held auf der Bank

Der heimliche Held stand jedoch an der Bank. Der 2010 verstorbene Trainer Jörg Berger hatte die Hessen in aussichtsloser Lage übernommen und ins Ziel gebracht. „Er hätte auch die Titanic gerettet“, sagte Fjörtoft im Überschwang der Gefühle, während rund 60.000 Fans ausgelassen feierten. In der Stadt kam es sogar zu Autokorsos wie sonst nur nach Titelgewinnen. Nur FCK-Trainer Otto Rehhagel war bitter enttäuscht ob des entgangenen Champions League-Platzes. „Ich musste mich sehr beherrschen, um die Contenance zu bewahren, dem einen oder anderen Spieler die Wahrheit zu sagen“, grollte der Alt-Meister.

In den folgenden zwölf Jahren gab es nur noch sieben Spiele, denn beide stiegen wieder mal ab. Nun jeder für sich: Die Eintracht 2001 und 2004, der FCK 2006. Das Hinspiel am Betzenberg war das erste nach vier Jahren Pause und brachte einen 3:0-Sieg der Eintracht, die seit 6. März 2004 gegen den FCK ungeschlagen ist. Damals setzte es eine typische Betzenberg-Niederlage – das 0:1 fiel in letzter Minute.

Der FCK wiederum hat letztmals am 11. November 2000 in Frankfurt verloren (1:3). Eine Serie müsste also reißen, wenn sie nicht wieder 1:1 spielen…