Frank Mill: "Olympia, allein das Erlebnis ist Gold wert"

Zwei Mal Deutscher Meister zu werden – das ist für einen Fußballer durchaus möglich. Oder auch zwei Mal Deutscher Pokalsieger. Zwei Mal Olympische Spiele zu erleben, das aber ist nur ganz wenigen vergönnt. „Ich bin stolz darauf, in Los Angeles und Seoul dabei gewesen zu sein“, sagt Frank Mill über seine Olympia-Teilnahmen 1984 und 1988. „Eigentlich ist Olympia ein einmaliges Erlebnis. Ich habe es genossen, zwei Mal dabei zu sein.“ Oliver Bitter unterhielt sich mit dem ehemaligen Top-Stürmer und Olympia-Teilnehmer.

In Südkorea kletterte Mill 1988 mit seinen Kollegen Klinsmann, Häßler, Riedle, Wuttke, Bommer und Co. sogar aufs Treppchen, als Gewinner der Bronzemedaille. „Wir hatten eine tolle Truppe und hätten eigentlich im Endspiel um Gold kämpfen müssen“, erinnert sich der frühere Klassestürmer, der mit zehn Toren in 20 Spielen der Rekordschütze der deutschen Olympia-Auswahl ist. Mit viel Pech scheiterte die Mannschaft damals im Halbfinale an Brasilien mit den späteren Weltmeistern Romario, Dunga und anderen Weltklasseleuten. „Fünf Minuten vor Schluss der Verlängerung gab es beim Stand von 1:1 Elfmeter für uns“, erzählt Mill. „Wolfgang Funkel verschoss – und dann haben wir im Elfmeterschießen verloren.“

Dennoch hat er die beiden olympischen Turniere in lebhafter, überaus angenehmer Erinnerung. „Ganz ehrlich, wenn ich jetzt das Turnier in China sehe, dann kann ich verstehen, warum zum Beispiel die Brasilianer aus der Bundesliga wie Rafinha oder Diego so ein Theater gemacht haben, um dabei zu sein. Du siehst als Fußballprofi ja eine ganze Menge, aber bei Olympia mitzuspielen, das ist noch mal eine ganz andere Größenordnung.“

In der Mensa des Olympischen Dorfes, erzählt Mill, saß er 1984 in Los Angeles mal mit Dieter Schatzschneider am Tisch, neben einem Zeitgenossen mit etwas eingedrückter Nase. Als „Schatz“ eine scherzhafte Bemerkung über das Aussehen des Nebenmannes losließ und der mit bösen Blicken konterte, ging Mill dazwischen und schlichtete. Zum Glück: Der Kontrahent war kein Geringerer als der Europameister und vielfache Deutsche Meister im Schwergewichtsboxen, Peter Hussing.

Faszinierend seien die Zusammentreffen mit anderen Sportlern gewesen, schwärmt Mill noch heute. „Da schweben diese kleinen Turnpüppchen durchs Olympische Dorf, bei denen du denkst, die wiegen höchstens 35 Kilo.“ Carl Lewis hat er gesehen und Edwin Moses, die US-Superläufer – und bei gemeinsamen Mahlzeiten manchmal seinen Augen nicht getraut. „Da kommen riesige Brocken von Ringern oder Gewichthebern herein und laden ihren Teller so voll, da könnte ich eine Woche lang von essen.“ Mills Olympia-Fazit: „Es ist ein Traum, überhaupt dabei zu sein. Allein das Erlebnis ist Gold wert, verbunden mit Begegnungen, die unvergesslich bleiben.“

Frank Mill heute: Chef von 60 Kinder-Fußballschulen

Essen war, ist und bleibt der Mittelpunkt seines Lebens. „Ich habe immer da gewohnt und sehe keinen Grund, das zu ändern“, sagt Frank Mill. In Essen begann seine lange Laufbahn als Fußball-Profi. Hauptberuflich Schlitzohr. Und Torjäger. „Sagen wir es ganz ehrlich: Ich war ein Miststück, ein sehr giftiger Spieler“, gibt Mill zu, der am 23. Juli seinen 50. Geburtstag feierte.

Nach Ende seiner Karriere mit 387 Spielen und 123 Toren in der Bundesliga bei Rot-Weiss Essen, Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund und Fortuna Düsseldorf stieg Mill zunächst ins Containergeschäft ein, ist aber heute wieder dem Fußball ganz eng verbunden. Er leitet insgesamt 60 Fußballschulen für Kinder „zwischen Westerwald und Norderney“, die ihn mächtig auf Trab halten. „Ich bin vor Ort, so oft es geht“, erzählt der frühere Torjäger, „da kommen im Jahr schon mal 80 bis 100.000 Kilometer zusammen.“

Als Trainer hat Mill frühere Kollegen engagiert wie Jörg Criens, Uwe Bein, Matthias Herget oder Thomas Kastenmaier, kümmert sich um die Trainingsplanung und Ausstattung der jungen Fußballer (www.kidsactive.de) und ist ständig auf Achse, so wie früher im gegnerischen Strafraum. Und natürlich spielt er auch in diversen Promimannschaften mit, nach wie vor mit großem Ehrgeiz. „Da fange ich zwei Wochen vorher mit Laufen an, um ordentliche Leistung abzuliefern. Nur antreten, kassieren und wieder nach Hause fahren, das ist nicht meine Welt.“

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Zwei Mal Deutscher Meister zu werden – das ist für einen Fußballer durchaus möglich. Oder auch zwei Mal Deutscher Pokalsieger. Zwei Mal Olympische Spiele zu erleben, das aber ist nur ganz wenigen vergönnt. „Ich bin stolz darauf, in Los Angeles und Seoul dabei gewesen zu sein“, sagt Frank Mill über seine Olympia-Teilnahmen 1984 und 1988. „Eigentlich ist Olympia ein einmaliges Erlebnis. Ich habe es genossen, zwei Mal dabei zu sein.“ Oliver Bitter unterhielt sich mit dem ehemaligen Top-Stürmer und Olympia-Teilnehmer.

In Südkorea kletterte Mill 1988 mit seinen Kollegen Klinsmann, Häßler, Riedle, Wuttke, Bommer und Co. sogar aufs Treppchen, als Gewinner der Bronzemedaille. „Wir hatten eine tolle Truppe und hätten eigentlich im Endspiel um Gold kämpfen müssen“, erinnert sich der frühere Klassestürmer, der mit zehn Toren in 20 Spielen der Rekordschütze der deutschen Olympia-Auswahl ist. Mit viel Pech scheiterte die Mannschaft damals im Halbfinale an Brasilien mit den späteren Weltmeistern Romario, Dunga und anderen Weltklasseleuten. „Fünf Minuten vor Schluss der Verlängerung gab es beim Stand von 1:1 Elfmeter für uns“, erzählt Mill. „Wolfgang Funkel verschoss – und dann haben wir im Elfmeterschießen verloren.“

Dennoch hat er die beiden olympischen Turniere in lebhafter, überaus angenehmer Erinnerung. „Ganz ehrlich, wenn ich jetzt das Turnier in China sehe, dann kann ich verstehen, warum zum Beispiel die Brasilianer aus der Bundesliga wie Rafinha oder Diego so ein Theater gemacht haben, um dabei zu sein. Du siehst als Fußballprofi ja eine ganze Menge, aber bei Olympia mitzuspielen, das ist noch mal eine ganz andere Größenordnung.“

In der Mensa des Olympischen Dorfes, erzählt Mill, saß er 1984 in Los Angeles mal mit Dieter Schatzschneider am Tisch, neben einem Zeitgenossen mit etwas eingedrückter Nase. Als „Schatz“ eine scherzhafte Bemerkung über das Aussehen des Nebenmannes losließ und der mit bösen Blicken konterte, ging Mill dazwischen und schlichtete. Zum Glück: Der Kontrahent war kein Geringerer als der Europameister und vielfache Deutsche Meister im Schwergewichtsboxen, Peter Hussing.

Faszinierend seien die Zusammentreffen mit anderen Sportlern gewesen, schwärmt Mill noch heute. „Da schweben diese kleinen Turnpüppchen durchs Olympische Dorf, bei denen du denkst, die wiegen höchstens 35 Kilo.“ Carl Lewis hat er gesehen und Edwin Moses, die US-Superläufer – und bei gemeinsamen Mahlzeiten manchmal seinen Augen nicht getraut. „Da kommen riesige Brocken von Ringern oder Gewichthebern herein und laden ihren Teller so voll, da könnte ich eine Woche lang von essen.“ Mills Olympia-Fazit: „Es ist ein Traum, überhaupt dabei zu sein. Allein das Erlebnis ist Gold wert, verbunden mit Begegnungen, die unvergesslich bleiben.“

Frank Mill heute: Chef von 60 Kinder-Fußballschulen

Essen war, ist und bleibt der Mittelpunkt seines Lebens. „Ich habe immer da gewohnt und sehe keinen Grund, das zu ändern“, sagt Frank Mill. In Essen begann seine lange Laufbahn als Fußball-Profi. Hauptberuflich Schlitzohr. Und Torjäger. „Sagen wir es ganz ehrlich: Ich war ein Miststück, ein sehr giftiger Spieler“, gibt Mill zu, der am 23. Juli seinen 50. Geburtstag feierte.

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Nach Ende seiner Karriere mit 387 Spielen und 123 Toren in der Bundesliga bei Rot-Weiss Essen, Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund und Fortuna Düsseldorf stieg Mill zunächst ins Containergeschäft ein, ist aber heute wieder dem Fußball ganz eng verbunden. Er leitet insgesamt 60 Fußballschulen für Kinder „zwischen Westerwald und Norderney“, die ihn mächtig auf Trab halten. „Ich bin vor Ort, so oft es geht“, erzählt der frühere Torjäger, „da kommen im Jahr schon mal 80 bis 100.000 Kilometer zusammen.“

Als Trainer hat Mill frühere Kollegen engagiert wie Jörg Criens, Uwe Bein, Matthias Herget oder Thomas Kastenmaier, kümmert sich um die Trainingsplanung und Ausstattung der jungen Fußballer (www.kidsactive.de) und ist ständig auf Achse, so wie früher im gegnerischen Strafraum. Und natürlich spielt er auch in diversen Promimannschaften mit, nach wie vor mit großem Ehrgeiz. „Da fange ich zwei Wochen vorher mit Laufen an, um ordentliche Leistung abzuliefern. Nur antreten, kassieren und wieder nach Hause fahren, das ist nicht meine Welt.“