Frank Baumann: "Bayern-Kampfansagen abprallen lassen"

34 Spieltage, 34 besondere Begegnungen, 34 Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesligageschichte an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2013/2014.

Für Frank Baumann war es einer der Höhepunkt seiner Karriere. Für den SV Werder war es der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. In der Saison 2003/2004 gewannen die Bremer den DFB-Pokal und die Deutsche Meisterschaft - drei Spieltage vor Schluss durch ein 3:1 beim FC Bayern München. Ivan Klasnic, Johan Micoud und Ailton hatten mit ihren Treffern bereits vor der Pause die Basis gelegt.

Aber Kapitän der Mannschaft von Thomas Schaaf war Frank Baumann. "Es hat einfach alles gepasst", sagt der 28-malige deutsche Nationalspieler im historischen DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. "Wir hatten nicht die besten Individualisten im Kader, aber wir haben uns auf dem Platz hervorragend ergänzt."

Mittlerweile ist der 38-Jährige beim vierfachen Deutschen Meister als Direktor Profifußball und Scouting tätig. Am Samstag müssen die Bremer mal wieder in München antreten - allerdings unter ganz anderen Voraussetzungen. Die Bayern sind seit Wochen Deutscher Meister, beim SV Werder sind sie glücklich darüber, nach einer schwierigen Saison den Klassenverbleib so gut wie sicher zu haben.

DFB.de: Herr Baumann, welche Erinnerungen haben Sie an den 8. Mai 2004?

Frank Baumann: Nur die allerbesten natürlich. Das hat schon beim Wetter angefangen. Es war ein hervorragender Tag für jeden einzelnen von uns. Aber natürlich auch für den Verein. Denn es ist ja keine Selbstverständlichkeit, dass der SV Werder Deutscher Meister wird.

DFB.de: Und dann auch noch mit einem 3:1 beim FC Bayern München.

Baumann: Es lief einfach alles perfekt, besonders in der ersten Halbzeit. Die Münchener haben einen Fehler gemacht, und wir sind durch Ivan Klasnic in Führung gegangen. Dann haben noch vor der Pause Johan Micoud und Ailton auf 3:0 erhöht. Das war wirklich alles unfassbar damals.



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34 Spieltage, 34 besondere Begegnungen, 34 Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesligageschichte an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2013/2014.

Für Frank Baumann war es einer der Höhepunkt seiner Karriere. Für den SV Werder war es der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. In der Saison 2003/2004 gewannen die Bremer den DFB-Pokal und die Deutsche Meisterschaft - drei Spieltage vor Schluss durch ein 3:1 beim FC Bayern München. Ivan Klasnic, Johan Micoud und Ailton hatten mit ihren Treffern bereits vor der Pause die Basis gelegt.

Aber Kapitän der Mannschaft von Thomas Schaaf war Frank Baumann. "Es hat einfach alles gepasst", sagt der 28-malige deutsche Nationalspieler im historischen DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. "Wir hatten nicht die besten Individualisten im Kader, aber wir haben uns auf dem Platz hervorragend ergänzt."

Mittlerweile ist der 38-Jährige beim vierfachen Deutschen Meister als Direktor Profifußball und Scouting tätig. Am Samstag müssen die Bremer mal wieder in München antreten - allerdings unter ganz anderen Voraussetzungen. Die Bayern sind seit Wochen Deutscher Meister, beim SV Werder sind sie glücklich darüber, nach einer schwierigen Saison den Klassenverbleib so gut wie sicher zu haben.

DFB.de: Herr Baumann, welche Erinnerungen haben Sie an den 8. Mai 2004?

Frank Baumann: Nur die allerbesten natürlich. Das hat schon beim Wetter angefangen. Es war ein hervorragender Tag für jeden einzelnen von uns. Aber natürlich auch für den Verein. Denn es ist ja keine Selbstverständlichkeit, dass der SV Werder Deutscher Meister wird.

DFB.de: Und dann auch noch mit einem 3:1 beim FC Bayern München.

Baumann: Es lief einfach alles perfekt, besonders in der ersten Halbzeit. Die Münchener haben einen Fehler gemacht, und wir sind durch Ivan Klasnic in Führung gegangen. Dann haben noch vor der Pause Johan Micoud und Ailton auf 3:0 erhöht. Das war wirklich alles unfassbar damals.

DFB.de: Wie waren die Stunden vor dem großen Duell? Haben Sie gemerkt, dass etwas Besonderes in der Luft lag?

Baumann: Ja, irgendwie konnte man das spüren. Wir waren locker und total fokussiert sowie konzentriert zugleich. In den Tagen vorher hatten die Bayern ein paar ordentliche Kampfansagen nach Bremen geschickt. Aber wir haben uns davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wir hatten so viel Selbstbewusstsein, dass das an uns abgeprallt ist.

DFB.de: War es dann eine besondere Genugtuung, gerade beim FC Bayern den Titel perfekt zu machen?

Baumann: Nein, das nicht unbedingt. Aber es war schon eine außergewöhnliche Situation, beim großen Rivalen so dominant aufzutreten und erst gar keinen Zweifel aufkommen zu lassen.

DFB.de: Was hat Ihre Mannschaft damals so stark gemacht?

Baumann: Wir haben perfekt harmoniert. Wir hatten nicht die besten Individualisten im Kader, aber es hat einfach gepasst. Wir haben uns auf dem Platz hervorragend ergänzt. Und in der Kabine vor und nach dem Spiel ebenfalls. Sicher wurde es auch mal laut, oder es hat gekracht. Es war also nicht also nur harmonisch, wir haben uns nicht nur in den Armen gelegen. Aber das gehört auch dazu.

DFB.de: Sie waren Kapitän dieser Mannschaft. Wie konnten Sie die verschiedenen Individualisten als Team zusammenhalten?

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Baumann: Im Erfolg ist das nicht so schwer. Aber auch für mich persönlich war diese Saison ganz sicher ein Karrierehöhepunkt. Wir hatten tatsächlich einige Jungs im Kader, die nicht so einfach zu handhaben waren und einen starken Charakter hatten. Johan Micoud, Andreas Reinke…

DFB.de: … und Ailton.

Baumann: Genau. Ailton war natürlich noch einmal ein ganz spezieller Fall. Auch Ivan Klasnic. Beide waren nicht die großen Laufwunder. Aber auch das hat unsere Mannschaft damals ausgezeichnet. Wir haben das aufgefangen, und die beiden haben es uns mit ihren Toren gedankt.

DFB.de: Wie haben Sie Ailton damals erlebt?

Baumann: Er war ein unglaublicher Spaßvogel. Es hat wirklich riesige Freude gemacht mit ihm. Ich denke noch heute gerne an diese Zeit zurück. Das vergisst man einfach nicht.

DFB.de: Eigentlich hatte die Saison ja gar nicht so gut begonnen…

Baumann: Oh ja. Wir sind mit dieser historischen Pleite im UI-Cup gegen Pasching gestartet. Das war damals nicht einfach. Aber wir haben den Hebel umgelegt. Und es war ja nicht so, dass wir durch irgendwelche glücklichen Umstände die Meisterschaft geholt haben. Wir haben attraktiven Offensivfußball gezeigt und standen in der Defensive gleichzeitig sehr sicher.

DFB.de: Nach dem Sieg in München folgten zwei Niederlagen - 2:6 im eigenen Stadion gegen Leverkusen und 1:3 bei Hansa Rostock. Ist das normal nach einem so riesigen Erfolg?

Baumann: Der Druck war enorm vor dem Spiel in München. Danach ist eine unglaubliche Last von uns abgefallen. Ich sage es mal etwas diplomatisch: Wir haben dann dem Anlass entsprechend gefeiert. Und nicht nur einen Tag. In der Bundesliga konnten wir nicht mehr die nötige Spannung aufbauen. Das war etwas schade, weil wir uns dadurch den Punkteschnitt kaputtgemacht haben.

DFB.de: Aber beim 3:2 im Endspiel um den DFB-Pokal gegen Alemannia Aachen hat es wieder geklappt.

Baumann: Genau. Und das war ebenfalls ganz typisch. In dem entscheidenden Augenblick waren wir wieder voll da und haben das Double nach Bremen geholt - ein bis heute einmaliger Erfolg für den SV Werder.

DFB.de: Hat einer der Titel eine größere Bedeutung für Sie?

Baumann: Nein, das kann man schwer vergleichen. In der Meisterschaft waren wir über einen langen Zeitraum total dominant. Das hat schon einen sehr hohen Stellenwert für mich persönlich. Der Sieg im DFB-Pokal mit dieser außergewöhnlichen Stimmung in Berlin hat der ganzen Saison praktisch die Krone aufgesetzt. Wir haben ähnlich gefeiert wie nach dem Erfolg beim FC Bayern.

DFB.de: Am Samstag muss der SV Werder wieder in München antreten. Aber unter ganz anderen Voraussetzung.

Baumann: Das muss man ganz ehrlich so sagen. So ist die aktuelle Situation, da gibt es nichts zu beschönigen. Wir sind froh darüber, dass wir einen sehr, sehr großen Schritt zum Klassenerhalt gemacht haben. Einige hatten uns ja bereits abgeschrieben. Wir haben jedoch die richtige Antwort auf dem Platz gegeben. Allerdings ist es nicht so, dass wir damit nun zufrieden wären. Wir würden gerne die 40-Punkte-Marke erreichen. Es wäre gut, wenn wir in München einen Zähler mitnehmen könnten. Dass das nicht leicht wird, ist uns allen bewusst.

DFB.de: Zuletzt hat der FC Bayern etwas geschwächelt. Macht Ihnen das Hoffnung?

Baumann: Bei denen war die Situation nach dem vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft ähnlich wie bei uns vor fast zehn Jahren. Aber diese Phase ist jetzt vorbei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir am Samstag lustlose Münchner sehen werden. Das ist aber auch egal. Wir wollen trotzdem dagegen halten. Wir haben aus dem Hinspiel noch etwas gut zu machen: Das 0:7 haben wir nicht vergessen.

DFB.de: Wohin führt der Weg des SV Werder in den nächsten Jahren?

Baumann: Wir hatten einen Umbruch und einen Qualitätsverlust. Uns war allen klar, dass wir etwas Zeit zur Stabilisierung brauchen. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Umso glücklicher sind wir, dass wir frühzeitig den Klassenerhalt geschafft haben. In der kommenden Saison wollen wir wieder etwas weiterkommen in der Entwicklung. Mit dem Abstieg sollten wir dann nichts zu tun haben. Wir müssen wieder Konstanz entwickeln und uns in der Tabelle stabilisieren.

DFB.de: Ist auch Europa mal wieder ein Thema?

Baumann: Nein, derzeit nicht. Ich glaube, das wäre vermessen. So weit sind wir noch nicht. Wir wollen nicht übertreiben.