Fortuna-Trainer Uwe Koschinat: "Endgültig Blut geleckt"

Die Sportstadt Köln schwimmt auf einer Euphoriewelle: Das gilt nicht nur für Zweitliga-Herbstmeister 1. FC Köln und die Kölner Haie, Meisterschaftsanwärter in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Auch im südlichen Stadtteil Zollstock, in dem der West-Regionalligist SC Fortuna beheimatet ist, herrscht schon vor der "heißen" Karnevalszeit hervorragende Stimmung. Der zwischenzeitlich von der 2. Bundesliga bis in die Verbandsliga abgestürzte Traditionsverein darf nach der "Wintermeisterschaft" wieder von besseren Zeiten träumen.

In seiner mittlerweile dritten Saison als Fortuna-Trainer befindet sich Uwe Koschinat (42), der zuvor lange Jahre als Spieler und Co-Trainer bei der TuS Koblenz tätig war. Nach der knapp verpassten Meisterschaft in der vergangenen Spielzeit übertraf seine Mannschaft mit einer temporeichen und aggressiven Spielweise die Bilanz aus der Vorsaison (41 Punkte zur Winterpause) sogar mit einem Spiel weniger um einen Zähler, stellt dazu die treffsicherste Offensive (45 Tore).

Im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander spricht Koschinat über die Höhepunkte der Hinrunde, das Leben im Schatten großer Stadtnachbarn und den Maßstab für die Restrunde.

DFB.de: Der SC Fortuna Köln überwintert mit drei Punkten Vorsprung auf den aktuellen Meister Sportfreunde Lotte und hat sogar noch ein Spiel in der Hinterhand. Wie verheißungsvoll ist diese Ausgangsposition für die Restrunde?

Uwe Koschinat: Wir können sehr stolz auf das bisherige Abschneiden sein, das ich - zumindest in dieser Form - nicht unbedingt erwartet hätte. Trotz kleiner Startschwierigkeiten haben wir viele gute Argumente geliefert, dass es im neuen Jahr so weitergeht. Die Hinrunde war ein Beweis dafür, wie die Mannschaft in den vergangenen drei Jahren gewachsen ist. Ich rechne damit, dass unsere Verfolger Sportfreunde Lotte und Viktoria Köln in der Restrunde noch einmal zulegen. Wir tun aber gut daran, uns um unsere Entwicklung zu kümmern und uns nicht verrückt machen zu lassen.

DFB.de: Hat die vergangene Saison als bester Vizemeister aller Zeiten der Regionalliga West (79 Punkte) dabei zusätzlich für eine "Jetzt erst Recht-Mentalität" gesorgt?

Koschinat: Nach der abgelaufenen Saison war zunächst unklar, ob die Investorengruppe um Michael Schwetje dem Verein erhalten bleibt. Aus meiner Sicht sorgte in dieser Zeit viel mehr die Entscheidung der Mannschaft, unbedingt zusammenbleiben zu wollen, für einen zusätzlichen Impuls. Diese geschlossene Gruppe hat auf die starke Ausbeute noch einen draufgesetzt und nun endgültig Blut geleckt.

DFB.de: Sie sprechen die schwierigen Kaderplanungen an: Ist das Abschneiden deshalb noch höher zu bewerten?



Die Sportstadt Köln schwimmt auf einer Euphoriewelle: Das gilt nicht nur für Zweitliga-Herbstmeister 1. FC Köln und die Kölner Haie, Meisterschaftsanwärter in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Auch im südlichen Stadtteil Zollstock, in dem der West-Regionalligist SC Fortuna beheimatet ist, herrscht schon vor der "heißen" Karnevalszeit hervorragende Stimmung. Der zwischenzeitlich von der 2. Bundesliga bis in die Verbandsliga abgestürzte Traditionsverein darf nach der "Wintermeisterschaft" wieder von besseren Zeiten träumen.

In seiner mittlerweile dritten Saison als Fortuna-Trainer befindet sich Uwe Koschinat (42), der zuvor lange Jahre als Spieler und Co-Trainer bei der TuS Koblenz tätig war. Nach der knapp verpassten Meisterschaft in der vergangenen Spielzeit übertraf seine Mannschaft mit einer temporeichen und aggressiven Spielweise die Bilanz aus der Vorsaison (41 Punkte zur Winterpause) sogar mit einem Spiel weniger um einen Zähler, stellt dazu die treffsicherste Offensive (45 Tore).

Im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander spricht Koschinat über die Höhepunkte der Hinrunde, das Leben im Schatten großer Stadtnachbarn und den Maßstab für die Restrunde.

DFB.de: Der SC Fortuna Köln überwintert mit drei Punkten Vorsprung auf den aktuellen Meister Sportfreunde Lotte und hat sogar noch ein Spiel in der Hinterhand. Wie verheißungsvoll ist diese Ausgangsposition für die Restrunde?

Uwe Koschinat: Wir können sehr stolz auf das bisherige Abschneiden sein, das ich - zumindest in dieser Form - nicht unbedingt erwartet hätte. Trotz kleiner Startschwierigkeiten haben wir viele gute Argumente geliefert, dass es im neuen Jahr so weitergeht. Die Hinrunde war ein Beweis dafür, wie die Mannschaft in den vergangenen drei Jahren gewachsen ist. Ich rechne damit, dass unsere Verfolger Sportfreunde Lotte und Viktoria Köln in der Restrunde noch einmal zulegen. Wir tun aber gut daran, uns um unsere Entwicklung zu kümmern und uns nicht verrückt machen zu lassen.

DFB.de: Hat die vergangene Saison als bester Vizemeister aller Zeiten der Regionalliga West (79 Punkte) dabei zusätzlich für eine "Jetzt erst Recht-Mentalität" gesorgt?

Koschinat: Nach der abgelaufenen Saison war zunächst unklar, ob die Investorengruppe um Michael Schwetje dem Verein erhalten bleibt. Aus meiner Sicht sorgte in dieser Zeit viel mehr die Entscheidung der Mannschaft, unbedingt zusammenbleiben zu wollen, für einen zusätzlichen Impuls. Diese geschlossene Gruppe hat auf die starke Ausbeute noch einen draufgesetzt und nun endgültig Blut geleckt.

DFB.de: Sie sprechen die schwierigen Kaderplanungen an: Ist das Abschneiden deshalb noch höher zu bewerten?

Koschinat: Wir freuen uns sehr, dass sich der Kraft-Akt im Sommer gelohnt hat. In Zusammenarbeit mit Michael Schwetje hatten wir wegen der lange unsicheren Lage verschiedene Szenarien durchgeplant. Weil Spieler und Berater die Fortuna inzwischen als hervorragende Adresse wahrnehmen, waren sie bereit, die nötige Geduld aufzubringen, bis endgültig Klarheit herrschte.

DFB.de: Vor allem mit der Verpflichtung von Ercan Aydogmus (14 Tore, davon sechs nach Einwechslungen) vom Ligakonkurrenten Viktoria landeten Sie einen Glücksgriff, den das Fachmagazin kicker als "Phänomen der Kölner Südstadt" bezeichnete!

Koschinat: Im Fußball gibt es einige Faktoren, die man selbst als Trainer nur schwer erklären kannst. Ercan Aydogmus stand nach seinem unglücklichen Jahr bei der Viktoria mit seinen 34 Jahren am Scheideweg. Beim Trainingsauftakt habe ich ihm gesagt: "Heute lachen wegen Deiner Verpflichtung einige über uns, aber am Ende werden wir lachen." Ercan war von vornherein klar, dass er sich erst einmal mit der Jokerrolle anfreunden muss. Ich bin von seinem Charakter begeistert. Er ordnet alles dem Mannschaftserfolg unter und setzt seine Stärken in beeindruckender Art und Weise ein.

DFB.de: Lebt es sich trotz der Euphorie schwer im Schatten des großen "Effzeh"?

Koschinat: Eigentlich lebt es sich gut. Schatten bedeutet ja nicht nur Dunkelheit, sondern auch Kühle. In etwas schwierigeren Situationen ruhig zu arbeiten, empfinde ich als angenehm und wichtig. Klar ist: Bei so vielen starken Leistungen hätte unsere Mannschaft eigentlich noch mehr Resonanz verdient. Wir erkennen aber an, dass der 1. FC Köln auch außerhalb der Stadtgrenzen ein Sinnbild für Popularität ist und pflegen auch ein angenehmes Verhältnis zueinander. Dennoch sehe ich genug Potenzial, um in der Südstadt etwas Eigenes und Großes auf die Beine zu stellen.

DFB.de: Gab es während der Hinrunde ein Spiel, das sinnbildlich für den Höhenflug der Fortuna stehen könnte?

Koschinat: Höhepunkte waren in erster Linie das knappe 1:2 im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten FSV Mainz 05 und das 4:2 gegen unseren Stadtnachbarn FC Viktoria vor jeweils über 6000 Zuschauern im Südstadion. Von der Leistung her sehe ich den 4:0-Auswärtssieg bei Rot-Weiss Essen als eine Art Schlüsselspiel an. In dieser Partie haben wir von der ersten Sekunde an Dominanz ausgestrahlt, spektakuläre Angriffe gefahren und waren sehr nahe am Ideal. Es ist auch eine große Qualität unserer Mannschaft, dass sie vor großen Kulissen und Druck nicht schreckt, sondern davon angetrieben wird.

DFB.de: Wie wichtig wäre eine erneute DFB-Pokal-Teilnahme für die Fortuna?

Koschinat: Unser klares Ziel ist es, uns durch den Mittelrheinpokal zu kämpfen und damit einen Höhepunkt wie gegen Mainz zu wiederholen. Der Reiz ist groß, die Fortuna erneut deutschlandweit in den Blickpunkt zu stellen. Die zusätzlichen Einnahmen würden außerdem unserem Etat gut tun.

DFB.de: Zurück zum Geschehen in der Liga: Wie viele Punkte sind diesmal nötig, um sich den Titel zu sichern?

Koschinat: Die 86 Zähler der Sportfreunde Lotte aus der Vorsaison sind ein guter Maßstab. Vorne sollte erneut eine Acht stehen. Ich wünsche mir für die Restrunde eine noch größere Souveränität in unseren Spielen. Gerade vor heimischer Kulisse waren wir häufig anfällig für Gegentore. Vor allem durch große Willensstärke und Physis konnten wir einige dieser Duelle für uns entscheiden. Ich ziehe für den Kampf um die Meisterschaft einen Vergleich zum Boxen: Nach Punkten werden wir in dieser Saison vielleicht nicht immer vorne liegen. Doch wir sind immer in der Lage, zurückzukommen und einen starken Punch zu setzen. Auf dem Weg zum Lucky Punch dürfen wir uns möglichst nicht mehr so viele blaue Augen holen.

DFB.de: Mit Ozan Yilmaz, der sich bei einem Autounfall einen schweren Beckenbruch zugezogen hatte, fällt ein Leistungsträger noch längerfristig aus. Werden Sie darauf reagieren?

Koschinat: Wir sehen uns nach Alternativen um. Ozan Yilmaz gehört durch seine Flexibilität und enorme Effizienz zu den besten Mittelfeldspielern der Regionalliga. Unsere Mannschaft hat nach seinem schweren Unfall eine enorme Trotzreaktion gezeigt und so den schweren Ausfall aufgefangen. Es wird aber schwer, ihn auf Strecke zu ersetzen. Außerdem sind wir es Ozan, der vor einigen Tagen aus dem Krankenhaus gekommen ist und keine einzige Sekunde rückwärts denkt, schuldig, unsere Ausgangsposition nicht zu verspielen.