Fortuna-Trainer Koschinat: "Kämpfen gegen Hypothesen"

Koschinat: Ich bin überzeugt, dass die Sportfreunde Lotte gute Chancen besitzen, sich durchzusetzen. Die Leipziger Mannschaft besteht aus starken Individualisten, die in der Nordost-Staffel im Vergleich zu Lotte aber nicht so oft an ihre Grenzen gehen mussten, um eine Partie zu gewinnen. Das könnte für RB in der Relegation zu einem Nachteil werden.

DFB.de: Durch eine Erfolgsserie im April schien Ihre Mannschaft dem Spitzenreiter noch einmal gefährlich werden zu können. Wann haben Sie und die Mannschaft den Titel abgeschrieben?

Koschinat: Ich war während unserer Partie in Duisburg permanent über das Ergebnis der Sportfreunde Lotte gegen Rot-Weiss Essen informiert. Wir alle hatten noch die leise Hoffnung, dass Lotte stolpern könnte. Dennoch ziehe ich den Hut vor unseren Leistungen in den zurückliegenden vier Partien. Vor unseren vier Siegen mussten wir beim 0:2 gegen die U 23 von Bayer 04 Leverkusen einen bitteren Rückschlag hinnehmen, obwohl wir gerade in diesem Spiel die wohl beste Halbzeit der Saison gespielt hatten. Das war genauso, als wenn einem Sand durch die Finger rieselt. Nach dem folgenden 0:1 beim Absteiger FC Kray war die Stimmung dann auf dem Gefrierpunkt. Dennoch sind die Jungs wieder aufgestanden.

DFB.de: Einen Titel kann die Fortuna aber in dieser Saison noch im Mittelrheinpokal-Finale gegen den Drittliga-Absteiger Alemannia Aachen (29. Mai in Bonn) holen. Wie wichtig wäre der damit verbundene Einzug in den DFB-Pokal?

Koschinat: Es ist doch logisch, dass die DFB-Pokal-Qualifikation und ein Spiel gegen den attraktivsten möglichen Pokalgegner einen großen Stellenwert für uns hat. Nach knapp 13 Jahren ist die Sehnsucht riesengroß, endlich einmal wieder deutschlandweit vertreten zu sein. Daher wollen wir unsere Saison nicht abschließen, ohne etwas in der Hand zu haben.

DFB.de: Trotz des starken Abschneidens Ihrer Mannschaft hat ein Großinvestor seinen Rückzug bei der Fortuna angekündigt. Wie gehen Sie mit den zahlreichen Spekulationen der vergangenen Wochen um?

Koschinat: Vorab müssen wir eines festhalten: Michael Schwetje ist von Beginn als Investor und nicht als eine Art Mäzen aufgetreten. Er erwartet also auch einen Ertrag und hat sein Vorhaben auch frühzeitig angekündigt. Diese Situation ist selbstverständlich alles andere als angenehm. Wie es genau weitergeht, wird sich voraussichtlich erst nach dem Pokalfinale gegen Alemannia Aachen entscheiden. Ich versuche, mich auf alle Szenarien vorzubereiten.

DFB.de: Wie schwer gestalten sich die Gespräche und Kaderplanungen?



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Der SC Fortuna Köln sorgt in dieser Saison für ein Novum. 25 Siege, die beste Auswärtsbilanz aller Mannschaft und mindestens stolze 79 Punkte reichen dem Traditionsverein aus der Rhein-Metropole in der Regionalliga West "nur" zum zweiten Platz hinter den Sportfreunden Lotte. Als bester Vizemeister aller Zeiten ist der ehemalige Bundesligist außerdem nur noch einen Sieg von der DFB-Pokal-Qualifikation entfernt.

Die Zukunftsaussichten für den Klub aus der Kölner Südstadt sind trotzdem alles andere als rosig, da ein Großinvestor seinen Rückzug zumindest angekündigt hat.

Fortuna-Trainer Uwe Koschinat (41), als Mann klarer Worte bekannt, spricht im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander über eine außergewöhnliche Vizemeisterschaft, die fatalen Folgen eines Investoren-Rückzuges und die Chancen der Sportfreunde Lotte in der Relegation.

DFB.de: Mit 79 Punkten ist der SC Fortuna Köln der beste Vizemeister aller Zeiten in der Regionalliga West. Ist das eine große Auszeichnung oder nur ein Trostpreis, Herr Koschinat?

Uwe Koschinat: Beides. Wir haben in dieser Saison viel Vorzeigbares geleistet, waren von Beginn an unter den ersten drei Mannschaften, aber leider auch nur einmal auf Platz eins. Jeder von uns sollte trotzdem unheimlich stolz sein. Es kann sein, dass es in den nächsten Jahren keinen Vizemeister mehr geben wird, der eine derart überragende Runde spielt. Dennoch standen mir nach dem 4:0-Auswärtssieg bei der U 23 des MSV Duisburg zunächst Tränen in den Augen, weil es trotz allem nicht für die Aufstiegsrelegation gereicht hat.

DFB.de: Was hatte Tabellenführer und Meister Sportfreunde Lotte der Fortuna in dieser Saison voraus?

Koschinat: Die Sportfreunde Lotte haben seit dem zwölften Spieltag quasi nicht mehr aufgehört zu gewinnen und der Saison ganz klar ihren Stempel aufgedrückt. Ein Tobias Willers, der als Innenverteidiger acht Tore erzielt und mit dem wir vor der Saison auch verhandelt hatten, ist für mich einer der Schlüsselspieler in der Mannschaft. Dazu kommen Amir Shapourzadeh oder Winterzugang Kevin Freiberger, der dreimal für ein entscheidendes Tor verantwortlich war. Damit hat sich Lotte für die fantastische Politik belohnt und vielleicht auch ein Stück aus der Vergangenheit gelernt. Auch wenn sich die Mannschaft immer wieder verändert hat, nimmt das Trainerteam um Maik Walpurgis wichtige Erfahrungen mit. Da fehlte uns im Vergleich zu Lotte vielleicht ein wenig die Reife.

DFB.de: Was trauen Sie den Sportfreunden Lotte in der Relegation gegen den ambitionierten Nordost-Meister RB Leipzig (29. Mai/2. Juni) zu?

Koschinat: Ich bin überzeugt, dass die Sportfreunde Lotte gute Chancen besitzen, sich durchzusetzen. Die Leipziger Mannschaft besteht aus starken Individualisten, die in der Nordost-Staffel im Vergleich zu Lotte aber nicht so oft an ihre Grenzen gehen mussten, um eine Partie zu gewinnen. Das könnte für RB in der Relegation zu einem Nachteil werden.

DFB.de: Durch eine Erfolgsserie im April schien Ihre Mannschaft dem Spitzenreiter noch einmal gefährlich werden zu können. Wann haben Sie und die Mannschaft den Titel abgeschrieben?

Koschinat: Ich war während unserer Partie in Duisburg permanent über das Ergebnis der Sportfreunde Lotte gegen Rot-Weiss Essen informiert. Wir alle hatten noch die leise Hoffnung, dass Lotte stolpern könnte. Dennoch ziehe ich den Hut vor unseren Leistungen in den zurückliegenden vier Partien. Vor unseren vier Siegen mussten wir beim 0:2 gegen die U 23 von Bayer 04 Leverkusen einen bitteren Rückschlag hinnehmen, obwohl wir gerade in diesem Spiel die wohl beste Halbzeit der Saison gespielt hatten. Das war genauso, als wenn einem Sand durch die Finger rieselt. Nach dem folgenden 0:1 beim Absteiger FC Kray war die Stimmung dann auf dem Gefrierpunkt. Dennoch sind die Jungs wieder aufgestanden.

DFB.de: Einen Titel kann die Fortuna aber in dieser Saison noch im Mittelrheinpokal-Finale gegen den Drittliga-Absteiger Alemannia Aachen (29. Mai in Bonn) holen. Wie wichtig wäre der damit verbundene Einzug in den DFB-Pokal?

Koschinat: Es ist doch logisch, dass die DFB-Pokal-Qualifikation und ein Spiel gegen den attraktivsten möglichen Pokalgegner einen großen Stellenwert für uns hat. Nach knapp 13 Jahren ist die Sehnsucht riesengroß, endlich einmal wieder deutschlandweit vertreten zu sein. Daher wollen wir unsere Saison nicht abschließen, ohne etwas in der Hand zu haben.

DFB.de: Trotz des starken Abschneidens Ihrer Mannschaft hat ein Großinvestor seinen Rückzug bei der Fortuna angekündigt. Wie gehen Sie mit den zahlreichen Spekulationen der vergangenen Wochen um?

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Koschinat: Vorab müssen wir eines festhalten: Michael Schwetje ist von Beginn als Investor und nicht als eine Art Mäzen aufgetreten. Er erwartet also auch einen Ertrag und hat sein Vorhaben auch frühzeitig angekündigt. Diese Situation ist selbstverständlich alles andere als angenehm. Wie es genau weitergeht, wird sich voraussichtlich erst nach dem Pokalfinale gegen Alemannia Aachen entscheiden. Ich versuche, mich auf alle Szenarien vorzubereiten.

DFB.de: Wie schwer gestalten sich die Gespräche und Kaderplanungen?

Koschinat: Mit jedem Spieler gab es bereits mindestens ein Gespräch. Wir alle sind bestrebt, in der aktuellen Konstellation weiterzumachen. Doch die Jungs haben ihren Marktwert durch die starke Saison gesteigert und sich für andere Vereine interessant gemacht. Daher kann ich keinen der Jungs dafür begeistern, von jetzt auf gleich für ein Fünftel des bisherigen Gehalts zu spielen. Es ist ein Trugschluss zu glauben, aus möglichen Fernseheinnahmen im DFB-Pokal eine ganze Saison finanzieren zu können.

DFB.de: Mit Lukas Nottbeck zieht es eine Stammkraft ausgerechnet zum rechtsrheinischen Nachbarn FC Viktoria Köln. Droht jetzt ein Ausverkauf?

Koschinat: Lukas Nottbeck, der sich fantastisch entwickelt und jeden Tag alles für den Verein gegeben hat, ist bisher der einzige sichere Abgang. Mit Alexander Monath, Daniel Flottmann, Ozan Yilmaz, Marko Stojanovic und Thomas Kraus besitzen aber auch nur fünf Spieler noch einen Vertrag für die nächste Saison. Wenn der Investor aussteigen sollte, müssten wir unsere Philosophie ändern. Dann sehe ich nahezu keine Möglichkeit, den Rest des Kaders zu halten. Es wäre extrem schade, wenn uns über 20 Spieler verlassen und wir damit komplett auseinander brechen würden. Es liegt also an anderen Leuten, ob sie noch Vertrauen in den Verein haben.

DFB.de: Welche Rolle wird der im Winter verpflichtete Ex-Profi Matthias Scherz (41), der nur auf zwei Kurz-Einsätze gekommen war, noch in der Zukunft spielen?

Koschinat: Ich pflege ein sehr gutes Verhältnis zu Matthias Scherz und glaube nicht, dass er noch eine Saison dranhängt. Durch den Stress in den vergangenen Tagen und Wochen hat sich noch kein konkretes Gespräch ergeben. Ich könnte mir Matthias aber gut in meinem Trainerteam vorstellen.

DFB.de: Stadtnachbar Viktoria Köln schlägt in der kommenden einen neuen Kurs ein und rüstet auf. Läuft die Viktoria der Fortuna in der kommenden Saison den Rang ab?

Koschinat: Viktoria Köln wird Lehren aus der Saison gezogen haben und zählt - Stand jetzt - mit Sicherheit wieder zu den Favoriten. Es ist dennoch schwer, schon jetzt Prognosen abzugeben. Sollten die Sportfreunde Lotte den Aufstieg nicht schaffen, werden sie mit einem starken Kader einen neuen Anlauf nehmen. Borussia Mönchengladbach und der FC Schalke 04 sind die stärksten U 23-Mannschaften und ebenfalls oben dabei. Wenn wir unseren Kader beisammen halten könnten, müsste unsere Konkurrenz schon verdammt viel richtig machen, um uns zu bremsen. Doch wir kämpfen aktuell gegen Hypothesen.