Flick: "Solche Spiele sind ein absoluter Genuss"

Von Deutschland über Spanien nach England. Hansi Flick war in den vergangenen Tagen auf Europareise. Gemeinsam mit Bundestrainer Joachim Löw hat er am Samstag in Madrid den Clasico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona gesehen, danach ging es für den Assistenztrainer der DFB-Auswahl weiter nach London, wo er am Montag das Spitzenspiel der Premier League zwischen dem FC Chelsea und Manchester City beobachtete.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Flick über die Eindrücke aus 180 Minuten Fußball auf höchstem Niveau.

DFB.de: Herr Flick, wie hat Ihnen das Spiel zwischen Real Madrid und Barcelona gefallen?

Hansi Flick: Das Spiel hat gehalten, was wir uns versprochen hatten. Barcelona steht im Moment über allem, sie spielen einfach den modernsten Fußball. Nach dem frühen Rückstand haben sie dies auf beeindruckende Art bewiesen. Es war interessant zu sehen, wie sie danach die Räume geändert, auf eine Dreierkette umgestellt und es immer wieder geschafft haben, indirekt das Spielfeld groß zu machen. In der Defensive haben sie mit großem Selbstbewusstsein Mann gegen Mann gespielt. Insgesamt war es toll, bei diesem Spiel zuzusehen.

DFB.de: Vor dem Spiel wurde über eine Wachablösung diskutiert. Manche Beobachter sahen Real nicht nur tabellarisch, sondern auch spielerisch vor Barca.

Flick: Die Mannschaften liegen dicht beieinander. Gerade in der Anfangszeit hat es Real auch nach der Führung immer wieder geschafft, gefährlich vors Tor zu kommen. Aber im Laufe der ersten Halbzeit ist Barcelona immer besser ins Spiel gekommen. Der Ausgleich war dann in der Entstehung überragend. Wie Lionel Messi seinen Teamkollegen Alexis Sanchez freispielt, ist einfach klasse. Bei Barca greifen Automatismen, es ist kaum etwas Zufall. Das imponiert mir. Es macht Spaß, Fußball auf diesem Niveau zu sehen.

DFB.de: Sie schwärmen ja fast. Auch wenn Sie das Spiel aus beruflichen Gründen gesehen haben - genießen können Sie Fußball offenkundig noch.

Flick: Ja, mir macht es großen Spaß, Fußball auf diesem Niveau zu beobachten. Für uns geht es immer darum, Tendenzen und Entwicklungen zu erkennen. Was erwartet uns in der Zukunft? Wo können wir uns noch verbessern? Deswegen ist es für uns immer wichtig, die Partien zu sehen, bei denen auf Topniveau gespielt wird. Und solche Spiele wie der Clasico sind auch für uns immer ein absoluter Genuss.

DFB.de: Sie waren dort, um Sami Khedira und Mesut Özil zu sehen.

Flick: Nicht nur. Für uns waren natürlich auch die Spieler interessant, auf die wir bei der EM 2012 treffen könnten. Alle Spanier natürlich, aber selbstverständlich haben wir auch auf die Portugiesen Cristiano Ronaldo und Pepe geachtet.

DFB.de: In spanischen Zeitungen ist die Leistung von Özil kritisch gesehen worden. Wie fanden Sie ihn?

Flick: Aus unserer Sicht hat er ein gutes Spiel gemacht. Für negative Beurteilung von ihm habe ich überhaupt kein Verständnis. Die Aktionen, die er hatte, seine Pässe, seine Ballannahme, die Ballbehandlung und seine Ideen - all das war sehr gut. Man muss aber auch sagen, dass es Barcelona nach dem 1:1 geschafft hat, den Raum sehr eng zu machen, wenn Real im Ballbesitz war.

DFB.de: Sami Khedira ist in der zweiten Halbzeit eingewechselt worden. Wie beurteilen Sie seine Leistung?

Flick: Für ihn als Defensivspieler war es schwer, in der Offensive Akzente zu setzen. Meiner Meinung nach hat er das getan, was seine Stärke ist. Er hat das Spiel geordnet, hat seine Aufgaben gut erfüllt.

DFB.de: Für Sie ging es danach weiter nach London. Dort haben Sie das Spiel Chelsea gegen Manchester City gesehen. Wie waren Ihre Eindrücke?

Flick: Die Atmosphäre, die Gesänge in den englischen Stadien, die bedingungslose Unterstützung der eigenen Mannschaft, das ist immer wieder fantastisch. Für Chelsea stand viel auf dem Spiel, natürlich auch für Manchester. City ist mit einem tollen Tor in Führung gegangen, hat sich danach aber darauf beschränkt, das Ergebnis zu verwalten und beinahe ein bisschen italienisch gespielt. Im Vergleich der beiden Spiele war wieder einmal auffallend, dass die Qualität des Fußballs in Spanien wesentlich höher ist. Barcelona und Real spielen technisch besseren Fußball als die Mannschaften in England.

Das meinen DFB-User:

"Ich stimme bei weitem mit Herrn Flick überein. Nur die Aussage, dass der spanische Fußball insgesamt wesentlich höher einzuschätzen ist, als der englische, sehe ich etwas anders. Ich habe mir nun ein paar Spiele in der spanischen Liga angeschaut und kann dazu sagen, dass nur Real und Barca das Level enorm heben. Alle weiteren Mannschaften, mit ein paar Ausnahmen sind nicht das "Nonplusultra". Meistens ist das Gesamtpaket der englischen Liga vom Tabellenersten bis -letzten viel ansehnlicher als in Spanien. Daher stufe ich persönlich die spanische Liga, abgesehen von Barca und Real, auf einem niedrigeren Level als die englische Liga. Selbst die Bundesliga ist inzwischen auf einem Level, dass man es mit der Primera Division aufnehmen kann, so zumindest meine Ansicht!" (Marc Stiegler, München)

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Von Deutschland über Spanien nach England. Hansi Flick war in den vergangenen Tagen auf Europareise. Gemeinsam mit Bundestrainer Joachim Löw hat er am Samstag in Madrid den Clasico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona gesehen, danach ging es für den Assistenztrainer der DFB-Auswahl weiter nach London, wo er am Montag das Spitzenspiel der Premier League zwischen dem FC Chelsea und Manchester City beobachtete.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Flick über die Eindrücke aus 180 Minuten Fußball auf höchstem Niveau.

DFB.de: Herr Flick, wie hat Ihnen das Spiel zwischen Real Madrid und Barcelona gefallen?

Hansi Flick: Das Spiel hat gehalten, was wir uns versprochen hatten. Barcelona steht im Moment über allem, sie spielen einfach den modernsten Fußball. Nach dem frühen Rückstand haben sie dies auf beeindruckende Art bewiesen. Es war interessant zu sehen, wie sie danach die Räume geändert, auf eine Dreierkette umgestellt und es immer wieder geschafft haben, indirekt das Spielfeld groß zu machen. In der Defensive haben sie mit großem Selbstbewusstsein Mann gegen Mann gespielt. Insgesamt war es toll, bei diesem Spiel zuzusehen.

DFB.de: Vor dem Spiel wurde über eine Wachablösung diskutiert. Manche Beobachter sahen Real nicht nur tabellarisch, sondern auch spielerisch vor Barca.

Flick: Die Mannschaften liegen dicht beieinander. Gerade in der Anfangszeit hat es Real auch nach der Führung immer wieder geschafft, gefährlich vors Tor zu kommen. Aber im Laufe der ersten Halbzeit ist Barcelona immer besser ins Spiel gekommen. Der Ausgleich war dann in der Entstehung überragend. Wie Lionel Messi seinen Teamkollegen Alexis Sanchez freispielt, ist einfach klasse. Bei Barca greifen Automatismen, es ist kaum etwas Zufall. Das imponiert mir. Es macht Spaß, Fußball auf diesem Niveau zu sehen.

DFB.de: Sie schwärmen ja fast. Auch wenn Sie das Spiel aus beruflichen Gründen gesehen haben - genießen können Sie Fußball offenkundig noch.

Flick: Ja, mir macht es großen Spaß, Fußball auf diesem Niveau zu beobachten. Für uns geht es immer darum, Tendenzen und Entwicklungen zu erkennen. Was erwartet uns in der Zukunft? Wo können wir uns noch verbessern? Deswegen ist es für uns immer wichtig, die Partien zu sehen, bei denen auf Topniveau gespielt wird. Und solche Spiele wie der Clasico sind auch für uns immer ein absoluter Genuss.

DFB.de: Sie waren dort, um Sami Khedira und Mesut Özil zu sehen.

Flick: Nicht nur. Für uns waren natürlich auch die Spieler interessant, auf die wir bei der EM 2012 treffen könnten. Alle Spanier natürlich, aber selbstverständlich haben wir auch auf die Portugiesen Cristiano Ronaldo und Pepe geachtet.

DFB.de: In spanischen Zeitungen ist die Leistung von Özil kritisch gesehen worden. Wie fanden Sie ihn?

Flick: Aus unserer Sicht hat er ein gutes Spiel gemacht. Für negative Beurteilung von ihm habe ich überhaupt kein Verständnis. Die Aktionen, die er hatte, seine Pässe, seine Ballannahme, die Ballbehandlung und seine Ideen - all das war sehr gut. Man muss aber auch sagen, dass es Barcelona nach dem 1:1 geschafft hat, den Raum sehr eng zu machen, wenn Real im Ballbesitz war.

DFB.de: Sami Khedira ist in der zweiten Halbzeit eingewechselt worden. Wie beurteilen Sie seine Leistung?

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Flick: Für ihn als Defensivspieler war es schwer, in der Offensive Akzente zu setzen. Meiner Meinung nach hat er das getan, was seine Stärke ist. Er hat das Spiel geordnet, hat seine Aufgaben gut erfüllt.

DFB.de: Für Sie ging es danach weiter nach London. Dort haben Sie das Spiel Chelsea gegen Manchester City gesehen. Wie waren Ihre Eindrücke?

Flick: Die Atmosphäre, die Gesänge in den englischen Stadien, die bedingungslose Unterstützung der eigenen Mannschaft, das ist immer wieder fantastisch. Für Chelsea stand viel auf dem Spiel, natürlich auch für Manchester. City ist mit einem tollen Tor in Führung gegangen, hat sich danach aber darauf beschränkt, das Ergebnis zu verwalten und beinahe ein bisschen italienisch gespielt. Im Vergleich der beiden Spiele war wieder einmal auffallend, dass die Qualität des Fußballs in Spanien wesentlich höher ist. Barcelona und Real spielen technisch besseren Fußball als die Mannschaften in England.

Das meinen DFB-User:

"Ich stimme bei weitem mit Herrn Flick überein. Nur die Aussage, dass der spanische Fußball insgesamt wesentlich höher einzuschätzen ist, als der englische, sehe ich etwas anders. Ich habe mir nun ein paar Spiele in der spanischen Liga angeschaut und kann dazu sagen, dass nur Real und Barca das Level enorm heben. Alle weiteren Mannschaften, mit ein paar Ausnahmen sind nicht das "Nonplusultra". Meistens ist das Gesamtpaket der englischen Liga vom Tabellenersten bis -letzten viel ansehnlicher als in Spanien. Daher stufe ich persönlich die spanische Liga, abgesehen von Barca und Real, auf einem niedrigeren Level als die englische Liga. Selbst die Bundesliga ist inzwischen auf einem Level, dass man es mit der Primera Division aufnehmen kann, so zumindest meine Ansicht!" (Marc Stiegler, München)