Flick: Sammeln und Beobachten in London

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Längst sind die Journalisten verschwunden, Hansi Flick steht mittlerweile fast völlig allein am Spielfeldrand. In London hat der Herbst begonnen, für gewöhnlich wird es dann ungemütlich in Englands Hauptstadt. In diesem Jahr lässt es sich gut aushalten. Aus dem Himmel blitzt hin und wieder die Sonne zwischen den Wolken hindurch, mit 15 Grad ist es angenehm mild. Flick genießt das, ebenso die relative Einsamkeit und vor allem, sich in aller Ruhe darauf konzentrieren zu können, was sich vor seinen Augen abspielt: Weltklasse beim Üben, Training auf allerhöchsten Niveau, Lukas Podolski und Per Mertesacker unter der Anleitung von Arsene Wenger.

Seit Samstag ist der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw in London. Spielbeobachtungen, Trainingsbesuche und diverse Gespräche stehen auf seinem Programm. Reisen wie diese gehören zu den liebsten Pflichten von Flick. "Wir wollen unsere Spieler auch außerhalb der Länderspielphasen begleiten", sagt Flick. "Vor allem die Spieler im Ausland. Es ist immer gut, wenn man sich persönlich sieht und austauscht." Flick war schon in Rom bei Miroslav Klose, er war in Madrid bei Mesut Özil und Sami Khedira, gemeinsam mit Bundestrainer Joachim Löw hat er sich dort auch mit Jose Mourinho unterhalten.

Jetzt also London und Wenger. Nicht zum ersten Mal, und doch sind diese Besuche für Flick aus einer ganzen Reihe von Gründen immer wieder interessant. Trainingseinheiten in Vereinen und solche bei der Landesauswahl müssen fast zwangläufig andere Inhalte und Schwerpunkte haben, dennoch schätzt Flick die Einblicke, die er erhält, wenn er Übungsleitern wie Mourinho und Wenger über die Schulter schauen kann. "Man kann sich immer weiterentwickeln", sagt Flick. Neue Impulse sind willkommen. Erst recht, wenn sie von den weltbesten Vereinstrainern kommen.

Gespräche mit Podolski und Mertesacker

Wichtig ist die London-Reise für Flick zudem, weil sie ihm die Chance gibt, sich ausführlich mit den deutschen England-Profis zu unterhalten. Am Montag hat er mit Mertesacker gesprochen, am Dienstag war er nach dem Training mit Podolski und Mertesacker zum Essen verabredet, auch mit Marko Marin hat Flick Kontakt aufgenommen. Die Taktung ist eng, ganz bewusst hat Flick seine London-Reise auf den Beginn des Oktobers gelegt. Binnen vier Tagen spielt der FC Arsenal zwei Mal Zuhause, zunächst in der Premiere League gegen den FC Chelsea, es folgte die Champions-League-Partie gegen Olympiakos Piräus. Arsenal hat Spiel eins der Gruppe B der Champions League mit 2:1 in Montpellier gewonnen, und auch im zweiten Spiel siegten die "Gunners" - ein Hauptdarsteller war wieder einmal Lukas Podolski, der sein Team auf die Siegerstraße brachte.

Serge Gnabry ist beim Abschlusstraining der Londoner vor der Partie gegen Piräus dabei, und Flick weiß von Wenger, dass sich der U 18-Nationalspieler bei Arsenal trotz seiner Jugend immer mehr in den Vordergrund spielt. "Er spricht sehr positiv über ihn", sagt Flick.

Nichts anderes gilt für die beiden deutschen A-Nationalspieler. In seiner zweiten Spielzeit in London ist Mertesacker in der Defensive der Gunners längst etabliert, auch wenn er am Samstag im Spiel gegen Chelsea nur auf der Bank gesessen hat - ausgerechnet an seinem Geburtstag. An Mertesackers Fähigkeiten hat Wenger keine Zweifel, eher schon an der Richtigkeit seiner Aufstellung. "War es ein Fehler, Mertesacker draußen zu lassen?", diese Frage hat der Trainer nach Spielende selber laut gestellt und sogleich sowie vage beantwortet: "Vielleicht. Aber wir werden es nie erfahren. Wir können das Spiel nicht noch einmal spielen."

Flick: "Natürlich hat Lukas von Per profitiert"

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Auch Podolski hat sich in kurzer Zeit die Gunst des Trainers erspielt. In allen sechs Partien der Premiere League stand der ehemaliger Kölner von Beginn an auf dem Rasen, zwei Tore sind ihm dabei gelungen. Auch im Spiel gegen Chelsea war zu sehen, wie wichtig der 27-Jährige für das Gefüge Arsenals ist, auch wenn auch Podolski die Niederlage nicht verhindern konnte. Der Kölsche Jung hat in der Premiere League schnell Fuß gefasst, seine Bilanz in der Königsklasse stimmt ebenfalls: Ein Spiel, ein Tor, ein Sieg. "Arsene Wenger ist sehr zufrieden damit, wie sich Lukas bisher präsentiert", sagt Flick.

Auf dem Platz, auch daneben. Podolski hat sich schnell bei Arsenal eingelebt, ihm hat geholfen, dass mit Mertesacker ein anderer Deutscher den Verein sowie dessen Eigenarten und Abläufe schon kennengelernt hat. "Natürlich hat Lukas von Per profitiert", sagt Flick, als er den beiden beim Training zuschaut. Diesmal dirigiert nicht er das Geschehen, diesmal beobachtet er, diesmal ist er Konsument. Hansi Flick sammelt Eindrücke und Informationen. Wie lässt Arsene Wenger trainieren? Wie bereitet sich Arsenal London auf ein Spiel in der Champions League vor? Welche Laufwege werden gewählt, wie funktioniert bei Arsenal das Umschalten, welche Distanzen bestehen zwischen den Reihen? Flick saugt auf, er registriert jede Spielform und jede Anweisung. Und natürlich achtet er ganz genau darauf, wie sich zwei deutsche Nationalspieler im Training von Arsenal London verhalten: Lukas Podolski und Per Mertesacker.

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Längst sind die Journalisten verschwunden, Hansi Flick steht mittlerweile fast völlig allein am Spielfeldrand. In London hat der Herbst begonnen, für gewöhnlich wird es dann ungemütlich in Englands Hauptstadt. In diesem Jahr lässt es sich gut aushalten. Aus dem Himmel blitzt hin und wieder die Sonne zwischen den Wolken hindurch, mit 15 Grad ist es angenehm mild. Flick genießt das, ebenso die relative Einsamkeit und vor allem, sich in aller Ruhe darauf konzentrieren zu können, was sich vor seinen Augen abspielt: Weltklasse beim Üben, Training auf allerhöchsten Niveau, Lukas Podolski und Per Mertesacker unter der Anleitung von Arsene Wenger.

Seit Samstag ist der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw in London. Spielbeobachtungen, Trainingsbesuche und diverse Gespräche stehen auf seinem Programm. Reisen wie diese gehören zu den liebsten Pflichten von Flick. "Wir wollen unsere Spieler auch außerhalb der Länderspielphasen begleiten", sagt Flick. "Vor allem die Spieler im Ausland. Es ist immer gut, wenn man sich persönlich sieht und austauscht." Flick war schon in Rom bei Miroslav Klose, er war in Madrid bei Mesut Özil und Sami Khedira, gemeinsam mit Bundestrainer Joachim Löw hat er sich dort auch mit Jose Mourinho unterhalten.

Jetzt also London und Wenger. Nicht zum ersten Mal, und doch sind diese Besuche für Flick aus einer ganzen Reihe von Gründen immer wieder interessant. Trainingseinheiten in Vereinen und solche bei der Landesauswahl müssen fast zwangläufig andere Inhalte und Schwerpunkte haben, dennoch schätzt Flick die Einblicke, die er erhält, wenn er Übungsleitern wie Mourinho und Wenger über die Schulter schauen kann. "Man kann sich immer weiterentwickeln", sagt Flick. Neue Impulse sind willkommen. Erst recht, wenn sie von den weltbesten Vereinstrainern kommen.

Gespräche mit Podolski und Mertesacker

Wichtig ist die London-Reise für Flick zudem, weil sie ihm die Chance gibt, sich ausführlich mit den deutschen England-Profis zu unterhalten. Am Montag hat er mit Mertesacker gesprochen, am Dienstag war er nach dem Training mit Podolski und Mertesacker zum Essen verabredet, auch mit Marko Marin hat Flick Kontakt aufgenommen. Die Taktung ist eng, ganz bewusst hat Flick seine London-Reise auf den Beginn des Oktobers gelegt. Binnen vier Tagen spielt der FC Arsenal zwei Mal Zuhause, zunächst in der Premiere League gegen den FC Chelsea, es folgte die Champions-League-Partie gegen Olympiakos Piräus. Arsenal hat Spiel eins der Gruppe B der Champions League mit 2:1 in Montpellier gewonnen, und auch im zweiten Spiel siegten die "Gunners" - ein Hauptdarsteller war wieder einmal Lukas Podolski, der sein Team auf die Siegerstraße brachte.

Serge Gnabry ist beim Abschlusstraining der Londoner vor der Partie gegen Piräus dabei, und Flick weiß von Wenger, dass sich der U 18-Nationalspieler bei Arsenal trotz seiner Jugend immer mehr in den Vordergrund spielt. "Er spricht sehr positiv über ihn", sagt Flick.

Nichts anderes gilt für die beiden deutschen A-Nationalspieler. In seiner zweiten Spielzeit in London ist Mertesacker in der Defensive der Gunners längst etabliert, auch wenn er am Samstag im Spiel gegen Chelsea nur auf der Bank gesessen hat - ausgerechnet an seinem Geburtstag. An Mertesackers Fähigkeiten hat Wenger keine Zweifel, eher schon an der Richtigkeit seiner Aufstellung. "War es ein Fehler, Mertesacker draußen zu lassen?", diese Frage hat der Trainer nach Spielende selber laut gestellt und sogleich sowie vage beantwortet: "Vielleicht. Aber wir werden es nie erfahren. Wir können das Spiel nicht noch einmal spielen."

Flick: "Natürlich hat Lukas von Per profitiert"

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Auch Podolski hat sich in kurzer Zeit die Gunst des Trainers erspielt. In allen sechs Partien der Premiere League stand der ehemaliger Kölner von Beginn an auf dem Rasen, zwei Tore sind ihm dabei gelungen. Auch im Spiel gegen Chelsea war zu sehen, wie wichtig der 27-Jährige für das Gefüge Arsenals ist, auch wenn auch Podolski die Niederlage nicht verhindern konnte. Der Kölsche Jung hat in der Premiere League schnell Fuß gefasst, seine Bilanz in der Königsklasse stimmt ebenfalls: Ein Spiel, ein Tor, ein Sieg. "Arsene Wenger ist sehr zufrieden damit, wie sich Lukas bisher präsentiert", sagt Flick.

Auf dem Platz, auch daneben. Podolski hat sich schnell bei Arsenal eingelebt, ihm hat geholfen, dass mit Mertesacker ein anderer Deutscher den Verein sowie dessen Eigenarten und Abläufe schon kennengelernt hat. "Natürlich hat Lukas von Per profitiert", sagt Flick, als er den beiden beim Training zuschaut. Diesmal dirigiert nicht er das Geschehen, diesmal beobachtet er, diesmal ist er Konsument. Hansi Flick sammelt Eindrücke und Informationen. Wie lässt Arsene Wenger trainieren? Wie bereitet sich Arsenal London auf ein Spiel in der Champions League vor? Welche Laufwege werden gewählt, wie funktioniert bei Arsenal das Umschalten, welche Distanzen bestehen zwischen den Reihen? Flick saugt auf, er registriert jede Spielform und jede Anweisung. Und natürlich achtet er ganz genau darauf, wie sich zwei deutsche Nationalspieler im Training von Arsenal London verhalten: Lukas Podolski und Per Mertesacker.