Flick: "Bei allen kribbelt's, her mit dem Ball"

Der Moment ist da. Die WM beginnt, heute (ab 18 Uhr, live in der ARD) steigt das DFB-Team mit dem Spiel gegen Portugal ins Turnier ein. Kurz vor dem insgesamt erst zweiten WM-Duell mit den Iberern hat sich Assistenztrainer Hansi Flick mit Redakteur Steffen Lüdeke getroffen und im DFB.de-Gespräch der Woche über den Auftakt der WM 2014 geredet.

DFB.de: Herr Flick, in ein paar Stunden wird angepfiffen, dann geht es endlich los. Bringen Sie uns auf den letzten Stand. Wie ist die Stimmung im deutschen Team?

Hansi Flick: Man merkt schon seit einigen Tagen, dass bei allen die Anspannung steigt. Für uns war die Situation ungewöhnlich, die WM läuft schon einige Tage, ohne dass wir eingreifen konnten. Wir haben bisher nur zuschauen können, das hat nun ein Ende. Bei allen kribbelt es gewaltig, wir freuen uns wahnsinnig, dass es heute endlich los geht. Die Spieler sind gut drauf, wir haben uns lange genug vorbereitet. Also: Her mit dem Ball!

DFB.de: Wie sehr hat es genervt, die WM bisher nur vor dem Fernseher verfolgt zu haben?

Flick: Nerven ist der falsche Ausdruck. Ich habe bisher viele gute Spiele gesehen. Man sieht, worauf es bei so einem Turnier ankommt. In Brasilien muss ein bisschen anders Fußball gespielt werden, das haben viele im Vorfeld des Turniers gesagt. In Teilen stimmt das auch, dennoch war die Intensität in den Spielen bisher sehr hoch. Mir zeigt das, dass viele Teams bei diesem Turnier in der Lage sind, über die Schmerzgrenze zu gehen. Die Mannschaften spielen alle mit viel Leidenschaft und sind in der Lage, über 90 Minuten alles zu geben.

DFB.de: Die größte Überraschung war bisher…

Flick: … das 5:1 der Niederlande gegen die Spanier, keine Frage. Das war in Ergebnis und Entstehung bemerkenswert, wobei ich davor warnen würde, die Spanier jetzt schon abzuschreiben. Aber ganz klar: Die Niederländer haben sich in ihrem ersten Spiel auf der WM-Bühne sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch Costa Rica hat mir gut gefallen, die Spieler haben mit großer Begeisterung und großem Aufwand gespielt, ein 3:1 gegen Uruguay muss man erstmal schaffen. Auffallend ist bisher auch, dass relativ viele Spiele nach Rückstand noch gedreht werden konnten. Ich bin gespannt, ob sich dieser Trend im weiteren Verlauf fortsetzt.

DFB.de: Großes Thema im deutschen Team war der Teamgeist. Die Atmosphäre im Campo Bahia war auffallend gut. Wie sicher sind Sie, dass der Teamgeist auch krisenfest ist?



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Der Moment ist da. Die WM beginnt, heute (ab 18 Uhr, live in der ARD) steigt das DFB-Team mit dem Spiel gegen Portugal ins Turnier ein. Kurz vor dem insgesamt erst zweiten WM-Duell mit den Iberern hat sich Assistenztrainer Hansi Flick mit Redakteur Steffen Lüdeke getroffen und im DFB.de-Gespräch der Woche über den Auftakt der WM 2014 geredet.

DFB.de: Herr Flick, in ein paar Stunden wird angepfiffen, dann geht es endlich los. Bringen Sie uns auf den letzten Stand. Wie ist die Stimmung im deutschen Team?

Hansi Flick: Man merkt schon seit einigen Tagen, dass bei allen die Anspannung steigt. Für uns war die Situation ungewöhnlich, die WM läuft schon einige Tage, ohne dass wir eingreifen konnten. Wir haben bisher nur zuschauen können, das hat nun ein Ende. Bei allen kribbelt es gewaltig, wir freuen uns wahnsinnig, dass es heute endlich los geht. Die Spieler sind gut drauf, wir haben uns lange genug vorbereitet. Also: Her mit dem Ball!

DFB.de: Wie sehr hat es genervt, die WM bisher nur vor dem Fernseher verfolgt zu haben?

Flick: Nerven ist der falsche Ausdruck. Ich habe bisher viele gute Spiele gesehen. Man sieht, worauf es bei so einem Turnier ankommt. In Brasilien muss ein bisschen anders Fußball gespielt werden, das haben viele im Vorfeld des Turniers gesagt. In Teilen stimmt das auch, dennoch war die Intensität in den Spielen bisher sehr hoch. Mir zeigt das, dass viele Teams bei diesem Turnier in der Lage sind, über die Schmerzgrenze zu gehen. Die Mannschaften spielen alle mit viel Leidenschaft und sind in der Lage, über 90 Minuten alles zu geben.

DFB.de: Die größte Überraschung war bisher…

Flick: … das 5:1 der Niederlande gegen die Spanier, keine Frage. Das war in Ergebnis und Entstehung bemerkenswert, wobei ich davor warnen würde, die Spanier jetzt schon abzuschreiben. Aber ganz klar: Die Niederländer haben sich in ihrem ersten Spiel auf der WM-Bühne sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch Costa Rica hat mir gut gefallen, die Spieler haben mit großer Begeisterung und großem Aufwand gespielt, ein 3:1 gegen Uruguay muss man erstmal schaffen. Auffallend ist bisher auch, dass relativ viele Spiele nach Rückstand noch gedreht werden konnten. Ich bin gespannt, ob sich dieser Trend im weiteren Verlauf fortsetzt.

DFB.de: Großes Thema im deutschen Team war der Teamgeist. Die Atmosphäre im Campo Bahia war auffallend gut. Wie sicher sind Sie, dass der Teamgeist auch krisenfest ist?

Flick: Die Vorbereitung war richtig gut, auch die Zeit bisher hier in Brasilien. Die erste Prüfung für den Zusammenhalt kommt erst in der ersten Krise, da ist etwas dran. Aber ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass die Stimmung bei uns mit den ersten Enttäuschungen kippen wird. Ich bin optimistisch, dass die Mannschaft auch in schwierigen Situationen als Team zusammenstehen wird. Unsere Spieler sind erfahren genug, um zu wissen, worauf es bei so einem Turnier ankommt.

DFB.de: Das Frühjahr war dominiert von Meldungen über Rückschläge und verletzte Spieler. Marco Reus mal ausgeklammert - können Sie am Morgen des Spiels melden: Vieles hat vom Timing her so gepasst, dass fast alle Spieler bei 100 Prozent sind, wenn es darauf ankommt?

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Flick: Zunächst muss ich sagen, dass Marco uns richtig gut getan hätte. Ich bin sicher, dass er das Potenzial hatte, die WM zu prägen. Was die anderen angeht, stimmt die These aber durchaus. Wir haben es geschafft, alle Spieler, die in der Vorbereitung dabei waren, auf 100 Prozent zu bringen. Bei Sami Khedira und Miro Klose war jeden Tag eine Steigerung zu sehen, bei Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Manuel Neuer genauso. In dieser Hinsicht hat uns gut getan, dass wir erst relativ spät ins Turnier einsteigen, für einige unserer Spieler war jeder Tag wichtig.

DFB.de: Spiel eins führt Deutschland gegen Portugal. Oft sind deutsche Teams nach guten Auftaktspielen von einer Welle durchs Turnier getragen worden. Ist dieser Auftakt mehr als eines von drei Vorrundenspielen?

Flick: Kann man so sagen, ja. Mathematisch natürlich nicht, aber atmosphärisch. Wenn wir mit einem Erfolg ins Turnier starten, sinkt der Druck. Vieles fällt leichter, wenn die erste Hürde erfolgreich genommen wurde. Umso mehr gilt es heute, alles zu mobilisieren und gegen Portugal ein gutes Spiel zu machen.

DFB.de: Auch bei der EM 2012 ging es zum Auftakt gegen Portugal. Wird dieses Spiel eine Blaupause für das Match heute sein? Was erwarten Sie von der Partie?

Flick: Portugal ist die Nummer vier in der Welt, wir die Nummer zwei. Dieses Spiel könnte vom Papier her auch das Halbfinale oder das Finale sein. Wir haben eine sehr starke Gruppe, keiner der drei Gegner ist zu unterschätzen. Portugal hat sich in den vergangenen zwei Jahren noch einmal entwickelt. Auch Cristiano Ronaldo hat sich noch einmal entwickelt. Er hat die Champions League gewonnen, er ist Weltfußballer geworden. Wie das Team insgesamt ist er flexibler geworden, er kommt nicht nur über die linke Seite. Dreh- und Angelpunkt ihres Spiels ist Moutinho, er hat große strategische Fähigkeiten. Auch in der Defensive ist das Team sehr reif.

DFB.de: Portugal hat also noch einmal einen Schritt gemacht. Und das deutsche Team?

Flick: Mindestens genauso. Die Gegner haben sich immer besser auf uns eingestellt, darauf haben wir reagiert. Ich bin sicher, dass wir die richtigen Lösungen für die Aufgaben finden werden, die Portugal uns stellt. Wenn wir unseren Matchplan durchziehen, haben wir großen Grund zu großem Optimismus.