Fischinger: "Das kann ein Knotenlöser sein"

Ausrufezeichen des SC Sand in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga: Der Tabellenvorletzte hat unter seinem neuen Trainer Alexander Fischinger einen 6:1-Heimsieg gegen Werder Bremen gefeiert und damit ein deutliches Lebenszeichen im Abstiegskampf gezeigt. Im DFB.de-Interview erklärt der 57-Jährige, welche psychologischen Tricks er angewendet hat, um den Knoten zu lösen und welche Rolle seine Vorgängerin Nora Häuptle dabei gespielt hat.

DFB.de: Herr Fischinger, besser hätte ihr Einstand kaum laufen können.

Alexander Fischinger: Jetzt gerade fühlt es sich natürlich wunderschön an. Aber wir wissen dieses Ergebnis ganz gut einzuschätzen. 6:1 hört sich super an. Aber es war noch lange nicht alles gut. Und vor allem war es kein einfaches Spiel. Umso größer ist das Kompliment, das ich den Mädels machen muss. Das war eine tolle Teamleistung heute, genauso muss es sein. Wichtig ist, dass man vor lauter Druck niemals die Freude am Fußball verliert. Deshalb habe ich den Spielerinnen gesagt, dass ich den gesamten Druck und die Verantwortung übernehme und dass sie mir im Gegenzug einfach ihre komplette fußballerische Qualität anbieten sollen. Diesen Deal haben wir heute gut umgesetzt.

DFB.de: Haben Sie nach diesem Ergebnis dennoch etwas zu bemängeln?

Fischinger: Nein. Aber wir haben unsere Ausgangslage auch nicht entscheidend verbessert. Durch den Sieg des SV Meppen haben wir weiterhin zwei Punkte Rückstand auf den rettenden zehnten Rang – aber es bleiben nur noch drei Begegnungen. Die Hoffnung lebt weiter.

DFB.de: Unter anderem steht noch das direkte Duell mit den Meppenerinnen am vorletzten Spieltag auf dem Programm.

Fischinger: Vieles spricht dafür, dass das ein Endspiel für beide Teams wird. Heute hat Meppen mit dem Sieg gegen Hoffenheim gezeigt, dass sie ebenfalls alles dafür tun werden, in der Frauen-Bundesliga zu bleiben. Uns gefällt es natürlich nicht so gut, dass Meppen da einen überraschenden Sieg feiern konnte. Aber das ist ein Ergebnis, das wir nicht beeinflussen können. Für uns ist es entscheidend, dass wir weiterhin alles in der eigenen Hand haben. Wir schauen jetzt wieder sehr zuversichtlich dem Saisonendspurt entgegen.

DFB.de: Wie hat Ihre Mannschaft den Trainerwechsel während der Woche aufgenommen?

Fischinger: Es waren turbulente Tage und es war sicher keine einfache Situation für alle Beteiligten. Umso stolzer bin ich auf die Mädels, wie sie sich heute präsentiert haben. Das kann ein Knotenlöser sein. Ich habe den Eindruck, dass einigen mehrere Steine von den Schultern gefallen sind. Der Glaube ist jetzt wieder da.

DFB.de: Das Spiel gegen Bremen begann denkbar schlecht...

Fischinger: ... mit einem Rückstand in der ersten Minute. Da dachte ich auch: Das kann doch nicht wahr sein. Das 1:1 praktisch im Gegenzug war aus meiner Sicht das entscheidende Tor am heutigen Nachmittag, weil die Spielerinnen direkt eine Reaktion gezeigt haben. In dem Moment wussten wir, dass was geht für uns. Bis zur Pause ging es hin und her. Bremen hatte Möglichkeiten, aber wir auch. In der Halbzeit habe ich dann gesagt, dass wir geduldig sein sollten, denn ich war davon überzeugt, dass ich mir körperlich keine Sorgen machen musste. Die Mannschaft ist fit. Ich wusste, dass das auf Dauer unser Vorteil sein würde

DFB.de: Und genauso ist es auch gekommen.

Fischinger: Nach dem 2:1 nach 70 Minuten haben wir alle Fesseln gelöst und ein Tor nach dem anderen geschossen. Da hatten wir alles komplett unter Kontrolle. Von Bremen kam dann keine Gegenwehr mehr. Im Moment ist die Freude riesig, weil die vergangenen Wochen und Monate mit den vielen Rückschlägen für alle einfach nur hart waren. Aber ich will es nochmal sagen: Wir haben noch nichts erreicht. Wir haben jetzt zwei Wochen Pause. Danach müssen wir weitermachen.

DFB.de: Es geht zur TSG Hoffenheim.

Fischinger: Meppen hat heute gezeigt, dass auch das ein Gegner ist, den wir besiegen können. Aber soweit schauen wir im Moment noch gar nicht nach vorne. Derzeit sollen die Spielerinnen diesen Erfolg einfach mal genießen. Im Laufe der Woche werden wir den Fokus dann auf Hoffenheim und den Saisonendspurt richten.

DFB.de: Sie haben in dieser Woche die Aufgabe von Nora Häuptle übernommen. Welchen Eindruck macht die Mannschaft auf Sie?

Fischinger: Ich kann meiner Vorgängerin nur ein riesiges Kompliment machen. Ich habe ein Team übernommen, das topfit ist. Ich habe nur Gutes über ihre Arbeit hier gehört. Ich habe meine Aufgabe in den vergangenen Tagen darin gesehen, die Verunsicherung zu nehmen und Selbstbewusstsein aufzubauen. Darauf lag mein Hauptaugenmerk. Mehr musste ich nicht machen, weil Nora hier wirklich super Arbeit geleistet hat. Es tut mir für sie leid, dass die Ergebnisse trotzdem nicht gestimmt haben. Schade, dass die Mädels es nicht vorher geschafft haben, den Schalter umzulegen. Dann wäre ich jetzt gar nicht hier.

DFB.de: 2015 und 2016 waren Sie bereits Trainer des SC Sand. Fühlt es sich wie eine Heimkehr an?

Fischinger: Der Kontakt ist ja nie abgerissen. Ich habe immer verfolgt, was der Verein macht. Als mich dann Gerald Jungmann vor einigen Tagen gefragt hat, ob ich helfen kann, habe ich sofort zugesagt. Der Verein ist in einer Notsituation. Da muss ich unterstützen. Ich bin zwar noch als Trainer im männlichen Amateurfußball tätig, aber da geht derzeit bekanntlich ja nichts. Zudem betreibe ich eine Fußballschule in Freiburg. Aber das bekomme ich bis Juni alles organisiert. Wir ziehen die Sache jetzt hier bis Saisonende durch, danach sehen wir weiter. In den nächsten Wochen gilt der gesamte Fokus dem Abstiegskampf. Wir wollen den SC Sand in der Frauen-Bundesliga halten. Nach dem heutigen Sieg haben wir dazu weiterhin eine reelle Chance.

[sw]

Ausrufezeichen des SC Sand in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga: Der Tabellenvorletzte hat unter seinem neuen Trainer Alexander Fischinger einen 6:1-Heimsieg gegen Werder Bremen gefeiert und damit ein deutliches Lebenszeichen im Abstiegskampf gezeigt. Im DFB.de-Interview erklärt der 57-Jährige, welche psychologischen Tricks er angewendet hat, um den Knoten zu lösen und welche Rolle seine Vorgängerin Nora Häuptle dabei gespielt hat.

DFB.de: Herr Fischinger, besser hätte ihr Einstand kaum laufen können.

Alexander Fischinger: Jetzt gerade fühlt es sich natürlich wunderschön an. Aber wir wissen dieses Ergebnis ganz gut einzuschätzen. 6:1 hört sich super an. Aber es war noch lange nicht alles gut. Und vor allem war es kein einfaches Spiel. Umso größer ist das Kompliment, das ich den Mädels machen muss. Das war eine tolle Teamleistung heute, genauso muss es sein. Wichtig ist, dass man vor lauter Druck niemals die Freude am Fußball verliert. Deshalb habe ich den Spielerinnen gesagt, dass ich den gesamten Druck und die Verantwortung übernehme und dass sie mir im Gegenzug einfach ihre komplette fußballerische Qualität anbieten sollen. Diesen Deal haben wir heute gut umgesetzt.

DFB.de: Haben Sie nach diesem Ergebnis dennoch etwas zu bemängeln?

Fischinger: Nein. Aber wir haben unsere Ausgangslage auch nicht entscheidend verbessert. Durch den Sieg des SV Meppen haben wir weiterhin zwei Punkte Rückstand auf den rettenden zehnten Rang – aber es bleiben nur noch drei Begegnungen. Die Hoffnung lebt weiter.

DFB.de: Unter anderem steht noch das direkte Duell mit den Meppenerinnen am vorletzten Spieltag auf dem Programm.

Fischinger: Vieles spricht dafür, dass das ein Endspiel für beide Teams wird. Heute hat Meppen mit dem Sieg gegen Hoffenheim gezeigt, dass sie ebenfalls alles dafür tun werden, in der Frauen-Bundesliga zu bleiben. Uns gefällt es natürlich nicht so gut, dass Meppen da einen überraschenden Sieg feiern konnte. Aber das ist ein Ergebnis, das wir nicht beeinflussen können. Für uns ist es entscheidend, dass wir weiterhin alles in der eigenen Hand haben. Wir schauen jetzt wieder sehr zuversichtlich dem Saisonendspurt entgegen.

DFB.de: Wie hat Ihre Mannschaft den Trainerwechsel während der Woche aufgenommen?

Fischinger: Es waren turbulente Tage und es war sicher keine einfache Situation für alle Beteiligten. Umso stolzer bin ich auf die Mädels, wie sie sich heute präsentiert haben. Das kann ein Knotenlöser sein. Ich habe den Eindruck, dass einigen mehrere Steine von den Schultern gefallen sind. Der Glaube ist jetzt wieder da.

DFB.de: Das Spiel gegen Bremen begann denkbar schlecht...

Fischinger: ... mit einem Rückstand in der ersten Minute. Da dachte ich auch: Das kann doch nicht wahr sein. Das 1:1 praktisch im Gegenzug war aus meiner Sicht das entscheidende Tor am heutigen Nachmittag, weil die Spielerinnen direkt eine Reaktion gezeigt haben. In dem Moment wussten wir, dass was geht für uns. Bis zur Pause ging es hin und her. Bremen hatte Möglichkeiten, aber wir auch. In der Halbzeit habe ich dann gesagt, dass wir geduldig sein sollten, denn ich war davon überzeugt, dass ich mir körperlich keine Sorgen machen musste. Die Mannschaft ist fit. Ich wusste, dass das auf Dauer unser Vorteil sein würde

DFB.de: Und genauso ist es auch gekommen.

Fischinger: Nach dem 2:1 nach 70 Minuten haben wir alle Fesseln gelöst und ein Tor nach dem anderen geschossen. Da hatten wir alles komplett unter Kontrolle. Von Bremen kam dann keine Gegenwehr mehr. Im Moment ist die Freude riesig, weil die vergangenen Wochen und Monate mit den vielen Rückschlägen für alle einfach nur hart waren. Aber ich will es nochmal sagen: Wir haben noch nichts erreicht. Wir haben jetzt zwei Wochen Pause. Danach müssen wir weitermachen.

DFB.de: Es geht zur TSG Hoffenheim.

Fischinger: Meppen hat heute gezeigt, dass auch das ein Gegner ist, den wir besiegen können. Aber soweit schauen wir im Moment noch gar nicht nach vorne. Derzeit sollen die Spielerinnen diesen Erfolg einfach mal genießen. Im Laufe der Woche werden wir den Fokus dann auf Hoffenheim und den Saisonendspurt richten.

DFB.de: Sie haben in dieser Woche die Aufgabe von Nora Häuptle übernommen. Welchen Eindruck macht die Mannschaft auf Sie?

Fischinger: Ich kann meiner Vorgängerin nur ein riesiges Kompliment machen. Ich habe ein Team übernommen, das topfit ist. Ich habe nur Gutes über ihre Arbeit hier gehört. Ich habe meine Aufgabe in den vergangenen Tagen darin gesehen, die Verunsicherung zu nehmen und Selbstbewusstsein aufzubauen. Darauf lag mein Hauptaugenmerk. Mehr musste ich nicht machen, weil Nora hier wirklich super Arbeit geleistet hat. Es tut mir für sie leid, dass die Ergebnisse trotzdem nicht gestimmt haben. Schade, dass die Mädels es nicht vorher geschafft haben, den Schalter umzulegen. Dann wäre ich jetzt gar nicht hier.

DFB.de: 2015 und 2016 waren Sie bereits Trainer des SC Sand. Fühlt es sich wie eine Heimkehr an?

Fischinger: Der Kontakt ist ja nie abgerissen. Ich habe immer verfolgt, was der Verein macht. Als mich dann Gerald Jungmann vor einigen Tagen gefragt hat, ob ich helfen kann, habe ich sofort zugesagt. Der Verein ist in einer Notsituation. Da muss ich unterstützen. Ich bin zwar noch als Trainer im männlichen Amateurfußball tätig, aber da geht derzeit bekanntlich ja nichts. Zudem betreibe ich eine Fußballschule in Freiburg. Aber das bekomme ich bis Juni alles organisiert. Wir ziehen die Sache jetzt hier bis Saisonende durch, danach sehen wir weiter. In den nächsten Wochen gilt der gesamte Fokus dem Abstiegskampf. Wir wollen den SC Sand in der Frauen-Bundesliga halten. Nach dem heutigen Sieg haben wir dazu weiterhin eine reelle Chance.

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