Fischer und Goslar: "Nach oben hin geht was - nächste Saison"

Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Liga, Regionalliga - in der Karriere von Karsten Fischer war fast alles dabei. Als 19-Jähriger debütierte der Mittelfeld- und Abwehrspieler beim VfL Wolfsburg in der Bundesliga. Nach weiteren Zwischenstationen SC Paderborn, Wuppertaler SV und Holstein Kiel ist er nun beim Regionalligaaufsteiger Goslarer SC gelandet. Hier erlebt man den 28-Jährigen, der längst die Rolle eines Führungsspielers eingenommen hat, wieder in Bestform.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Karsten Fischer über die erfolgreiche Saison des Goslarer SC und seine Vergangenheit im Profifußball.

DFB.de: Herr Fischer, wie fällt nach 19 Saisonspielen Ihr Zwischenfazit aus?

Karsten Fischer: Wir hatten am Anfang eine Phase, in der wir Lehrgeld bezahlt haben. Wir spielten häufig gut, bekamen aber blöde Gegentore. Die ganze Mannschaft musste sich erst einmal an die Liga gewöhnen. Nach einigen Wochen ist uns das gelungen. Ich denke, dass wir mittlerweile guten Fußball zeigen. Auch in der Liga genießen wir Anerkennung. Das beste Beispiel ist, dass Hannovers Trainer Valerien Ismael von einem Topspiel gegen uns sprach. Für einen Aufsteiger ist das keine Selbstverständlichkeit.

DFB.de: Auch der derzeitige sechste Tabellenplatz ist eher überraschend.

Fischer: Es ist unsere Philosophie, einen schnellen Fußball mit vielen Kurzpässen zu spielen. Bisher konnten wir das gut umsetzen.

DFB.de: Ist Goslar eine völlig andere Welt als Wolfsburg oder Paderborn?

Fischer: Natürlich lässt sich das nicht vergleichen. Der Goslarer SC hat kleine Mittel und versucht, das Beste daraus zu machen. Wir haben zum Beispiel nur eine kleine Trainingsanlage. Bei schlechtem Wetter kann es passieren, dass die Stadt den Trainingsplatz sperrt. Manchmal müssen wir uns einen Platz auch mit anderen Mannschaften teilen. Bei einem Profiverein hat es so etwas nicht gegeben.

DFB.de: Haben Sie das Gefühl, dass die Menschen in Goslar sich sehr für den Verein interessieren?

Fischer: Natürlich sind die Zuschauerzahlen nicht so hoch wie früher bei Holstein Kiel. Nur bei einem Topspiel und schönem Wetter kommen mehr als 1000 Zuschauer. Die Fußball-Marke ist noch nicht so bekannt. Trotzdem denke ich, dass unsere Erfolge vom Publikum bereits honoriert werden.

DFB.de: Kann der Verein in der kommenden Saison vielleicht sogar um den Aufstieg in die 3. Liga mitspielen?

Fischer: Unser Ziel ist es erst einmal, uns an die Regionalliga zu gewöhnen und im Mittelfeld zu etablieren. Aber wenn wir nicht allzu viele Abgänge haben und uns ordentlich verstärken, geht nach oben hin etwas - nächste Saison. Ein gutes Beispiel ist der TSV Havelse, der mit geringen Mitteln erfolgreich spielt.

DFB.de: Was fehlt dem GSC noch, um sich auch langfristig oben zu etablieren?

Fischer: Der Verein kommt aus der Oberliga, wo es vielleicht zwei oder drei starke Mannschaften gegeben hat. In den meisten Spielen reichten 70 Prozent Einsatz zum Sieg. In der Regionalliga sind immer 100 Prozent erforderlich. Außerdem sind einige Kleinigkeiten, wie zum Beispiel die Abwehr bei Standardsituationen, weiter zu verbessern.

DFB.de: Lassen Sie uns über Ihre Vergangenheit sprechen: In der Saison 2004/2005 gaben Sie für Wolfsburg gegen Borussia Dortmund Ihr Debüt in der Bundesliga. Insgesamt 20 Spiele haben Sie im Oberhaus bestritten. Wie präsent sind die Erinnerungen an damals?

Fischer: Natürlich war es eine schöne Zeit, für die ich sehr dankbar bin. Sicherlich würde ich auch heute gerne in der Bundesliga spielen. Dort wird ein ganz anderer Fußball gespielt als in der Regionalliga.

DFB.de: Können Sie das genauer beschreiben?

Fischer: In der Regionalliga gibt es viel mehr Kampf und viel härtere Zweikämpfe. In der Bundesliga hingegen findet der schönere Fußball statt. Letztendlich habe ich selber einige Fehler gemacht, die dazu geführt haben, nicht mehr in der Bundesliga zu spielen.

DFB.de: Welche waren das?

Fischer: Es ging damals alles sehr schnell. Ich habe in der A-Jugend gespielt, kurz darauf bei den Amateuren und dann von heute auf morgen bei den Profis. Ich hatte das Glück, gleich spielen zu dürfen. Als junger Spieler glaubt man, es würde immer so weiter gehen. Selbst wenn ein Trainer etwas gesagt hat, sah ich das nicht unbedingt ein. Ich dachte, ich sei der Gute - und alle anderen hätten Schuld, wenn es einmal nicht gut läuft. Irgendwann war es schwer, aus diesem Trott wieder herauszukommen.

DFB.de: Denken Sie mit Stolz oder mit Wehmut an die Bundesliga zurück?

Fischer: Beides. Ich habe nie etwas geschenkt bekommen. Niemand kann mir die Erfahrungen in der Bundesliga nehmen. Ich hatte einfach das Glück, damals an Trainer zu geraten, die mich und mein Spiel mochten.

DFB.de: Weitaus mehr Spiele haben Sie in Paderborn bestritten. Warum wurde Ihr Vertrag 2009 nicht verlängert?

Fischer: Das war schon etwas merkwürdig. Bereits in der zweiten Liga habe ich viele Spiele gemacht. Als wir abgestiegen sind, gab es einige Angebote von anderen Zweitligisten. Ich bin trotzdem mit dem SC Paderborn in die 3. Liga gegangen, weil ich es als gut empfand, dort kontinuierlich viele Spiele zu machen. Ich wusste, wir haben einen guten Kader und können aufsteigen. Eigentlich sollte ich auch einen neuen Vertrag erhalten. Doch wenige Tage vor der geplanten Vertragsunterzeichnung wurde mir mitgeteilt, man habe sich für einen anderen Spieler entschieden.

DFB.de: Sie sind jetzt 28 Jahre alt. Glauben Sie, dass Sie noch einmal in der Bundesliga oder 2. Bundesliga spielen werden?

Fischer: Hauptsächlich spiele ich Fußball, weil es mir unheimlich viel Spaß macht. Aber natürlich schiele ich auch nach oben. Vor ein paar Monaten hatten wir zum Beispiel ein Spiel gegen die Profis von Hannover 96 und haben ordentlich mitgespielt. Der Leistungsunterschied zwischen den Regionalligaspielern und den Profis ist in meinen Augen nicht immer sonderlich groß, wenn man von einigen Ausnahmespielern absieht. Es gibt einige Regionalligaspieler, die es durchaus oben schaffen könnten.

DFB.de: Vielleicht auch Sie?

Fischer: Noch ist meine Karriere nicht vorbei. Aber in meinem Alter ist es vielleicht wichtiger, darüber nachzudenken, was man nach der Fußballkarriere macht. Daher möchte ich ein Fernstudium machen.

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Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Liga, Regionalliga - in der Karriere von Karsten Fischer war fast alles dabei. Als 19-Jähriger debütierte der Mittelfeld- und Abwehrspieler beim VfL Wolfsburg in der Bundesliga. Nach weiteren Zwischenstationen SC Paderborn, Wuppertaler SV und Holstein Kiel ist er nun beim Regionalligaaufsteiger Goslarer SC gelandet. Hier erlebt man den 28-Jährigen, der längst die Rolle eines Führungsspielers eingenommen hat, wieder in Bestform.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Karsten Fischer über die erfolgreiche Saison des Goslarer SC und seine Vergangenheit im Profifußball.

DFB.de: Herr Fischer, wie fällt nach 19 Saisonspielen Ihr Zwischenfazit aus?

Karsten Fischer: Wir hatten am Anfang eine Phase, in der wir Lehrgeld bezahlt haben. Wir spielten häufig gut, bekamen aber blöde Gegentore. Die ganze Mannschaft musste sich erst einmal an die Liga gewöhnen. Nach einigen Wochen ist uns das gelungen. Ich denke, dass wir mittlerweile guten Fußball zeigen. Auch in der Liga genießen wir Anerkennung. Das beste Beispiel ist, dass Hannovers Trainer Valerien Ismael von einem Topspiel gegen uns sprach. Für einen Aufsteiger ist das keine Selbstverständlichkeit.

DFB.de: Auch der derzeitige sechste Tabellenplatz ist eher überraschend.

Fischer: Es ist unsere Philosophie, einen schnellen Fußball mit vielen Kurzpässen zu spielen. Bisher konnten wir das gut umsetzen.

DFB.de: Ist Goslar eine völlig andere Welt als Wolfsburg oder Paderborn?

Fischer: Natürlich lässt sich das nicht vergleichen. Der Goslarer SC hat kleine Mittel und versucht, das Beste daraus zu machen. Wir haben zum Beispiel nur eine kleine Trainingsanlage. Bei schlechtem Wetter kann es passieren, dass die Stadt den Trainingsplatz sperrt. Manchmal müssen wir uns einen Platz auch mit anderen Mannschaften teilen. Bei einem Profiverein hat es so etwas nicht gegeben.

DFB.de: Haben Sie das Gefühl, dass die Menschen in Goslar sich sehr für den Verein interessieren?

Fischer: Natürlich sind die Zuschauerzahlen nicht so hoch wie früher bei Holstein Kiel. Nur bei einem Topspiel und schönem Wetter kommen mehr als 1000 Zuschauer. Die Fußball-Marke ist noch nicht so bekannt. Trotzdem denke ich, dass unsere Erfolge vom Publikum bereits honoriert werden.

DFB.de: Kann der Verein in der kommenden Saison vielleicht sogar um den Aufstieg in die 3. Liga mitspielen?

Fischer: Unser Ziel ist es erst einmal, uns an die Regionalliga zu gewöhnen und im Mittelfeld zu etablieren. Aber wenn wir nicht allzu viele Abgänge haben und uns ordentlich verstärken, geht nach oben hin etwas - nächste Saison. Ein gutes Beispiel ist der TSV Havelse, der mit geringen Mitteln erfolgreich spielt.

DFB.de: Was fehlt dem GSC noch, um sich auch langfristig oben zu etablieren?

Fischer: Der Verein kommt aus der Oberliga, wo es vielleicht zwei oder drei starke Mannschaften gegeben hat. In den meisten Spielen reichten 70 Prozent Einsatz zum Sieg. In der Regionalliga sind immer 100 Prozent erforderlich. Außerdem sind einige Kleinigkeiten, wie zum Beispiel die Abwehr bei Standardsituationen, weiter zu verbessern.

DFB.de: Lassen Sie uns über Ihre Vergangenheit sprechen: In der Saison 2004/2005 gaben Sie für Wolfsburg gegen Borussia Dortmund Ihr Debüt in der Bundesliga. Insgesamt 20 Spiele haben Sie im Oberhaus bestritten. Wie präsent sind die Erinnerungen an damals?

Fischer: Natürlich war es eine schöne Zeit, für die ich sehr dankbar bin. Sicherlich würde ich auch heute gerne in der Bundesliga spielen. Dort wird ein ganz anderer Fußball gespielt als in der Regionalliga.

DFB.de: Können Sie das genauer beschreiben?

Fischer: In der Regionalliga gibt es viel mehr Kampf und viel härtere Zweikämpfe. In der Bundesliga hingegen findet der schönere Fußball statt. Letztendlich habe ich selber einige Fehler gemacht, die dazu geführt haben, nicht mehr in der Bundesliga zu spielen.

DFB.de: Welche waren das?

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Fischer: Es ging damals alles sehr schnell. Ich habe in der A-Jugend gespielt, kurz darauf bei den Amateuren und dann von heute auf morgen bei den Profis. Ich hatte das Glück, gleich spielen zu dürfen. Als junger Spieler glaubt man, es würde immer so weiter gehen. Selbst wenn ein Trainer etwas gesagt hat, sah ich das nicht unbedingt ein. Ich dachte, ich sei der Gute - und alle anderen hätten Schuld, wenn es einmal nicht gut läuft. Irgendwann war es schwer, aus diesem Trott wieder herauszukommen.

DFB.de: Denken Sie mit Stolz oder mit Wehmut an die Bundesliga zurück?

Fischer: Beides. Ich habe nie etwas geschenkt bekommen. Niemand kann mir die Erfahrungen in der Bundesliga nehmen. Ich hatte einfach das Glück, damals an Trainer zu geraten, die mich und mein Spiel mochten.

DFB.de: Weitaus mehr Spiele haben Sie in Paderborn bestritten. Warum wurde Ihr Vertrag 2009 nicht verlängert?

Fischer: Das war schon etwas merkwürdig. Bereits in der zweiten Liga habe ich viele Spiele gemacht. Als wir abgestiegen sind, gab es einige Angebote von anderen Zweitligisten. Ich bin trotzdem mit dem SC Paderborn in die 3. Liga gegangen, weil ich es als gut empfand, dort kontinuierlich viele Spiele zu machen. Ich wusste, wir haben einen guten Kader und können aufsteigen. Eigentlich sollte ich auch einen neuen Vertrag erhalten. Doch wenige Tage vor der geplanten Vertragsunterzeichnung wurde mir mitgeteilt, man habe sich für einen anderen Spieler entschieden.

DFB.de: Sie sind jetzt 28 Jahre alt. Glauben Sie, dass Sie noch einmal in der Bundesliga oder 2. Bundesliga spielen werden?

Fischer: Hauptsächlich spiele ich Fußball, weil es mir unheimlich viel Spaß macht. Aber natürlich schiele ich auch nach oben. Vor ein paar Monaten hatten wir zum Beispiel ein Spiel gegen die Profis von Hannover 96 und haben ordentlich mitgespielt. Der Leistungsunterschied zwischen den Regionalligaspielern und den Profis ist in meinen Augen nicht immer sonderlich groß, wenn man von einigen Ausnahmespielern absieht. Es gibt einige Regionalligaspieler, die es durchaus oben schaffen könnten.

DFB.de: Vielleicht auch Sie?

Fischer: Noch ist meine Karriere nicht vorbei. Aber in meinem Alter ist es vielleicht wichtiger, darüber nachzudenken, was man nach der Fußballkarriere macht. Daher möchte ich ein Fernstudium machen.