Fink: "Ich habe keine schlaflosen Nächte"

Fink: Ja, das war sie. Das ist nicht mehr zu toppen. Es war ein negatives Erlebnis der höchsten Kategorie. Wenn man den höchsten Vereinspokal, den man gewinnen kann, so entrissen bekommt, ist das schon ganz bitter. Aber so ist das im Fußball: Man muss lernen, auch mit Niederlagen umzugehen.

FUSSBALL.de: Sie kamen damals beim Stand von 1:0 für Lothar Matthäus ins Spiel und hatten vor dem 1:1 die Chance, die Situation per Befreiungsschlag zu klären. Damals trafen sie den Ball nicht richtig. Fühlten Sie sich schuldig?

Fink: Wenn man in so einem Finale steht und dazu beigetragen hat, dass die eigene Mannschaft noch verliert, ist das natürlich keine tolle Sache.

FUSSBALL.de: Wie oft wachen Sie nachts auf und denken noch an diese Szene?

Fink: Ich bin noch nie nachts wachgeworden oder habe davon geträumt, ich habe auch keine schlaflosen Nächte. Ich denke auch nicht mehr oft an die Szene. Ich bin ein Kämpfer und denke, dass ich durch diese Szene gelernt habe und danach stärker geworden bin. Wie wir alle: Wir waren ja auch in den Jahren danach absolute Spitzenklasse, mit das Beste, was es in Europa gab, und wir haben noch einige Titel gewonnen. Ich denke, in meinem Fall hat die Niederlage dazu beigetragen, dass ich noch besser geworden bin und noch drei tolle Jahre bei den Bayern hatte.

FUSSBALL.de: Sie hatten schon mehr als eine Hand am Pokal, abseits des Spielfeldes wurden die Feierlichkeiten vorbereitet, Mitspieler und Funktionsteam streiften sich bereits T-Shirts über für die Party nach dem Match. Ist eine solche Last-Minute-Niederlage überhaupt zu fassen, oder kommt einem das surreal vor?

Fink: Eigentlich nicht so ganz, das Begreifen kam erst irgendwann später. Wir haben uns in dieser Nacht als Team geschworen, dass wir uns den Titel noch holen werden und dass es ja das Schönste ist, wenn das Beste noch vor einem liegt.

FUSSBALL.de: Wurde mit der "Mutter aller Niederlagen" dann also der Grundstein für den Triumph zwei Jahre später gelegt: Hat sie das Team zusammengeschweißt und eine "Jetzt-erst-Recht"-Stimmung erzeugt?



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Als Spieler hat Thorsten Fink mit dem FC Bayern München alles erreicht: Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger, auf internationaler Ebene Triumphe in Champions League und Weltpokal. Auf der anderen Seite war der 42-Jährige auch Protagonist bei der "Mutter aller Niederlagen", dem dramatischen 1:2 im Champions-League-Finale 1999 von Barcelona gegen Manchester United.

Als Trainer ist 42-Jährige gerade dabei, sich seine Meriten zu erwerben. Nach Stationen bei den zweiten Mannschaften von Bayern München und Red Bull Salzburg führte er den FC Ingolstadt in die 2. Bundesliga, musste dort in der Rückrunde der Saison 2008/2009 allerdings vorzeitig gehen.

Heute ist der frühere Mittelfeldspieler Chefcoach beim Schweizer Traditionsklub FC Basel 1893 und kämpft in der Axpo Super League um den Meistertitel. Im Exklusivinterview mit FUSSBALL.de spricht Fink über die epische Niederlage von Barcelona 1999, das Duell zwischen Bayern und ManU am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live bei Sat.1 und Sky) sowie Trainer-Legende Ottmar Hitzfeld.

FUSSBALL.de: Herr Fink, Ihr Ex-Klub Bayern München steht momentan in den Wochen der Wahrheit. In der Champions League geht es heute gegen Manchester United. Ein Duell, das Sie sehr gut kennen. Wer ist Ihr Favorit in dieser Viertelfinalpaarung?

Thorsten Fink: Ich schätze Manchester im Moment vielleicht einen Tick stärker ein als die Bayern. Aber wenn man beim FC Bayern spielt, dann weiß man, dass er gerade in K.o.-Spielen zu allem fähig ist. Ich traue den Bayern sogar den Sieg in der Champions League zu, weil sie mit Louis van Gaal einen ganz erfahrenen Trainer haben, der seine Sache super macht. Es wird auf alle Fälle ein Spiel auf Augenhöhe. Wichtig wird natürlich auch die Tagesform sein.

FUSSBALL.de: Auf welchen Positionen besitzt Manchester Ihrer Meinung nach Vorteile?

Fink: In der Defensive sind die Bayern wohl anfällig, speziell auf der linken Seite, wo Erfahrung fehlt. Wenn Manchester da mit seiner geballten Offensiv-Power angreift, wird es schwer. Es wird interessant zu sehen, was van Gaal sich da einfallen lässt.

FUSSBALL.de: Natürlich werden in diesen Tagen Erinnerungen an das Champions-League-Finale in Barcelona 1999 wach, als der FC Bayern den sicher geglaubten Triumph durch einen Doppelschlag von Manchester in der Nachspielzeit noch entrissen bekam. War das die bitterste Niederlage für Sie in Ihrer Karriere als Profisportler?

Fink: Ja, das war sie. Das ist nicht mehr zu toppen. Es war ein negatives Erlebnis der höchsten Kategorie. Wenn man den höchsten Vereinspokal, den man gewinnen kann, so entrissen bekommt, ist das schon ganz bitter. Aber so ist das im Fußball: Man muss lernen, auch mit Niederlagen umzugehen.

FUSSBALL.de: Sie kamen damals beim Stand von 1:0 für Lothar Matthäus ins Spiel und hatten vor dem 1:1 die Chance, die Situation per Befreiungsschlag zu klären. Damals trafen sie den Ball nicht richtig. Fühlten Sie sich schuldig?

Fink: Wenn man in so einem Finale steht und dazu beigetragen hat, dass die eigene Mannschaft noch verliert, ist das natürlich keine tolle Sache.

FUSSBALL.de: Wie oft wachen Sie nachts auf und denken noch an diese Szene?

Fink: Ich bin noch nie nachts wachgeworden oder habe davon geträumt, ich habe auch keine schlaflosen Nächte. Ich denke auch nicht mehr oft an die Szene. Ich bin ein Kämpfer und denke, dass ich durch diese Szene gelernt habe und danach stärker geworden bin. Wie wir alle: Wir waren ja auch in den Jahren danach absolute Spitzenklasse, mit das Beste, was es in Europa gab, und wir haben noch einige Titel gewonnen. Ich denke, in meinem Fall hat die Niederlage dazu beigetragen, dass ich noch besser geworden bin und noch drei tolle Jahre bei den Bayern hatte.

FUSSBALL.de: Sie hatten schon mehr als eine Hand am Pokal, abseits des Spielfeldes wurden die Feierlichkeiten vorbereitet, Mitspieler und Funktionsteam streiften sich bereits T-Shirts über für die Party nach dem Match. Ist eine solche Last-Minute-Niederlage überhaupt zu fassen, oder kommt einem das surreal vor?

Fink: Eigentlich nicht so ganz, das Begreifen kam erst irgendwann später. Wir haben uns in dieser Nacht als Team geschworen, dass wir uns den Titel noch holen werden und dass es ja das Schönste ist, wenn das Beste noch vor einem liegt.

FUSSBALL.de: Wurde mit der "Mutter aller Niederlagen" dann also der Grundstein für den Triumph zwei Jahre später gelegt: Hat sie das Team zusammengeschweißt und eine "Jetzt-erst-Recht"-Stimmung erzeugt?

Fink: Ja, die Mannschaft ist zusammengerückt und hat gesagt: "Das Ding holen wir noch mal". Von daher war es nur eine Frage der Zeit, dass wir den Cup holten. Wir haben den Pokal dann ja zwei Jahre später gewonnen, das war das Wichtigste für uns. Im damaligen Endspiel gegen Valencia wussten wir dann, dass in so einem Match alles passieren kann - das war dann für uns ein kleiner Vorteil.

FUSSBALL.de: 2001 gehörten Sie auch zum Kader, als Bayern die Champions League gewinnen konnte, fehlten aber im Endspiel. Warum?

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Fink: Ich stand leider nicht im Kader, weil ich mit einem Innenbandanriss lange verletzt war. Ich saß auf der Tribüne und habe die Daumen gedrückt. Aber in der Vor- und Zwischenrunde habe ich meinen Anteil am Titelgewinn geleistet. Ich hatte ein Superjahr, eigentlich mein bestes beim FC Bayern. Leider fehlte ich dann in den entscheidenden Spielen.

FUSSBALL.de: Hätten Sie denn bei voller Fitness auf dem Platz gestanden?

Fink: Ich weiß nicht, ob der Trainer mich mitgenommen hätte, wenn ich fit gewesen wäre. Wir hatten ein tolles Team und Ottmar Hitzfeld war natürlich auch sehr abergläubisch (lacht), so dass er es wohl nicht groß verändert hätte.

FUSSBALL.de: Auf dem Weg dahin hat Ihre Mannschaft ManU im Viertelfinale zweimal besiegt. Wie groß war die Genugtuung darüber innerhalb des Teams nach dem Misserfolg zwei Jahre zuvor?

Fink: Umso schöner, dass wir Manchester auf dem Weg ausgeschaltet haben. Aber großartig Genugtuung habe ich dabei nicht verspürt, ich habe mir darum eigentlich nie großartig Gedanken gemacht.

FUSSBALL.de: Ihr Tipp fürs heutige Hinspiel?

Fink: Ich tippe auf ein 2:1 für die Bayern, da sie ein Heimspiel haben.