FIFA hebt Kopftuchverbot auf

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Die Entscheidung für die Torlinien-Technologie überstrahlte alles. Doch es war nicht der einzige Beschluss, den das International Football Assocation Board (IFAB) fasste. Die Regelhüter der FIFA haben bei ihrer Sitzung in Zürich am Donnerstag auch ‚Ja’ zum Tragen von Kopftüchern gesagt.

Bereits seit März ist es muslimischen Spielerinnen erlaubt, Kopftücher zu tragen. Damals hatte der Fußball-Weltverband auf eine Forderung der Vereinten Nationen reagiert. Willi Lemke, UN-Sonderbeauftragter für Sport, hatte sich damals für eine Aufhebung des seit dem Jahr 2007 gültigen Verbots ausgesprochen. Nun ließ das IFAB die offizielle Bestätigung folgen. Festgelegt ist eine zweijährige Testphase, der sich eine erneute Überprüfung bei der IFAB-Versammlung 2014 anschließen soll.

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Die Integrationsbeauftragte des Deutschen Fußball-Bundes, Gül Keskinler, befürwortet die Entscheidung zum Kopftuch: „Gerade konservative muslimische Familien haben sich oft schwergetan, ihre Töchter Fußball spielen zu lassen. Ich habe die Hoffnung, dass durch die Entscheidung des IFAB Bedenken schwinden und sich noch mehr muslimische Mädchen in unseren Fußballvereinen anmelden werden. Fußball ist dabei auch ein Stück Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Der DFB engagiert sich seit vielen Jahren für kulturelle Integration im Fußball, immer im Schulterschluss mit der Politik und unseren Partnern. Die Verleihungsgala des DFB- und Mercedes-Benz Integrationspreises im Februar besuchte Bundeskanzlerin Angela Merkel.“

Seit 2007 galt das Kopftuch-Verbot der FIFA

Reglementiert werden während der Testphase nur Schnitt, Farbe und Materialien der Kopftücher. Die Details legt das IFAB nach seiner Jahresgeschäftssitzung im Oktober in Glasgow fest.

FIFA-Exko-Mitglied Prinz Ali Bin-Hussein von Jordanien, in den vergangenen Jahren ein starker Befürworter der Verbotsaufhebung, sagte gegenüber dfb.de: „Nun liegt eine ausreichend lange Testphase vor uns, so dass wir die Erfahrungen der Spielerinnen, der Trainer, wie auch der Designer einholen können, um ein komfortables und medizinisch sicheres Kopftuch für Frauen auf dem Fußballplatz zu entwickeln.“

Fünf Jahre ist es her, dass die FIFA ein Verbot von Kopftüchern auf dem Fußballplatz ausgesprochen hatte, während etwa beim Rugby oder beim Taekwondo das Tragen eines Kopftuchs erlaubt ist. Der Weltverband, der aus Sicherheitsgründen für ein Verbot plädierte, sorgte damit für einigen Diskussionsstoff. Zum offenen Streitfall kam es im vergangenen Jahr bei einem Olympia-Qualifikationsturnier, als die iranische Frauen-Nationalmannschaft disqualifiziert wurde. Weil die Kopfbedeckungen der Spielerinnen dem Regelwerk widersprachen und die iranischen Verantwortlichen sich weigerten, von den Kopftüchern und langen Anzügen abzusehen, schloss der Vertreter der FIFA das Team von der Partie gegen Jordanien aus. Das Spiel wurde mit 0:3 gewertet.

Irans Botschafter Mustafa Musleh Zadeh sprach anschließend von einer „politisch motivierten“ Entscheidung. Der Kopftuch-Streit rief sogar die Vereinten Nationen auf den Plan, woraufhin die FIFA vor vier Monaten einlenkte. „Die Frage ist jetzt nicht mehr, ob Spielerinnen Kopftücher tragen dürfen oder nicht. In Zukunft geht es nur noch um das Design und die Farbe“, erklärte FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke am Donnerstag nach der Sitzung der Regelkommission.

Fußball ohne Abseits: DFB-Projekt für muslimische Mädchen

Der DFB förderte seit 2006 ein fußballerisches Angebot für Mädchen mit Migrationshintergrund. Das Projekt „Fußball ohne Abseits“ des Oldenburger Soziologen Prof. Dr. Ulf Gebken, dass damals in zehn Standorten angeschoben wurde und sich speziell an Mädchen aus Familien mit muslimischen Migrationshintergrund wendete, wird mittlerweile in 120 Städten und Ortschaften angeboten.

Bei einem anderen Thema steht eine Entscheidung des IFAB weiterhin aus. Die angedachte und von vielen Fußballexperten geforderte Aufhebung der Doppelbestrafung bleibt in der Beratungsphase. Bislang werden Fouls im Strafraum, die eine klare Torchance verhindern, sowie Handspiele auf der Torlinie automatisch mit Elfmeter und Roter Karte geahndet. Eine Regelung, die vielen Fußballern und Verantwortlichen ein Dorn im Auge ist. Das International Football Association Board will das Thema im Oktober noch einmal erörtern und nach Möglichkeiten suchen, wie Beteiligte aus der Praxis in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.

[jb/th]

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Die Entscheidung für die Torlinien-Technologie überstrahlte alles. Doch es war nicht der einzige Beschluss, den das International Football Assocation Board (IFAB) fasste. Die Regelhüter der FIFA haben bei ihrer Sitzung in Zürich am Donnerstag auch ‚Ja’ zum Tragen von Kopftüchern gesagt.

Bereits seit März ist es muslimischen Spielerinnen erlaubt, Kopftücher zu tragen. Damals hatte der Fußball-Weltverband auf eine Forderung der Vereinten Nationen reagiert. Willi Lemke, UN-Sonderbeauftragter für Sport, hatte sich damals für eine Aufhebung des seit dem Jahr 2007 gültigen Verbots ausgesprochen. Nun ließ das IFAB die offizielle Bestätigung folgen. Festgelegt ist eine zweijährige Testphase, der sich eine erneute Überprüfung bei der IFAB-Versammlung 2014 anschließen soll.

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Die Integrationsbeauftragte des Deutschen Fußball-Bundes, Gül Keskinler, befürwortet die Entscheidung zum Kopftuch: „Gerade konservative muslimische Familien haben sich oft schwergetan, ihre Töchter Fußball spielen zu lassen. Ich habe die Hoffnung, dass durch die Entscheidung des IFAB Bedenken schwinden und sich noch mehr muslimische Mädchen in unseren Fußballvereinen anmelden werden. Fußball ist dabei auch ein Stück Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Der DFB engagiert sich seit vielen Jahren für kulturelle Integration im Fußball, immer im Schulterschluss mit der Politik und unseren Partnern. Die Verleihungsgala des DFB- und Mercedes-Benz Integrationspreises im Februar besuchte Bundeskanzlerin Angela Merkel.“

Seit 2007 galt das Kopftuch-Verbot der FIFA

Reglementiert werden während der Testphase nur Schnitt, Farbe und Materialien der Kopftücher. Die Details legt das IFAB nach seiner Jahresgeschäftssitzung im Oktober in Glasgow fest.

FIFA-Exko-Mitglied Prinz Ali Bin-Hussein von Jordanien, in den vergangenen Jahren ein starker Befürworter der Verbotsaufhebung, sagte gegenüber dfb.de: „Nun liegt eine ausreichend lange Testphase vor uns, so dass wir die Erfahrungen der Spielerinnen, der Trainer, wie auch der Designer einholen können, um ein komfortables und medizinisch sicheres Kopftuch für Frauen auf dem Fußballplatz zu entwickeln.“

Fünf Jahre ist es her, dass die FIFA ein Verbot von Kopftüchern auf dem Fußballplatz ausgesprochen hatte, während etwa beim Rugby oder beim Taekwondo das Tragen eines Kopftuchs erlaubt ist. Der Weltverband, der aus Sicherheitsgründen für ein Verbot plädierte, sorgte damit für einigen Diskussionsstoff. Zum offenen Streitfall kam es im vergangenen Jahr bei einem Olympia-Qualifikationsturnier, als die iranische Frauen-Nationalmannschaft disqualifiziert wurde. Weil die Kopfbedeckungen der Spielerinnen dem Regelwerk widersprachen und die iranischen Verantwortlichen sich weigerten, von den Kopftüchern und langen Anzügen abzusehen, schloss der Vertreter der FIFA das Team von der Partie gegen Jordanien aus. Das Spiel wurde mit 0:3 gewertet.

Irans Botschafter Mustafa Musleh Zadeh sprach anschließend von einer „politisch motivierten“ Entscheidung. Der Kopftuch-Streit rief sogar die Vereinten Nationen auf den Plan, woraufhin die FIFA vor vier Monaten einlenkte. „Die Frage ist jetzt nicht mehr, ob Spielerinnen Kopftücher tragen dürfen oder nicht. In Zukunft geht es nur noch um das Design und die Farbe“, erklärte FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke am Donnerstag nach der Sitzung der Regelkommission.

Fußball ohne Abseits: DFB-Projekt für muslimische Mädchen

Der DFB förderte seit 2006 ein fußballerisches Angebot für Mädchen mit Migrationshintergrund. Das Projekt „Fußball ohne Abseits“ des Oldenburger Soziologen Prof. Dr. Ulf Gebken, dass damals in zehn Standorten angeschoben wurde und sich speziell an Mädchen aus Familien mit muslimischen Migrationshintergrund wendete, wird mittlerweile in 120 Städten und Ortschaften angeboten.

Bei einem anderen Thema steht eine Entscheidung des IFAB weiterhin aus. Die angedachte und von vielen Fußballexperten geforderte Aufhebung der Doppelbestrafung bleibt in der Beratungsphase. Bislang werden Fouls im Strafraum, die eine klare Torchance verhindern, sowie Handspiele auf der Torlinie automatisch mit Elfmeter und Roter Karte geahndet. Eine Regelung, die vielen Fußballern und Verantwortlichen ein Dorn im Auge ist. Das International Football Association Board will das Thema im Oktober noch einmal erörtern und nach Möglichkeiten suchen, wie Beteiligte aus der Praxis in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.