FIFA ehrt Hartmut Scherzer mit Jules-Rimet-Auszeichnung

Die Medienkommission des Fußball-Weltverbandes (FIFA) vergab am Mittwoch anlässlich des 100-jährigen Bestehens der FIFA die Jules-Rimet-Auszeichnung an verdienstvolle Journalisten. Hartmut Scherzer ist dabei als einziger deutscher Journalist diese Ehre zuteil geworden. Die Laudatio hielt DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, der Scherzer auch mit einem Diplom und einer Miniatur-Replika des Jules-Rimet-Pokals auszeichnete.

Zu den Gratulanten gehörten DFB-Ehrenpräsident Dr. h.c. Egidius Braun und die Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft Uwe Seeler und Franz Beckenbauer. Unter den Gästen der Feierstunde befanden sich zudem zahlreiche journalistische Weggefährten und Freunde, wie Hans-Wilhelm Gäb, Ehrenpräsident des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB).

Letzter Journalist aus Schrot und Korn

Hartmut Scherzer gilt als einer der letzten Journalisten aus Schrot und Korn. Zu Scherzers journalistischen Maximen zählte immer, das persönliche Gespräch zu suchen, vor Ort zu sein und sich nicht auf Informationen aus zweiter Hand zu verlassen. Erste Erfahrungen mit dem Journalismus machte Scherzer im Sommer 1957, als er die Vertretung der Redaktionssekretärin der Sportredaktion der Frankfurter Rundschau übernahm.

Doch nicht nur im journalistischen Bereich hat Scherzer nach neuen Herausforderungen gesucht, parallel zu den beruflichen verfolgte er auch sportliche Ambitionen. Vom 13. bis zum 22. Lebensjahr war er als Boxer im Leicht- und Halbwltergewicht aktiv. Seine größten Erfolge war der Gewinn der deutschen Junioren-Meisterschaft 1956 und der deutschen Hochschul-Meisterschaft 1959 und 1960.

1960 stieg Scherzer voller Engagement ins Berufsleben ein, bis 1972 arbeitete er als Sportchef der internationalen Nachrichtenagentur UPI. Hier erlebte er seine erste WM 1962 in Chile. Seitdem war er bei allen folgenden Weltmeisterschaften als Journalist mit von der Partie. Zudem berichtete er von 17 Olympischen Winter- und Sommerspielen.

Unvergessliches Interview mit Suarez

Absolutes Highlight für den Vollblut-Journalisten war die WM 1966, als es den Agenturen noch erlaubt war, die Spieler nach dem Schlusspfiff in der Kabine zu interviewen. So erinnert sich Scherzer noch gerne daran zurück, einmal neben Franz Beckenbauer gesessen zu haben. Die wohl schönste Geschichte war der Besuch der spanischen Kabine nach dem Spiel gegen Argentinien. Scherzer saß neben Luis Suarez und führte sein wohl ungewöhnlichstes Interview. Suarez sprach weder Deutsch noch Englisch, und der Journalist war des Spanischen nicht mächtig: So hatten Scherzer und Suarez zwar viel Zeit zum Reden, doch nutzen konnten sie sie nicht - sie haben sich nur gegenseitig angeguckt, weil sie sich nicht verständigen konnten.

Doch nicht nur der Fußball gehört zu seinen journalistischen Leidenschaften. Seit vier Jahrzehnten wohnt Scherzer allen großen Boxkämpfen der Welt bei und ist Stammgast in Las Vegas und New York. Auf den Spuren von Cassius Clay alias Muhammad Ali führten ihn seine Reisen auch nach Kinsasa und Manila. Scherzer lernte Ali 1966 beim Kampf gegen Karl Mildenberger im Frankfurter Waldstadion kennen, seitdem verbindet beide ein freundschaftliches Verhältnis.

Fußball, Boxen und der Radsport sind Scherzers Leidenschaften

Scherzers drittes Fachgebiet ist der Radsport: die Initialzündung dafür lieferte die Tour de France 1977. Der junge Frankfurter Didi Thurau Tage fuhr damals tagelang im Gelben Trikot. Scherzer war wie immer hautnah dabei - seitdem fuhr er "die große Schleife" 22 Mal mit und hat dabei auch dort die Großen des Metiers kennen gelernt.

Seit 1998 arbeitet Scherzer als freier Journalist. Mit seinen Berichten bedient er regelmäßig zwei, drei Dutzend Zeitungen, so dass seine Artikel eine Leserschaft erreicht, die größer ist als die der Bild-Zeitung. [nb/ar]


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Die Medienkommission des Fußball-Weltverbandes (FIFA) vergab am Mittwoch anlässlich des 100-jährigen Bestehens der FIFA die Jules-Rimet-Auszeichnung an verdienstvolle Journalisten. Hartmut Scherzer ist dabei als einziger deutscher Journalist diese Ehre zuteil geworden. Die Laudatio hielt DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, der Scherzer auch mit einem Diplom und einer Miniatur-Replika des Jules-Rimet-Pokals auszeichnete.



Zu den Gratulanten gehörten DFB-Ehrenpräsident Dr. h.c. Egidius Braun und die Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft Uwe Seeler und Franz Beckenbauer. Unter den Gästen der Feierstunde befanden sich zudem zahlreiche journalistische Weggefährten und Freunde, wie Hans-Wilhelm Gäb, Ehrenpräsident des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB).



Letzter Journalist aus Schrot und Korn



Hartmut Scherzer gilt als einer der letzten Journalisten aus Schrot und Korn. Zu Scherzers journalistischen Maximen zählte immer, das persönliche Gespräch zu suchen, vor Ort zu sein und sich nicht auf Informationen aus zweiter Hand zu verlassen. Erste Erfahrungen mit dem Journalismus machte Scherzer im Sommer 1957, als er die Vertretung der Redaktionssekretärin der Sportredaktion der Frankfurter Rundschau übernahm.



Doch nicht nur im journalistischen Bereich hat Scherzer nach neuen Herausforderungen gesucht, parallel zu den beruflichen verfolgte er auch sportliche Ambitionen. Vom 13. bis zum 22. Lebensjahr war er als Boxer im Leicht- und Halbwltergewicht aktiv. Seine größten Erfolge war der Gewinn der deutschen Junioren-Meisterschaft 1956 und der deutschen Hochschul-Meisterschaft 1959 und 1960.



1960 stieg Scherzer voller Engagement ins Berufsleben ein, bis 1972 arbeitete er als Sportchef der internationalen Nachrichtenagentur UPI. Hier erlebte er seine erste WM 1962 in Chile. Seitdem war er bei allen folgenden Weltmeisterschaften als Journalist mit von der Partie. Zudem berichtete er von 17 Olympischen Winter- und Sommerspielen.



Unvergessliches Interview mit Suarez



Absolutes Highlight für den Vollblut-Journalisten war die WM 1966, als es den Agenturen noch erlaubt war, die Spieler nach dem Schlusspfiff in der Kabine zu interviewen. So erinnert sich Scherzer noch gerne daran zurück, einmal neben Franz Beckenbauer gesessen zu haben. Die wohl schönste Geschichte war der Besuch der spanischen Kabine nach dem Spiel gegen Argentinien. Scherzer saß neben Luis Suarez und führte sein wohl ungewöhnlichstes Interview. Suarez sprach weder Deutsch noch Englisch, und der Journalist war des Spanischen nicht mächtig: So hatten Scherzer und Suarez zwar viel Zeit zum Reden, doch nutzen konnten sie sie nicht - sie haben sich nur gegenseitig angeguckt, weil sie sich nicht verständigen konnten.



Doch nicht nur der Fußball gehört zu seinen journalistischen Leidenschaften. Seit vier Jahrzehnten wohnt Scherzer allen großen Boxkämpfen der Welt bei und ist Stammgast in Las Vegas und New York. Auf den Spuren von Cassius Clay alias Muhammad Ali führten ihn seine Reisen auch nach Kinsasa und Manila. Scherzer lernte Ali 1966 beim Kampf gegen Karl Mildenberger im Frankfurter Waldstadion kennen, seitdem verbindet beide ein freundschaftliches Verhältnis.



Fußball, Boxen und der Radsport sind Scherzers Leidenschaften



Scherzers drittes Fachgebiet ist der Radsport: die Initialzündung dafür lieferte die Tour de France 1977. Der junge Frankfurter Didi Thurau Tage fuhr damals tagelang im Gelben Trikot. Scherzer war wie immer hautnah dabei - seitdem fuhr er "die große Schleife" 22 Mal mit und hat dabei auch dort die Großen des Metiers kennen gelernt.



Seit 1998 arbeitet Scherzer als freier Journalist. Mit seinen Berichten bedient er regelmäßig zwei, drei Dutzend Zeitungen, so dass seine Artikel eine Leserschaft erreicht, die größer ist als die der Bild-Zeitung.