Felix Magath: Der doppelte Doublegewinner wird 60

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere gibt so mancher Unbesonnenes oder Übermütiges von sich. Als Felix Magath 2009 mit dem VfL Wolfsburg sensationell Deutscher Meister geworden war, sagte er: "Bis maximal 60 will ich in der Bundesliga arbeiten". Heute wird er 60, und die Bundesliga muss mittlerweile ohne ihn auskommen. DFB.de gratuliert dem Vizeweltmeister von 1982 zum Geburtstag.

Im Leben des Felix Magath, dem passionierten Schachspieler, ist für Zufälle kein Platz. Er hatte immer schon genau gewusst, was er wollte, was nicht heißt, dass ihm alles gelungen ist. Aber eben doch verdammt viel. Was mit seinem Ehrgeiz und seiner bei Spielern gefürchteten Disziplin zusammenhängt und damit, wie sein Leben begann.

Training wichtiger als Schule

Der kleine Wolfgang Felix, wie er wirklich heißt, wuchs ohne Vater (US-Besatzungssoldat, Puerto Ricaner) in Aschaffenburg auf und war etwas dunkelhäutiger als die Nachbarskinder. Das war nicht immer lustig. Aber durch seine fußballerischen Fähigkeiten verschaffte er sich schnell Respekt, sein erster Verein war der VfR Nilkheim.

Außerdem war er ein guter Schüler, der aufs Gymnasium ging. Die schlechteste Note, eine 5, bekam er ausgerechnet in Sport - weil er den Unterricht regelmäßig schwänzte. Das Training bei Viktoria Aschaffenburg, der er 1972 beitrat, war da schon wichtiger. Er ist auch mal sitzengeblieben. Trotzdem schaffte er das Abitur und begann ein Studium der Wirtschaftswissenschaften, das unvollendet blieb, weil parallel Größeres begann.

Von Saarbrücken nach Hamburg

Seine erste Profistation hieß 1. FC Saarbrücken, sein erstes Gehalt in der 2. Bundesliga Süd betrug 1974/1975 exakt 1500 Mark. Magath verpasste in seinen beiden Saarbrücker Jahren kein Spiel und schoss als Mittelfeldspieler zusammen 29 Tore. So einer fällt auf und drängt in die Bundesliga. Nach dem Aufstieg des FCS 1976 wurde er für 550.000 Mark an den HSV verkauft. Weil er dort mit der Konkurrenzsituation nicht klarkam, wollte er schon im ersten Jahr wieder weg. "Er wollte schon die Koffer packen", überschrieb der Kicker eine Story im April 1977.

Magath gab zu, private Kontakte nach Braunschweig genutzt zu haben, und fragte einen Spieler, ob denn künftig bei Eintracht ein Platz im Mittelfeld frei sei. Zitat Magath: "Die Mannschaftsatmosphäre ist in Braunschweig weit besser." Weil es sich Konkurrent Buffy Ettmayer mit Kuno Klötzer verscherzte, bekam Felix aber seine Chance beim HSV und beschloss 1977: "Ich beiße mich jetzt durch."

Noch am Ende seiner ersten Saison durfte er sich Europapokalsieger der Pokalsieger nennen und debütierte in der Nationalmannschaft. Trotzdem wurde er anfangs von den Kommentatoren immer noch mit Georg Volkert verwechselt.

Magaths großer Tag in Athen

Er war schon immer ein streitbarer Geist: Im Februar 1979 wurde er mittels TV-Aufnahmen nach einer angeblichen Tätlichkeit an Gladbachs Wohlers für sechs Spiele gesperrt. Er ging in Berufung und gewann - Freispruch. In den folgenden Jahren prägte er die größte Epoche des HSV mit: Meister 1979 unter Branko Zebec, 1982 und 1983 unter Ernst Happel. Und natürlich der große Tag von Athen, der 25. Mai 1983.

Müsste man die Karriere des Felix Magath auf einen Moment reduzieren, dann wäre es jener in der neunten Minute des Landesmeisterfinales gegen Juventus Turin. Vom Strafraumeck aus überwand er mit seinem linken Fuß Weltmeister-Torwart Dino Zoff. Es war ein herrliches Tor, und das einzige des Endspiels - es sicherte dem HSV den Europapokal. 30 Jahre ist das jetzt her, Vergleichbares ist nie mehr geschehen in Hamburg, und das macht die Sieger von damals zu lebenden Legenden.

"Hamburg ist immer ein Thema"

Immer wenn in Hamburg ein Trainerstuhl oder der des Sportdirektors frei wird, fällt Magaths Name. Dabei hat er beide Positionen bei seinem HSV, für den er bis 1986 kickte, schon ausgefüllt. Aber einer wie er kann jederzeit wiederkommen - jedenfalls nach Hamburg, wo ihm im Stadtteil Quickborn noch ein Haus gehört. Zitat Magath: "Hamburg ist immer ein Thema!"

Er spielte für den HSV 306-mal in der Bundesliga, das ist der sechste Platz in der ewigen Spielerliste. 279-mal spielte er durch, nur fünfmal wurde er eingewechselt. Er schoss nie einen Elfmeter und flog auch nie vom Platz. Er war bei allen drei Bundesligameisterschaften des HSV dabei (1979, 1982, 1983) und hat für keinen anderen Verein im Oberhaus gespielt.

Europameister im Abseits

Seine Länderspielkarriere verlief nicht so geradlinig. Nach seiner Premiere auf der Südamerikareise unter Helmut Schön 1977 dauerte es drei Jahre, ehe ihn auch Jupp Derwall berücksichtigte. 1980 wurde er in Italien Europameister, stand als Reservist aber im Schatten eines Bernd Schuster oder Hansi Müller. Nur selten reichte Magath im DFB-Trikot an seine Glanzleistungen im Verein heran, dennoch kam er auf 43 Länderspiele, drei Tore und zwei WM-Teilnahmen.

Vor dem Turnier in Spanien hörte er extra mit dem Rauchen auf, um den Sprung in den Kader zu schaffen. Obwohl er im mythischen WM-Halbfinale von Sevilla gegen Frankreich spielte, nahm ihn Derwall vor dem Finale gegen Italien aus der Elf. So wurde er 1982 nur auf der Bank Vizeweltmeister. 1986 war Magath Stammspieler, aber als Franz Beckenbauer ihn im Finale gegen Argentinien auswechselte, war er beleidigt und sprach kein Wort mehr mit ihm bis zur Landung.

Erst Manager...

Nach der Karriere schlug Magath zunächst die Managerlaufbahn beim HSV ein. Dazu kam es, weil er noch als Spieler 1986 in einem Interview gesagt hatte, dass er in dem Geschäft bleiben wolle. Manager Günter Netzer las das und bot ihm an, sein Nachfolger zu werden. So kam es. Schon im Mai 1988 wurde Magath entlassen, gar nicht zu seinem Leidwesen. Schon nach einem halben Jahr hatte er festgestellt, dass der Job nichts für ihn sei. Dennoch versuchte er sich später in Saarbrücken (2. Bundesliga) und Uerdingen (Bundesliga) weiter daran.

Aus dieser Zeit, von 1991, stammt der Spruch seines damaligen Spielers Holger Fach: "Ein Felix Magath wird überall scheitern." Er selbst hatte auch genug und sagte im März 1991: "Uerdingen wird sicher meine letzte Station als Manager sein. Ich dachte, da könnte man mehr Einfluss auf den sportlichen Bereich nehmen - und habe mich getäuscht." Später, 2004, sagte er: "Ich wollte nie Manager werden. Schon beim HSV habe ich gemerkt, dass ich das nicht kann."

...dann Trainer beim HSV

Trainer wollte er dagegen schon zu seiner Spielerzeit werden. Er orientierte sich stark an seinen Lehrmeistern Branko Zebec und Ernst Happel, die viel verlangten und wenig sprachen. "Der Vorteil von Trainern wie Branko Zebec und Ernst Happel war ihre kuriose Sprache", so Magath. "Die Spieler mussten sich stark konzentrieren, um zu verstehen, was sie meinten. Deshalb kam ihre Botschaft so gut rüber."

Seinen ersten Trainerjob beim HSV verdankte er dem Rauswurf von Benno Möhlmann, der ihm freilich übelnahm, dass Felix den Posten annahm. Von seinem Assistenten hatte er Loyalität erwartet. Beide unterschieden sich stark in punkto Trainingsmethoden. Möhlmann bezog die Spieler stärker ein, Magath dagegen hätte "viele Sachen nicht so demokratisch gehandhabt". Er übernahm den HSV im Oktober 1995 auf dem 17. Platz (2:2 beim Debüt gegen 1860 München) und führte ihn noch in den UEFA-Cup.

Seeler: "Wir mussten Konsequenzen ziehen"

In Hamburg schuf er sich sein Image als "Schleifer". Was im Erfolgsjahr richtig war, wurde ihm 1996/1997 zum Verhängnis. Nach einem 0:4 zu Hause gegen Köln war er fällig. "Die Chemie zwischen Trainer und Mannschaft stimmt nicht, wir mussten Konsequenzen ziehen", sagte Präsident Uwe Seeler

Spieler Jens Dowe hatte Felix Magath Prügel angedroht, Markus Schupp hatte den Aufstand gewagt. Gegen Köln sah es danach aus, als spielte die Mannschaft gegen ihn. Die Fans sangen an jenem 17. Mai 1997: "Wir wollen Magath und ihr nicht." Der Spieler Markus Schopp (nicht Schupp) sagte: "Er war beinhart, hat uns auf diese Weise auch in den UEFA-Cup geführt, aber auf Dauer ist das nicht durchzuhalten. Irgendwann ist der Akku leer."

Und so ging der Trainer erstmals im Unfrieden. Im September 1997 übernahm er Zweitligist Nürnberg auf dem letzten Platz und führte ihn in die Bundesliga. Er selbst ging nicht mit, wegen Vertragsstreitigkeiten mit Präsident Michael A. Roth. Zum Auftakttraining erschien Magath noch, verärgerte aber 1500 Fans, indem er einen Waldlauf ansetzte. Am nächsten Tag ließ er wissen, er habe "keinen gültigen Vertrag", denn er habe das Angebot nicht unterschrieben. Außerdem sei der Kader zu schwach. Es kam noch vor Saisonstart zur Trennung.

Bremen passte nicht

Schon bald wurde ein Posten frei, doch bei Werder Bremen gewann er nur sechs von 22 Spielen und warf im Mai 1999 hin. Auslöser: Magath weigerte sich, ein geplantes Morgentraining nach der grün-weißen Nacht zu verschieben. "Der Verein und ich, wir haben nicht zueinander gepasst", sagte er schon eine Stunde nach Rauswurf im NDR, wo er Studiogast war. Typisch für sein Verhältnis zu den Medien. "Ich musste mir eingestehen, dass mein Verhalten früher verkehrt war", sagte Magath 1995. "Jetzt akzeptiere ich, dass die Medien eine so wichtige Rolle spielen."

Im Winter 1999 rief ihn Eintracht Frankfurt, die Nachfolge von Jörg Berger anzutreten. Ein Retter sollte den anderen übertreffen. Magath schaffte den Klassenverbleib mit Frankfurt 2000 nach langer Aufholjagd. Eintracht hatte nach der Vorrunde nur neun Punkte, dann kam Magath. Nie zuvor rettete sich ein Team mit so wenigen Vorrundenpunkten. Doch sein Kredit hielt nicht lange, im Januar 2001 flog er nach einem 1:5 zu Hause gegen Köln erneut.

"Ich bin nicht länger bereit, ständig private Opfer zu bringen für Vereine, die große strukturelle Schwierigkeiten haben und in Abstiegsgefahr kommen", sagte er danach. Später gestand er, der Rauswurf habe ihn "getroffen wie kein anderer, ich war drauf und dran, das Handtuch zu werfen. Dann lieber in die Karibik und mit Jungs trainieren, die noch barfuß Fußball spielen". In dieser Zeit reifte der Entschluss, als Trainer mehr Macht zu bekommen.

Mit Stuttgarts "jungen Wilden" in die Champions League

Aber es gab immer etwas zu retten, schon im Februar 2001 hatte er wieder einen Job. Der VfB Stuttgart war Vorletzter, Felix Magath half mit Erfolg. Und nach einem achten Platz 2002 führte er den VfB 2003 in die Champion League, die "jungen Wilden" um Philipp Lahm, Andreas Hinkel und Kevin Kuranyi schlugen sogar Manchester United und eroberten die Bundesliga.

Erstmals durfte Magath etwas aufbauen, denn nach Rolf Rüssmanns Rauswurf war er zugleich Manager. Im Dezember 2003 wurde Magath "Mann des Jahres" in der 1990 erstmals durchgeführten Wahl des Kicker. Nun stand er in einer Reihe mit Bundestrainern und Weltstars wie Lothar Matthäus und Oliver Kahn und wollte weg vom "idiotischen Image des Feuerwehrmanns".

Und vom VfB. Schon im Erfolg sagte er: "Es ist noch ein weiter Weg, bis der Klub das Niveau der Mannschat hat." 2004 stieg er aus seinem Vertrag aus und nahm das Bayern-Angebot an, Ottmar Hitzfeld abzulösen. Angeblich zahlte Bayern eine Ablöse für den Trainer - damals ungewöhnlich.

Einziger Doppel-Doublegewinner

In München lief ihm der Erfolg nach. Magath schaffte feste Trainingspläne ab, die Spieler erfuhren immer erst abends, was am nächsten Tag blühte. Außerdem war das Wecken an Spieltagen früher als unter Hitzfeld. Die Spieler murrten, nach einer ersten Krisensituation (1:4 in Leverkusen am 3. Spieltag) und einer Aussprache lief es aber wie geschmiert.

Magath wollte es sich mit den Superstars um Michael Ballack, Oliver Kahn oder Mehmet Scholl nicht verderben: "Ich habe das eine oder andere Auge zugedrückt." Unter ihm schaffte Bayern die längste Siegesserie der Bundesliga (15 Spiele von März bis September 2005) und vier Titel. Felix ist der erste und einzige Trainer, der das Doppel-Double holte (2005 und 2006 mit Bayern). Nach 2003 wurde er 2005 erneut Trainer des Jahres. Dennoch wollte er im März 2006 nach dem 1:4 in Mailand hinwerfen, als er von Zweifeln an seiner Person im Vorstand hörte. Doch Hoeneß ließ ihn nicht weg, wie er dem Stern offenbarte.

Nach der WM 2006 kam Bayern nur schwer in Tritt, war nach der Vorrunde nur Vierter. Beim Spiel auf Schalke krachte es in der Kabine. Magaths Stuhl wackelte, das 0:0 gegen Bochum im Januar 2007 kostete ihn den Job. Er nahm es gelassen: "Ich bin dankbar, dass der Verein mir eine längere Leidenszeit erspart hat. Ich habe einen guten Job gemacht. Ich gehe mit einem reinen Gewissen." Dennoch hatte er die Nase von der Bundesliga voll und verkündete, nun im Ausland arbeiten zu wollen. Doch das rief ihn nicht.

Wunder in Wolfsburg

Dafür rief Wolfsburg. Nach zwei Jahren am Rande des Abstiegs sollte Felix das Glück und den Erfolg in die VW-Stadt bringen. Er nahm an - unter der Bedingung absoluter Machtfülle. Er war Trainer, Manager und Geschäftsführer und hätte sich schon selbst entlassen müssen. Was er nicht tat. Eher flogen Spieler, Torwart Simon Jentzsch sortierte er in der Halbzeit des Heimspiels gegen Frankfurt aus. Magath kultivierte in Wolfsburg sein Schleifer-Image und ließ den "Meister-Hügel" bauen, auf den die Spieler mit Medizinbällen hochrennen mussten.

Für 60 Millionen Euro kaufte er eine Mannschaft aus 30 Spielern zusammen, die im zweiten Jahr Sensationsmeister wurde. Mit Grafite und Edin Dzeko gelangen ihm echte Volltreffer, die unbekannten Stürmer wurden zum torgefährlichsten Duo der Bundesligahistorie. In der Vorrunde noch Neunter, holte der VfL in der Rückrunde bis dahin unerreichte 43 von 51 möglichen Punkten. Schon zwei Wochen vor der Meisterkrönung am 23. Mai 2009 stand jedoch Magaths Abgang fest.

Schalke-Boss Clemens Tönnies hatte ihn in einer Nacht-und Nebelaktion auf Magaths Bauernhof an der Elbe in Coswig, Sachsen-Anhalt, zu Schalke gelockt. So fiel auf seine großen Triumph in Wolfsburg ein Schatten.

Intermezzo auf Schalke

Auf Schalke vollbrachte Magath ein kleines Wunder und wurde mit einer jungen Mannschaft Zweiter, bis zum 33. Spieltag hatte sie Titelchancen. Wieder regierte er mit harter Hand, nicht nur Albert Streit flog aus dem Kader. Immer an seiner Seite: die Assistenten Bernd Hollerbach (beim HSV sein Spieler) und Seppo Eichkorn.

In der zweiten Saison bekam Magath mehr Qualität ins Team (Raul und Huntelaar), aber nicht auf den Platz. Der Spagat zwischen Champions League und Bundesliga misslang, die Fans wurden unruhig. Seine Winter-Schnäppchen Karimi und Charisteas (Transfers 13 und 14) führten zum Aufstand des Supporters Club, seine offensive Transferpolitik wurde immer mehr kritisiert. Im März 2011 wurde Magath entlassen.

Wieder in Wolfsburg: Diego suspendiert, Abstieg verhindert

Zwei Tage später war er bereits wieder in Wolfsburg - als Retter zwar, der er nie mehr hatte sein wollen. Aber Hauptsache ein Job mit Entscheidungsfülle und ein Umfeld, das ihn mochte. Fans umarmten ihn vor dem ersten Training. Am letzten Spieltag verhinderte Magath den Abstieg, mit seinen ureigensten Methoden. Diego wurde suspendiert, da der nicht für die Startelf vorgesehene Star vor dem letzten Spiel in Hoffenheim frustriert Teamsitzung und Hotel verlassen hatte.

Im September 2011 wurde Magaths Strafenkatalog publik. Spontan verhängte er 1000 Euro für unnötige Rückpässe und 10.000 für taktisches Fehlverhalten. Schon auf Schalke hatte er Deckungsfehler im Spiel geahndet und zur Kasse gebeten. Ex-Nationalspieler Patrick Helmes musste zu den Amateuren.

Aus dem Abstiegskandidaten wurde eine Mittelklasse-Mannschaft, zu der im Winter acht Neue stießen. 2011/2012 wurde Magath als Sportdirektor-Trainer mit dem VfL Achter. Mit 36 eingesetzten Spielern stellte er einen Bundesligarekord auf. Nach einem Fehlstart in die vergangene Saison endete die Trainerkarriere des Felix Magath in der Bundesliga nach 495 Spielen auf der Bank abrupt.

Mehr Freizeit, mehr Privatleben

In der Bundesliga haben nur vier Trainer mehr Spiele als er. Inklusive seiner Managerzeit war er statistisch an 53,25 Prozent aller bisherigen Bundesliga-Spieltage im Einsatz. Magath hat den Teamchef englischer Prägung in der Bundesliga eingeführt, auch wenn er bislang fast keine Nachahmer fand.

In Stuttgart, Schalke und Wolfsburg war er Trainer und Manager. Sein Kommentar zur Doppelbelastung: "Nicht schlimm. Ich habe jetzt einfach weniger Zeit für mein Privatleben." Momentan hat der Jubilar sie wieder. Er lebt mit seiner zweiten Frau immer noch in München und hat sechs Kinder aus zwei Ehen.

Bekannte Magath-Zitate

"Junge Spieler sind heutzutage nicht bereit, sich richtig hochzuarbeiten. Ich will sie wieder dahin bringen." (1995)

"Wir nehmen die Dinge, die rings um den Fußball passieren, heute viel zu wichtig, die Mineralgetränke, die Laktat-Tests oder was es sonst noch gibt an Hilfsmitteln. Darüber vergessen wir leicht das Fußballspielen selbst." (1995)

"Mein Stuhl mag wackeln, ein Felix Magath wackelt nie." (Mai 1997)

"Ich bin immer ehrlich, das ist in diesem Geschäft ein Nachteil." (Juni 1998)

"Ich möchte als Trainer mindestens so viele Titel holen wie einst als Aktiver." (1998)

"Wer dich nicht fürchtet, respektiert dich nicht."

"Ein Profi braucht Druck, um Höchstleistungen zu bringen." (2003)

"Wer mehr tut, der kann auch mehr erreichen."

"Ein Trainer muss immer ein gewisses Misstrauen gegenüber seinen Spielern haben. Ich brauche Distanz, um Dinge nüchtern beurteilen zu können. Wer zu emotional ist, macht Fehler."

"Auf meinen ersten Trainerstationen habe ich mich ganz bewusst als sehr harter Trainer dargestellt, und ich habe alles dafür getan, dass die Spieler sagen: 'Mein Gott, lässt der viel trainieren'." (2005)

"Keiner hat sich mehr für meine Erfolge interessiert, alle griffen nur noch in die Quälix-Schublade."

"In einem Profiklub hat die Emotion nichts zu suchen." (2006)

"Ich werde auch in Zukunft nicht der liebe Onkel für die Spieler sein. Dann soll mich ein Verein nicht holen, wenn er das nicht akzeptiert." (2007)

"Es ist nicht so, dass ich der Wissenschaft nicht aufgeschlossen gegenüber stehe. Aber ich glaube, dass wir im Fußball eher zu viele Informationen haben statt zu wenig."

"Bis maximal 60 will ich in der Bundesliga arbeiten." (2009)

"Ich möchte für jedes meiner sechs Kinder einen Titel als Trainer holen. Fünf habe ich schon." (2009)

Die besten Zitate über Magath

"Der letzte Diktator Europas" (Frankfurts Bachirou Salou, 2000)

"Ich kann mir keinen besseren Trainer für den FC Bayern vorstellen." (Franz Beckenbauer, 19. Januar 2004)

"Ich kenne Felix noch als Spieler. Er ist halt ein sturer Ochs, der nicht viel spricht. Hin und wieder brauchen Profis auch mal Zuwendung." (Franz Beckenbauer, 2. Februar 2007, nach dem Rauswurf bei Bayern)

"Man fürchtet erst Magaths Training, dann fühlt man sich besser - wie beim Zahnarzt." (Frankfurts Jan-Aage Fjörtoft)

"Es ist kein Geheimnis, dass er nicht viel mit uns spricht. Aber wir wissen, worauf es ankommt." (Horst Heldt als VfB-Spieler, 2003)

"Dieses englische Modell ist der Ideal-Fall für ihn." (Wolfgang Rolff)

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Auf dem Höhepunkt seiner Karriere gibt so mancher Unbesonnenes oder Übermütiges von sich. Als Felix Magath 2009 mit dem VfL Wolfsburg sensationell Deutscher Meister geworden war, sagte er: "Bis maximal 60 will ich in der Bundesliga arbeiten". Heute wird er 60, und die Bundesliga muss mittlerweile ohne ihn auskommen. DFB.de gratuliert dem Vizeweltmeister von 1982 zum Geburtstag.

Im Leben des Felix Magath, dem passionierten Schachspieler, ist für Zufälle kein Platz. Er hatte immer schon genau gewusst, was er wollte, was nicht heißt, dass ihm alles gelungen ist. Aber eben doch verdammt viel. Was mit seinem Ehrgeiz und seiner bei Spielern gefürchteten Disziplin zusammenhängt und damit, wie sein Leben begann.

Training wichtiger als Schule

Der kleine Wolfgang Felix, wie er wirklich heißt, wuchs ohne Vater (US-Besatzungssoldat, Puerto Ricaner) in Aschaffenburg auf und war etwas dunkelhäutiger als die Nachbarskinder. Das war nicht immer lustig. Aber durch seine fußballerischen Fähigkeiten verschaffte er sich schnell Respekt, sein erster Verein war der VfR Nilkheim.

Außerdem war er ein guter Schüler, der aufs Gymnasium ging. Die schlechteste Note, eine 5, bekam er ausgerechnet in Sport - weil er den Unterricht regelmäßig schwänzte. Das Training bei Viktoria Aschaffenburg, der er 1972 beitrat, war da schon wichtiger. Er ist auch mal sitzengeblieben. Trotzdem schaffte er das Abitur und begann ein Studium der Wirtschaftswissenschaften, das unvollendet blieb, weil parallel Größeres begann.

Von Saarbrücken nach Hamburg

Seine erste Profistation hieß 1. FC Saarbrücken, sein erstes Gehalt in der 2. Bundesliga Süd betrug 1974/1975 exakt 1500 Mark. Magath verpasste in seinen beiden Saarbrücker Jahren kein Spiel und schoss als Mittelfeldspieler zusammen 29 Tore. So einer fällt auf und drängt in die Bundesliga. Nach dem Aufstieg des FCS 1976 wurde er für 550.000 Mark an den HSV verkauft. Weil er dort mit der Konkurrenzsituation nicht klarkam, wollte er schon im ersten Jahr wieder weg. "Er wollte schon die Koffer packen", überschrieb der Kicker eine Story im April 1977.

Magath gab zu, private Kontakte nach Braunschweig genutzt zu haben, und fragte einen Spieler, ob denn künftig bei Eintracht ein Platz im Mittelfeld frei sei. Zitat Magath: "Die Mannschaftsatmosphäre ist in Braunschweig weit besser." Weil es sich Konkurrent Buffy Ettmayer mit Kuno Klötzer verscherzte, bekam Felix aber seine Chance beim HSV und beschloss 1977: "Ich beiße mich jetzt durch."

Noch am Ende seiner ersten Saison durfte er sich Europapokalsieger der Pokalsieger nennen und debütierte in der Nationalmannschaft. Trotzdem wurde er anfangs von den Kommentatoren immer noch mit Georg Volkert verwechselt.

Magaths großer Tag in Athen

Er war schon immer ein streitbarer Geist: Im Februar 1979 wurde er mittels TV-Aufnahmen nach einer angeblichen Tätlichkeit an Gladbachs Wohlers für sechs Spiele gesperrt. Er ging in Berufung und gewann - Freispruch. In den folgenden Jahren prägte er die größte Epoche des HSV mit: Meister 1979 unter Branko Zebec, 1982 und 1983 unter Ernst Happel. Und natürlich der große Tag von Athen, der 25. Mai 1983.

Müsste man die Karriere des Felix Magath auf einen Moment reduzieren, dann wäre es jener in der neunten Minute des Landesmeisterfinales gegen Juventus Turin. Vom Strafraumeck aus überwand er mit seinem linken Fuß Weltmeister-Torwart Dino Zoff. Es war ein herrliches Tor, und das einzige des Endspiels - es sicherte dem HSV den Europapokal. 30 Jahre ist das jetzt her, Vergleichbares ist nie mehr geschehen in Hamburg, und das macht die Sieger von damals zu lebenden Legenden.

"Hamburg ist immer ein Thema"

Immer wenn in Hamburg ein Trainerstuhl oder der des Sportdirektors frei wird, fällt Magaths Name. Dabei hat er beide Positionen bei seinem HSV, für den er bis 1986 kickte, schon ausgefüllt. Aber einer wie er kann jederzeit wiederkommen - jedenfalls nach Hamburg, wo ihm im Stadtteil Quickborn noch ein Haus gehört. Zitat Magath: "Hamburg ist immer ein Thema!"

Er spielte für den HSV 306-mal in der Bundesliga, das ist der sechste Platz in der ewigen Spielerliste. 279-mal spielte er durch, nur fünfmal wurde er eingewechselt. Er schoss nie einen Elfmeter und flog auch nie vom Platz. Er war bei allen drei Bundesligameisterschaften des HSV dabei (1979, 1982, 1983) und hat für keinen anderen Verein im Oberhaus gespielt.

Europameister im Abseits

Seine Länderspielkarriere verlief nicht so geradlinig. Nach seiner Premiere auf der Südamerikareise unter Helmut Schön 1977 dauerte es drei Jahre, ehe ihn auch Jupp Derwall berücksichtigte. 1980 wurde er in Italien Europameister, stand als Reservist aber im Schatten eines Bernd Schuster oder Hansi Müller. Nur selten reichte Magath im DFB-Trikot an seine Glanzleistungen im Verein heran, dennoch kam er auf 43 Länderspiele, drei Tore und zwei WM-Teilnahmen.

Vor dem Turnier in Spanien hörte er extra mit dem Rauchen auf, um den Sprung in den Kader zu schaffen. Obwohl er im mythischen WM-Halbfinale von Sevilla gegen Frankreich spielte, nahm ihn Derwall vor dem Finale gegen Italien aus der Elf. So wurde er 1982 nur auf der Bank Vizeweltmeister. 1986 war Magath Stammspieler, aber als Franz Beckenbauer ihn im Finale gegen Argentinien auswechselte, war er beleidigt und sprach kein Wort mehr mit ihm bis zur Landung.

Erst Manager...

Nach der Karriere schlug Magath zunächst die Managerlaufbahn beim HSV ein. Dazu kam es, weil er noch als Spieler 1986 in einem Interview gesagt hatte, dass er in dem Geschäft bleiben wolle. Manager Günter Netzer las das und bot ihm an, sein Nachfolger zu werden. So kam es. Schon im Mai 1988 wurde Magath entlassen, gar nicht zu seinem Leidwesen. Schon nach einem halben Jahr hatte er festgestellt, dass der Job nichts für ihn sei. Dennoch versuchte er sich später in Saarbrücken (2. Bundesliga) und Uerdingen (Bundesliga) weiter daran.

Aus dieser Zeit, von 1991, stammt der Spruch seines damaligen Spielers Holger Fach: "Ein Felix Magath wird überall scheitern." Er selbst hatte auch genug und sagte im März 1991: "Uerdingen wird sicher meine letzte Station als Manager sein. Ich dachte, da könnte man mehr Einfluss auf den sportlichen Bereich nehmen - und habe mich getäuscht." Später, 2004, sagte er: "Ich wollte nie Manager werden. Schon beim HSV habe ich gemerkt, dass ich das nicht kann."

...dann Trainer beim HSV

Trainer wollte er dagegen schon zu seiner Spielerzeit werden. Er orientierte sich stark an seinen Lehrmeistern Branko Zebec und Ernst Happel, die viel verlangten und wenig sprachen. "Der Vorteil von Trainern wie Branko Zebec und Ernst Happel war ihre kuriose Sprache", so Magath. "Die Spieler mussten sich stark konzentrieren, um zu verstehen, was sie meinten. Deshalb kam ihre Botschaft so gut rüber."

Seinen ersten Trainerjob beim HSV verdankte er dem Rauswurf von Benno Möhlmann, der ihm freilich übelnahm, dass Felix den Posten annahm. Von seinem Assistenten hatte er Loyalität erwartet. Beide unterschieden sich stark in punkto Trainingsmethoden. Möhlmann bezog die Spieler stärker ein, Magath dagegen hätte "viele Sachen nicht so demokratisch gehandhabt". Er übernahm den HSV im Oktober 1995 auf dem 17. Platz (2:2 beim Debüt gegen 1860 München) und führte ihn noch in den UEFA-Cup.

Seeler: "Wir mussten Konsequenzen ziehen"

In Hamburg schuf er sich sein Image als "Schleifer". Was im Erfolgsjahr richtig war, wurde ihm 1996/1997 zum Verhängnis. Nach einem 0:4 zu Hause gegen Köln war er fällig. "Die Chemie zwischen Trainer und Mannschaft stimmt nicht, wir mussten Konsequenzen ziehen", sagte Präsident Uwe Seeler

Spieler Jens Dowe hatte Felix Magath Prügel angedroht, Markus Schupp hatte den Aufstand gewagt. Gegen Köln sah es danach aus, als spielte die Mannschaft gegen ihn. Die Fans sangen an jenem 17. Mai 1997: "Wir wollen Magath und ihr nicht." Der Spieler Markus Schopp (nicht Schupp) sagte: "Er war beinhart, hat uns auf diese Weise auch in den UEFA-Cup geführt, aber auf Dauer ist das nicht durchzuhalten. Irgendwann ist der Akku leer."

Und so ging der Trainer erstmals im Unfrieden. Im September 1997 übernahm er Zweitligist Nürnberg auf dem letzten Platz und führte ihn in die Bundesliga. Er selbst ging nicht mit, wegen Vertragsstreitigkeiten mit Präsident Michael A. Roth. Zum Auftakttraining erschien Magath noch, verärgerte aber 1500 Fans, indem er einen Waldlauf ansetzte. Am nächsten Tag ließ er wissen, er habe "keinen gültigen Vertrag", denn er habe das Angebot nicht unterschrieben. Außerdem sei der Kader zu schwach. Es kam noch vor Saisonstart zur Trennung.

Bremen passte nicht

Schon bald wurde ein Posten frei, doch bei Werder Bremen gewann er nur sechs von 22 Spielen und warf im Mai 1999 hin. Auslöser: Magath weigerte sich, ein geplantes Morgentraining nach der grün-weißen Nacht zu verschieben. "Der Verein und ich, wir haben nicht zueinander gepasst", sagte er schon eine Stunde nach Rauswurf im NDR, wo er Studiogast war. Typisch für sein Verhältnis zu den Medien. "Ich musste mir eingestehen, dass mein Verhalten früher verkehrt war", sagte Magath 1995. "Jetzt akzeptiere ich, dass die Medien eine so wichtige Rolle spielen."

Im Winter 1999 rief ihn Eintracht Frankfurt, die Nachfolge von Jörg Berger anzutreten. Ein Retter sollte den anderen übertreffen. Magath schaffte den Klassenverbleib mit Frankfurt 2000 nach langer Aufholjagd. Eintracht hatte nach der Vorrunde nur neun Punkte, dann kam Magath. Nie zuvor rettete sich ein Team mit so wenigen Vorrundenpunkten. Doch sein Kredit hielt nicht lange, im Januar 2001 flog er nach einem 1:5 zu Hause gegen Köln erneut.

"Ich bin nicht länger bereit, ständig private Opfer zu bringen für Vereine, die große strukturelle Schwierigkeiten haben und in Abstiegsgefahr kommen", sagte er danach. Später gestand er, der Rauswurf habe ihn "getroffen wie kein anderer, ich war drauf und dran, das Handtuch zu werfen. Dann lieber in die Karibik und mit Jungs trainieren, die noch barfuß Fußball spielen". In dieser Zeit reifte der Entschluss, als Trainer mehr Macht zu bekommen.

Mit Stuttgarts "jungen Wilden" in die Champions League

Aber es gab immer etwas zu retten, schon im Februar 2001 hatte er wieder einen Job. Der VfB Stuttgart war Vorletzter, Felix Magath half mit Erfolg. Und nach einem achten Platz 2002 führte er den VfB 2003 in die Champion League, die "jungen Wilden" um Philipp Lahm, Andreas Hinkel und Kevin Kuranyi schlugen sogar Manchester United und eroberten die Bundesliga.

Erstmals durfte Magath etwas aufbauen, denn nach Rolf Rüssmanns Rauswurf war er zugleich Manager. Im Dezember 2003 wurde Magath "Mann des Jahres" in der 1990 erstmals durchgeführten Wahl des Kicker. Nun stand er in einer Reihe mit Bundestrainern und Weltstars wie Lothar Matthäus und Oliver Kahn und wollte weg vom "idiotischen Image des Feuerwehrmanns".

Und vom VfB. Schon im Erfolg sagte er: "Es ist noch ein weiter Weg, bis der Klub das Niveau der Mannschat hat." 2004 stieg er aus seinem Vertrag aus und nahm das Bayern-Angebot an, Ottmar Hitzfeld abzulösen. Angeblich zahlte Bayern eine Ablöse für den Trainer - damals ungewöhnlich.

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Einziger Doppel-Doublegewinner

In München lief ihm der Erfolg nach. Magath schaffte feste Trainingspläne ab, die Spieler erfuhren immer erst abends, was am nächsten Tag blühte. Außerdem war das Wecken an Spieltagen früher als unter Hitzfeld. Die Spieler murrten, nach einer ersten Krisensituation (1:4 in Leverkusen am 3. Spieltag) und einer Aussprache lief es aber wie geschmiert.

Magath wollte es sich mit den Superstars um Michael Ballack, Oliver Kahn oder Mehmet Scholl nicht verderben: "Ich habe das eine oder andere Auge zugedrückt." Unter ihm schaffte Bayern die längste Siegesserie der Bundesliga (15 Spiele von März bis September 2005) und vier Titel. Felix ist der erste und einzige Trainer, der das Doppel-Double holte (2005 und 2006 mit Bayern). Nach 2003 wurde er 2005 erneut Trainer des Jahres. Dennoch wollte er im März 2006 nach dem 1:4 in Mailand hinwerfen, als er von Zweifeln an seiner Person im Vorstand hörte. Doch Hoeneß ließ ihn nicht weg, wie er dem Stern offenbarte.

Nach der WM 2006 kam Bayern nur schwer in Tritt, war nach der Vorrunde nur Vierter. Beim Spiel auf Schalke krachte es in der Kabine. Magaths Stuhl wackelte, das 0:0 gegen Bochum im Januar 2007 kostete ihn den Job. Er nahm es gelassen: "Ich bin dankbar, dass der Verein mir eine längere Leidenszeit erspart hat. Ich habe einen guten Job gemacht. Ich gehe mit einem reinen Gewissen." Dennoch hatte er die Nase von der Bundesliga voll und verkündete, nun im Ausland arbeiten zu wollen. Doch das rief ihn nicht.

Wunder in Wolfsburg

Dafür rief Wolfsburg. Nach zwei Jahren am Rande des Abstiegs sollte Felix das Glück und den Erfolg in die VW-Stadt bringen. Er nahm an - unter der Bedingung absoluter Machtfülle. Er war Trainer, Manager und Geschäftsführer und hätte sich schon selbst entlassen müssen. Was er nicht tat. Eher flogen Spieler, Torwart Simon Jentzsch sortierte er in der Halbzeit des Heimspiels gegen Frankfurt aus. Magath kultivierte in Wolfsburg sein Schleifer-Image und ließ den "Meister-Hügel" bauen, auf den die Spieler mit Medizinbällen hochrennen mussten.

Für 60 Millionen Euro kaufte er eine Mannschaft aus 30 Spielern zusammen, die im zweiten Jahr Sensationsmeister wurde. Mit Grafite und Edin Dzeko gelangen ihm echte Volltreffer, die unbekannten Stürmer wurden zum torgefährlichsten Duo der Bundesligahistorie. In der Vorrunde noch Neunter, holte der VfL in der Rückrunde bis dahin unerreichte 43 von 51 möglichen Punkten. Schon zwei Wochen vor der Meisterkrönung am 23. Mai 2009 stand jedoch Magaths Abgang fest.

Schalke-Boss Clemens Tönnies hatte ihn in einer Nacht-und Nebelaktion auf Magaths Bauernhof an der Elbe in Coswig, Sachsen-Anhalt, zu Schalke gelockt. So fiel auf seine großen Triumph in Wolfsburg ein Schatten.

Intermezzo auf Schalke

Auf Schalke vollbrachte Magath ein kleines Wunder und wurde mit einer jungen Mannschaft Zweiter, bis zum 33. Spieltag hatte sie Titelchancen. Wieder regierte er mit harter Hand, nicht nur Albert Streit flog aus dem Kader. Immer an seiner Seite: die Assistenten Bernd Hollerbach (beim HSV sein Spieler) und Seppo Eichkorn.

In der zweiten Saison bekam Magath mehr Qualität ins Team (Raul und Huntelaar), aber nicht auf den Platz. Der Spagat zwischen Champions League und Bundesliga misslang, die Fans wurden unruhig. Seine Winter-Schnäppchen Karimi und Charisteas (Transfers 13 und 14) führten zum Aufstand des Supporters Club, seine offensive Transferpolitik wurde immer mehr kritisiert. Im März 2011 wurde Magath entlassen.

Wieder in Wolfsburg: Diego suspendiert, Abstieg verhindert

Zwei Tage später war er bereits wieder in Wolfsburg - als Retter zwar, der er nie mehr hatte sein wollen. Aber Hauptsache ein Job mit Entscheidungsfülle und ein Umfeld, das ihn mochte. Fans umarmten ihn vor dem ersten Training. Am letzten Spieltag verhinderte Magath den Abstieg, mit seinen ureigensten Methoden. Diego wurde suspendiert, da der nicht für die Startelf vorgesehene Star vor dem letzten Spiel in Hoffenheim frustriert Teamsitzung und Hotel verlassen hatte.

Im September 2011 wurde Magaths Strafenkatalog publik. Spontan verhängte er 1000 Euro für unnötige Rückpässe und 10.000 für taktisches Fehlverhalten. Schon auf Schalke hatte er Deckungsfehler im Spiel geahndet und zur Kasse gebeten. Ex-Nationalspieler Patrick Helmes musste zu den Amateuren.

Aus dem Abstiegskandidaten wurde eine Mittelklasse-Mannschaft, zu der im Winter acht Neue stießen. 2011/2012 wurde Magath als Sportdirektor-Trainer mit dem VfL Achter. Mit 36 eingesetzten Spielern stellte er einen Bundesligarekord auf. Nach einem Fehlstart in die vergangene Saison endete die Trainerkarriere des Felix Magath in der Bundesliga nach 495 Spielen auf der Bank abrupt.

Mehr Freizeit, mehr Privatleben

In der Bundesliga haben nur vier Trainer mehr Spiele als er. Inklusive seiner Managerzeit war er statistisch an 53,25 Prozent aller bisherigen Bundesliga-Spieltage im Einsatz. Magath hat den Teamchef englischer Prägung in der Bundesliga eingeführt, auch wenn er bislang fast keine Nachahmer fand.

In Stuttgart, Schalke und Wolfsburg war er Trainer und Manager. Sein Kommentar zur Doppelbelastung: "Nicht schlimm. Ich habe jetzt einfach weniger Zeit für mein Privatleben." Momentan hat der Jubilar sie wieder. Er lebt mit seiner zweiten Frau immer noch in München und hat sechs Kinder aus zwei Ehen.

Bekannte Magath-Zitate

"Junge Spieler sind heutzutage nicht bereit, sich richtig hochzuarbeiten. Ich will sie wieder dahin bringen." (1995)

"Wir nehmen die Dinge, die rings um den Fußball passieren, heute viel zu wichtig, die Mineralgetränke, die Laktat-Tests oder was es sonst noch gibt an Hilfsmitteln. Darüber vergessen wir leicht das Fußballspielen selbst." (1995)

"Mein Stuhl mag wackeln, ein Felix Magath wackelt nie." (Mai 1997)

"Ich bin immer ehrlich, das ist in diesem Geschäft ein Nachteil." (Juni 1998)

"Ich möchte als Trainer mindestens so viele Titel holen wie einst als Aktiver." (1998)

"Wer dich nicht fürchtet, respektiert dich nicht."

"Ein Profi braucht Druck, um Höchstleistungen zu bringen." (2003)

"Wer mehr tut, der kann auch mehr erreichen."

"Ein Trainer muss immer ein gewisses Misstrauen gegenüber seinen Spielern haben. Ich brauche Distanz, um Dinge nüchtern beurteilen zu können. Wer zu emotional ist, macht Fehler."

"Auf meinen ersten Trainerstationen habe ich mich ganz bewusst als sehr harter Trainer dargestellt, und ich habe alles dafür getan, dass die Spieler sagen: 'Mein Gott, lässt der viel trainieren'." (2005)

"Keiner hat sich mehr für meine Erfolge interessiert, alle griffen nur noch in die Quälix-Schublade."

"In einem Profiklub hat die Emotion nichts zu suchen." (2006)

"Ich werde auch in Zukunft nicht der liebe Onkel für die Spieler sein. Dann soll mich ein Verein nicht holen, wenn er das nicht akzeptiert." (2007)

"Es ist nicht so, dass ich der Wissenschaft nicht aufgeschlossen gegenüber stehe. Aber ich glaube, dass wir im Fußball eher zu viele Informationen haben statt zu wenig."

"Bis maximal 60 will ich in der Bundesliga arbeiten." (2009)

"Ich möchte für jedes meiner sechs Kinder einen Titel als Trainer holen. Fünf habe ich schon." (2009)

Die besten Zitate über Magath

"Der letzte Diktator Europas" (Frankfurts Bachirou Salou, 2000)

"Ich kann mir keinen besseren Trainer für den FC Bayern vorstellen." (Franz Beckenbauer, 19. Januar 2004)

"Ich kenne Felix noch als Spieler. Er ist halt ein sturer Ochs, der nicht viel spricht. Hin und wieder brauchen Profis auch mal Zuwendung." (Franz Beckenbauer, 2. Februar 2007, nach dem Rauswurf bei Bayern)

"Man fürchtet erst Magaths Training, dann fühlt man sich besser - wie beim Zahnarzt." (Frankfurts Jan-Aage Fjörtoft)

"Es ist kein Geheimnis, dass er nicht viel mit uns spricht. Aber wir wissen, worauf es ankommt." (Horst Heldt als VfB-Spieler, 2003)

"Dieses englische Modell ist der Ideal-Fall für ihn." (Wolfgang Rolff)