FCB oder FCK: Brehme "liegen beide am Herzen"

Viel mehr geht fast nicht: Weltmeister, italienischer Meister, deutscher Meister, DFB-Pokalsieger, 86 Länderspiele – Andreas Brehme ist ohne Zweifel einer der bedeutendsten Fußballer der vergangenen Jahre. Heute (ab 20.30 Uhr, live bei Sky) treffen mit dem FC Bayern München und dem 1.FC Kaiserslautern in der zweiten Runde des DFB-Pokals zwei seiner ehemaligen Vereine aufeinander. Wem der 51-Jährige dabei die Daumen drückt, erzählt der frühere Abwehrspieler im DFB.de-Interview Sven Winterschladen.

Aber ein Gespräch mit Andreas Brehme muss sich natürlich auch zwangsläufig um den größten Moment seiner Karriere drehen. Das Endspiel der WM 1990 in Italien. In der 85. Minute steht es 0:0 zwischen Deutschland und Argentinien. Dann bekommt die DFB-Auswahl einen Elfmeter. Brehme tritt an – und verwandelt sicher. "Dieser Schuss war absolut unhaltbar", sagt er heute. "Ich habe mich einfach nur extrem konzentriert. Aber es hat ja eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis ich endlich antreten könnte. Die Argentinier haben ohne Ende diskutiert."

Einige Jahre später hat Brehme bei einer Benefizveranstaltung noch einmal einen Strafstoß gegen den argentinischen Elfmeterkiller Sergio Goycochea ausgeführt. Der Druck war nicht so groß, das Ende dafür umso kurioser…

DFB.de: Herr Brehme, Bayern gegen Kaiserlautern - für wen schlägt Ihr Herz?

Andreas Brehme: Das ist eine schwere Frage, die ich nicht beantworten kann. Ehrlich gesagt kann ich da wirklich nur ganz diplomatisch antworten: Mir liegen beide Klubs am Herzen. Vielleicht gelingt Kaiserslautern ja sogar die Überraschung. Sie haben nichts zu verlieren und können ganz unbeschwert aufspielen. Ich hoffe, dass der FC Bayern Deutscher Meister wird und der FCK die Rückkehr in die Bundesliga schafft. In Bezug auf den DFB-Pokal wäre es mir am liebsten, wenn die Mannschaften erst im Endspiel aufeinander treffen. Aber das ist in diesem Jahr leider nicht mehr möglich.

DFB.de: Sie haben selbst zweimal den DFB-Pokal gewonnen. Welchen Stellenwert hat das in Ihrer Titelsammlung?

Brehme: Schon einen sehr großen. Dieses Finale in Berlin ist eine grandiose Sache. Wenn in der Stadt überall die Fans unterwegs sind, wenn nachher die Begegnung in diesem riesigen Olympiastadion angepfiffen wird, wenn man später den Pott in der Hauptstadt in den Himmel strecken darf - das sind außergewöhnliche Augenblicke.

DFB.de: Wie intensiv verfolgen Sie das Geschehen rund um Kaiserslautern noch?

Brehme: Ich bin total dabei. Aber nicht nur, wenn es um Kaiserslautern geht, sondern um den Fußball generell. Ich habe noch nie so viele Spiele gesehen wie im Moment - sowohl im Stadion wie auch am Fernseher, sowohl in Deutschland als auch im Ausland.

DFB.de: Sie waren dreimal in Kaiserslautern, zweimal als Spieler, später als Teammanager. Können Sie mal beschreiben, wie sich ein Verein in all den Jahren entwickelt?

Brehme: Natürlich, ich habe es ja selbst erlebt. Es ist alles extrem professionell geworden. Als ich als 19-Jähriger 1981 das erste Mal auf den Betzenberg gekommen bin, war es eher noch familiär. Ich war bis 1986 da, und es war wirklich eine sehr schöne Zeit. Ich konnte von Spielern wie Ronnie Hellström, Hannes Bongartz oder Hans-Günter Neues viel lernen. Das waren schon super Fußballer. Das hat mich geprägt und weitergebracht. Ich bin direkt U 21-Nationalspieler geworden. Auch die Zeit beim DFB war in all der Zeit überragend. Ich bin ganz stolz darauf, dass ich 86-mal das Trikot für Deutschland getragen habe.

DFB.de: Dann die Rückkehr 1993 als Weltmeister.

Brehme: Ich hatte einen ganz anderen Stellenwert, ich war vorher bei Bayern München, Inter Mailand und Real Saragossa und bin mit einigen Titeln im Gepäck zurückgekehrt. Johan Cruyff wollte mich unbedingt zum FC Barcelona holen, er hat damals sogar meine Frau angerufen. Leider hat das nicht geklappt. Bei meiner Rückkehr war es ganz normal, dass man eine Führungsrolle übernimmt. Ursprünglich wollte ich zu diesem Zeitpunkt aufhören. Aber dem FCK ging es nicht gut, und er wollte international spielen. Rückblickend muss ich sagen, dass sich die Rückkehr doch gelohnt hat. Eigentlich wollte ich nur einen Jahresvertrag unterschreiben. Aber dann sind es doch noch fünf Spielzeiten geworden…

DFB.de: … in denen Sie alles erlebt haben: Abstieg, Aufstieg, Meisterschaft.

Brehme: Richtig, es war höchst turbulent. Das gab es noch nie, dass ein Aufsteiger direkt Meister wird. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das noch mal passieren kann.

DFB.de: Wie ist die Meisterschaft 1998 zu erklären?

Brehme: Es ist noch heute schwer zu glauben. Aber die Konkurrenten haben uns nicht ernst genommen. Außerdem lief es wirklich perfekt. Wenn wir verloren haben, hat der FC Bayern auch geschwächelt. Und plötzlich hatten wir einen Spieltag vor Schluss den Titel gewonnen.

DFB.de: Haben Sie bewusst nach dieser Meisterschaft Ihre Karriere beendet?

Brehme: Ja, das war klar. Eigentlich wollte ich schon früher Schluss machen. Allerdings wollte ich mich nicht mit einem Abstieg in die 2. Bundesliga verabschieden. Es war ja das erste Mal überhaupt, dass Kaiserslautern nicht in Deutschlands höchster Spielklasse vertreten war. Das war eine Katastrophe für die gesamte Region. Da stand ich in der Schuld, und wir haben die direkte Rückkehr und dann diesen sensationellen Triumph geschafft. Otto Rehhagel hat sogar noch versucht, mich zum Weitermachen zu überreden. Aber irgendwann muss auch mal Schluss sein. Ich war fast 38 Jahre alt, es war genug. Man muss im richtigen Moment aufhören.

DFB.de: Sie haben für beide Vereine gespielt. Kann man Bayern und den FCK vergleichen?

Brehme: Nein, das sind verschiedene Welten. Schauen Sie sich alleine die Einwohnerzahl an. In München leben fast 1,5 Millionen Menschen, in Kaiserslautern gerade mal knapp 100.000. Der entscheidende Unterschied sind aber meiner Meinung nach die Fans. Da ist Kaiserslautern sehr weit vorne, die Euphorie ist riesig - das ist kaum zu übertreffen. Der Klub hat für die gesamte Region eine enorme Bedeutung, deshalb muss auch kurzfristig der Aufstieg gelingen.

DFB.de: Können Sie sich eine erneute Rückkehr vorstellen?

Brehme: Man soll niemals nie sagen. Ich will nichts ausschließen, aber im Moment ist das kein Thema.

DFB.de: Wenn man mit Andreas Brehme spricht, kommt man einem Thema natürlich nicht vorbei…

Brehme: … 8. Juli 1990, Olympiastadion Rom, 85. Minute?

DFB.de: Richtig, das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und Argentinien. Ihr Elfmeter zum 1:0.

Brehme: Das begleitet mich mein ganzes Leben. Aber das sind ja grandiose Erinnerungen.

DFB.de: Was ist heute noch davon präsent?

Brehme: Mir ist in diesem Augenblick nichts durch den Kopf gegangen. Ich war einfach nur konzentriert.

DFB.de: Auch nicht, dass Argentiniens Torwart Sergio Goycochea vorher bereits einige Strafstoße gehalten hatte und als Elfmeterkiller galt?

Brehme: Nein, auch das ist. Und ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Dieser Elfmeter von mir war unhaltbar, kein Torwart der Welt holt den raus. Der war einfach zu platziert geschossen. Aber wissen Sie, was mich wirklich genervt hat?

DFB.de: Die lange Zeit bis zur Ausführung?

Brehme: Genau, ich musste gefühlte sieben oder acht Minuten warten, bis ich endlich antreten konnte. Ich musste über diesen Zeitraum extrem fokussiert bleiben. Das war das größte Problem. Die Argentinier haben diskutiert ohne Ende. Meiner Meinung nach hätten die niemals im Endspiel stehen dürfen. Das war für mich einer der schwächsten Finalisten aller Zeiten. Argentinien hatte keinen einzigen Eckball, keine einzige Torchance - und das in einem WM-Endspiel. Da muss man sich wirklich mal hinterfragen, wie man so ein Turnier gewinnen will. Aber Respekt dafür, dass sie trotzdem so weit gekommen sind.

DFB.de: Gab es später noch mal ein Treffen mit Goycochea?

Brehme: Ja, bei einer Aktion für den guten Zweck. In der Halbzeit eines Bundesligaspiels sollte ich gegen ihn noch einmal antreten. Ich spreche ja auch etwas spanisch. Wir haben uns vorher unterhalten, und er hat zu mir gesagt: "Du, wir müssen uns jetzt einen Gaudi machen. Wo schießt du hin?" Ich habe geantwortet: "Wir müssen das so machen, wie 1990. Von mir aus gesehen links unten." Er hat gesagt: "Super, so machen wir es." Der Unterschied war nur, dass ich den Ball in die andere Ecke geschoben habe, also nach rechts - und er ist ins Leere gesprungen. Da hat er große Augen gemacht, das war eine lustige Geschichte. Wir haben herzhaft gelacht.

Das meinen DFB.de-User:

"Danke, Andy! Ich hoffe auch auf ein Wunder, auf dass der 1. FCK gewinnt. Ich lebe zwar schon 35 Jahre in Bayern, bin aber kein FCB-Fan, sondern FCKler und seit ewig Mitglied. Außerdem bin ich leidensfähig, was man beim FCK sein muss." (Hans-Gerd Fickinger, Ustersbach)

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Viel mehr geht fast nicht: Weltmeister, italienischer Meister, deutscher Meister, DFB-Pokalsieger, 86 Länderspiele – Andreas Brehme ist ohne Zweifel einer der bedeutendsten Fußballer der vergangenen Jahre. Heute (ab 20.30 Uhr, live bei Sky) treffen mit dem FC Bayern München und dem 1.FC Kaiserslautern in der zweiten Runde des DFB-Pokals zwei seiner ehemaligen Vereine aufeinander. Wem der 51-Jährige dabei die Daumen drückt, erzählt der frühere Abwehrspieler im DFB.de-Interview Sven Winterschladen.

Aber ein Gespräch mit Andreas Brehme muss sich natürlich auch zwangsläufig um den größten Moment seiner Karriere drehen. Das Endspiel der WM 1990 in Italien. In der 85. Minute steht es 0:0 zwischen Deutschland und Argentinien. Dann bekommt die DFB-Auswahl einen Elfmeter. Brehme tritt an – und verwandelt sicher. "Dieser Schuss war absolut unhaltbar", sagt er heute. "Ich habe mich einfach nur extrem konzentriert. Aber es hat ja eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis ich endlich antreten könnte. Die Argentinier haben ohne Ende diskutiert."

Einige Jahre später hat Brehme bei einer Benefizveranstaltung noch einmal einen Strafstoß gegen den argentinischen Elfmeterkiller Sergio Goycochea ausgeführt. Der Druck war nicht so groß, das Ende dafür umso kurioser…

DFB.de: Herr Brehme, Bayern gegen Kaiserlautern - für wen schlägt Ihr Herz?

Andreas Brehme: Das ist eine schwere Frage, die ich nicht beantworten kann. Ehrlich gesagt kann ich da wirklich nur ganz diplomatisch antworten: Mir liegen beide Klubs am Herzen. Vielleicht gelingt Kaiserslautern ja sogar die Überraschung. Sie haben nichts zu verlieren und können ganz unbeschwert aufspielen. Ich hoffe, dass der FC Bayern Deutscher Meister wird und der FCK die Rückkehr in die Bundesliga schafft. In Bezug auf den DFB-Pokal wäre es mir am liebsten, wenn die Mannschaften erst im Endspiel aufeinander treffen. Aber das ist in diesem Jahr leider nicht mehr möglich.

DFB.de: Sie haben selbst zweimal den DFB-Pokal gewonnen. Welchen Stellenwert hat das in Ihrer Titelsammlung?

Brehme: Schon einen sehr großen. Dieses Finale in Berlin ist eine grandiose Sache. Wenn in der Stadt überall die Fans unterwegs sind, wenn nachher die Begegnung in diesem riesigen Olympiastadion angepfiffen wird, wenn man später den Pott in der Hauptstadt in den Himmel strecken darf - das sind außergewöhnliche Augenblicke.

DFB.de: Wie intensiv verfolgen Sie das Geschehen rund um Kaiserslautern noch?

Brehme: Ich bin total dabei. Aber nicht nur, wenn es um Kaiserslautern geht, sondern um den Fußball generell. Ich habe noch nie so viele Spiele gesehen wie im Moment - sowohl im Stadion wie auch am Fernseher, sowohl in Deutschland als auch im Ausland.

DFB.de: Sie waren dreimal in Kaiserslautern, zweimal als Spieler, später als Teammanager. Können Sie mal beschreiben, wie sich ein Verein in all den Jahren entwickelt?

Brehme: Natürlich, ich habe es ja selbst erlebt. Es ist alles extrem professionell geworden. Als ich als 19-Jähriger 1981 das erste Mal auf den Betzenberg gekommen bin, war es eher noch familiär. Ich war bis 1986 da, und es war wirklich eine sehr schöne Zeit. Ich konnte von Spielern wie Ronnie Hellström, Hannes Bongartz oder Hans-Günter Neues viel lernen. Das waren schon super Fußballer. Das hat mich geprägt und weitergebracht. Ich bin direkt U 21-Nationalspieler geworden. Auch die Zeit beim DFB war in all der Zeit überragend. Ich bin ganz stolz darauf, dass ich 86-mal das Trikot für Deutschland getragen habe.

DFB.de: Dann die Rückkehr 1993 als Weltmeister.

Brehme: Ich hatte einen ganz anderen Stellenwert, ich war vorher bei Bayern München, Inter Mailand und Real Saragossa und bin mit einigen Titeln im Gepäck zurückgekehrt. Johan Cruyff wollte mich unbedingt zum FC Barcelona holen, er hat damals sogar meine Frau angerufen. Leider hat das nicht geklappt. Bei meiner Rückkehr war es ganz normal, dass man eine Führungsrolle übernimmt. Ursprünglich wollte ich zu diesem Zeitpunkt aufhören. Aber dem FCK ging es nicht gut, und er wollte international spielen. Rückblickend muss ich sagen, dass sich die Rückkehr doch gelohnt hat. Eigentlich wollte ich nur einen Jahresvertrag unterschreiben. Aber dann sind es doch noch fünf Spielzeiten geworden…

DFB.de: … in denen Sie alles erlebt haben: Abstieg, Aufstieg, Meisterschaft.

Brehme: Richtig, es war höchst turbulent. Das gab es noch nie, dass ein Aufsteiger direkt Meister wird. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das noch mal passieren kann.

DFB.de: Wie ist die Meisterschaft 1998 zu erklären?

Brehme: Es ist noch heute schwer zu glauben. Aber die Konkurrenten haben uns nicht ernst genommen. Außerdem lief es wirklich perfekt. Wenn wir verloren haben, hat der FC Bayern auch geschwächelt. Und plötzlich hatten wir einen Spieltag vor Schluss den Titel gewonnen.

DFB.de: Haben Sie bewusst nach dieser Meisterschaft Ihre Karriere beendet?

Brehme: Ja, das war klar. Eigentlich wollte ich schon früher Schluss machen. Allerdings wollte ich mich nicht mit einem Abstieg in die 2. Bundesliga verabschieden. Es war ja das erste Mal überhaupt, dass Kaiserslautern nicht in Deutschlands höchster Spielklasse vertreten war. Das war eine Katastrophe für die gesamte Region. Da stand ich in der Schuld, und wir haben die direkte Rückkehr und dann diesen sensationellen Triumph geschafft. Otto Rehhagel hat sogar noch versucht, mich zum Weitermachen zu überreden. Aber irgendwann muss auch mal Schluss sein. Ich war fast 38 Jahre alt, es war genug. Man muss im richtigen Moment aufhören.

DFB.de: Sie haben für beide Vereine gespielt. Kann man Bayern und den FCK vergleichen?

Brehme: Nein, das sind verschiedene Welten. Schauen Sie sich alleine die Einwohnerzahl an. In München leben fast 1,5 Millionen Menschen, in Kaiserslautern gerade mal knapp 100.000. Der entscheidende Unterschied sind aber meiner Meinung nach die Fans. Da ist Kaiserslautern sehr weit vorne, die Euphorie ist riesig - das ist kaum zu übertreffen. Der Klub hat für die gesamte Region eine enorme Bedeutung, deshalb muss auch kurzfristig der Aufstieg gelingen.

DFB.de: Können Sie sich eine erneute Rückkehr vorstellen?

Brehme: Man soll niemals nie sagen. Ich will nichts ausschließen, aber im Moment ist das kein Thema.

DFB.de: Wenn man mit Andreas Brehme spricht, kommt man einem Thema natürlich nicht vorbei…

Brehme: … 8. Juli 1990, Olympiastadion Rom, 85. Minute?

DFB.de: Richtig, das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und Argentinien. Ihr Elfmeter zum 1:0.

Brehme: Das begleitet mich mein ganzes Leben. Aber das sind ja grandiose Erinnerungen.

DFB.de: Was ist heute noch davon präsent?

Brehme: Mir ist in diesem Augenblick nichts durch den Kopf gegangen. Ich war einfach nur konzentriert.

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DFB.de: Auch nicht, dass Argentiniens Torwart Sergio Goycochea vorher bereits einige Strafstoße gehalten hatte und als Elfmeterkiller galt?

Brehme: Nein, auch das ist. Und ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Dieser Elfmeter von mir war unhaltbar, kein Torwart der Welt holt den raus. Der war einfach zu platziert geschossen. Aber wissen Sie, was mich wirklich genervt hat?

DFB.de: Die lange Zeit bis zur Ausführung?

Brehme: Genau, ich musste gefühlte sieben oder acht Minuten warten, bis ich endlich antreten konnte. Ich musste über diesen Zeitraum extrem fokussiert bleiben. Das war das größte Problem. Die Argentinier haben diskutiert ohne Ende. Meiner Meinung nach hätten die niemals im Endspiel stehen dürfen. Das war für mich einer der schwächsten Finalisten aller Zeiten. Argentinien hatte keinen einzigen Eckball, keine einzige Torchance - und das in einem WM-Endspiel. Da muss man sich wirklich mal hinterfragen, wie man so ein Turnier gewinnen will. Aber Respekt dafür, dass sie trotzdem so weit gekommen sind.

DFB.de: Gab es später noch mal ein Treffen mit Goycochea?

Brehme: Ja, bei einer Aktion für den guten Zweck. In der Halbzeit eines Bundesligaspiels sollte ich gegen ihn noch einmal antreten. Ich spreche ja auch etwas spanisch. Wir haben uns vorher unterhalten, und er hat zu mir gesagt: "Du, wir müssen uns jetzt einen Gaudi machen. Wo schießt du hin?" Ich habe geantwortet: "Wir müssen das so machen, wie 1990. Von mir aus gesehen links unten." Er hat gesagt: "Super, so machen wir es." Der Unterschied war nur, dass ich den Ball in die andere Ecke geschoben habe, also nach rechts - und er ist ins Leere gesprungen. Da hat er große Augen gemacht, das war eine lustige Geschichte. Wir haben herzhaft gelacht.

Das meinen DFB.de-User:

"Danke, Andy! Ich hoffe auch auf ein Wunder, auf dass der 1. FCK gewinnt. Ich lebe zwar schon 35 Jahre in Bayern, bin aber kein FCB-Fan, sondern FCKler und seit ewig Mitglied. Außerdem bin ich leidensfähig, was man beim FCK sein muss." (Hans-Gerd Fickinger, Ustersbach)