FC Schönberg - ein Exot unter großen Namen

Giere: Es gibt diese Vorgabe von den Verantwortlichen nicht. Aber es ist doch klar, dass wir das versuchen wollen. Wenn wir am Ende ganz oben stehen, nehmen wir das gerne mit. Allerdings machen wir uns keinen Druck. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, ich sehe noch ein großes Entwicklungspotenzial im Team. In der kommenden Serie ist der Aufstieg deshalb keine Pflicht.

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Es sind die großen Namen, die den DFB-Pokal so attraktiv machen: Bayern München, Borussia Dortmund, Schalke 04. Aber es sind die Außenseiter, die den Wettbewerb so speziell machen: FC Hennef, FC Nöttingen, SV Falkensee-Finkenkrug – und der FC Schönberg 95, ein Verbandsligist, sechste Liga. Weiter unten spielt kein anderer Teilnehmer.

Trotzdem kann der Verein bereits auf eine beachtliche Tradition im DFB-Pokal zurückblicken. Es ist schon die siebte Teilnahme. Zuletzt gab es 2004 ein 0:15 gegen den 1.FC Kaiserslautern. Das war deutlich und ist lange her. Es kann also fast nur besser werden.

Wenn heute Abend im Medienzentrum der EURO 2012 in Danzig die erste Hauptrunde von Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und Nationalspielerin Viola Odebrecht ausgelost wird (ab 18 Uhr, live in der ARD), hofft Axel Giere auf ein attraktives Los. Der Trainer des FC Schönberg 95 spricht im exklusiven DFB.de-Interview mit Sven Winterschladen über die Euphorie in der Stadt, seinen Wunschgegner und seinen Traum von der Sensation.

DFB.de: Herr Giere, heute findet die Auslosung zur ersten Runde des DFB-Pokals statt. Kribbelt es bereits, wenn Sie an die großen Namen denken, auf die Sie treffen können?

Axel Giere: Ja, natürlich. Das ist für uns alle ein außergewöhnliches Ereignis. Für den Verein ist es zwar bereits die siebte Teilnahme, aber für die aktuelle Spielergeneration ist es das erste Mal. Wir hatten hier schon Bayern München, Borussia Mönchengladbach, den Hamburger SV, Waldhof Mannheim, den VfB Stuttgart und den 1. FC Kaiserslautern zu Gast. Aber das ist schon einige Jahre her und wir konnten nie die zweite Runde erreichen. Wir fiebern dem Ereignis entgegen.

DFB.de: Träumen Sie von der Sensation?

Giere: Ich bin eher der Realist als der Optimist. Ich träume von einem guten Gegner, von vielen Zuschauern und davon, dass wir uns gut verkaufen und achtbar schlagen. Aber von einer Sensation? Nein, eher nicht. Das wäre vermessen.

DFB.de: Wo werden Sie die Auslosung erleben?

Giere: Wir haben am Samstagnachmittag eine Trainingseinheit. Anschließend werden wir uns alle gemeinsam mit dem Vorstand, Betreuern und Freunden im Vereinsheim die Auslosung im Fernsehen anschauen. Ich bin gespannt, was passiert. Auf jeden Fall machen wir da ein nettes Fest draus.

DFB.de: Auf wen hoffen Sie als Gegner?

Giere: Natürlich wünscht sich jeder einen großen Namen, das ist doch ganz normal. Aber für mich muss es nicht unbedingt ein Erstligist sein. Ich könnte auch gut mit Hertha BSC Berlin, dem FC St. Pauli oder Dynamo Dresden leben. Das wären ebenfalls attraktive Aufgaben.

DFB.de: Wie groß ist die Vorfreude in der Mannschaft und in der Stadt?

Giere: Das ist ein Highlight, für uns alle. Fast jeder spricht darüber. Für die lokale Presse ist es ebenfalls ein großes Thema. Das ist schön und schwierig zugleich. Denn ich versuche gerade, der Mannschaft klar zu machen, dass das ein tolles Erlebnis ist, aber dass die Meisterschaft für mich einen noch höheren Stellenwert hat. Der Pokal ist eine Zugabe, in der Liga müssen wir uns beweisen. Aber erklären Sie das mal einem 18 Jahre alten Schüler. Ich muss das Vorleben, aber das ist sehr schwer. Alles dreht sich um dieses Pokalspiel.

DFB.de: Ist es ein Thema, dass Sie als Sechstligist der klassentiefste Teilnehmer sind?

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Giere: Ja und nein. Bei uns intern eher nicht, damit können wir gut leben. Aber natürlich spüre ich, dass wir deswegen einen gewissen Exotenstatus haben. Das macht unsere Situation noch etwas außergewöhnlicher. Von 64 Teilnehmern treten wir in der Verbandsliga an. Weiter unter spielt kein anderer Verein, der im DFB-Pokal dabei ist. Das ist etwas Besonderes.

DFB.de: Als Fünfter haben Sie den Aufstieg in die Oberliga recht klar verpasst. Wollen Sie das in der neuen Saison nachholen?

Giere: Es gibt diese Vorgabe von den Verantwortlichen nicht. Aber es ist doch klar, dass wir das versuchen wollen. Wenn wir am Ende ganz oben stehen, nehmen wir das gerne mit. Allerdings machen wir uns keinen Druck. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, ich sehe noch ein großes Entwicklungspotenzial im Team. In der kommenden Serie ist der Aufstieg deshalb keine Pflicht.