FC-Coach Stöger: "Ich liege zwischen Happel und Polster"

Stöger: Niemand will das Derby verlieren. Aber ich habe das Gefühl, dass wir uns hier einen Vertrauensbonus erarbeitet haben, sodass die Fans im Falle einer Niederlage schweren Herzens die Augen zudrücken und nicht gleich die Krise ausrufen würden. Sollten wir gewinnen, weiß ich nicht, was dann abgehen würde. Dann müssten wir wohl eher ein bisschen auf die Euphoriebremse treten, dann wird es hier ein Tollhaus.

Frage: Sie haben Timo Horn, einen 20 Jahre alten Torhüter, der eine überragende erste Saison gespielt hat, dem aber beim 1:1 bei Dynamo Dresden ein grober Fehler unterlaufen ist. Haben Sie ihn schon wieder aufgerichtet?

Stöger: Das war nicht nötig. Ich bin sicher, er wird auch in diesem Jahr eine großartige Saison spielen. Diese Aktion war kein klassischer Torwartfehler, sondern ein absurdes, für uns unangenehmes Tor, wie er es nie wieder kassieren wird. Hätte er Probleme mit dem Stellungsspiel gehabt, würde ich mir mehr Sorgen machen.

Frage: Manch einer sagt ihm schon eine Zukunft in der Nationalelf voraus. Sie auch?

Stöger: In Deutschland und vor allem in Köln ist man mit Superlativen schnell dabei, das habe ich schon mitbekommen. Timo hat super Anlagen, aber in Deutschland gibt es viele sehr gute Torhüter. Fragen Sie mich einfach in einem Jahr nochmal.

Frage: Was haben Sie gedacht, als sie hörten, dass ein FC-Fan den Dresdner Torhüter Benjamin Kirsten bei der Staatsanwaltschaft angezeigt hat, weil er Ihren Abwehrspieler Roman Golobart mit der Faust geschlagen hat?

Stöger: Ehrlich gesagt habe ich geschmunzelt. Die Aktion haben 99 Prozent der Menschen so beurteilt wie ich. Aber angezeigt hätte ich Herrn Kirsten nicht dafür. (lacht)

Frage: Sie arbeiten mit einem Sportdirektor zusammen, der Sie nicht verpflichtet hat, sondern erst nach Ihnen kam. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?



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In seinem ersten Heimspiel mit dem Zweitbundesligisten 1. FC Köln trifft der österreichische Trainer Peter Stöger am Sonntag gleich auf Fortuna Düsseldorf. Im SID-Interview spricht er über seine Gefühle vor dem Derby, Interviews in der Sauna und den Ansturm auf seine Facebook-Seite.

Frage: Herr Stöger, Sie sind jetzt seit sieben Wochen in Köln. Wie groß war der Kulturschock für Sie?

Peter Stöger: Es gab keinen. Ich bin sehr, sehr herzlich aufgenommen worden und habe offene Menschen kennengelernt. Deshalb fällt es mir nicht schwer, mich wohlzufühlen. Wie lange ich mich als Trainer wohlfühle, hängt logischerweise von den Ergebnissen ab.

Frage: Sie waren auch sehr offen, haben schon Interviews in der Sauna oder auf einem Berggipfel gegeben. Sind Sie so ein offener Mensch oder hatte dies in erster Linie mit dem neuen Standort zu tun?

Stöger: Zu tun hatte es in erster Linie mit dem riesigen Medienaufkommen hier und damit, dass wir im Trainingslager waren. Da haben wir einiges abgedeckt, was während der Saison nicht möglich ist. Im Grunde bin ich nicht der Typ, der permanent im Mittelpunkt stehen muss.

Frage: Sie sind auch bei Facebook sehr aktiv. Ist Ihnen das regelrecht über den Kopf gewachsen, seit Sie in Köln sind?

Stöger: Das nicht. Aber es ist schon viel mehr geworden. In den wenigen Wochen hat sich die Zahl etwa vervierfacht. Aber ich schaue mir immer noch alles an. Ich tue das zum einen wegen des direkten Kontakts zu den Fans. Solange sie Freude daran haben, werde ich weitermachen. Zweitens tue ich das, um meine Meinung direkt und unverfälscht kundtun zu können, wenn etwas Falsches kolportiert wird. Das war aber zum Glück bisher noch nicht nötig.

Frage: Wieso ist es für einen Trainer eine reizvollere Aufgabe, mit dem 1. FC Köln in der 2. Bundesliga zu spielen als mit Austria Wien in der Champions League?

Stöger: Es war immer ein Traum von mir, in Deutschland arbeiten zu dürfen und einzutauchen in die große Fußball-Welt. Die zweite Liga in Deutschland ist die stärkste zweite Liga Europas. Und der 1. FC Köln ist ein Verein, der von den Rahmenbedingungen her sogar in der ersten Liga spielen könnte. Deshalb ist es für mich eine wahnsinnig reizvolle Aufgabe. Es ist mir schwer gefallen, von dieser erfolgreichen und charakterstarken Mannschaft in Wien wegzugehen. Aber es ist mir leicht gefallen, mich für Köln zu entscheiden.

Frage: Ihr Name wurde auch bei Werder Bremen gehandelt. Gab es da Kontakt oder eine Anfrage?

Stöger: Kontakt über meine Person direkt nicht. Ob ich auf einer Kandidatenliste vertreten war, weiß ich nicht.

Frage: Sie wurden die Tage mit vielen österreichischen Klischees konfrontiert und haben betont, dass alle Österreicher verschieden sind. Sind Sie - um einmal in Deutschland bekannte Namen zu benutzen - eher der Typ Ernst Happel oder eher der Typ Toni Polster?

Stöger: Das sind schon zwei Extreme. (lacht) Happel und Polster sind natürlich zwei wahnsinnig erfolgreiche Persönlichkeiten. Vom Charakter her würde ich mich eher in der Mitte ansiedeln.

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Frage: Am Sonntag steht das Derby gegen Fortuna Düsseldorf an. Haben Sie schon ein Gespür dafür bekommen, was dieses Spiel den Menschen in der Stadt bedeutet?

Stöger: Schon als der Spielplan herauskam, war mir klar, was auf mich zukommt. Mir war auch vom ersten Tag an klar, dass man sich in dieser Stadt nicht bewegen kann, ohne dass der 1. FC Köln Thema ist. Manche sagen, es wäre besser gewesen, das Spiel hätte erst am siebten oder achten Spieltag stattgefunden. Aber ich finde die Kombination erstes Heimspiel der Saison, mein erstes Heimspiel und das erste Derby seit zig Jahren super.

Frage: Wie bedeutend ist der Ausgang dieses Spiels für die Stimmung in Köln und auch für das Wohlwollen Ihnen gegenüber in den nächsten Wochen?

Stöger: Niemand will das Derby verlieren. Aber ich habe das Gefühl, dass wir uns hier einen Vertrauensbonus erarbeitet haben, sodass die Fans im Falle einer Niederlage schweren Herzens die Augen zudrücken und nicht gleich die Krise ausrufen würden. Sollten wir gewinnen, weiß ich nicht, was dann abgehen würde. Dann müssten wir wohl eher ein bisschen auf die Euphoriebremse treten, dann wird es hier ein Tollhaus.

Frage: Sie haben Timo Horn, einen 20 Jahre alten Torhüter, der eine überragende erste Saison gespielt hat, dem aber beim 1:1 bei Dynamo Dresden ein grober Fehler unterlaufen ist. Haben Sie ihn schon wieder aufgerichtet?

Stöger: Das war nicht nötig. Ich bin sicher, er wird auch in diesem Jahr eine großartige Saison spielen. Diese Aktion war kein klassischer Torwartfehler, sondern ein absurdes, für uns unangenehmes Tor, wie er es nie wieder kassieren wird. Hätte er Probleme mit dem Stellungsspiel gehabt, würde ich mir mehr Sorgen machen.

Frage: Manch einer sagt ihm schon eine Zukunft in der Nationalelf voraus. Sie auch?

Stöger: In Deutschland und vor allem in Köln ist man mit Superlativen schnell dabei, das habe ich schon mitbekommen. Timo hat super Anlagen, aber in Deutschland gibt es viele sehr gute Torhüter. Fragen Sie mich einfach in einem Jahr nochmal.

Frage: Was haben Sie gedacht, als sie hörten, dass ein FC-Fan den Dresdner Torhüter Benjamin Kirsten bei der Staatsanwaltschaft angezeigt hat, weil er Ihren Abwehrspieler Roman Golobart mit der Faust geschlagen hat?

Stöger: Ehrlich gesagt habe ich geschmunzelt. Die Aktion haben 99 Prozent der Menschen so beurteilt wie ich. Aber angezeigt hätte ich Herrn Kirsten nicht dafür. (lacht)

Frage: Sie arbeiten mit einem Sportdirektor zusammen, der Sie nicht verpflichtet hat, sondern erst nach Ihnen kam. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Stöger: Dafür, dass er mich nicht geholt hat, ganz gut. (lacht)>. Ich kann alle beruhigen: Jörg Schmadtke hatte keinen anderen Trainer auf dem Beifahrersitz, den er gerne mitgebracht hätte. Momentan funktioniert es sehr gut.