Fast unbezwingbar: Vor 40 Jahren beginnt die Ära Bergisch Gladbach

Von 17 zu 8000 Zuschauern

Es herrschte grenzenloser Jubel bei der SSG samt mitgereistem Anhang, nachdem eine Woche zuvor noch große Enttäuschung herrschte. Da waren 8000 Zuschauer im Stadion an der Paffrather Straße erwartungsvoll zusammengekommen. Doch die sahen nur ein 0:0 nach eher dürftiger Leistung. Ein nie gekannter Medienauflauf und der zentnerschwere Druck, dieses Spiel gewinnen zu wollen, lähmte offensichtlich die Gastgeberinnen um Spielführerin Bettina Krug, nachdem zuvor im Halbfinale der amtierende Meister Bayern München noch vor toller Kulisse ausgeschaltet wurde. 3:1 und 4:0 lauteten die Resultate im Halbfinale. Im Viertelfinale hieß es 2:2 und 2:1 gegen den SC Bad Neuenahr und zuvor im Achtelfinale 4:1 sowie 2:0 gegen KBC Duisburg für die SSG, die sich als Mittelrhein-Meister für die K.o.-Runden der Titelträger aus den 16 Landesverbänden qualifiziert hatte.

Rund 20.000 Zuschauer bescherten Bergisch Gladbach in den Spielen der K.o.-Runden einen warmen finanziellen Regen, der für manche Sorgen zuvor entschädigte. Denn erst in diesen entscheidenden Spielen strömten die Fans ins Stadion und sorgten für einen ungeahnten Hype. Es war der Durchbruch in der Attraktivität des Frauenfußballs in der Region des Bergischen Landes. So stöhnte SSG-Manager Hans Gronewold noch, von Beginn an neben Trainerin Trabant der große Macher für die SSG-Frauen, ohne den nichts lief, als zum letzten Mittelrhein-Punktspiel gegen den BC Kohlscheid nur ganze 17 zahlende Zuschauer durchs Stadiontor kamen. Dann brachte sich das Team vor dem Heimspiel gegen Duisburg auf vielfältige Weise in der Stadt ins Gespräch. Auf dem Wochenmarkt hatten die Spielerinnen einen Stand aufgebaut und Waffeln gebacken.

Als der Meistertitel perfekt war, wurde die Mannschaft mit großem Hallo in der bergischen Kreisstadt empfangen. Es gab eine Vielzahl von Empfängen und Feierlichkeiten. Sogar der Stadtrat war zu einer Sondersitzung zusammengekommen.

Abo-Meister in den 80ern

Den Titel 1978 zu verteidigen, gelang jedoch nicht. Dafür wurde er 1979 zurückgeholt. Nach dem 3:2 im Hinspiel bei Bayern München hieß es im Rückspiel 1:0 vor 12.000 Zuschauern nach dem frühen Tor von Doris Kresimon (2.), die schon im München zwei Treffer beigesteuert hatte. Spätestens damit war eine Ära eingeleitet, denn die SSG dominierte inzwischen das Geschehen in Deutschland, ließ weitere Meistertitel folgen (1980, 1981, 1982, 1983, 1984, 1988 und 1989). Dreimal (1981, 1982 und 1984) errang die SSG zudem den DFB-Pokal. International gelang 1981 wie 1984 der Sieg im inoffiziellen Weltpokal in Taiwan, der als Vorläufer der heutigen FIFA-WM gilt.

Anne Trabant-Haarbach und Hans Gronewold hatten ein Team aufgebaut, das über Deutschland hinaus im Frauenfußball nachhaltig Geschichte schrieb. Von 1976 bis 1995 war der 2010 verstorbene Gronewold Abteilungsleiter für die Frauen der SSG 09. Er hat den Damenfußball in Bergisch Gladbach mit begründet und etabliert, wofür er unter anderem mit der Goldenen Ehrennadel der Stadt ausgezeichnet wurde.

Im Jahr 1996 wechselte die gesamte Frauenabteilung der SSG 09 Bergisch Gladbach aus wirtschaftlichen Gründen zum TuS Köln rrh (rechtsrheinisch). Zum 1. Juli 2008 wurde die Frauenfußball-Abteilung beim TuS Köln rrh. aufgelöst und wechselte geschlossen zu Bayer Leverkusen.

[rh]


Vor 40 Jahren begann im deutschen Frauenfußball eine Ära, und zwar die der SSG 09 Bergisch Gladbach. Genau am 25. Juni 1977 war der erste große Triumph für die SSG perfekt. Das Team aus dem Bergischen Land holte seine erste Deutsche Meisterschaft. Diese wurde damals noch in zwei Endspielen ausgetragen - am 18. und 25. Juni, also heute vor genau 40 Jahren. Im Finale gegen die Fußballerinnen aus der Niederräder Schützengesellschaft (NSG) "Oberst Schiel" in Frankfurt machte das Team um Spielertrainerin Anne Trabant-Haarbach nach einem 0:0 in Hinspiel mit einem 1:0 im Rückspiel alles klar. Fortan erarbeiteten sich die Bergischen für eine gute Dekade den Ruf, schier unbezwingbar zu sein.

Die SSG 09 Bergisch Gladbach ist noch immer Deutscher Rekordmeister im Frauenfußball mit neun Titeln, allesamt errungen zwischen 1977 und 1989. Mit sieben Titeln zwischen 1999 und 2008 folgt der 1. FFC Frankfurt. Sechs Titel gibt es für den TSV Siegen zwischen 1987 und 1996 sowie für Turbine Potsdam zwischen 2004 und 2012. Bei Potsdam gelangen allerdings noch sechs Titel als BSG Turbine aus der DDR-Bestenermittlung hinzu. Je drei Meisterschaften gehen bisher an den FSV Frankfurt, Bayern München und den VfL Wolfsburg. DFB.de blickt auf die ruhmreiche Zeit der SSG 09 zurück.

Ingrid Gebauer schießt SSG zur ersten Meisterschaft

Frankfurt-Niederrad, Sportanlage "Sandhöfer Wiesen": Schiedsrichter Heinz Quindeau aus Ludwigshafen hatte vor rund 3000 Zuschauern nach torloser erster Halbzeit gerade den zweiten Durchgang angepfiffen, als sich die spielentscheidende Szene ereignete. Nach klugem Zusammenspiel mit der aufgerückten Verteidigerin Irmgard Stoffels hatte sich Energiebündel Ingrid Gebauer in den Frankfurter Strafraum durchgespielt. Ihr Schuss prallte an einer Gegnerin ab, doch hatte sich Gebauer nach ihrem kurzen Stolpern schnell wieder gefangen und kam zum zweiten Schuss. Dieser saß - die herausstürzende Torhüterin Monika Dohle blieb chancenlos.

Da Oberst Schiel weiter auf Defensivarbeit setzte, kam die SSG zu weiteren guten, aber nicht genutzten Chancen. Allein Frankfurts Abwehrchefin Regina Senkler klärte dreimal nur knapp vor der Jamaikanerin im SSG-Team, Beverly Ranger. Außenstürmerin Ingrid Gebauer hatte ihre SSG in der 31. Minute – es wurde damals nur 2x30 Minuten gespielt - zum ersten nationalen Meistertitel geschossen. Vor Überschwang warfen ihre Mitspielerinnen die Schützin im Jubel nach dem Abpfiff in die Luft, nachdem zuvor schon Spielertrainerin Anne Trabant-Haarbach diese Flugeinlage genießen durfte.

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Von 17 zu 8000 Zuschauern

Es herrschte grenzenloser Jubel bei der SSG samt mitgereistem Anhang, nachdem eine Woche zuvor noch große Enttäuschung herrschte. Da waren 8000 Zuschauer im Stadion an der Paffrather Straße erwartungsvoll zusammengekommen. Doch die sahen nur ein 0:0 nach eher dürftiger Leistung. Ein nie gekannter Medienauflauf und der zentnerschwere Druck, dieses Spiel gewinnen zu wollen, lähmte offensichtlich die Gastgeberinnen um Spielführerin Bettina Krug, nachdem zuvor im Halbfinale der amtierende Meister Bayern München noch vor toller Kulisse ausgeschaltet wurde. 3:1 und 4:0 lauteten die Resultate im Halbfinale. Im Viertelfinale hieß es 2:2 und 2:1 gegen den SC Bad Neuenahr und zuvor im Achtelfinale 4:1 sowie 2:0 gegen KBC Duisburg für die SSG, die sich als Mittelrhein-Meister für die K.o.-Runden der Titelträger aus den 16 Landesverbänden qualifiziert hatte.

Rund 20.000 Zuschauer bescherten Bergisch Gladbach in den Spielen der K.o.-Runden einen warmen finanziellen Regen, der für manche Sorgen zuvor entschädigte. Denn erst in diesen entscheidenden Spielen strömten die Fans ins Stadion und sorgten für einen ungeahnten Hype. Es war der Durchbruch in der Attraktivität des Frauenfußballs in der Region des Bergischen Landes. So stöhnte SSG-Manager Hans Gronewold noch, von Beginn an neben Trainerin Trabant der große Macher für die SSG-Frauen, ohne den nichts lief, als zum letzten Mittelrhein-Punktspiel gegen den BC Kohlscheid nur ganze 17 zahlende Zuschauer durchs Stadiontor kamen. Dann brachte sich das Team vor dem Heimspiel gegen Duisburg auf vielfältige Weise in der Stadt ins Gespräch. Auf dem Wochenmarkt hatten die Spielerinnen einen Stand aufgebaut und Waffeln gebacken.

Als der Meistertitel perfekt war, wurde die Mannschaft mit großem Hallo in der bergischen Kreisstadt empfangen. Es gab eine Vielzahl von Empfängen und Feierlichkeiten. Sogar der Stadtrat war zu einer Sondersitzung zusammengekommen.

Abo-Meister in den 80ern

Den Titel 1978 zu verteidigen, gelang jedoch nicht. Dafür wurde er 1979 zurückgeholt. Nach dem 3:2 im Hinspiel bei Bayern München hieß es im Rückspiel 1:0 vor 12.000 Zuschauern nach dem frühen Tor von Doris Kresimon (2.), die schon im München zwei Treffer beigesteuert hatte. Spätestens damit war eine Ära eingeleitet, denn die SSG dominierte inzwischen das Geschehen in Deutschland, ließ weitere Meistertitel folgen (1980, 1981, 1982, 1983, 1984, 1988 und 1989). Dreimal (1981, 1982 und 1984) errang die SSG zudem den DFB-Pokal. International gelang 1981 wie 1984 der Sieg im inoffiziellen Weltpokal in Taiwan, der als Vorläufer der heutigen FIFA-WM gilt.

Anne Trabant-Haarbach und Hans Gronewold hatten ein Team aufgebaut, das über Deutschland hinaus im Frauenfußball nachhaltig Geschichte schrieb. Von 1976 bis 1995 war der 2010 verstorbene Gronewold Abteilungsleiter für die Frauen der SSG 09. Er hat den Damenfußball in Bergisch Gladbach mit begründet und etabliert, wofür er unter anderem mit der Goldenen Ehrennadel der Stadt ausgezeichnet wurde.

Im Jahr 1996 wechselte die gesamte Frauenabteilung der SSG 09 Bergisch Gladbach aus wirtschaftlichen Gründen zum TuS Köln rrh (rechtsrheinisch). Zum 1. Juli 2008 wurde die Frauenfußball-Abteilung beim TuS Köln rrh. aufgelöst und wechselte geschlossen zu Bayer Leverkusen.