"Familienbande": Ein Zwilling kommt selten allein

Wie kommen Kinder zum Fußball? Viele eifern ihren Idolen nach, seit Generationen ist das so. Fritz Walter, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer oder Gerd Müller. Lothar Matthäus oder Oliver Kahn, heute Mesut Özil, Philipp Lahm oder Thomas Müller. Und immer häufiger auch Birgit Prinz oder Lira Bajramaj. Sie alle motivieren Jungen und Mädchen zum Kicken.

Oft genug haben sie das Vorbild aber schon im Vorgarten - den Vater, den großen Bruder, die ältere Schwester. Fußball ist Familiensache, Leidenschaft und Talent werden oft über Generationen vererbt. Dafür gibt es auch viele prominente Beispiele. Das zeigt "Familienbande", die neue Serie auf DFB.de.

Zwillingsduell nach Wunderheilung

Am Samstag kam es in Dortmund wider Erwarten doch noch zum Duell der Bender-Zwillinge, da der Borusse Sven von einer Art Wunderheilung profitierte. So traf er im Mittelfeld zuweilen auf Bruder Lars, der das Leverkusener Trikot trägt - und diesmal mit 0:1 verlor. Zwillinge sind im wahren Leben schon selten, in einem Bundesligaspiel erst recht. Und wenn, dann tragen sie - anders als die Benders, die seit dem Abschied von 1860 München nur in DFB-Auswahlen gemeinsam auflaufen - doch vorwiegend das gleiche Trikot.

Das galt für die ersten Zwillinge vor den Benders, die auch Nationalspieler wurden: Europameister Erwin und Weltmeister Helmut Kremers waren schier unzertrennlich und wechselten auch stets gemeinsam: 1969 gingen sie nach zwei Jahren von Borussia Mönchengladbach nach Offenbach und von dort 1971 nach Schalke.

Erst als Linksaußen Erwin 1978 seine Karriere beenden musste, blieb Verteidiger Helmut allein. Das hielt er nicht lange aus und hörte zwei Jahre später nach einem Intermezzo bei RW Essen auf. In einem Interview gestanden sie einmal, dass der eine die körperlichen Schmerzen des anderen auch immer spüren würde.

Nur zweimal "Schmidteinander" bei Hertha

In den 70er-Jahren wechselten auch die Trasers Ernst und Heinz gemeinsam von Offenbach nach Saarbrücken - ganz nach dem Motto: Ein Zwilling kommt selten allein. 1988 kamen in Stuttgart die Schmäler-Zwillinge Nils und Olaf auf die Bundesligabühne, drei Jahre blieben sie gemeinsam beim VfB.

Nur wenig gemeinsame Zeit verbrachten die 1997 mit Hertha BSC aufgestiegenen Schmidt-Twins Andreas und Oliver, die "Schmidteinander" nur auf zwei Einsätze kamen. Während Andreas Hertha die Treue hielt und stolze 193 Bundesligaeinsätze sammelte, ging Oliver nach seinem Intermezzo 1997/1998 auf Wanderschaft und spielte noch für fünf unterklassige süddeutsche Klubs.

Altintop-Brüder nur eine Saison zusammen

Derartige Differenzen sind nicht untypisch für Zwillinge. Die Zeyer-Zwillinge Andreas und Michael wurden zwar beide gestandene Bundesligaspieler, spielten nach dem gemeinsamen Start beim SC Freiburg in der 2. Bundesliga im Oberhaus aber nie zusammen. Die in Gelsenkirchen geborenen Altintop-Zwillinge Hamit und Halil absolvierten über 400 Bundesligaspiele, hatten aber auch nur eine gemeinsame Saison: 2006/2007 auf Schalke.

Hamit war bislang erfolgreicher: Er wurde mit Bayern zweimal Meister und spielt seit dieser Saison für Real Madrid. Halil schoss die meisten Saisontore für den 1. FC Kaiserslautern seit Stefan Kuntz, stieg aber 2006 ebenso ab wie 2011 mit Eintracht Frankfurt. Achtmal standen sich die beiden aktuellen türkischen Nationalspieler in der Bundesliga gegenüber, es ist gemeinsam mit den Jakobs-Brüdern Ditmar und Michael das am häufigsten aufgeführte Brüderduell.

Die Schweizer Zwillinge David und Philipp Degen standen auch nie gemeinsam auf dem Feld. Philipp spielte drei Jahre in Dortmund und in der Vorsaison in Stuttgart, David ein Jahr in Gladbach und ging nach dem Abstieg 2007 wieder.

Verpflichtung des "falschen" Zwillings

Nach ihnen sind die Benders nun das neueste und aktuell einzige Zwillingspaar der Bundesliga. Um das allererste Zwillingspaar der Bundesliga ranken sich Anekdoten, die heute nicht mehr nachprüfbar sind.

Angeblich hatte der Jugoslawe Zvezdan Cebinac den 1. FC Köln 1965 im Probetraining beeindruckt, es kam zur Verpflichtung. Es erschien aber der weit weniger begabt Zwillingsbruder Srdjan - nach nur drei Einsätzen war Schluss für Cebinac. Was sicher ist: Zvezdan, der fußballerisch bessere Zwilling, kam ab 1967 auf 93 Einsätze und stand in der Nürnberger Meistermannschaft von 1968.

Ähnliches soll Waldhof Mannheim 1996 in der 2. Bundesliga mit den Isländern Arnar und Bjarki Gunnlaugsson passiert sein. Auch da habe man den falschen Zwilling verpflichtet, hieß es nach den ersten enttäuschenden Spielen von Bjarki. Schöne Geschichten, aber vielleicht auch zu schön, um wahr zu sein.

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Wie kommen Kinder zum Fußball? Viele eifern ihren Idolen nach, seit Generationen ist das so. Fritz Walter, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer oder Gerd Müller. Lothar Matthäus oder Oliver Kahn, heute Mesut Özil, Philipp Lahm oder Thomas Müller. Und immer häufiger auch Birgit Prinz oder Lira Bajramaj. Sie alle motivieren Jungen und Mädchen zum Kicken.

Oft genug haben sie das Vorbild aber schon im Vorgarten - den Vater, den großen Bruder, die ältere Schwester. Fußball ist Familiensache, Leidenschaft und Talent werden oft über Generationen vererbt. Dafür gibt es auch viele prominente Beispiele. Das zeigt "Familienbande", die neue Serie auf DFB.de.

Zwillingsduell nach Wunderheilung

Am Samstag kam es in Dortmund wider Erwarten doch noch zum Duell der Bender-Zwillinge, da der Borusse Sven von einer Art Wunderheilung profitierte. So traf er im Mittelfeld zuweilen auf Bruder Lars, der das Leverkusener Trikot trägt - und diesmal mit 0:1 verlor. Zwillinge sind im wahren Leben schon selten, in einem Bundesligaspiel erst recht. Und wenn, dann tragen sie - anders als die Benders, die seit dem Abschied von 1860 München nur in DFB-Auswahlen gemeinsam auflaufen - doch vorwiegend das gleiche Trikot.

Das galt für die ersten Zwillinge vor den Benders, die auch Nationalspieler wurden: Europameister Erwin und Weltmeister Helmut Kremers waren schier unzertrennlich und wechselten auch stets gemeinsam: 1969 gingen sie nach zwei Jahren von Borussia Mönchengladbach nach Offenbach und von dort 1971 nach Schalke.

Erst als Linksaußen Erwin 1978 seine Karriere beenden musste, blieb Verteidiger Helmut allein. Das hielt er nicht lange aus und hörte zwei Jahre später nach einem Intermezzo bei RW Essen auf. In einem Interview gestanden sie einmal, dass der eine die körperlichen Schmerzen des anderen auch immer spüren würde.

Nur zweimal "Schmidteinander" bei Hertha

In den 70er-Jahren wechselten auch die Trasers Ernst und Heinz gemeinsam von Offenbach nach Saarbrücken - ganz nach dem Motto: Ein Zwilling kommt selten allein. 1988 kamen in Stuttgart die Schmäler-Zwillinge Nils und Olaf auf die Bundesligabühne, drei Jahre blieben sie gemeinsam beim VfB.

Nur wenig gemeinsame Zeit verbrachten die 1997 mit Hertha BSC aufgestiegenen Schmidt-Twins Andreas und Oliver, die "Schmidteinander" nur auf zwei Einsätze kamen. Während Andreas Hertha die Treue hielt und stolze 193 Bundesligaeinsätze sammelte, ging Oliver nach seinem Intermezzo 1997/1998 auf Wanderschaft und spielte noch für fünf unterklassige süddeutsche Klubs.

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Altintop-Brüder nur eine Saison zusammen

Derartige Differenzen sind nicht untypisch für Zwillinge. Die Zeyer-Zwillinge Andreas und Michael wurden zwar beide gestandene Bundesligaspieler, spielten nach dem gemeinsamen Start beim SC Freiburg in der 2. Bundesliga im Oberhaus aber nie zusammen. Die in Gelsenkirchen geborenen Altintop-Zwillinge Hamit und Halil absolvierten über 400 Bundesligaspiele, hatten aber auch nur eine gemeinsame Saison: 2006/2007 auf Schalke.

Hamit war bislang erfolgreicher: Er wurde mit Bayern zweimal Meister und spielt seit dieser Saison für Real Madrid. Halil schoss die meisten Saisontore für den 1. FC Kaiserslautern seit Stefan Kuntz, stieg aber 2006 ebenso ab wie 2011 mit Eintracht Frankfurt. Achtmal standen sich die beiden aktuellen türkischen Nationalspieler in der Bundesliga gegenüber, es ist gemeinsam mit den Jakobs-Brüdern Ditmar und Michael das am häufigsten aufgeführte Brüderduell.

Die Schweizer Zwillinge David und Philipp Degen standen auch nie gemeinsam auf dem Feld. Philipp spielte drei Jahre in Dortmund und in der Vorsaison in Stuttgart, David ein Jahr in Gladbach und ging nach dem Abstieg 2007 wieder.

Verpflichtung des "falschen" Zwillings

Nach ihnen sind die Benders nun das neueste und aktuell einzige Zwillingspaar der Bundesliga. Um das allererste Zwillingspaar der Bundesliga ranken sich Anekdoten, die heute nicht mehr nachprüfbar sind.

Angeblich hatte der Jugoslawe Zvezdan Cebinac den 1. FC Köln 1965 im Probetraining beeindruckt, es kam zur Verpflichtung. Es erschien aber der weit weniger begabt Zwillingsbruder Srdjan - nach nur drei Einsätzen war Schluss für Cebinac. Was sicher ist: Zvezdan, der fußballerisch bessere Zwilling, kam ab 1967 auf 93 Einsätze und stand in der Nürnberger Meistermannschaft von 1968.

Ähnliches soll Waldhof Mannheim 1996 in der 2. Bundesliga mit den Isländern Arnar und Bjarki Gunnlaugsson passiert sein. Auch da habe man den falschen Zwilling verpflichtet, hieß es nach den ersten enttäuschenden Spielen von Bjarki. Schöne Geschichten, aber vielleicht auch zu schön, um wahr zu sein.