"Familienbande": Die Benders - zusammen ins Nationalteam

Wie kommen Kinder zum Fußball? Viele eifern ihren Idolen nach, seit Generationen ist das so. Fritz Walter, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer oder Gerd Müller. Lothar Matthäus oder Oliver Kahn, heute Mesut Özil, Philipp Lahm oder Thomas Müller. Und immer häufiger auch Birgit Prinz oder Lira Bajramaj. Sie alle motivieren Jungen und Mädchen zum Kicken.

Oft genug haben sie das Vorbild aber schon im Vorgarten - den Vater, den großen Bruder, die ältere Schwester. Fußball ist Familiensache, Leidenschaft und Talent werden oft über Generationen vererbt. Dafür gibt es auch viele prominente Beispiele. Das zeigt "Familienbande", die neue Serie auf DFB.de.

"Wir haben uns noch nie gestritten"

Denk' nach, da muss es doch etwas geben! Irgendetwas muss doch stören, eine Angewohnheit, eine Eigenart? Wirklich nichts? Dann stört vielleicht die Gleichheit, stören die fehlenden Unterschiede? Auch nicht, nicht direkt jedenfalls. „Wir haben uns noch nie gestritten, wir haben uns noch nie in die Haare bekommen. Lars und ich sind sehr gleich, deswegen gibt es auch keine Eigenschaft an ihm, die mich nerven würde.“ Sagt Sven Bender. Wenn er über seinen Bruder spricht, dann spricht er in großen Teilen auch von sich, wie das so ist - bei eineiigen Zwillingen.

Sven und Lars Bender sind große Teile ihres bisherigen Lebensweges gemeinsam gegangen. Die Fußball-Lebensläufe im Schnelldurchlauf: Erster Verein ist der TSV Brannenburg, von 1999 bis 2002 spielen die Brüder in Unterhaching, es folgen der Wechsel zu 1860 München, konstante Berufungen für die Juniorennationalmannschaften des DFB mit dem Höhepunkt: Gewinn der U 19-Europameisterschaft 2008. Dann die ersten Einsätze als Fußballprofi. Ihre Position: das defensive Mittelfeld. Ihre Stärke: ihre unbändige Aufopferungsbereitschaft. Alles parallel, die Unterschiede sind allenfalls marginal.

Alles parallel, auch "Wunderheilungen"

Ins Bild fügt sich, das Sven und Lars Bender eine parallele Krankenakte haben. In der jüngeren Vergangenheit jedenfalls, Wunderheilung inklusive. Am vorvergangenen Freitag verletzte sich Sven Bender, im Spiel beim 1. FC Nürnberg zog sich der jüngere der Zwillinge einen Teilabriss des Außenbandes im linken Sprunggelenk zu. Am Tag darauf folgte Lars, beim Spiel in Stuttgart bekam er einen Schlag auf den Oberschenkel.

Eine Woche später standen Lars und Sven Bender in der Bundesliga auf dem Rasen, gemeinsam - und doch getrennt. Beim Spiel zwischen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen kam es am Samstag zum Duell der Brüder. Sven gewann, mit 1:0.

"Eigentlich können wir fast alles gleich gut"

Seit drei Jahren spielt er für Borussia Dortmund, sein Bruder Lars wählte den Weg nach Leverkusen. Die Zwillinge haben sich getrennt, ganz bewusst. „Uns war immer klar, dass wir eines Tages unterschiedliche Wege gehen müssen“, sagt Sven Bender. Doch lange Zeit war das Zusammensein für ihre Entwicklung ein fördernder Faktor. „Wir haben sehr voneinander profitiert“, weiß Sven Bender.

Der Ehrgeiz zwischen den Geschwistern hat beide angetrieben, war der eine einen Schritt voraus, hat der andere noch härter an sich gearbeitet. War der eine träge, hat der andere ihn motiviert, war der eine überehrgeizig, hat der andere ihn gebremst. „Wir haben uns sehr gut ergänzt“, erzählt Sven Bender.

Denn bei aller Wertschätzung vor dem anderen: Verlieren gegen den Zwillingsbruder - das ging und geht gar nicht! So haben sich beide über die Jahre in vielen Bereichen auf ein identisches Niveau geschaukelt, nicht nur im Fußball. Tischtennis, Tennis, Golf - egal welche Ballsportart, die Benders nehmen sich nicht viel. „Eigentlich können wir fast alles gleich gut“, sagt Sven Bender.

Wunsch nach Individualität nur auf dem Platz

Auch optisch gibt es zwischen Lars und Sven nur unwesentliche Unterschiede. Meistens haben die beiden diesen Fakt genossen, die vielen Verwechslungen haben die Brüder im Grunde nie gestört. Nur auf dem Fußballplatz hätten sich die Zwillinge mitunter gewünscht, mehr als Individuum wahrgenommen zu werden. „Es hieß meistens nur: Die Benders haben gut gespielt. Oder eben: Die Benders haben nicht so gut gespielt“, erzählt Sven. „Der eine konnte zwei Tore machen, der andere nur Fehlpässe spielen, und trotzdem wurden wir in der Leistung zusammengenommen.“

Eine andere Frisur, eine Typveränderung kam für beide dennoch nie in Frage. „Nur um unterschiedlich wahrgenommen zu werden, wollten wir uns nicht ändern“, sagt Sven Bender. „Wir wollten so aussehen, uns so geben, wie wir sind. Das Bedürfnis, unterschiedlich wahrgenommen zu werden, war nicht so groß, dass wir dafür in Kauf genommen hätten, unser Aussehen zu unterscheiden.“

"Lernen, uns allein zurechtzufinden"

Spätestens mit dem Transfer zu unterschiedlichen Vereinen hat sich dieses Problem für Sven und Lars Bender ohnehin erledigt. Diese differenzierte Wahrnehmung war nicht der ausschlaggebende, aber ein nicht unwesentlicher Grund für den Wechsel zum BVB beziehungsweise zu Bayer. „Um in unserer Entwicklung weiter zu kommen, mussten wir lernen, uns alleine zurechtzufinden“, sagt Sven Bender.

Er meint dabei insbesondere die Entwicklung in der Persönlichkeit, weiß aber auch, dass die sportliche Entwicklung damit eng verbunden ist. Nach drei Jahren kann er feststellen, dass die Entscheidung richtig war. „Ich bin selbstständiger geworden, unabhängiger“, sagt er. Reifer als Person, reifer als Fußballer. Und reif für die Nationalmannschaft.

Mittlerweile haben sich Sven und Lars nach der Bundesliga einen weiteren Traum erfüllt: Die Zwillinge sind Nationalspieler, die Brüder sind angekommen im Kreise der besten Fußballer Deutschlands. Den Schritt in das Team von Bundestrainer Joachim Löw haben die beiden ausnahmsweise nicht gemeinschaftlich gesetzt. Sven Bender feierte sein Länderspieldebüt am 29. März 2011 beim Freundschaftsspiel gegen Australien, am 6. September folgte mit dem Spiel in Polen die Premiere von Lars Bender.

DFB-Umweltspot: Hauptdarsteller im Wortmann-Kurzfilm

Bei den Marketingtagen in München waren Bender und Bender Ende Januar dieses Jahres erstmals zeitgleich beim A-Team. In tragender Rolle. Lars und Sven sind die zentralen Akteure des DFB-Umweltspots, der am 27. Februar in Bremen präsentiert wird. Und wie im Normalfall auf dem Platz haben die Zwillinge auch vor der Kamera voll überzeugt. „Sie haben das ganz toll gemacht“, sagt Regisseur Sönke Wortmann.

Die eineiigen Zwillinge haben die Tage in München genossen. „Es war eine sehr interessante Erfahrung“, sagt Sven Bender über die Zusammenarbeit mit Wortmann. Und die Zusammenarbeit mit seinem Bruder? Klar, die war toll! „Wir sehen uns jetzt ja nicht mehr so häufig. Deswegen freuen wir uns immer sehr, wenn wir gemeinsame Aktivitäten haben“, sagt Sven Bender.

Denn Bender und Bender sind Brüder, Sven und Lars sind Zwillinge, vor allem aber sind sie: beste Freunde.

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Wie kommen Kinder zum Fußball? Viele eifern ihren Idolen nach, seit Generationen ist das so. Fritz Walter, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer oder Gerd Müller. Lothar Matthäus oder Oliver Kahn, heute Mesut Özil, Philipp Lahm oder Thomas Müller. Und immer häufiger auch Birgit Prinz oder Lira Bajramaj. Sie alle motivieren Jungen und Mädchen zum Kicken.

Oft genug haben sie das Vorbild aber schon im Vorgarten - den Vater, den großen Bruder, die ältere Schwester. Fußball ist Familiensache, Leidenschaft und Talent werden oft über Generationen vererbt. Dafür gibt es auch viele prominente Beispiele. Das zeigt "Familienbande", die neue Serie auf DFB.de.

"Wir haben uns noch nie gestritten"

Denk' nach, da muss es doch etwas geben! Irgendetwas muss doch stören, eine Angewohnheit, eine Eigenart? Wirklich nichts? Dann stört vielleicht die Gleichheit, stören die fehlenden Unterschiede? Auch nicht, nicht direkt jedenfalls. „Wir haben uns noch nie gestritten, wir haben uns noch nie in die Haare bekommen. Lars und ich sind sehr gleich, deswegen gibt es auch keine Eigenschaft an ihm, die mich nerven würde.“ Sagt Sven Bender. Wenn er über seinen Bruder spricht, dann spricht er in großen Teilen auch von sich, wie das so ist - bei eineiigen Zwillingen.

Sven und Lars Bender sind große Teile ihres bisherigen Lebensweges gemeinsam gegangen. Die Fußball-Lebensläufe im Schnelldurchlauf: Erster Verein ist der TSV Brannenburg, von 1999 bis 2002 spielen die Brüder in Unterhaching, es folgen der Wechsel zu 1860 München, konstante Berufungen für die Juniorennationalmannschaften des DFB mit dem Höhepunkt: Gewinn der U 19-Europameisterschaft 2008. Dann die ersten Einsätze als Fußballprofi. Ihre Position: das defensive Mittelfeld. Ihre Stärke: ihre unbändige Aufopferungsbereitschaft. Alles parallel, die Unterschiede sind allenfalls marginal.

Alles parallel, auch "Wunderheilungen"

Ins Bild fügt sich, das Sven und Lars Bender eine parallele Krankenakte haben. In der jüngeren Vergangenheit jedenfalls, Wunderheilung inklusive. Am vorvergangenen Freitag verletzte sich Sven Bender, im Spiel beim 1. FC Nürnberg zog sich der jüngere der Zwillinge einen Teilabriss des Außenbandes im linken Sprunggelenk zu. Am Tag darauf folgte Lars, beim Spiel in Stuttgart bekam er einen Schlag auf den Oberschenkel.

Eine Woche später standen Lars und Sven Bender in der Bundesliga auf dem Rasen, gemeinsam - und doch getrennt. Beim Spiel zwischen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen kam es am Samstag zum Duell der Brüder. Sven gewann, mit 1:0.

"Eigentlich können wir fast alles gleich gut"

Seit drei Jahren spielt er für Borussia Dortmund, sein Bruder Lars wählte den Weg nach Leverkusen. Die Zwillinge haben sich getrennt, ganz bewusst. „Uns war immer klar, dass wir eines Tages unterschiedliche Wege gehen müssen“, sagt Sven Bender. Doch lange Zeit war das Zusammensein für ihre Entwicklung ein fördernder Faktor. „Wir haben sehr voneinander profitiert“, weiß Sven Bender.

Der Ehrgeiz zwischen den Geschwistern hat beide angetrieben, war der eine einen Schritt voraus, hat der andere noch härter an sich gearbeitet. War der eine träge, hat der andere ihn motiviert, war der eine überehrgeizig, hat der andere ihn gebremst. „Wir haben uns sehr gut ergänzt“, erzählt Sven Bender.

Denn bei aller Wertschätzung vor dem anderen: Verlieren gegen den Zwillingsbruder - das ging und geht gar nicht! So haben sich beide über die Jahre in vielen Bereichen auf ein identisches Niveau geschaukelt, nicht nur im Fußball. Tischtennis, Tennis, Golf - egal welche Ballsportart, die Benders nehmen sich nicht viel. „Eigentlich können wir fast alles gleich gut“, sagt Sven Bender.

Wunsch nach Individualität nur auf dem Platz

Auch optisch gibt es zwischen Lars und Sven nur unwesentliche Unterschiede. Meistens haben die beiden diesen Fakt genossen, die vielen Verwechslungen haben die Brüder im Grunde nie gestört. Nur auf dem Fußballplatz hätten sich die Zwillinge mitunter gewünscht, mehr als Individuum wahrgenommen zu werden. „Es hieß meistens nur: Die Benders haben gut gespielt. Oder eben: Die Benders haben nicht so gut gespielt“, erzählt Sven. „Der eine konnte zwei Tore machen, der andere nur Fehlpässe spielen, und trotzdem wurden wir in der Leistung zusammengenommen.“

Eine andere Frisur, eine Typveränderung kam für beide dennoch nie in Frage. „Nur um unterschiedlich wahrgenommen zu werden, wollten wir uns nicht ändern“, sagt Sven Bender. „Wir wollten so aussehen, uns so geben, wie wir sind. Das Bedürfnis, unterschiedlich wahrgenommen zu werden, war nicht so groß, dass wir dafür in Kauf genommen hätten, unser Aussehen zu unterscheiden.“

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"Lernen, uns allein zurechtzufinden"

Spätestens mit dem Transfer zu unterschiedlichen Vereinen hat sich dieses Problem für Sven und Lars Bender ohnehin erledigt. Diese differenzierte Wahrnehmung war nicht der ausschlaggebende, aber ein nicht unwesentlicher Grund für den Wechsel zum BVB beziehungsweise zu Bayer. „Um in unserer Entwicklung weiter zu kommen, mussten wir lernen, uns alleine zurechtzufinden“, sagt Sven Bender.

Er meint dabei insbesondere die Entwicklung in der Persönlichkeit, weiß aber auch, dass die sportliche Entwicklung damit eng verbunden ist. Nach drei Jahren kann er feststellen, dass die Entscheidung richtig war. „Ich bin selbstständiger geworden, unabhängiger“, sagt er. Reifer als Person, reifer als Fußballer. Und reif für die Nationalmannschaft.

Mittlerweile haben sich Sven und Lars nach der Bundesliga einen weiteren Traum erfüllt: Die Zwillinge sind Nationalspieler, die Brüder sind angekommen im Kreise der besten Fußballer Deutschlands. Den Schritt in das Team von Bundestrainer Joachim Löw haben die beiden ausnahmsweise nicht gemeinschaftlich gesetzt. Sven Bender feierte sein Länderspieldebüt am 29. März 2011 beim Freundschaftsspiel gegen Australien, am 6. September folgte mit dem Spiel in Polen die Premiere von Lars Bender.

DFB-Umweltspot: Hauptdarsteller im Wortmann-Kurzfilm

Bei den Marketingtagen in München waren Bender und Bender Ende Januar dieses Jahres erstmals zeitgleich beim A-Team. In tragender Rolle. Lars und Sven sind die zentralen Akteure des DFB-Umweltspots, der am 27. Februar in Bremen präsentiert wird. Und wie im Normalfall auf dem Platz haben die Zwillinge auch vor der Kamera voll überzeugt. „Sie haben das ganz toll gemacht“, sagt Regisseur Sönke Wortmann.

Die eineiigen Zwillinge haben die Tage in München genossen. „Es war eine sehr interessante Erfahrung“, sagt Sven Bender über die Zusammenarbeit mit Wortmann. Und die Zusammenarbeit mit seinem Bruder? Klar, die war toll! „Wir sehen uns jetzt ja nicht mehr so häufig. Deswegen freuen wir uns immer sehr, wenn wir gemeinsame Aktivitäten haben“, sagt Sven Bender.

Denn Bender und Bender sind Brüder, Sven und Lars sind Zwillinge, vor allem aber sind sie: beste Freunde.