Experte Ralf Trögel zum Thema Sponsoring: "Nicht betteln, bitteschön!"

Wenn es um das Steuerrecht für Vereine geht, kennt sich Ralf Trögel bestens aus. Der Steuerberater aus Remscheid ist seit Jahren für den Fußballverband Niederrhein im Bereich Qualifizierung tätig, leitet Lehrgänge, hält Vorträge und berät Vereine vor Ort. Im Interview mit TWO grenzt er den Begriff Sponsoring ab und gibt wertvolle Hinweise zur Akquise neuer Sponsorings und deren steuerlicher Behandlung.

TWO: Herr Trögel, sollte ein Verein lieber auf Suche nach Spendern oder nach Sponsoren gehen?

Ralf Trögel: Die Frage kann man so nicht beantworten, das sind ja zwei verschiedene Tatbestände. Spenden sind rein freiwillig, beim Sponsoring erwarten die Unternehmen eine Gegenleistung.
Wenn ein Verein nur Spenden bekommt, ist das für ihn günstiger – er braucht nichts weiter zu machen. Der Spender kann die Ausgaben aber auch nur im Rahmen seiner Einkommensteuererklärung absetzen.
Der Sponsor hingegen kann die Ausgaben auch als Werbungskosten oder Betriebsausgaben in seinem Unternehmen absetzen. Hieraus kann er mehr steuerliche Vorteile ziehen.

TWO: Gibt es steuerliche Auswirkungen für den Verein, ob man eine Spende oder ein Sponsoring bekommt?

Trögel: Dem Verein selbst ist das erst einmal egal. Spenden sind steuerfrei, Sponsoring ist in voller Höhe im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb zu verbuchen und ist da auch dementsprechend mit 19 % Umsatzsteuer zu erfassen, sofern Umsatzsteuerpflicht besteht. Diese 19% Umsatzsteuer stellt der Verein dem Sponsor zusätzlich in Rechnung, dieser zieht sie wieder als Vorsteuer ab, sofern er auch Vorsteuerabzugsfähig ist.
Zusätzliche Abgaben können auf einen Verein zukommen, wenn er die Einnahmegrenze von 35.000 € im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb überschreitet, denn dann wird er auch noch körperschaftsteuer- und gewerbesteuerpflichtig. Das ist schnell passiert. Nehmen sie als Beispiel den BSV Rehden, der jetzt das Glück hatte im DFB-Pokal gegen Bayern München ausgelost zu werden. Alleine durch den Verkauf von Speisen und Getränken während dieses einen Spiels kommt man schnell über 35.000 € Einnahmen.

TWO: Welche Arten von Sponsoring gibt es überhaupt?

Trögel: Es gibt natürlich verschiedene Gestaltungsformen von Sponsoring, z.B. durch Namensgebung bei Turnieren, Trikotwerbung, Stadiondurchsagen bei Turnieren oder Meisterschaftsspielen, Bandenwerbung, Anzeigen im Vereinsmagazin uvm... Sie müssen allein schon zivilrechtlich bei einem Sponsoring auf jeden Fall einen Vertrag schließen. In diesem Vertrag stehen die Summe und die entsprechende Gegenleistung [Download eines Mustervertrags, d. Red].

TWO: Darf ich meinen Verein auch nach dem Sponsor benennen? Gibt es rechtliche Grenzen?

Trögel: Das darf man nicht so ohne Weiteres. Ein interessantes Beispiel ist RB Leipzig. Das RB steht für RasenBallsport und nicht für den Sponsor Red Bull, weil so etwas in Deutschland verboten ist. Die Entscheidung im Einzelfall liegt aber bei den Landesverbänden. Bei Bayer ist seinerzeit die Genehmigung ausnahmsweise erteilt worden, deswegen gibt es jetzt Vereine wie Bayer Leverkusen oder Bayer Dormagen.

TWO: Wo finde ich Unternehmen, die ich für ein Sponsoring in meinem Verein begeistern kann?

Trögel: Die finden Sie unmittelbar im Umfeld Ihres Vereins. Es gibt meistens genügend Mitglieder, die unternehmerisch/beruflich tätig sind, z.B. der Malermeister in der Seniorenmannschaft. Der hat doch am ehesten Bezug zum Verein und ist bereit, sich als Sponsor zu engagieren.
Wenn Sie überregional spielen, können Sie auch größere Firmen im Umkreis ansprechen. Für diese Unternehmen muss es sich aber auch lohnen.

TWO: Wer ist der richtige Ansprechpartner im Unternehmen?

Trögel: Bei Kleinunternehmen wie Handwerkern oder Einzelhändlern ist es gewöhnlich der Inhaber. In größeren Firmen gibt es meist einen Zuständigen für Sponsoring. Der kann in der Werbe-, Kommunikations- oder Presseabteilung zu finden sein.

TWO: Gehe ich in ein Sponsoring als Bittsteller oder als jemand, der ein gutes Angebot hat?

Trögel: Bittsteller ist man beim Sponsoring nicht, weil der Sponsor ja auch eine Gegenleistung bekommt. Er sieht sich ja in Ihrem Verein wieder, sei es in Form einer Bandenwerbung, Stadiondurchsage oder was auch immer er am interessantesten findet. Also bitteschön hier nicht betteln, sondern erklären, was Sie vorhaben und was das Unternehmen davon hat.
Beim Spendensammeln hingegen müssen Sie ein Bittsteller sein, da Sie dem Unternehmen keine Gegenleistung für seine Zahlung anbieten dürfen. Eine Spende ist immer freiwillig, also ohne Gegenleistung.

TWO: Kann ich die Unternehmer mit den erwähnten steuerlichen Vorteilen überzeugen?

Trögel: Ja, das kann man ruhig in das Sponsoringgespräch mit einbringen. Von den Ausgaben, die der Sponsor durch das Sponsoring hat, bekommt er einen Teil vom Finanzamt zurück. Die Höhe der Steuerersparnis richtet sich nach seinem persönlichen Steuersatz. Ein Einzelunternehmer kann leicht auf 40-50% Steuerersparnis kommen. Was meinen Sie, wie die Unternehmer aufhorchen, wenn Sie im Gespräch sagen: ‚Hör mal, wenn du mir 1.000 € gibst, bekommst du davon 500 € von Herrn Dr. Schäuble zurück….’
Das ist also ein Argument, mit dem ich ganz offen nach außen umgehen würde. Eine einfache Rechnung: Man investiert einen gewissen Betrag in unseren Verein. Einen beachtlichen Teil davon bekommt man von Finanzamt wieder, der Rest ist eine sinnvolle Werbeausgabe und hilft dir, den Umsatz zu steigern.

TWO: Welchen Werbeeffekt hat denn ein Sponsoring? Gehen die Zuschauer in den Laden eines Sponsors, nur weil sie seine Werbung sehen?

Trögel: Einen Werbeeffekt hat er mit Sicherheit. Er brennt sich in die unterbewusste Wahrnehmung seiner Kunden ein. Hier ein ganz einfaches Beispiel: Nehmen Sie eine B- oder C-Jugend. Die sind in dem Alter, dass sie am Muttertag ihrer Mutter Blumen schenken. Jetzt wird den Jungs 30 Wochen lang durch ein Sponsoring eingebläut: Blumen Meier ist der Schönste! Raten Sie mal wo die Jungs hingehen. Nicht zu Müller, denn sie haben Blumen Meier unterbewusst im Kopf.

TWO: Ein Unternehmen hat so gut wie gar kein Geld zur Verfügung, möchte uns aber dennoch unterstützen. Was gibt es da für Möglichkeiten?

Trögel: Denken Sie in kleineren Dimensionen. Man kann auch mit vielen kleinen Sponsoren ein großes Projekt finanzieren. Wenn Sie zum Beispiel einen neuen Kunstrasen bauen wollen, können Sie sich von den Sponsoren einzelne Quadratmeter oder Quadratzentimeter sponsern lassen und den Unternehmensnamen dann in entsprechender Größe auf einer Wandtafel o.ä. präsentieren.
Ein Verein aus der alten NRW-Liga hat das zum Beispiel gemacht. Er hat auf diese Weise 1.000 x 100 € gesammelt und damit den nötigen Betrag zusammenbekommen, um von der Stadt einen gewaltigen Zuschuss zum Bau des neuen Kunstrasenplatzes zu bekommen.
Hier sieht man auch gut noch einmal den Unterschied zwischen Spenden und Sponsoring: Wenn Sie die Unternehmen auf der Tafel präsentieren, ist es ein Sponsoring und geht in die Werbeeinnahmen des Vereins ein. Wenn Sie nur Geld sammeln und dafür keine werbliche Gegenleistung bieten, können Sie die Einnahmen als Spenden verbuchen.

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[bild1]Wenn es um das Steuerrecht für Vereine geht, kennt sich Ralf Trögel bestens aus. Der Steuerberater aus Remscheid ist seit Jahren für den Fußballverband Niederrhein im Bereich Qualifizierung tätig, leitet Lehrgänge, hält Vorträge und berät Vereine vor Ort. Im Interview mit TWO grenzt er den Begriff Sponsoring ab und gibt wertvolle Hinweise zur Akquise neuer Sponsorings und deren steuerlicher Behandlung.

TWO: Herr Trögel, sollte ein Verein lieber auf Suche nach Spendern oder nach Sponsoren gehen?

Ralf Trögel: Die Frage kann man so nicht beantworten, das sind ja zwei verschiedene Tatbestände. Spenden sind rein freiwillig, beim Sponsoring erwarten die Unternehmen eine Gegenleistung.
Wenn ein Verein nur Spenden bekommt, ist das für ihn günstiger – er braucht nichts weiter zu machen. Der Spender kann die Ausgaben aber auch nur im Rahmen seiner Einkommensteuererklärung absetzen.
Der Sponsor hingegen kann die Ausgaben auch als Werbungskosten oder Betriebsausgaben in seinem Unternehmen absetzen. Hieraus kann er mehr steuerliche Vorteile ziehen.

TWO: Gibt es steuerliche Auswirkungen für den Verein, ob man eine Spende oder ein Sponsoring bekommt?

Trögel: Dem Verein selbst ist das erst einmal egal. Spenden sind steuerfrei, Sponsoring ist in voller Höhe im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb zu verbuchen und ist da auch dementsprechend mit 19 % Umsatzsteuer zu erfassen, sofern Umsatzsteuerpflicht besteht. Diese 19% Umsatzsteuer stellt der Verein dem Sponsor zusätzlich in Rechnung, dieser zieht sie wieder als Vorsteuer ab, sofern er auch Vorsteuerabzugsfähig ist.
Zusätzliche Abgaben können auf einen Verein zukommen, wenn er die Einnahmegrenze von 35.000 € im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb überschreitet, denn dann wird er auch noch körperschaftsteuer- und gewerbesteuerpflichtig. Das ist schnell passiert. Nehmen sie als Beispiel den BSV Rehden, der jetzt das Glück hatte im DFB-Pokal gegen Bayern München ausgelost zu werden. Alleine durch den Verkauf von Speisen und Getränken während dieses einen Spiels kommt man schnell über 35.000 € Einnahmen.

TWO: Welche Arten von Sponsoring gibt es überhaupt?

Trögel: Es gibt natürlich verschiedene Gestaltungsformen von Sponsoring, z.B. durch Namensgebung bei Turnieren, Trikotwerbung, Stadiondurchsagen bei Turnieren oder Meisterschaftsspielen, Bandenwerbung, Anzeigen im Vereinsmagazin uvm... Sie müssen allein schon zivilrechtlich bei einem Sponsoring auf jeden Fall einen Vertrag schließen. In diesem Vertrag stehen die Summe und die entsprechende Gegenleistung [Download eines Mustervertrags, d. Red].

TWO: Darf ich meinen Verein auch nach dem Sponsor benennen? Gibt es rechtliche Grenzen?

Trögel: Das darf man nicht so ohne Weiteres. Ein interessantes Beispiel ist RB Leipzig. Das RB steht für RasenBallsport und nicht für den Sponsor Red Bull, weil so etwas in Deutschland verboten ist. Die Entscheidung im Einzelfall liegt aber bei den Landesverbänden. Bei Bayer ist seinerzeit die Genehmigung ausnahmsweise erteilt worden, deswegen gibt es jetzt Vereine wie Bayer Leverkusen oder Bayer Dormagen.

TWO: Wo finde ich Unternehmen, die ich für ein Sponsoring in meinem Verein begeistern kann?

Trögel: Die finden Sie unmittelbar im Umfeld Ihres Vereins. Es gibt meistens genügend Mitglieder, die unternehmerisch/beruflich tätig sind, z.B. der Malermeister in der Seniorenmannschaft. Der hat doch am ehesten Bezug zum Verein und ist bereit, sich als Sponsor zu engagieren.
Wenn Sie überregional spielen, können Sie auch größere Firmen im Umkreis ansprechen. Für diese Unternehmen muss es sich aber auch lohnen.

TWO: Wer ist der richtige Ansprechpartner im Unternehmen?

Trögel: Bei Kleinunternehmen wie Handwerkern oder Einzelhändlern ist es gewöhnlich der Inhaber. In größeren Firmen gibt es meist einen Zuständigen für Sponsoring. Der kann in der Werbe-, Kommunikations- oder Presseabteilung zu finden sein.

TWO: Gehe ich in ein Sponsoring als Bittsteller oder als jemand, der ein gutes Angebot hat?

Trögel: Bittsteller ist man beim Sponsoring nicht, weil der Sponsor ja auch eine Gegenleistung bekommt. Er sieht sich ja in Ihrem Verein wieder, sei es in Form einer Bandenwerbung, Stadiondurchsage oder was auch immer er am interessantesten findet. Also bitteschön hier nicht betteln, sondern erklären, was Sie vorhaben und was das Unternehmen davon hat.
Beim Spendensammeln hingegen müssen Sie ein Bittsteller sein, da Sie dem Unternehmen keine Gegenleistung für seine Zahlung anbieten dürfen. Eine Spende ist immer freiwillig, also ohne Gegenleistung.

TWO: Kann ich die Unternehmer mit den erwähnten steuerlichen Vorteilen überzeugen?

[bild2]Trögel: Ja, das kann man ruhig in das Sponsoringgespräch mit einbringen. Von den Ausgaben, die der Sponsor durch das Sponsoring hat, bekommt er einen Teil vom Finanzamt zurück. Die Höhe der Steuerersparnis richtet sich nach seinem persönlichen Steuersatz. Ein Einzelunternehmer kann leicht auf 40-50% Steuerersparnis kommen. Was meinen Sie, wie die Unternehmer aufhorchen, wenn Sie im Gespräch sagen: ‚Hör mal, wenn du mir 1.000 € gibst, bekommst du davon 500 € von Herrn Dr. Schäuble zurück….’
Das ist also ein Argument, mit dem ich ganz offen nach außen umgehen würde. Eine einfache Rechnung: Man investiert einen gewissen Betrag in unseren Verein. Einen beachtlichen Teil davon bekommt man von Finanzamt wieder, der Rest ist eine sinnvolle Werbeausgabe und hilft dir, den Umsatz zu steigern.

TWO: Welchen Werbeeffekt hat denn ein Sponsoring? Gehen die Zuschauer in den Laden eines Sponsors, nur weil sie seine Werbung sehen?

Trögel: Einen Werbeeffekt hat er mit Sicherheit. Er brennt sich in die unterbewusste Wahrnehmung seiner Kunden ein. Hier ein ganz einfaches Beispiel: Nehmen Sie eine B- oder C-Jugend. Die sind in dem Alter, dass sie am Muttertag ihrer Mutter Blumen schenken. Jetzt wird den Jungs 30 Wochen lang durch ein Sponsoring eingebläut: Blumen Meier ist der Schönste! Raten Sie mal wo die Jungs hingehen. Nicht zu Müller, denn sie haben Blumen Meier unterbewusst im Kopf.

TWO: Ein Unternehmen hat so gut wie gar kein Geld zur Verfügung, möchte uns aber dennoch unterstützen. Was gibt es da für Möglichkeiten?

Trögel: Denken Sie in kleineren Dimensionen. Man kann auch mit vielen kleinen Sponsoren ein großes Projekt finanzieren. Wenn Sie zum Beispiel einen neuen Kunstrasen bauen wollen, können Sie sich von den Sponsoren einzelne Quadratmeter oder Quadratzentimeter sponsern lassen und den Unternehmensnamen dann in entsprechender Größe auf einer Wandtafel o.ä. präsentieren.
Ein Verein aus der alten NRW-Liga hat das zum Beispiel gemacht. Er hat auf diese Weise 1.000 x 100 € gesammelt und damit den nötigen Betrag zusammenbekommen, um von der Stadt einen gewaltigen Zuschuss zum Bau des neuen Kunstrasenplatzes zu bekommen.
Hier sieht man auch gut noch einmal den Unterschied zwischen Spenden und Sponsoring: Wenn Sie die Unternehmen auf der Tafel präsentieren, ist es ein Sponsoring und geht in die Werbeeinnahmen des Vereins ein. Wenn Sie nur Geld sammeln und dafür keine werbliche Gegenleistung bieten, können Sie die Einnahmen als Spenden verbuchen.