"Exotin" Sylvia Heitmüller: Spätberufene mit großem Engagement

Mehr als 50.000 Schiedsrichter*innen sind Woche für Woche im Einsatz, damit 1,3 Millionen Fußballspiele in ganz Deutschland Jahr für Jahr stattfinden können. Mit der Aktion "Danke, Schiri" würdigt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seit 2011 die Leistungen der Amateur-Schiedsrichter*innen. In den Kategorien U 50, Ü 50 und Frauen werden von der Kreis- bis zur Bundesebene Unparteiische für ihren großen Einsatz geehrt. 

Aus jeder Kategorie wird eine Person aus jedem der 21 Landesverbände des DFB als Landessieger*in zu einem Gala-Abend eingeladen, der an diesem Samstag, 18. Mai, im DFB-Campus in Frankfurt als Dankeschön für die ausgewählten Schiris stattfinden wird. Kriterien für die Wahl sind außergewöhnliches soziales Engagement und Kompetenz, Einsatz in der Werbung neuer Schiedsrichter*innen und deren Unterstützung.

Der Niedersächsische Fußballverband (NFV) entsendet Schiedsrichterin Sylvia Heitmüller (67) aus Stuhr im Kreis Diepholz (südlich von Bremen). Heitmüller begann erst im Alter von 64 Jahren, Spiele zu leiten, zeigt besonderen Einsatz für den Nachwuchs, war früher selbst Torhüterin beim FC Bayern München und hat eine spannende Geschichte zu erzählen.

Spartenleiter Hauke Janssen bringt Stein ins Rollen

Sylvia Heitmüller, die im Fußballkreis Diepholz für ihren Heimatverein TSG Seckenhausen-Fahrenhorst Spiele bei den Frauen in der Bezirks- und Kreisliga sowie bei den C- und B-Juniorinnen pfeift, genießt bereits seit einigen Jahre das Rentnerinnendasein. Die "spätberufene" Schiedsrichterin, die früher als Organisationsprogrammiererin ihren Lebensunterhalt verdiente, folgte im Jahr 2020 dem Aufruf von Spartenleitern Hauke Janssen, der in der Ehrenamtler-WhatsApp-Gruppe auf der Suche nach neuen Schiedsrichter*innen war. Nach einigen Online-Lehrgängen legte Heitmüller die Schiedsrichterprüfung im Kreis Diepholz ab.

"Ich hatte Zeit, wollte es versuchen und fragte nach der Altersbegrenzung", erinnert sich Sylvia Heitmüller. Weil es die nicht gab, war der Weg frei für die neue Aufgabe. Anfangs hatte sie noch Zweifel, die dann aber schnell beseitigt wurden. "Ich hätte es schon viel früher machen sollen", zeigt sich die 67-Jährige von ihrer neuen Aufgabe längst begeistert. "In der Schiedsrichtergemeinschaft fühle ich mich pudelwohl, bin dem Fußball wieder ganz nah", sagt Heitmüller. "Ich pfeife lieber selbst, als mir Spiele im Stadion anzuschauen", sagt sie.

Mit 54 Jahren Comeback als Fußballerin gegeben

Aber bereits vor ihrer Laufbahn als Schiedsrichterin war Sylvia Heitmüller, die sich selbst als "Exotin" bezeichnet, mit dem Sport eng verbunden. Als Jugendliche wuchs sie in Freiburg im Breisgau auf, feierte mit dem SC Freiburg als 17-Jährige die Südbadische Meisterschaft. Mit 23 Jahren wechselte Heitmüller zum FC Bayern München, musste ihre Torhüterinnenkarriere jedoch nach einem dreifachen Bänderriss im Sprunggelenk schon früh beenden.

1982 hatte sie mit dem Fußballspielen aufgehört, lernte noch in München ihren Mann Werner kennen. "Wir haben nicht lange gefackelt, waren zwei Wochen verlobt und haben sechs Wochen später geheiratet", erinnert sie sich. Berufsbedingt folgte nur zwei Jahre später der Umzug in den Norden. Auch dort blieb Sylvia Heitmüller stets engagiert. So war sie als Übungsleiterin beim FTSV Jahn Brinkum tätig, gab Kurse im Reha- und Präventionssport. 2013 machte Sie in Barsinghausen ihren C-Trainerschein und packte noch den Torwartschein obendrauf.

2010 wurde Heitmüller dann Mitglied beim TSG Seckenhausen-Fahrenhorst, der über eine Zeitungsanzeige Ü 32-Fußballerinnen gesucht hatte. Mit 54 Jahren gab sie ihr Comeback als Feldspielerin in der Kreisliga. Um fit zu bleiben, trainierte sie bei der zweiten Frauenmannschaft und half bei der "Ersten" aus, wenn diese Personalmangel hatte. "An einem Wochenende hatte ich manchmal drei Spiele absolviert", sagt Heitmüller, die bei ihren Heimatverein gerade auch dabei ist, eine Walking-Football-Mannschaft aufzubauen.

Bibiana Steinhaus und Deniz Aytekin als Vorbilder

Bei der Frage nach ihren Vorbildern muss sie nicht lange überlegen. Der Mut und die Courage von Ex-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus hatte Sylvia Heitmüller besonders beeindruckt. "Sie hat sich im Profisport der Männer durchgesetzt", sagt sie anerkennend. Auch Top-Schiri Deniz Aytekin hat für sie Vorbildcharakter. "Er strahlt eine natürliche Autorität aus, ist sehr besonnen und wirft nicht mit Karten um sich", betont Heitmüller. Auch bei ihren eigenen Auftritten als Schiedsrichterin sucht Heitmüller vor den Partien immer das Gespräch mit den Trainern, plaudert mit den Spielerinnen vor dem Anstoß, um eine gewisse Lockerheit hineinzubekommen.

Neben ihrer Begeisterung auf dem Platz ist Sylvia Heitmüller aber auch neben dem Platz immer ansprechbar und hilfsbereit. Bei den Lehrabenden für Schiedsrichter, die sechs- bis achtmal im Jahr stattfinden und bei der bis zu 100 Teilnehmer*innen dabei sind, bietet sie für Kollegen*innen eine Fahrgemeinschaft an.

Außerdem sammelte sie auch schon erste Erfahrungen als sogenannte Gespannführerin in der B-Juniorinnen-Niedersachenliga. Vor den Spielen holt sie dabei die Assistentinnen ab und fährt sie nach den Partien auch wieder nach Hause. "Ich wohne im Norden Niedersachsen und die Spiele, in denen ich als Gespannführerin eingesetzt werde, finden meistens im Süden unseres Bundeslandes statt", berichtet Sylvia Heitmüller. "Ich fühle mich geehrt, dass ich für diese Spiele eingesetzt werde. Allerdings ist das auch immer mit erheblichen Fahrten verbunden." Kosten und Mühen, die sie jedoch gerne auf sich nimmt.

Vorfreude auf Gala-Abend ist riesengroß

Die Vorfreude auf den Gala-Abend im DFB-Campus ist bei Sylvia Heitmüller riesengroß. "Ich bin schon jetzt total aufgeregt, fühle mich geehrt und nehme die Auszeichnung stellvertretend für viele andere Frauen an, die in diesem Bereich tätig sind", erklärt sie. "Ich möchte gerne auch ältere Frauen motivieren, die früher ebenfalls Fußball gespielt haben, den gleichen Weg als Hobby einzuschlagen. Ich kann das nur empfehlen, auch völlig unabhängig von möglichen Ehrungen oder Auszeichnungen."

Schon am frühen Freitagmorgen ging es mit dem ICE von Bremen nach Frankfurt. Vor der Gala werden sich alle ausgezeichneten Schiedsrichter*innen das Bundesligaspiel zwischen Eintracht Frankfurt und RB Leipzig im Stadion anschauen. Am Abend werden die 63 Landessieger*innen bei der Gala im DFB-Campus unter anderem den kompletten DFB-Schiedsrichter-Ausschuss treffen. Auch der 1. DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann, Lutz Michael Fröhlich als Vertreter der DFB Schiri GmbH und Daniel Wurl als Vertreter des Schiedsrichter-Sponsors Das Örtliche werden vor Ort sein.

Dazu haben sich einige Top-Schiedsrichter*innen aus der Bundesliga und der Google Pixel Frauen-Bundesliga zum Gala-Abend angekündigt und werden als besondere Geste der Anerkennung für das Engagement Sondertrikots mit allen Namen der Ehrengäste tragen. Am Sonntag endet das Rahmenprogramm dann mit einer Campus-Führung. Nicht nur für Sylvia Heitmüller wird es ein Wochenende sein, das sie noch lange in Erinnerung behalten wird.

[mspw]

Mehr als 50.000 Schiedsrichter*innen sind Woche für Woche im Einsatz, damit 1,3 Millionen Fußballspiele in ganz Deutschland Jahr für Jahr stattfinden können. Mit der Aktion "Danke, Schiri" würdigt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seit 2011 die Leistungen der Amateur-Schiedsrichter*innen. In den Kategorien U 50, Ü 50 und Frauen werden von der Kreis- bis zur Bundesebene Unparteiische für ihren großen Einsatz geehrt. 

Aus jeder Kategorie wird eine Person aus jedem der 21 Landesverbände des DFB als Landessieger*in zu einem Gala-Abend eingeladen, der an diesem Samstag, 18. Mai, im DFB-Campus in Frankfurt als Dankeschön für die ausgewählten Schiris stattfinden wird. Kriterien für die Wahl sind außergewöhnliches soziales Engagement und Kompetenz, Einsatz in der Werbung neuer Schiedsrichter*innen und deren Unterstützung.

Der Niedersächsische Fußballverband (NFV) entsendet Schiedsrichterin Sylvia Heitmüller (67) aus Stuhr im Kreis Diepholz (südlich von Bremen). Heitmüller begann erst im Alter von 64 Jahren, Spiele zu leiten, zeigt besonderen Einsatz für den Nachwuchs, war früher selbst Torhüterin beim FC Bayern München und hat eine spannende Geschichte zu erzählen.

Spartenleiter Hauke Janssen bringt Stein ins Rollen

Sylvia Heitmüller, die im Fußballkreis Diepholz für ihren Heimatverein TSG Seckenhausen-Fahrenhorst Spiele bei den Frauen in der Bezirks- und Kreisliga sowie bei den C- und B-Juniorinnen pfeift, genießt bereits seit einigen Jahre das Rentnerinnendasein. Die "spätberufene" Schiedsrichterin, die früher als Organisationsprogrammiererin ihren Lebensunterhalt verdiente, folgte im Jahr 2020 dem Aufruf von Spartenleitern Hauke Janssen, der in der Ehrenamtler-WhatsApp-Gruppe auf der Suche nach neuen Schiedsrichter*innen war. Nach einigen Online-Lehrgängen legte Heitmüller die Schiedsrichterprüfung im Kreis Diepholz ab.

"Ich hatte Zeit, wollte es versuchen und fragte nach der Altersbegrenzung", erinnert sich Sylvia Heitmüller. Weil es die nicht gab, war der Weg frei für die neue Aufgabe. Anfangs hatte sie noch Zweifel, die dann aber schnell beseitigt wurden. "Ich hätte es schon viel früher machen sollen", zeigt sich die 67-Jährige von ihrer neuen Aufgabe längst begeistert. "In der Schiedsrichtergemeinschaft fühle ich mich pudelwohl, bin dem Fußball wieder ganz nah", sagt Heitmüller. "Ich pfeife lieber selbst, als mir Spiele im Stadion anzuschauen", sagt sie.

Mit 54 Jahren Comeback als Fußballerin gegeben

Aber bereits vor ihrer Laufbahn als Schiedsrichterin war Sylvia Heitmüller, die sich selbst als "Exotin" bezeichnet, mit dem Sport eng verbunden. Als Jugendliche wuchs sie in Freiburg im Breisgau auf, feierte mit dem SC Freiburg als 17-Jährige die Südbadische Meisterschaft. Mit 23 Jahren wechselte Heitmüller zum FC Bayern München, musste ihre Torhüterinnenkarriere jedoch nach einem dreifachen Bänderriss im Sprunggelenk schon früh beenden.

1982 hatte sie mit dem Fußballspielen aufgehört, lernte noch in München ihren Mann Werner kennen. "Wir haben nicht lange gefackelt, waren zwei Wochen verlobt und haben sechs Wochen später geheiratet", erinnert sie sich. Berufsbedingt folgte nur zwei Jahre später der Umzug in den Norden. Auch dort blieb Sylvia Heitmüller stets engagiert. So war sie als Übungsleiterin beim FTSV Jahn Brinkum tätig, gab Kurse im Reha- und Präventionssport. 2013 machte Sie in Barsinghausen ihren C-Trainerschein und packte noch den Torwartschein obendrauf.

2010 wurde Heitmüller dann Mitglied beim TSG Seckenhausen-Fahrenhorst, der über eine Zeitungsanzeige Ü 32-Fußballerinnen gesucht hatte. Mit 54 Jahren gab sie ihr Comeback als Feldspielerin in der Kreisliga. Um fit zu bleiben, trainierte sie bei der zweiten Frauenmannschaft und half bei der "Ersten" aus, wenn diese Personalmangel hatte. "An einem Wochenende hatte ich manchmal drei Spiele absolviert", sagt Heitmüller, die bei ihren Heimatverein gerade auch dabei ist, eine Walking-Football-Mannschaft aufzubauen.

Bibiana Steinhaus und Deniz Aytekin als Vorbilder

Bei der Frage nach ihren Vorbildern muss sie nicht lange überlegen. Der Mut und die Courage von Ex-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus hatte Sylvia Heitmüller besonders beeindruckt. "Sie hat sich im Profisport der Männer durchgesetzt", sagt sie anerkennend. Auch Top-Schiri Deniz Aytekin hat für sie Vorbildcharakter. "Er strahlt eine natürliche Autorität aus, ist sehr besonnen und wirft nicht mit Karten um sich", betont Heitmüller. Auch bei ihren eigenen Auftritten als Schiedsrichterin sucht Heitmüller vor den Partien immer das Gespräch mit den Trainern, plaudert mit den Spielerinnen vor dem Anstoß, um eine gewisse Lockerheit hineinzubekommen.

Neben ihrer Begeisterung auf dem Platz ist Sylvia Heitmüller aber auch neben dem Platz immer ansprechbar und hilfsbereit. Bei den Lehrabenden für Schiedsrichter, die sechs- bis achtmal im Jahr stattfinden und bei der bis zu 100 Teilnehmer*innen dabei sind, bietet sie für Kollegen*innen eine Fahrgemeinschaft an.

Außerdem sammelte sie auch schon erste Erfahrungen als sogenannte Gespannführerin in der B-Juniorinnen-Niedersachenliga. Vor den Spielen holt sie dabei die Assistentinnen ab und fährt sie nach den Partien auch wieder nach Hause. "Ich wohne im Norden Niedersachsen und die Spiele, in denen ich als Gespannführerin eingesetzt werde, finden meistens im Süden unseres Bundeslandes statt", berichtet Sylvia Heitmüller. "Ich fühle mich geehrt, dass ich für diese Spiele eingesetzt werde. Allerdings ist das auch immer mit erheblichen Fahrten verbunden." Kosten und Mühen, die sie jedoch gerne auf sich nimmt.

Vorfreude auf Gala-Abend ist riesengroß

Die Vorfreude auf den Gala-Abend im DFB-Campus ist bei Sylvia Heitmüller riesengroß. "Ich bin schon jetzt total aufgeregt, fühle mich geehrt und nehme die Auszeichnung stellvertretend für viele andere Frauen an, die in diesem Bereich tätig sind", erklärt sie. "Ich möchte gerne auch ältere Frauen motivieren, die früher ebenfalls Fußball gespielt haben, den gleichen Weg als Hobby einzuschlagen. Ich kann das nur empfehlen, auch völlig unabhängig von möglichen Ehrungen oder Auszeichnungen."

Schon am frühen Freitagmorgen ging es mit dem ICE von Bremen nach Frankfurt. Vor der Gala werden sich alle ausgezeichneten Schiedsrichter*innen das Bundesligaspiel zwischen Eintracht Frankfurt und RB Leipzig im Stadion anschauen. Am Abend werden die 63 Landessieger*innen bei der Gala im DFB-Campus unter anderem den kompletten DFB-Schiedsrichter-Ausschuss treffen. Auch der 1. DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann, Lutz Michael Fröhlich als Vertreter der DFB Schiri GmbH und Daniel Wurl als Vertreter des Schiedsrichter-Sponsors Das Örtliche werden vor Ort sein.

Dazu haben sich einige Top-Schiedsrichter*innen aus der Bundesliga und der Google Pixel Frauen-Bundesliga zum Gala-Abend angekündigt und werden als besondere Geste der Anerkennung für das Engagement Sondertrikots mit allen Namen der Ehrengäste tragen. Am Sonntag endet das Rahmenprogramm dann mit einer Campus-Führung. Nicht nur für Sylvia Heitmüller wird es ein Wochenende sein, das sie noch lange in Erinnerung behalten wird.

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