Ex-Nationalspielerin Wiese: Comeback mit 50

"Der Verein imponiert mir"

Das die erste Saison gleich zu einer echtem Härtetest werden würde, war dem Aufsteiger aus der Division 2 klar. "Die sehr ländliche Struktur limitiert uns an Spielerinnen und Sponsoren", sagt Birgit Wiese: "Aber dieser Verein imponiert mir. Alle sind sehr engagiert und spielen ehrlichen, sehr mannschaftsdienlichen Fußball." Das passe auch zu Iza sehr gut. "Ich bin schon seit langem von diesem Verein begeistert. Dass die sich da so halten können, und dann noch ziemlich überlegen die Division 2 gewinnen konnten, ist einfach klasse. Genauso wie letzte Futsal-Saison. Da sind wir in Nordschweden bis auf den Bronzeplatz gekommen und hätten uns fast für das Finalturnier um die schwedische Meisterschaft qualifiziert", so Iza.

Training in Akullsjön ist zweimal pro Woche. Dazu gibt es einmal wöchentlich ein eher individuelles Lauftraining. Alle Spielerinnen des IFK kommen aus der Region. "Damit meine ich aus einem Umkreis von 60 Kilometern. Der Verein hat einen Kleinbus, mit denen die Spielerinnen an der Europastraße 4 entlang abgeholt werden. Wir mussten also Iza anfangs nur sechs Kilometer nach Djäkneboda bringen, wenn ich nicht selbst nach Akullsjön gefahren bin", sagt Birgit Wiese.

Mutter-Tochter-Gespann auf dem Platz höchst selten

Dass die Tochter in Akullsjön beginnen würde, lag wie sie oft an einem Zufall. "Als der damalige Trainer Eriksson eines Tages bei uns zu Besuch war, um seinen Sohn abzuholen, der in die gleiche Klasse wie mein Sohn Max geht, habe ich gefragt, ob Iza mal mittrainieren dürfe. Und er war natürlich nicht abgeneigt", sagt die Mutter. Denn Iza könne auf allen Positionen spielen.

Meist spielt Iza beim IFK im offensiven Mittelfeld. Ein Tor hat sie bereits gemacht. Beim Mutter-Tochter-Debüt war sie einzige Sturmspitze, wartete darauf, von ihrer Mutter mit Bällen gefüttert zu werden. Ein schwieriges Unterfangen. Nicht nur wegen des höchst seltenen Mutter-Tochter-Spiels, was es laut schwedischen Experten zuletzt in den 80er Jahren gegeben haben könnte. Der journalistische Nestor Thorsten Frennstedt erinnert sich an eine unterklassige Partie in Helsingborg, aber keine weitere danach. "So etwas kam selbst damals kaum vor, als der Frauenfußball noch nicht so entwickelt war wie heute", sagt der 70-Jährige.



Geplant war das nicht, aber jetzt ist es passiert: Birgit Wiese, Ex-Nationalspielerin mit fünf Länderspielen (1988 bis 1991), hat mit 50 Jahren ihr Comeback gefeiert. In Schweden, wohin sie 1994 wegen ihrer Liebe zu Husky-Hunden ausgewandert ist, um ihnen im Norden ein naturgetreues Dasein mit viel Schnee im Winter zu ermöglichen. Zuvor spielte die Defensiv-Allrounderin lange Jahre beim TSV Siegen, mit dem sie 1988 und 1989 den DFB-Pokal gewann und zweimal Deutscher Meister wurde (1991 und 1992).

Das Besondere an Wieses Comeback beim IFK Akullsjön: Mutter und Tochter waren erstmals gemeinsam in einer Mannschaft aktiv. Akullsjön spielte in Krokom bei Östersund, es ging um Punkte in der 1. Division Norrland, vergleichbar mit einer der deutschen Regionalligen als höchste Spielklasse unter der 1. Nationalliga (Damallsvenskan) und 2. Liga (Eliteligan). Weiter unten, in der 3. Division Jämtland, spielt Krokoms Reserve gemeinsam mit Fröso IF aus Östersund. Fröso war 1994 das erste schwedische Team, für das Wiese damals in der 2. Liga aktiv war, bevor sie zum Topteam Umea IK wechselte. "Ein Kreis schließt sich nicht. Aber manche Erinnerung von vor mittlerweile 22 Jahren kam an diesem speziellen Wochenende zurück", sagt Birgit Wiese: "Damals war schließlich alles sehr exotisch für mich."

"Geplant war das alles nicht"

Wie es zu dem unverhofften Comeback jetzt nach 14 Jahren beim IFK kam? Wiese ist dort Trainerin seit diesem Winter. Die Familie mit Lebensgefährte Jörgen, Sohn Max und Tochter Iza wohnt etwa 40 Kilometer nördlich von Umea in Ratan, einer Ortschaft direkt an der Ostsee mit knapp 70 Einwohnern. Die 16-jährige Iza, zuvor im Mädchenteam von Umea IFK, hätte dort im Frauenteam weiterspielen können. Der Ehrgeiz allerdings war größer als die Division 4. Und etwa 60 Kilometer von zu Hause entfernt gibt es mitten im Wald eine Ortschaft namens Akullsjön: 141 Einwohner am gleichnamigen See und ein Frauenteam in der Division 1.

Iza ist im letzten Herbst dorthin gewechselt, fachmännisch beäugt von ihrer Mutter. In der Futsal-Saison hatte sie schon beim Training mitgeholfen, um den damaligen Coach Johan Eriksson zu unterstützen, der letztlich beruflich im letzten November überlastet das Zepter vollends übergab. "Geplant war das alles nicht", sagt Birgit Wiese, plötzlich erstmals im Leben zur Cheftrainerin eines Fußballteams geworden.

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"Der Verein imponiert mir"

Das die erste Saison gleich zu einer echtem Härtetest werden würde, war dem Aufsteiger aus der Division 2 klar. "Die sehr ländliche Struktur limitiert uns an Spielerinnen und Sponsoren", sagt Birgit Wiese: "Aber dieser Verein imponiert mir. Alle sind sehr engagiert und spielen ehrlichen, sehr mannschaftsdienlichen Fußball." Das passe auch zu Iza sehr gut. "Ich bin schon seit langem von diesem Verein begeistert. Dass die sich da so halten können, und dann noch ziemlich überlegen die Division 2 gewinnen konnten, ist einfach klasse. Genauso wie letzte Futsal-Saison. Da sind wir in Nordschweden bis auf den Bronzeplatz gekommen und hätten uns fast für das Finalturnier um die schwedische Meisterschaft qualifiziert", so Iza.

Training in Akullsjön ist zweimal pro Woche. Dazu gibt es einmal wöchentlich ein eher individuelles Lauftraining. Alle Spielerinnen des IFK kommen aus der Region. "Damit meine ich aus einem Umkreis von 60 Kilometern. Der Verein hat einen Kleinbus, mit denen die Spielerinnen an der Europastraße 4 entlang abgeholt werden. Wir mussten also Iza anfangs nur sechs Kilometer nach Djäkneboda bringen, wenn ich nicht selbst nach Akullsjön gefahren bin", sagt Birgit Wiese.

Mutter-Tochter-Gespann auf dem Platz höchst selten

Dass die Tochter in Akullsjön beginnen würde, lag wie sie oft an einem Zufall. "Als der damalige Trainer Eriksson eines Tages bei uns zu Besuch war, um seinen Sohn abzuholen, der in die gleiche Klasse wie mein Sohn Max geht, habe ich gefragt, ob Iza mal mittrainieren dürfe. Und er war natürlich nicht abgeneigt", sagt die Mutter. Denn Iza könne auf allen Positionen spielen.

Meist spielt Iza beim IFK im offensiven Mittelfeld. Ein Tor hat sie bereits gemacht. Beim Mutter-Tochter-Debüt war sie einzige Sturmspitze, wartete darauf, von ihrer Mutter mit Bällen gefüttert zu werden. Ein schwieriges Unterfangen. Nicht nur wegen des höchst seltenen Mutter-Tochter-Spiels, was es laut schwedischen Experten zuletzt in den 80er Jahren gegeben haben könnte. Der journalistische Nestor Thorsten Frennstedt erinnert sich an eine unterklassige Partie in Helsingborg, aber keine weitere danach. "So etwas kam selbst damals kaum vor, als der Frauenfußball noch nicht so entwickelt war wie heute", sagt der 70-Jährige.

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"Ein wirklich ganz besonderes Match"

Zurück zum IFK. "Wir waren krankheits- und verletzungsbedingt stark geschwächt, mit mir nur noch zehn Frauen, wollten aber auch in Unterzahl trotzdem antreten", erklärt Birgit Wiese: "Mein höchstes Ziel war, einfach nur die 90 Minuten durchzuhalten. Leider haben wir das Kellerderby mit 0:4 verloren und sind weiter unterm Strich."

Das Spiel schmerzt die Trainerin - mental und körperlich. "Ich war total kaputt, habe ja auch nur zweimal vorher trainiert. Es war schon ein komisches Gefühl, gemeinsam mit der eigenen Tochter in einem Punktspiel zu kämpfen. Etwas ganz besonderes eben", meint Birgit Wiese. "Auf Iza bin ich besonders stolz. Als ich gefoult wurde und es keinen Freistoß gab, hat Iza die Schiedsrichtern lautstark zur Rede gestellt und sich für mich eingesetzt wie eine Löwin", beschreibt sie die Familienbande auf dem Spielfeld. Iza bestätigt: "Es war wirklich ein ganz besonderes Match, mit meiner Mutter gemeinsam auf dem Feld. Ich muss sagen: Mama hat das ziemlich gut gemacht."

"Wir lassen uns nicht unterkriegen"

Die meisten Heimspiele trägt der IFK auf dem Kunstrasen in Robertsfors aus. Bestbesuch in dieser Saison dort waren 147 Fans. Das sind sechs mehr als Akullsjön an Einwohnern hat. Ab Mitte Juni wird auf dem heimischen Dorfplatz auf Naturrasen gespielt. Dann soll die Hallgardan-Arena zu einer echten Frauenfußball-Hölle werden. "Wenn wir spielen ist das ein riesiges Volksfest, bei dem alle da sind aus der ganzen Umgebung", wissen die Wieses.

Solche Unterstützung braucht das Team auch dringend. Denn nach zehn Hinrundenspielen liegt der IFK auf dem vorletzten Rang. "Uns war klar, das das eine ganz ganz schwere Saison wird. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen. Ich bin stolz auf die gute Moral und den großen Ehrgeiz in meiner Mannschaft", sagt Birgit Wiese: "Es heißt für uns jetzt einfach Fighten bis zum Umfallen. Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt."

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